Spontan feiern gehen oder sich treffen kann toll sein, denn das bedeutet viel Freizeit. Schwierig als Student. Vor allem in der schier endlosen Prüfungsphase. Unser Autor Linus hofft trotzdem auf eine spontane Woche – ein paar Termine hat er aber schon
Mit der Spontanität ist das so eine Sache. Einerseits hätte man sie gerne, andererseits verheißen spontane Pläne meiner Freunde meist nichts Gutes. Aber hey, das Leben ist sowieso nicht planbar, immer kommen einem irgendwelche Eventualitäten und – vor allem – andere Menschen dazwischen. Ich wäre gerne etwas spontaner – aber ein paar feste Termine für die kommende Woche habe ich trotzdem schon mal in meinen Kalender eingetragen.
Den Samstag zum Beispiel: Unser SZ-Junge-Leute-Team veranstaltet das Band-des-Jahres-Konzert im Bahnwärter Thiel. Aber gut, da fällt mir auch wirklich nichts ein, was noch besser wäre. Also kommt alle! Spontanität hin oder her – Dieser Termin stand bei mir schon fest, als die vier Finalisten-Bands bekannt gegeben wurden.
Aber trotzdem: Ein bisschen mehr Spontanität würde meinem Leben nicht schaden. Und weil es Menschen gibt, die behaupten, dass man das lernen kann, zieht es mich am Freitag und am Sonntag auf das „Sparc-Festival“ der spontanen Künste: einmal zur Impro-Theatervorstellung von „Impro Goes Loose“, einmal zur Show von „Bühnenpolka“: die Gruppe präsentiert einen improvisierten Mix aus Beatbox und Piano – klingt so, als sollte man die selbst verordnete Spontanität gleich mal über den Haufen werfen.
Montagabend – Millaabend. Dass Spontanität schön sein kann, habe ich am Wochenende gelernt. Dass Routinen Sicherheit geben, weiß ich seit meiner Kindheit. Also lasse ich eine alte Gewohnheit von früher wieder aufleben: jeden Montag in die Milla, egal, wer oder was dort ist. Heute tritt der amerikanische Singer-Songwriter Mikal Cronin auf. Ich kenne ihn nicht – aber wird bestimmt gut.
Beim Sparc-Festival am Sonntag habe ich festgestellt, dass zu spontanen Künsten nicht nur Musik und Theater, sondern auch Gestaltung und Malerei zählen. Warum nicht einfach mal ausprobieren? Auch wenn meine letzten Malversuche in der Grundschule stattgefunden haben und damit endeten, dass meine Mutter zum Gespräch einbestellt wurde, weil ich einen Menschen mit drei Füßen gemalt habe. Meine Lehrerin hat wohl noch nie was von künstlerischer Freiheit gehört. Am Dienstag kann ich ihr zeigen, dass ihre Sorge unbegründet war: Auf der „Paint Party“ im Park-Cafe lasse ich mir spontan ein Motiv einfallen – und male ihm so viele Füße, wie ich will.
Am Mittwoch zieht es mich ins Feierwerk: die Country-Sängerin Laura Oakes aus Liverpool tritt im Orangehouse auf. Ich kenne sie, weil ich während eines Englandaufenthalts mal zufällig in einen Pub gestolpert bin und sie dort aufgetreten ist. Eigentlich wollte ich an dem Abend zuhause bleiben – was Spontanität so alles bewirken kann!
Donnerstags steht bei mir normalerweise Party an, aber weil ich in dieser Woche zumindest ein bisschen aus meinen Routinen ausbrechen will, streiche ich den Club zugunsten des Vereinsheims aus dem Terminkalender. Dort findet die Cartoon-Lesung von Katharina Greve und Miriam Wurster statt. Habe ich noch nie gemacht, wird aber gut. Ganz bestimmt.
Freitagabend – und vor lauter Aus-Routinen-Ausbrechen habe ich glatt vergessen, wenigstens einmal in dieser Woche feiern zu gehen. Das hole ich heute nach und gehe zu „Electronic Monster“ ins Harry Klein. Denn Spontanität hin oder her – einmal die Woche feiern muss schon sein.
Linus Freymark