Die Rapper der Zimmer-Rhymer-Fraktion (Foto:Privat) wollen sich einfach nicht genau festlegen – zwischen englischen und deutschen Texten, klassischer Gangster Attitüde oder Comedy-Rap bedienen sie sich nahezu überall. “Es gibt im Hip-Hop kein Genre” lautet ihre Devise.
Die Revoluzzer-Romantik der 68er scheint lange passé zu sein. Doch schon mit ihrem Namen verweisen die Rapper Zimmer-Rhymer-Fraktion provokant auf deren extremste Ausläufer. Das Logo mit rotem Stern und der Titel ihres ersten Albums „Harter-Rhymstoff-Komplex“ besorgen den Rest. Doch die Musiker scheinen sich dabei einem ähnlichen Prinzip zu bedienen wie die slowenische Band Laibach: Sie nutzen Symbole und Verweise unkommentiert – und stellen dadurch festgefahrene Systeme in Frage. Über Subversion durch Hyper-Symbolisierung gibt es heute Doktorarbeiten, bei den Hip-Hop-Jungs aus Landshut und München geschieht das ganz unangestrengt, sie überzeugen durch intelligente Texte, gut produzierte Beats und die Freiheit, sich nicht in eine Richtung pressen zu lassen.
Für die Produktion arbeiten sie mit Achim Schneemann zusammen – besser bekannt unter seinem Pseudonym „Maniac“ bei den Demograffics. Herauskommt dabei ein Potpourri aus verschiedenen Stilen und Sounds: Da folgt ein Track, der nach US-amerikanischem Old-School-Rap klingt, auf ein Stück, in dem auf einen einfachen melodischen Beat verdreht-albern der gegenwärtige Marken-Fetischismus besungen wird. Zwischen Englisch und Deutsch wird ebenso gewechselt wie zwischen kritischem Comedy-Hip-Hop im Sinne der Orsons und Beats und Texten mit Gangster-Attitüde. „Es gibt im Hip-Hop kein Genre“, erklärt Rapper David Dörre.
Derzeit arbeiten sie an einem neuen Album – doch hier steht nicht die schnelle Veröffentlichung im Vordergrund. Perfektionistisch seien sie, sagt David, aber auch inkonsequent. Doch trotz all der Ironie und dem Spiel mit den Stilen schimmert da ein reizvolles Mitteilungsbedürfnis durch: „Jeder Rapper möchte im Grunde nur seine Gedanken und Wünsche äußern. Die Ausdrucksweise ändert sich von Mensch zu Mensch, so wie es im echten Leben nun mal ist.“ Und damit heben sie sich ganz natürlich von der oft so überinszenierten Musikwelt ab.
Stil: Hip-Hop
Besetzung: Fanatic: Rapper; F.O.G.: Rapper, Liedermacher; Stoffl MC: Rapper, Liedermacher; Phatlip: Rapper, Sänger, Beatbauer, Tontechnik; Styler Dyrtn: Rapper, Liedermacher; DJ Direct: DJ Scratches
Aus: München / Landshut
Seit: 2005
Internet: http://www.zimmerrhymer.de/,www.facebook.com/pages/Zimmer-Rhymer-Fraktion/111181975646295
Von Rita Argauer