Ausstellung im Farbenladen – München eine Sehnsucht

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Das vorletzte Wochenende unserer Ausstellung im Farbenladen mit dem Motto “München-eine Sehnsucht” bricht an. Auch diesen Samstag und Sonntag ist wieder einiges geboten.

Unter dem Motto “München-eine Sehnsucht” stellen 15 junge Künstler im Farbenladen ihre Arbeiten aus. In diesem Jahr präsentieren ihre Werke:Fedralita, Lion Fleischmann, Maximilian Gutmair, Lila Hartig,Jakob Hauser, Lorraine Hellwig, Rita Kocherscheidt, Simon Lohmeyer, Paulina Nolte, Anne Puhlmann, Felix Rodewaldt, Kerstins Kopf, Catalina Jara Schenk, Georg-Christoph Maria Stadler und Florian Tenk.

An jedem Wochenende gibt es zusätzliche Veranstaltungen, wie Lesungen oder Konzerte junger Münchner Autoren und Bands.

Dieses Wochenende steht auf dem Programm:

Samstag, 23. Mai: : So ein Theater – IronPaper: der türkisch bayrische Improclash

Yusuf Demirkol (Impro ala turka) und Tobias Zettelmeier (Bühnenpolka) zeigen zum ersten Mal ihr gemeinsames Programm.

Dazu gibt es Musik von Katrin Sofie F. und der Däne.
Im Kunstgespräch sind an diesem Tag: Lorraine Hellwig und Felix Rodewaldt.  

Sonntag, 24. Mai: : Je suis Dichter
Heute dreht sich alles um Lyrik: 

Das Autorenkollektiv July in der Stadt präsentiert seine Gedichte. Für Musik sorgt Das Ding ausm Sumpf.
Im Kunstgespräch ist an diesem Tag: 51st State – Lila Hartig und Florian Tenk.


Weitere Infos zum Programm:
http://jungeleute.sueddeutsche.de/post/117594138596/gelesen-und-gesungen-das-programm-im-farbenladen

Farbenladen
Feierwerk, Hansastr. 31
Geöffnet an allen Wochenenden im Mai
samstags: 16 bis 22 Uhr
sonntags: 16-20 Uhr
Das Programm beginnt jeweils um 18 Uhr.

Eintritt frei

Stephanie Albinger

Foto: Lukas Barth

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Mina

Schlaue Brille aufsetzen und los geht’s: Mina hat diese Woche viel vor. Sie geht zur Lesung “Marry liest”, wird auf dem Riesenflohmarkt an der Theresienwiese ihr altes Zeug los, hört den Slammern des Freisinger Poetry-Slams zu und besucht etliche Konzerte.

Endlich Freitag!
Endlich Zeit, sich an die Isar zu setzen und zu grillen. Endlich die Sonne
genießen, die sich die letzten Tage so brav gegen die fiesen Aprilwolken
durchgesetzt hat. Schade nur, dass es heute wieder regnet. Aber für mich ist das natürlich kein Grund, sich den Start ins
Wochenende verderben zu lassen. Es gibt nämlich Alternativen.

Soll ich nach Freising fahren, um beim
Improtheater der Bühnenpolka zuzuschauen? Unter dem Titel “Die Auktionsschau” kann man da nämlich seinen alten Plunder versteigern. Vielleicht werde ich dabei endlich die von meiner Tante
selbst getöpferte und ungemein hässliche Elefantenstatue los? Oder  doch lieber in der Glockenbachwerkstatt zu Punkmusik von Blest
Mess, Ghost on Tape und The Crowds den Winterspeck wegtanzen? Danach ziehe
ich auf jeden Fall noch weiter ins Orangehouse zum Freaky Fuckin Friday mit
Special Guest DJ Fastlap. Fast genauso schön wie Grillen an der Isar.

Samstag.
7 Uhr. Mein Handy klingelt und ich werde von meiner Freundin darüber
informiert, dass ich jetzt sofort zum Roten Kreuz Flohmarkt auf die
Theresienwiese kommen soll. Sonst sind die besten Sachen doch gleich weg!  Ich schäle
mich aus dem Bett und nehme im Rausgehen noch die hässliche Elefantenstatue
meiner Tante mit. Vielleicht kann ich sie ja irgendeinem Verkäufer
unterschmuggeln.

Am Abend habe ich wieder die Qual der
Wahl. The King of Cons bei ihrer EP-Release-Show im Cord Club oder Cosby bei
der Eröffnungsparty des Radikal jung-Festivals im Volkstheater? Die Hochzeitskapelle im
Rationaltheater anhören oder doch lieber das Benefizkonzert für das neue Stadtmagazin „München ist
Dreck“
im Import Export besuchen? Ich gehe letztlich ins Harry Klein: Dort treten den
ganzen April über nur weibliche Künstler unter dem Motto „Marry Klein“ auf. Ich
setze meine intelligente Brille mit Fensterglas auf, die ich heute Morgen auf
dem Flohmarkt gekauft habe, und lausche fünf jungen Schriftstellerinnen bei der Lesung “MARRY
liest”

Der Sonntag
fängt gut an. Ich fahre zu den Telekomtürmen und will das Sonntagsgefühl mit
Essen, Musik und einer Doodle-Session genießen. Danach wird weiter geschlemmt auf dem “Circus of Food”, einem Food-Truck-Festival, wo ich alles einmal probieren will.

Montag.
Ziel erreicht. Ich bleibe im Bett und versuche, nie wieder an Essen zu denken.

Am Dienstag
habe ich mich soweit vom Fresskoma erholt, dass ich mich wieder vor die Türe traue.
Vorsichtig setze ich den Fuß in den Schwarzen Hahn, wo heute die französische
Band The Madcaps spielt. Die Schale mit den Erdnüssen schiebe ich dabei besser
ganz weit von mir weg.

Am Mittwoch
setze ich mich in den Zug nach Freising und das lohnt sich sogar: Der
Freisinger Poetry Slam findet das letzte Mal vor der Sommerpause statt. Und
Thomas Spitzer ist mit dabei! Das reicht für mich als Anlass, meine
intelligente Brille wieder auszupacken.

Der Donnerstag
ist für mich schon lange im Kalender angestrichen: Ohrring-Release-Party im
Sprout Store
. Ganz genau, eine Release-Party für ein Schmuckstück – entworfen von den Bloggern von Amazed. Das kann ich
mir nicht entgehen lassen. Danach gibt’s das Kontrastprogramm bei der
monatlichen Jamsession im Maxés in der Landsbergerstraße.

Freitag,
was für eine Woche! Aber ich mache nicht schlapp. Heute spielen Candelilla in der Milla. Ob sie dort wohl nur
spielen, weil sich das so schön reimt? Ich werde mal investigieren… natürlich wieder mit meiner Brille auf der Nase.

Mina Mittertrainer

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Carolina

Vor Ostern hält es Carolina ganz wie Oliver Kahn: “Eier! Wir brauchen Eier” – neben dem Eierfärben geht es diese Woche auf viele Konzerte, ins Theater und sogar zur Eröffnung einer Toilette.

„Eier! Wir brauchen Eier“, hat Oliver Kahn mal gesagt. Da war Kahn noch Torwart beim FC Bayern und ich ungefähr zehn Jahre alt.  Als 10-Jährige braucht man tatsächlich noch Eier. Die sind dann aber bunt und im besten Fall aus Schokolade. Ostern ohne Eier? Läuft bei Kindern nicht. Das ist lange her, doch Eier suchen wir noch immer. Die Osterhasen, das sind unsere mittlerweile ergrauten Eltern. Und dann ziehen wir los: Erwachsene Menschen zwischen 20 und 30 suchen im Garten nach Eiern. Doch bevor es so weit ist, müssen wir die Teile alle selbst anmalen, denn so weit geht die elterliche Liebe dann doch nicht – ich habe die Woche also viel vor.

Freitag geht es los: Farbe kaufen. Oh je, gibt es da viel Auswahl. Einfach nur Grün einfärben? Oder dann doch mit Glitzerstiften anmalen? Schwierige Entscheidung. Nach einer Stunde Überlegen kaufe ich einfach mal alles, was man irgendwie auf so ein Ei draufmachen kann. Abends geht es dann zum Gleis 1 in Unterschleißheim: Dort spielt die freie Theatergruppe „Dramatische Gestalten“ ein Stück mit dem Titel „Leichenfund und Geistesschwund“. Ein Mix aus Dürrenmatts „Die Physiker“ und Urs Widmers „Top Dogs“ soll es sein. Ich bin gespannt.

Samstags widme ich den Vormittag zunächst wieder den Eiern: Neben dem Huhn soll dieses Jahr auch die Wachtel etwas in unser Osternest legen. Jetzt ist so ein Wachtelei natürlich das Erste, was jeder Supermarkt führt. Die Suche zieht sich. Nach langwieriger Eiertour geht es abends dann auf ein Konzert: Julian Heidenreich spielt im Rahmen der EARTH TOUR auf dem Marienplatz – dabei wird auf dem Platz eine Stunde das Licht ausgeschaltet, um „auf unsere fragile Umwelt aufmerksam zu machen“. Also Feuerzeug mitnehmen.

Ein bisschen gefroren habe ich schon, kein Wunder bei einem Outdoor-Konzert Ende März.  Sonntag gibt es daher erst mal viel Tee und viel Suppe. Nachmittags wird es dann stilvoll. Das Münchner Modelabel „mable“ lädt zur Try Out Party. Es wird die neue Frühjahr/Sommer-Kollektion mit dem Namen „FUSION“ vorgestellt, die die Gäste auch  anprobieren können. Abends bemale ich dann tatsächlich das erste Ei. Inspiriert von den Kreationen der mable-Designerin Katja Heidrich habe ich mir vorgenommen, aus meinen Ostereiern große Kunst zu machen. Klappt nicht. Sieht eher aus als hätte ein Grundschüler die Schale beschmiert. Enttäuscht gebe ich auf.

Montag versuche ich die Schmach meines künstlerischen Versagens zu vergessen. Was da hilft? Ganz klar: Brettspiele, die können mich stundenlang beschäftigen. Ich bin nämlich ein gefürchteter Brettspiel-Fan. Einer dieser Menschen, der fünf unmotivierte Freunde zu einem Spieleabend zwingt und dann ganz enttäuscht ist, wenn die in ihrer Unlust auch noch gewinnen bei Monopoly. Doch am Goetheinstitut steht an diesem Tag alles im Zeichen des Spiels: Unter dem Titel „Faites vos jeux“ wird ein Spiel vorgestellt, das junge Deutsche und Portugiesen bei einer Projektwoche in München zusammen entwickelt haben. Mal sehen, wie sich das spielen lässt. Abends zieht es mich ins Heppel & Ettlich. Dort spielt von 19 Uhr an Musikerin Lucy Mackert. Die kommt mit Gitarre, Cajon und Steppschuh und singt freche Texte auf Deutsch.

Am Dienstag geht es dann zu einer Ausstellung ins Provisorium: Ab 19 Uhr zeigen Künstler unter dem Titel „Laborative – Wohnraum München“ ihren Blick auf die Wohnsituation dieser Stadt. Bei den horrenden Preisen für Studentenbuden fühle ich mich sofort angesprochen. Wenn ich noch Lust habe, besuche ich danach eine Show der Improgruppe „Bühnenpolka“, die an diesem Tag im Heppel & Ettlich auftritt.

Mittwoch wage ich mich dann doch noch mal an die Eier – immerhin ist in fünf Tagen Ostern und nur ein buntes Ei ist doch ein bisschen wenig. Dieses Mal keine Experimente: Die Eier werden ganz klassisch mit Essig und Farbtabletten eingefärbt. Rot, Gelb, Blau, Grün. Sieht langweilig aus, aber immerhin nicht so stümperhaft wie mein erster Versuch. Gegen Abend gehe ich mal wieder auf ein Konzert: Beim Sprungbrett-Wettbewerb des Feierwerks spielen Bands wie Red Blood Cells oder Zoo Escape. Die kenne ich alle noch nicht und hoffe, an diesem Abend das ein oder andere musikalische Osterei für mich zu entdecken.

Donnerstag – Schokoladentag. In einem Fressflash bin ich heimlich über die Schokoeier hergefallen, die es ebenfalls am Sonntag beim Suchen geben soll. Merkt aber keiner. Die Wachteleier, die ich gefärbt habe, sind nämlich so klein, dass man die wunderbar in das leere Papier der Schokoeier wickeln kann. Nachdem ich meine Tat vertuscht habe, verbringe ich den Rest des Tages mal lieber außer Haus, damit auch ja kein Verdacht auf mich fällt. Ich gehe auf eine Eröffnung. Eine Toiletteneröffnung. Klingt komisch. Gibt es aber wirklich: Die Münchner Künstlerin Anna McCarthy hat das Klo im Karl-Valentin-Museum neu gestaltet. Abends zieht es mich dann auf die Album-Release-Party der Münchner Band „The Whiskey Foundation“ in die Muffathalle. Seit der Veröffentlichung ihres letzten Albums ist schon wieder einige Zeit vergangen, man darf also gespannt sein.

Karfreitag wird es ruhiger. Morgens schlafe ich lang, dann geht es ein letztes Mal ums Ei. Ein bisschen fad sehen sie ja schon aus, finde ich. Und male doch noch lustige Sachen drauf. Wer als Erwachsener noch Eier sucht wie mit zehn, dessen Eier müssen auch noch aussehen wie die einer 10-Jährigen! Nachmittags gucke ich auf YouTube dann alte Videos vom Titan Kahn. Was hat der damals nur für lustige Sachen gesagt. Der brauchte übrigens keine Eier – sondern Bananen. Schade, denn deren Schale ist ja schon bunt.

Carolina Heberling

Neuland

Sie haben beide rote Haare und sind musikalisch. Pianist Lukas Maier und Christine Sittenauer von der Bühnenpolka bringen am 6. November ein eigenes musikalisches Kabarettprogramm auf die Bühne.

Zwei Mitglieder der Impro-Theatergruppe „Bühnenpolka“ gehen von sofort an einen eigenen Weg: Christine Sittenauer, eines der bekanntesten Gesichter der Münchner Impro-Szene, und der Pianist Lukas Maier bringen unter dem Namen „Christl & Luk“ das Programm „Gefärbt & Vererbt“ auf die Bühne. Grund ist, „dass die anderen weder Ahnung von Musik noch rote Haare haben“, scherzt Lukas Maier. „Nein, wir hatten beide schon länger die Idee, uns an einem musikalischen Kabarettprogramm zu versuchen.“ Neben ihrer Haarfarbe verbindet „Christl & Luk“ auch ihre Herkunft nördlich von München – nicht umsonst ist das Motto ihres ersten Kabarett-Programms „In der Stadt zu Hause, vom Land dahoam“. Premiere ist am Donnerstag, 6. November, im Heppel & Ettlich. Der „Bühnenpolka“ bleiben „Christl & Luk“ übrigens trotzdem weiterhin treu. Elisabeth Kagermeier

Superheld zum Selbermachen

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Die Improvisationstheatergruppe “Bühnenpolka” (Foto: Tom Amon) verlost regelmäßig unter dem Titel “Heimspiel” Auftritte in Wohngemeinschaften. Zu der Show gehört auch der bayerische Superheld Captain Bavaria, mit dem sie die „die Bajuwarisierung der ganzen Welt“ erreichen wollen.

Nur mal kurz die Welt retten? Für Captain Bavaria ist das kein Problem. Er, der bayerische Superheld, hat eine Mission: die Menschheit unterhalten. Hierzu zieht er im hautengen blauen Kostüm los. Darüber trägt er eine Lederhose, an seinen Schultern flattert ein Superhero-Cape mit bayerischem Rautenmuster. Hinter dieser Kunstfigur verbirgt sich Theaterwissenschaftsstudent Tobias Zettelmeier. Als sein Alter Ego Captain Bavaria steht der Student regelmäßig auf den Bühnen dieser Stadt. Doch damit ist er nicht allein: Captain Bavaria ist Teil einer ganzen Show um den bayerischen Superhelden, die Tobias mit seinem Schauspielensemble „Bühnenpolka“ entwickelt hat.

Bühnenpolka, das sind neben Tobias: die drei Schauspieler Christine Sittenauer, Sophie Meinecke und Dave Wilcox, die beiden Musiker Lukas Maier und Matthias Pittrich, sowie Sherin Kharabish, die für das Organisatorische zuständig ist. Die Gruppe ist vor allem bekannt für ihre Improvisationstheaterabende – das heißt: rauf auf die Bühne und losgespielt, was das Publikum spontan vorgibt. „Man braucht kein Bühnenbild, man braucht keinen Text, man kann einfach 100 Prozent das wiedergeben, was man vom Publikum an Wünschen bekommt. Das ist so aufregend, weil man nie weiß, was gleich auf der Bühne passieren wird“, schwärmt Tobias von dieser Art des Stegreifspiels.

Doch anders als man vermuten würde, steckt auch hinter so einem Impro-Abend jede Menge Inszenierung. Dafür sind die Mitglieder der Bühnenpolka bekannt: Im Gegensatz zu vielen anderen Münchner Gruppen entwickeln sie gemeinsam Showkonzepte mit fester Dramaturgie und vorher ausgearbeiteten Figuren wie die des Captain Bavaria. „Wir wollen nicht einfach nur spielen, sondern den Leuten eine Geschichte erzählen“, erklärt Tobias das Konzept des Ensembles. So spielen sie dem Zuschauer unter dem Titel „Beachpolka“ die Feriengeschichten von Dauercampern, Ballermann-Reisenden und Cluburlaubern vor, dann eifern sie mal amerikanische Serien wie „Desperate Housewives“ nach. Für ihre Show zum Thema „Grey’s Anatomy“ locken sie das schaulustige Publikum sogar in einen Vorlesungssaal der Pathologie. „Vor der Show wurde so eine Leiche in Formalin an uns vorbeigefahren, das war schon ein Nervenkitzel“, sagt Tobias.

Aber: Sie wollen Serien und Filme nicht nacherzählen, sondern lediglich ihre dramaturgische Struktur übernehmen. „Du glaubst, du weißt, wie ein bestimmtes Filmgenre funktioniert und dann lernst du oft erst beim Spielen, wie diese Filme wirklich erzählen“, beschreibt Tobias diesen Prozess. So funktioniert auch ihre Show um Captain Bavaria – das Ensemble imitiert die Strukturen des klassischen Superheldenfilms. Und die Zuschauer dürfen dann bestimmen, was sie sehen möchten: „Bei Captain Bavaria kann das Publikum entscheiden, was für eine Superkraft der Held hat, wie es in seinem Privatleben so aussieht und wer der böse Schurke ist, den er besiegen muss. Das letzte Mal hat er durch das Jonglieren von Maßkrügen die Welt gerettet“, erklären Sherin und Tobias: „Wir wollen einfach die Bajuwarisierung der ganzen Welt.“ Sie lachen. Dass dieser Witz vielleicht doch ein bisschen ernst gemeint ist, zeigt ein Urlaubsfoto: Tobias hat einen ernsten Blick aufgesetzt, sich im Heldenkostüm in Pose geworfen und steht mitten in New York in Erwartung eines Bösewichts, mit dem es zu kämpfen gilt.

Dieser ironische Mix aus bayerischer Heimatverbundenheit und amerikanischer Erzählweise kommt bei den Fans an: In Freising spielen sie regelmäßig in der Gaststätte „Furtnerbräu“, in München locken sie das Publikum ins „Heppel & Ettlich“. Dazu kommen Auftritte bei Firmen, Hochzeiten und Weihnachtsfeiern. Der Erfolg verblüfft, wenn man bedenkt, dass die Bühnenpolka sich erst 2011 gegründet hat. Doch Sophie, Tobias und Christine sind schon länger in der Impro-Szene unterwegs – vor acht Jahren lernten sie sich bei einem Impro-Workshop kennen und spielten einige Jahre in derGruppe „Mix it“. Als sie merkten, dass sie sich künstlerisch neu positionieren wollen, riefen die drei die Bühnenpolka ins Leben und holen Dave, Lukas und Matthias mit auf die Bühne.

Was sie verbindet, ist in erster Linie die Freude am Spiel, denn anders als zu erwarten, haben die jungen Theatermacher einen sehr unterschiedlichen künstlerischen Background: Sophie, Dave und Lukas studieren Schauspiel beziehungsweise Musik, Christine arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bauklimatik der TU, Musiker Matthias studiert Bauingenieurwesen und Sherin und Tobias sind für Theaterwissenschaft eingeschrieben. Tobias, der schon ausgebildeter Sozialarbeiter ist, findet diese Mischung an unterschiedlichen Erfahrungen gut. Ihm habe sein erstes Studium geholfen zu verstehen, wie er beim Spiel besser auf die Fans eingehen könne, sagt er.

Für diese Fans hat sich die Gruppe etwas ganz Besonderes ausgedacht: Unter dem Titel „Heimspiel“ verlosen sie regelmäßig Auftritte in den WGs und Hobbykellern ihres treuen Publikums. Die Idee dahinter: Dem Zuschauer auf der Couch die gleiche Qualität bieten wie in einem richtigen Theater. Dafür rücken die Schauspieler mit einem großen Bus voller Licht- und Tontechnik an, mit der sie die Wohnung des Gewinners in eine Bühne verwandeln. An diesem Abend warten fast siebzig Gäste auf den Beginn der Show: Die Gewinnerinnen der jüngsten Verlosung, die Schwestern Nikola und Julia Wenner, haben nach Freising zur gemeinschaftlichen Geburtstagsparty geladen. Auf dem Tisch steht ein Geburtstagskuchen in Penisform, draußen beschweren sich die Nachbarn über den Lärm und drohen mit der Polizei.

Viele der Gäste kennen Christine noch von Auftritten in ihrer alten Schule, haben die Gruppe bereits mehrmals gesehen. Die Britin Natalie Berry ist extra aus England angereist: „Die sind super. Dieses Klischee, dass die Deutschen gar keinen Humor haben, stimmt echt nicht, wenn man die Bühnenpolka sieht.“ Die Menge geht spätestens dann richtig ab, als Tobias und Christine eine kleine Einlage zum Thema „Bärte“ spielen: Geburtstagskind Nikola, die wie alle Gäste mit schicker Unternasenfrisur rumläuft, erklärt, so einen Bart wie sie habe Salvador Dalí auch schon getragen. Als Tobias dann „Bart“ Simpson spielt, lachen erst nur die flinken Denker, später dann alle.