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Musikvideo-Kolumne: The King of Cons

Musikvideos zeigen Geschichten – und diese zu erzählen ist unser Ziel. Wir haben die Videos Münchner Bands stummgeschaltet und festgehalten, was die Film-Clips beschreiben. Diese Woche: Jaded von The King of Cons.

Zwei weiße Männer gucken lethargisch in das Licht einer Taschenlampe. Da fragt man sich, ob das nicht blendet und ob sie überhaupt noch etwas sehen. Das Video hat Elemente aus Horrorfilmen wie Blair Witch und Slender Man, in denen nur das Licht der Taschenlampe leuchtet. Eiskalte, leblose Blicke treffen einen, begleitet von einem ständig flimmernden Bildschirm. Und im Hintergrund taucht beständig ein Kreuz auf. Bei so vielen Elementen des Horrors stellen sich zunächst alle Haare am Körper auf – die schnell wieder absinken, weil letztlich einfach nicht so viel passiert.

Zunächst aber ein paar Eindrücke von dem, was passiert. Es flackert plötzlich ein Licht auf.  Jemand läuft mit der Taschenlampe hektisch durch die Dunkelheit des Waldes. Bis er auf zwei junge Männer mit durchbohrendem Blick antrifft. Die jungen Männer sind wahrhaftig „jaded“, also abgestumpft, wie sie im Schatten des großen Kreuzes stehen. Sie verziehen mit ihren Händen ihr Gesicht, einer Maske aus Scream nachahmend. Im nächsten Moment sind sie in einem dunklen Raum und machen Musik, die Taschenlampe als treue Begleiterin und Stimmungsmacherin. Wenn diese zwei jungen Männer auf ihre Instrumente hauen und ihnen das Mikrofon an den Lippen hängt, sehen sie aus wie von Dämonen besessen. Ihre Haare im Gesicht, ihre Mienen in Ekstase. Sie befinden sich in einer Parallelwelt des Untergrunds, keine Silberstreifen am Horizont, nur das Licht der Taschenlampe.

Von Francesca Rieker