Trüffelsuche im Bett

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Natalie ist eine Wiederholungstäterin. Sie fährt immer wieder auf denselben Typ Mann ab, der in ihr Beuteschma passt. Das Dumme ist nur, dass dieses Beuteschema haargenau auf eine unliebsame Sorte trifft: den Sauhund.

Trüffelschweine, erklärt mir Natalie, würden immer öfter durch Trüffelhunde ersetzt, weil diese den Vorteil hätten, dass sie den Trüffel, wenn gefunden, anzeigen und nicht einfach – wie die Schweine – selbst auffressen würden. So viel dazu. Jetzt zu Natalie. Natalie könnte man, ein wenig analog zur Trüffelproblematik, als Sauhundschwein bezeichnen. Sie ist auf der Suche. Und zwar fleißig. Und trotz ihres inzwischen doch umfangreichen Erfahrungsschatzes in der Männerwelt spürt sie in letzter Zeit immer wieder zuverlässig nur den einen Typ auf: den Sauhund.

Hat Natalie einen Mann dann erst einmal ausgebuddelt, lässt sie sich nicht lumpen. Ganz nach Vorbild ihrer Trüffelkollegen wird der Fund sodann vernascht. Es kommt dabei nicht allzu selten vor, dass erst im nachhinein festgestellt wird: Ein Sauhund erstklassiger Güte war das wieder, den sie sich da gegönnt hat. So war es auch bei Thomas. Gefunden hat Natalie ihn in einer Eisdiele, wo er fleißig Gelati austeilte. Zwei Wochen lang trafen sie sich jeden Tag dort, Natalie aß insgesamt 73 Kugeln Eis, litt dreieinhalb (schlimme) Tage an Verstopfung – und ließ es sich natürlich trotzdem nicht nehmen, sich auch noch Thomas einzuverleiben. Bis er ihr in einer ruhigen Minute beichtete, er habe zu Beginn ein wenig beim Alter geflunkert. Und noch etwas gäbe es da. Kurz: Thomas war nicht nur ein wenig zu jung für Natalies Geschmack, er hatte auch noch eine Freundin. Mit der mache er aber am Freitag Schluss, versprach er noch. Da habe sie eine wichtige Prüfung und vorher könne er ihr das wirklich nicht antun. Sauhund. Natalie war schon weg. Wieder auf der Suche.

Sie fand: Kasimir. Ein Prachtexemplar. Das einzige Problem war, dass Kasimir der große Bruder von Thomas war. Aber egal, Thomas hatte ja noch die andere. Zumindest bis Freitag. Kasimir also. Anfangs wehrte er sich noch, schützte ein schlechtes Gewissen wegen seines Bruders vor. Aber Natalie wäre kein erstklassiges Sauhundschwein, würde sie sich diesen ausnahmsweise mal entgehen lassen. Sie bleibt also hartnäckig, redet auf ihn ein und nach ein paar Tagen hat sie ihn weichgekocht. Zeit zum Essen. Danach, noch im Bett, packt den Sauhund sein Gewissen. Er muss es ihr jetzt einfach sagen: Er habe eine Freundin. Die sei aber eigentlich mehr ein Notgroschen, den er, wenn Natalie nur will, getrost auf den Kopf hauen könne.

Natalie lehnt dankend ab und macht sich davon. Wieder auf die Suche. Vielleicht sollte sie sich ja auch auf Trüffel spezialisieren. Die seien schließlich eh tausendmal mehr wert als hundert Sauhunde zusammen.

Von Lisi Wasmer