Im Auslandssemester sollte man in erster Linie die Fremdsprachenkenntnisse verbessern. Doch manchmal ist das gar nicht so leicht – manchmal verbessert man sich auch nur in seiner Muttersprache.
Wenn man irgendwo schwedisch spricht – dann in Schweden. Das klingt erst mal logisch. Auch für Max, der schon in München Kurse an der Uni besucht, aber na ja: So ein Haufen deutscher Studenten hat dann doch bessere Mittel, sich zu verständigen, als in skandinavischem Gestammel. Jetzt aber ist Max für ein Auslandsjahr nach Stockholm gegangen. Dort ist Schwedisch mehr als ein blau-gelber Farbtupfer im Stundenplan, dort spricht man das. Deswegen wird er, bevor der Unialltag losgeht, hier noch einmal in einen Sprachkurs geschickt.
Nach einem ganzen Jahr im Ausland spricht man die Landessprache. Klingt auch erst mal logisch. Ist aber oft nicht so: In vielen Fällen sprechen Erasmus-Rückkehrer aber vor allem besser Englisch, so etwa Sarah nach ihrem Jahr in Istanbul. Dabei hat Sarah sich sogar bemüht. Aber ihre neuen Freunde unterbinden sehr bald ihre ersten Türkisch-Versuche – sie klinge ja wie eine Deutschtürkin! Gespräche in der Landessprache führt Sarah fast ausschließlich mit dem älteren Herrn in dem kleinen Eckladen, der ihr den georgischen Wodka von unter der Ladentheke verkauft. Entsprechend ausgewählt ist Sarahs Vokabular.
Die Verkäuferin in Max’ Eckladen spricht leider Englisch. Nicht mal dann, wenn er ihr konsequent in skandinavischem Gestammel antwortet. Seitdem ist Max beleidigt und kauft in dem deutschen Discount-Supermarkt ein paar Straßen weiter ein. Dass Schweden perfekt englisch sprechen, macht es nur noch schwerer, ihre Sprache zu lernen. Aber Max hat ja noch seinen Kurs. Am ersten Tag beginnt die Lehrerin noch damit, jeden einzeln nach seinem Herkunftsland zu fragen. Nach dem Fünften wirft sie die generelle Frage in den Raum, wer denn nicht aus Deutschland komme. Ein junger Mann meldet sich. Er ist Österreicher.
Ich prophezeie Max, dass er nach seinem Jahr in Stockholm hauptsächlich besser deutsch sprechen wird.
Von Susanne Krause