(c) Daniela Wiedemann

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Laura

Diese Woche tanzt sich Autorin Laura durch die politische Münchner Partyszene und besucht Veranstaltungen vom Feierwerk bis zur Roten Sonne. Dabei ist auch das vielleicht letzte Open-Air der Saison.

Von Laura Wiedemann

Ich will feiern! Das ist in meinem Fall so gar keine Seltenheit, aber heute bin ich besonders gut drauf. Denn Fancy Footwork lädt gemeinsam mit den Sebastians zu „Faency – Munich Nightlife“ ins Strom ein. Mit meinen Freunden im Schlepptau starte ich den Freitagabend bei Bier und Livemusik. In ihrem Podcast sprechen Die Sebastians über die Münchner Szene, das Nachtleben und jede Menge unterhaltsamen Schabernack. Heute kommt alles zusammen und sie führen durch einen Abend voll musikalischer Highlights. Auf der Bühne stehen Dagobert, die Kerzen, Lovemen, Big Mike und so mancher Überraschungsgast. Bei der Aftershowparty geht es gewohnt wild weiter mit Fancy Footwork und jeder Menge Disco und Amore!

Nach dieser Nacht bleib ich am Samstag erstmal liegen. Nachdem ich mein Bett dann endlich verlassen habe und wieder unter Menschen kann, zieht es mich in die Agnesbar. Dort öffnen die Studierenden heute ihre Pforten für alle auf der Suche nach der Münchner Untergrundkultur. Bei „Agnes herzlich herbstlichem Open Air“ chillen wir im Garten und tanzen zu elektronischen Beats.

Mein Sonntagmorgen startet ganz entspannt in der WG Küche. Zusammen mit meinen Mitbewohnerinnen frühstücke ich und es gibt wie immer viel zu besprechen – über die letzte Partynacht, den Ex-Freund oder das neueste Trash-TV-Format. Am Abend gehen wir dann gemeinsam in den Bahnwärther Thiel. Dort ist heute das Y-Kollektiv zu Gast und zeigt drei seiner Filme. Als wahrer Reportagen-Fan muss ich natürlich dabei sein und mitdiskutieren!

Nach diesem Wochenende wartet am Montag mein Schreibtisch auf mich. Ich will diesen Herbst meine Bachelorarbeit schreiben, außerdem steht bald ein Praktikum an. Mit mäßiger Motivation starte ich in den Tag und kämpfe mich durch einen Berg an Arbeit.

Am Dienstagabend sind meine Montagsvorsätze dann schon über Bord geworfen. Die Glockenbachwerkstatt lockt – heute mit Hip Hop und Female Empowerment. Bei der „Hip Hop Open Mic Session – Female Special“ machen die Künstlerinnen auf der Bühne auf gesellschaftliche Probleme und festgefahrene Rollenbilder aufmerksam. Mit dabei sind die Berlinerinnen Lady Lazy und DJ FVU und KET aus Leipzig.

Am Mittwoch wird es politisch! Ich bin auf dem „Rachel Against Abschiebung Festival“ im Feierwerk unterwegs. Das Benefiz-Bandfestival setzt ein Zeichen gegen Rassismus und die aktuelle Abschiebepolitik. Auch die Künstler und Künstlerinnen zeigen Einsatz. Zugunsten des Bayerischen Flüchtlingsrates verzichten MEKONGG, SEDA und Co. auf ihre Gage und sorgen so dafür, dass möglichst viel Geld für den guten Zweck zusammen kommt!

Dass politischer Aktivismus erstmal finanziert werden will, weiß auch die Polizeiklasse. Damit das Kollektiv auch im kommenden Semester wieder für aufsehenerregende Performances und Aktionen sorgen kann, rufen sie das Münchner Partyvolk am Donnerstag zur „NEIN Party NEIN Party NEIN“ in die Rote Sonne. Auch ich folge ihrem Ruf und tanze durch die Nacht.

Nachdem ich dem Wiesn Wahnsinn die ganze Woche über entkommen bin, zieht es mich am Freitag dann doch auf das Oktoberfest. Meine Familie kommt aus dem Allgäu zu Besuch und gemeinsam feiern wird auf der Oidn Wiesn im Herzkasperlzelt. Die Kapelle Josef Menzel spielt heute zum Tanz auf. Ein musikalisches Highlight, vor allem für meinen Papa! Die Wiesn Maß im Steinkrug, Schnupftabak von meiner Schwester und zu Abschluss noch gebrannte Mandeln. Mehr Wiesn geht nicht – ich bin glücklich!