Lachen im The Lovelace und Eisstockschießen über den Dächern Münchens – unsere Autorin Amelie versucht sich vom Weihnachtswahnsinn noch nicht ganz packen zu lassen und plant deshalb ihre Woche mit einem schönen Mix aus Kunst, Kultur, Party und dem ein oder anderen alkoholischen Getränk – aber natürlich nur für den guten Zweck!
Die letzten Novembertage sind so ein bisschen wie die Ruhe vor dem Sturm: Am Sonntag ist der erste Advent und somit der endgültige Startschuss für den diesjährigen Weihnachtswahnsinn. Dieses Jahr fühle ich mich aber irgendwie noch weniger bereit dafür als in den Jahren davor. Trotz erstem Schnee (-Matsch) in München und einem hübschen Adventskalender, der mich erwartungsvoll vom Fensterbrett anschaut, schaffe ich es nicht, meine Summervibes zu vergessen, und bin meilenweit davon entfernt, sinnvolle Geschenkideen zu fabrizieren. Aber Schluss mit Jammern, die erste Dezemberwoche lockt mit einigen Erstesahne-Events, ob weihnachtlich oder nicht.
Am Freitag zieht es mich auf eine Ausstellung mit dem vielversprechenden Titel „200 Frauen – Was uns bewegt“ in der TU München. Das neuseeländische Kreativ-Team „Blackwell & Ruth“ ist gemeinsam mit dem renommierten Fotografen Kieran E. Scott um die Welt gereist und hat über 200 Frauen fotografiert und folgende fünf Fragen gestellt: „Was ist Ihnen wirklich wichtig? Was macht Sie glücklich? Was empfinden Sie als tiefstes Leid? Was würden Sie in der Welt verändern, wenn Sie könnten? Was für ein Wort beschreibt Sie?“ Fragen, über die ich persönlich eine ganze Weile nachdenken müsste. Desto gespannter bin ich auf die Portraits! Abends geht es noch auf den Underground-„Midwinter“-Rave der Crew „Schallvagabunden“ im Arthouse. Für basslastige Tanzmusik ist gesorgt: Die DJ-Kollektive von „Bush Bash“, „Techno ist Familiensache“ und „Isar Bass“ sind am Start! Um es mit den Worten der Veranstalter zu sagen: „Ein Pflichttermin für alle, die glauben sowas machen die in Berlin besser“.
Am Samstag steht erstmal Theater auf dem Programm: Unter dem Namen „Revolution & Wahnsinn“ stellen sich junge Künstler*innen der Otto Falckenberg Schule und der Theaterakademie August Everding in drei Performances Fragen rund um das Verhältnis von Psychiatrie, Macht und Politik. Passenderweise ist der Performance-Ort die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der LMU in der Nußbaumstraße. Im gezeigten Stück „Gastfrei“ geht es zum Beispiel unter anderem darum, was im psychiatrischen Diskurs und, darüber hinaus, in der deutschen Öffentlichkeit als psychisch-krank bezeichnet wurde und wird. Wichtig und spannend! Danach geht es bei mir feiernder weise weiter, denn eine ganz besondere Bass-Partyreihe zelebriert gebührend seinen 10. Geburtstag: Die Schlachthofbronx! „Als wir im September 2008 mit einem DJ-Set von Radioclit starteten, war Barack Obama noch nicht US-Präsident und MySpace noch ein guter Ort, um neuen Sound finden“, ist in der Facebook-Veranstaltung zu lesen. Ja, wir alle werden alt. Ein Grund mehr, am Wochenende in der roten Sonne mitzufeiern. Happy Birthday!
Der Sonntag, wie bereits angedroht der 1. Advent, ist für ruhige und besinnliche Pläne vorreserviert – vor allem, um den Kater auszukurieren. Passend hierzu bietet sich das Comedy-Event des jungen Münchner StandUp-Comedians Michael Mauder an. Michael ist Rezeptionist im „The Lovelace – A Hotel Happening“. In dieser Funktion hätte er sich keinen besseren Ort suchen können, um skurrile und interessante Geschichten zu sammeln, die er nun am Sonntagabend im und über „The Lovelace“ zum Besten gibt. Das beliebte Pop-up-Hotel steht übrigens kurz vor der Schließung: Das von Anfang an als Übergangslösung konzipierte Projekt läuft schon Ende Dezember aus. Der Tatort wird heute nachgestreamt, ihr findet mich beim Lachmuskeltraining.
Montagabend lädt die einmalige „Jazzrausch Bigband“, bestehend aus jungen Münchner Musikern unter der Leitung von Roman Sladek, zu ihrem traditionellen Weihnachtskonzert „Still! Still! Still!“ in der Unterfahrt. Neben den Melodien bekannter europäischer Weihnachtslieder gibt es Arrangements des jungen Komponisten Leonhard Kuhn auf die Ohren. Vielleicht bringt mich das ja in Weihnachtslaune, zumindest aber kann ich ein wenig gegen die Kälte antanzen. Jazzrausch, here we go.
Es ist erst Dienstag und die Woche ist noch lang. Also versuche ich mir diesen Tag wieder mal durch ein wenig Comedy zu erheitern: Ein neuer Termin aus der Reihe „Entgleist – Stand-up Comedy im Bahnwärter Thiel“ steht an. Die jungen Münchner Comedians Julian Beysel, Pajo Nebojša Pajić und Nikola Ljubic kümmern sich um verbale Entgleisungen und professionelle Stand-Up Comedy.
Am Mittwoch gehe ich zu der außergewöhnlichen Charity-Aktion „Betrunken Gutes Tun“ auf dem schönen Märchenbazar. Das einladende Motto lautet: „Trinken für einen guten Zweck“! In verschiedensten deutschen Städten wie Berlin, Köln und München wird am gleichen Tag Glühwein (und Punsch) um die Wette getrunken. Pro Glühwein und Sponsor wird ein Euro gespendet. Die Erlöse gehen an gemeinnützige Organisationen der jeweiligen Stadt, in München sind das zum Beispiel die Münchner Tafel oder das SOS Kinderdorf. Es war noch nie so einfach, betrunken wirklich Gutes zu tun!
Theatral geht es für mich am Donnerstag weiter: Sechs junge Sängerinnen und Sänger aus dem Studiengang Musiktheater/Operngesang der Theaterakademie August Everding zeigen ein Stück mit dem Namen „So machen’s alle oder Schnellkurs für Liebende (Così fan tutte)“ auf der großen Bühne des Prinzregententheaters. Opernregisseur Bruno Klimek inszeniert eine eigens für die Theaterakademie August Everding erarbeitete deutsche Fassung von Mozarts Werk. Dem Titel nach verspricht es, ein heißer Abend zu werden.
Am Freitag zieht es mich hoch hinaus, zu einem meiner Lieblingsspots aus dem Sommer. Denn zu meiner großen Überraschung und Freude öffnet der wunderbare Münchner Dachgarten auch im Winter seine luftigen Pforten! Vom 1. Dezember an gibt es täglich ab 17 Uhr Glühwein, warme Speisen oder auch Eisstockschießen über den Dächern Münchens. Ein wahres Highlight meiner Woche!
Amelie Völker
Foto: Alissa Lüpke