Alles neu macht der Mai. Zumindest unser Autor Max nutzt den Monatsanfang, um München für sich zu entdecken. Es ist nicht zu kalt, nicht zu warm. Perfekt also, um den Tag zum Beispiel auf der Alten Utting zu verbringen und sich in der Nacht Geschichten hinzugeben. Erzählt, gespielt oder als Film im Kinosaal der HFF.
Von Max Fluder
Ein Blick aus dem Fenster: Es regnet. Aber während ich diese Kolumne schreibe, ist es ja auch noch April und der hat bekanntlich seinen eigenen Willen. Im Mai wird es besser. Das hoffe ich nicht nur; da bin ich mir sicher. Also: Freitag scheint die Sonne und ich kann meinen ersten Drink draußen genießen. Denn die Bar of Bel Air ist zwar schön für sich selbst, schöner aber ist es, draußen im Werksviertel zu starten. Bei wolkenlosem Himmel und dem Sonnenuntergang entgegenfiebernd. Wenn die Sonne erstmal weg ist, weiß ich, dass es Zeit zu gehen ist. Denn um 20:30 startet im Cord Club eine Open Stage, die ich nicht verpassen möchte. Wer auftritt, ist noch nicht bekannt. Überraschungen – erst recht musikalische – lehne ich nicht ab.
Auf diesen Samstag haben wir lange hingearbeitet. Die Ausstellung „10 im Quadrat“ von der Junge Leute-Seite geht in die dritte Runde. Im Farbenladen porträtieren zehn Fotografen elf Künstler aus München. Warum elf und nicht 10? Die Antwort: Die Zwillinge Maria und Klara Wördemann sind zu sehen, meistens zusammen auf einem Bild. Mehr Informationen zur Ausstellung findet ihr in diesem Text vom vergangenen Montag. Um 19 Uhr beginnt die Vernissage. Für Musik ist gesorgt; Packed Rich wird uns mit seinen Beats beglücken.
Sonntag geht die Ausstellung selbstverständlich weiter. Um 18 Uhr wird es einen Umwelt-Talk geben, davor Comedy, danach Musik. Volles Programm, aber besser als ein Nachmittag, der nur so vor sich hin kriecht. Damit ich aber nicht hungrig zur Ausstellung muss, werde ich bestimmt vorher noch bei der Alten Utting vorbeischauen. Dort veranstaltet der Pop-Up-Eisladen Coccobello einen Open Air-Vormittag. Vier DJs treten auf. Ab 11 Uhr morgens soll es Meer, Eis und Amore geben. Liebe geht anscheinend doch durch den Magen.
Das Wochenende ist schnell vorbei, zu schnell. Aber das heißt nicht, dass ich den Montag nur mit Gedanken an die Vergangenheit verschwende. Ist der erste Arbeitstag der Woche geschafft, werde ich in die nächstbeste S-Bahn Richtung Innenstadt nehmen und in der Glockenbachwerkstatt verschwinden, ein Bier im Hinterhof-Biergarten genießen und danach beim Bless the Mic zuhören. Rap und Poetry Slam in einem. Das Publikum entscheidet am Ende, wer bester Literat und wer bester Musiker ist.
Literarisch geht es dann auch am nächsten Tag weiter. Am ersten Dienstag im Monat wird im Bahnwärter Thiel immer die Unendliche Geschichte fortgeschrieben. Jetzt schon zum vierten Mal. Mit Michael Ende hat das Ganze allerdings nichts zu tun. Höchstens das Konzept dürften sich die Veranstalter abgeschaut haben, denn auch hier wird die Geschichte immer weitergeschrieben. Allerdings hält anstatt eines mystischen Greises jetzt das Publikum die Feder in der Hand.
Schreiben und Schreiben lassen. Nachdem ich gestern mitbestimmt habe, wie es weitergehen soll, heißt es heute wieder passiv zuschauen. Zumindest erwarte ich am Mittwoch nicht, dass ich auf das Theaterstück Hotel Calypso in der Theaterakademie August Everding Einfluss nehmen kann. Am Donnerstag bin ich wieder in einem Theater. Auf der Bühne stehen dieses Mal aber keine Schauspieler sondern zwei Generationen an Musikern. Wally und Ami Warning, Vater und Tochter, geben ein Konzert im Volkstheater. Erinnerungen werden wach: Ami war die erste Musikerin, der ich in München live zugehört habe.
Wochenende. Freitag. Alles erledigt – hoffentlich. Und selbst wenn nicht, werde ich auf dem ersten Tag der Super Books im Haus der Kunst sorgenfrei rumschauen können. Beim Angebot an alternativen Verlagen werde ich sicher fündig und das ein oder andere Fanzine mir ins Auge springen. In der Nacht wird das Auge weiter strapaziert. Denn – bis hierhin gänzlich unerwähnt – es ist wieder DOK.fest und damit Zeit fürs Kino. Um 22 Uhr kann man an der HFF noch „LET THE BELL RING“ anschauen, einen Film über einen Nachwuchsboxer in den USA. Der junge Mann hat große Vorbilder, aber man muss auch träumen dürfen. Vom Sieg im Boxkampf zum Beispiel, oder vom Glück im Leben.
Foto: Murilo Macena