Daumen hoch

Ob auf der Fahrradstange oder einem Tuk-Tuk, mit vielen schönen Erlebnissen, Glück und einmal mit Todesangst – Nicola Deska ist von London nach Australien getrampt, an ihrem Lieblingsort will sie nun ein Café eröffnen.

Acht Autos sind in vier Stunden vorbeigekommen – und sie ist keinen Meter weiter. Nicola, eine junge Frau mit langem braunem Haar, tätowierter Haut und großen braunen Augen, ist irgendwann nur noch frustriert. Die Chinesen sind zwar unglaublich hilfsbereit, aber wollen scheinbar einfach nicht verstehen, wo sie hin möchte. Schließlich gibt sie auf und fährt mit dem Bus zur richtigen Autobahnauffahrt – in der Hoffnung, dass sie jemand von dort mitnimmt und nicht plötzlich einfach umdreht und sie weitere vier Stunden im Kreis um die immer selbe chinesische Millionenstadt fahren muss.

Nicola Deska, 28, kann viele solcher Anekdoten erzählen. Während der acht Monate, die sie von London in England bis nach Byron Bay in Australien durch 20 Länder getrampt ist, hat sie lustige, absurde, frustrierende und traurige Geschichten erlebt, wie sie das Leben schreibt.

Schon seit sie 14 ist, reist Nicola regelmäßig alleine. Länger an einem Ort gehalten hat es sie seitdem nie. „London habe ich schon ein paar Mal in meinem Leben mein Zuhause genannt“, sagt Nicola.

Geboren ist sie in München. Doch dort habe sie sich schon als Jugendliche nie so wirklich heimisch gefühlt. „München war für mich immer ein Ort, der mir genau gezeigt hat, was ich im Leben nicht möchte“, sagt sie. Hier werde man auf Ausbildung, Netzwerk und Vermögen reduziert. Nur wegen ihrer Mutter und engen Freunden komme sie ab und zu noch zu Besuch. Länger hier gelebt hat sie nicht, seit sie mit 17 die Schule geschmissen hat, um „abzuhauen“.

Seitdem packt Nicola regelmäßig ihren Rucksack und lernt vom Leben das, was ihr kein Lehrer je hätte vermitteln können – da ist sie sich sicher. Das Geld, das sie zum Reisen braucht, verdient Nicola sich durch diverse Jobs in der Gastronomie. Bewusst hat sie sich für diesen Berufszweig entschieden, denn Restaurants und Bars, in denen man arbeiten kann, gibt es überall auf der Welt.

Von England nach Australien. In wie viele Autos sie gestiegen ist, weiß die junge Frau nicht mehr. Ab und zu musste sie mit der U-Bahn an die Stadtgrenze fahren; und einige Male haben Menschen sie zwar mitgenommen, wollten aber am Ende doch Geld dafür. Den Rest der Zeit hat sie sich hauptsächlich von Autos, aber auch Trucks, Fähren, fahrenden Essensständen und Tuk-Tuks mitnehmen lassen – völlig umsonst, wie das beim Trampen üblich ist. In Thailand habe ein Mann sie sogar auf seinem Fahrrad mitgenommen. „Ich saß vorne auf der Lenkradstange und meinen Rucksack hat er auf den Gepäckträger geklemmt“, sagt Nicola und lacht bei dem Gedanken daran.

Trampen. Eine Art zu Reisen, die in Deutschland vor allem in den 70er Jahren weit verbreitet war und dann durch zuverlässigere und sicherere Reisemöglichkeiten wie Mitfahrzentralen und Fernbusse kurzzeitig verdrängt wurde. Seit Anfang der 2000er Jahre scheint der Trend jedoch wiederbelebt worden zu sein. Vor allem junge Menschen haben das Trampen neu für sich entdeckt. Es ist die umweltfreundliche Alternative für jene, die nicht aufs Reisen verzichten wollen, aber der Umwelt zuliebe nicht fliegen wollen und sich, ähnlich wie beim Carsharing, ein Auto teilen, statt sich selbst eines zu kaufen.

In Deutschland sei es sehr einfach zu trampen, weil die Infrastruktur sehr gut ausgebaut sei, sagt Nicola. In Osteuropa sei Fahren per Anhalter ebenfalls seit jeher eine gängige Art zu Reisen, Menschen in Asien sei das Konzept allerdings größtenteils völlig fremd. Wie vielen anderen Trampern geht es Nicola aber nicht in erster Linie darum, kostenlos zu reisen: Im Gegenzug für die Mitfahrgelegenheit habe sie für die Menschen, die sie mitgenommen haben oder für Couchsurfer, die sie bei sich übernachten haben lassen, gekocht und dafür häufig mehr Geld ausgegeben, als sie für ein Zugticket bezahlt hätte, sagt sie. Es ist der Austausch, der ihr gefällt. „Die tun etwas für mich, ich tue etwas für die – so schließt sich der Kreis“, lautet ihre Philosophie. Genauso handhabt sie das auch bei der Suche nach einem Schlafplatz: Sie hilft in Hostels beim Saubermachen oder auf Bauernhöfen bei der Ernte und bekommt dafür Essen und ein Bett. Es ist ein Geben und ein Nehmen – das für viele Tramper zum Lifestyle geworden ist.

Eine Frau allein auf Reisen, das klingt für viele nach Gefahr. Und obwohl Nicola, die ein goldenes Septum in der Nase trägt und deren Arme und Beine mit Tattoos übersät sind, nicht wie eine Frau aussieht, die sich nicht zu helfen weiß, hat sie doch einige Regeln beim Reisen, die sie immer befolgt. Regel Nummer eins: Vertraue immer deinem Bauchgefühl. „Wenn ich merke, dass mich ein Typ erst mal von oben bis unten mustert, dann steige ich gar nicht erst ein“, sagt sie. Außerdem würde sie niemals betrunken oder unter Drogeneinfluss trampen. Länder wie Finnland, Russland, Malaysia, China und Kambodscha hat Nicola auf dem Landweg durchquert – ohne ein einziges Mal in Gefahr gewesen zu sein. „Es ist unglaublich, wie gut die meisten Menschen sind“, sagt Nicola.

Natürlich hat Nicola aber auch schon mal Angst gehabt, Todesangst. Sie wartet eines Abends auf einer Landstraße in Lappland auf eine Mitfahrgelegenheit, knietief steht sie im Schnee. Es wird schon langsam dunkel, als endlich ein Auto anhält. Ein großer Mann mit ernstem Gesichtsausdruck steigt aus und nimmt, ohne auch nur Hallo zu sagen, ihren Rucksack und wirft ihn ins Auto. Nicola hat nur wenige Sekunden, um zu entscheiden, ob sie einsteigen soll. Sie wägt ihre Möglichkeiten ab: Entweder im Schnee erfrieren oder mit dem Mann mitfahren und hoffen, dass alles gut ausgeht. Sie steigt ein. Per Translator-App versucht sie dem Mann zu erklären, dass sie an der nächsten Tankstelle raus gelassen werden will.

Die Tankstelle kommt, aber der Mann fährt weiter. Nicola malt sich die verschiedensten Horrorszenarien aus. Als das Auto schließlich anhält, stehen sie vor einem Haus mitten im Wald. In der Tür stehen eine Frau, ein kleines Kind und ein Hundewelpe. Sie kann duschen und bekommt etwas zu essen und schließlich fährt sie der Mann sogar mitten in der Nacht in die 200 Kilometer entfernte Stadt Turku – einfach so. „Der Mann war einer der nettesten Menschen, die ich je kennengelernt habe“, sagt Nicola. Damals hatte sie Angst, heute weiß sie, dass diese Angst unbegründet war – und dass sie viel Glück gehabt hat.

Wer alleine reist, der lernt aber nicht nur seine Mitmenschen besser kennen, sondern vor allem sich selbst. „Ich habe gelernt, mein eigener bester Freund zu sein“, sagt sie, und als sie lacht, klingt es wie ein Glucksen. Statt, wie früher, jeden Tag nach der Arbeit noch mit ihren Kollegen feiern zu gehen, gehe sie heute lieber alleine im Wald spazieren, sagt Nicola.

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie nicht mehr gerne unter Menschen ist – im Gegenteil. Durch ihre Reisen habe sie wunderbare Menschen überall auf der Welt kennengelernt, sagt sie. Natürlich ist es nicht immer leicht, über die Distanz den Kontakt zu halten, aber das ist für Nicola eher eine Frage des Willens. „Ich habe nicht das Gefühl, dass meine Freundschaften unter dem Reisen leiden“, sagt sie. Alle Menschen, die ihr nahe stünden, wüssten, dass das Reisen ein Teil von ihr sei und würden diesen Freiheitsdrang auch an ihr schätzen, sagt sie. Nicola gefällt vor allem die Idee, ihre Freunde überall auf der Welt miteinander zu verbinden. Viele ihrer Freunde haben sich über sie kennengelernt und so hat sich über die Zeit eine Art „Netz aus Freunden“ gebildet, wie sie sagt, die sich alle gegenseitig kennen und schätzen. Für Nicola ist es wie ein Sicherheitsnetz, das sie immer wieder auffängt – egal, wo auf der Welt sie gerade ist.

Das Ziel ihrer Reise, Byron Bay, hat Nicola im Juni diesen Jahres erreicht. Viele ihrer Freunde und Bekannte haben ihr von diesem Ort erzählt, ihr gesagt, der sei genau das Richtige für sie. Vorgestellt hat sie sich diesen paradiesischen Ort mit vielen, kleinen Holzhütten direkt am Strand, umgeben von blühender Natur. Genau so einen Flecken hat sie auf ihrer Reise gefunden, aber der Ort hieß nicht Byron Bay, sondern Koh Phayam, eine Insel im Westen von Thailand. Im Winter 2017 möchte sie dorthin zurückkehren und an der Stelle ein Café eröffnen. Für Nicola ideal: Die Westküste Thailands ist während der Regensaison besonders stark betroffen und so kann sie sechs Monate im Jahr dort arbeiten, sechs Monate im Jahr reisen. Für die rastlose Weltenbummlerin ein idealer Kompromiss: An dem für sie schönsten Ort der Welt kann sie zeitweise leben und gleichzeitig mit dem Café Geld für ihre nächsten Reisen ansparen.

Text: Jacqueline Lang

Foto: Marcel a Vie

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Jenny

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Der Sommer kommt und geht zur Zeit – trotzdem gibt es auch nächste Woche wieder einiges zu erleben in München. Jenny sagt euch wie eure Veranstaltungswoche aussehen könnte.

So
durchwachsen der Frühlingsanfang war, so durchwachsen war mein persönlicher Start
in den Frühling. Den Anfang des grünen Monats Mai habe ich in meiner Wohnung
verbracht. Habe den hyperaktiven Amseln zugehört, die den Sommeranfang gerne schon
ab fünf Uhr morgens zelebrieren. Dabei habe ich eine unerwünschte Krankheit nach
der anderen auskuriert.

Das
hat jetzt ein Ende: Ich stimme mit ein in den Sommergesang der Amseln und feire
meinen ganz eigenen Sommeranfang gleich am Freitag im Bob Beaman. Dort bereitet
man sich auf die zweite Runde des zauberhaften Monticule Festivals vor, das
dieses Jahr ein zweites Mal vom 23. Bis zum 26. Juni in den wunderschönen französischen
Vor-Pyrenäen stattfindet.

Wie
erwartet sind die Vögel vor meinem Fenster am Samstag mal wieder um einiges früher wach
als ich. Den Tag gehe ich langsam an, kaufe beim Gemüsemann um die Ecke frische
Erdbeeren. Ich habe gehört sie sollen mehr Vitamin C haben, als Zitronen, ich
hoffe das stimmt, denn das kann ich sicherlich gut gebrachen.

Abends
geht es zur Vernissage
NEU NEU NEU – Junges design München. Hier werden die Abschlussarbeiten
aus den Studienrichtungen Kommunikations-, Industrie- und Fotodesign zu sehen
sein. Ich bin gespannt, was man neu-, neu-, Neues zu sehen bekommt. Außerdem
freue ich mich auf ein kühles Bier.

Sonntag:
mein liebster Tag der Woche! Nichts geplant, alles spontan und bitte keine
Hektik. Es sind noch ein paar Erdbeeren da, vielleicht wird da ja ein Kuchen
draus. Oder doch lieber ein Erdbeerkuchen essen gehen? Die besten Kuchen im
Westend gibt es im neuen Kubitscheck. Klein, gemütlich und meistens voll –
verständlicherweise – das Frühstück ist genauso gut wie der Kuchen.  

Wie
gewöhnlich gestaltet sich der Start in die Woche etwas zäh, aber die Gedanken
sind noch vom köstlichen Erdbeerkuchen versüßt und die Amseln vor dem Fenster
sind zuverlässiger als jeder Wecker.

So
wie ich, bekommt der Veranstaltungskalender heute noch eine Schonfrist: Mit der
treuen Hundeseele Mae an meiner Seite geht es in den Englischen Garten, Start:
Milchhäusl, Ziel: Stauwehr im nördlichen Teil.

Der
Dienstag bleibt genauso wie der Montag grün. Das Kösk im Westend hat neben
einigen anderen Projekten auch ein Garten-Projekt ins Leben gerufen. Rund um
das Kösk und in der Umgebung soll ein bisschen Stadt wieder ein bisschen grün
werden. Unbedarfte dürfen lernen und sich austoben, am Ende kann man vielleicht
sogar etwas ernten. Wenn nicht, zumindest gemeinsam die eigens geschaffene
kleine Oase genießen.

Tagsüber Uni lässt sich am Mittwoch gut verkraften, wenn ein gemütlicher Abend
wartet: Singer Songwriter Open Stage im Import Export lohnt jedes mal
wieder einen Besuch.

Gestern
im Import, heute Abend auf dem Chinesischen Filmfest. Ach München, manchmal bin
ich richtig zufrieden mit dir.

Das
Schöne ist, die Vorstellungen finden im Gasteig statt, das heißt man kann seine
Eindrücke und Gedanken anschließend mit an die Isar nehmen und so den
Sommerabend so ausklingen lassen.

Meine
Münchner Woche endet freitags im awi auf der Launch Party des digitalen Stadtmagazin
„Mit Vergnügen
“.

„Wenn dir
Partys im MMA, Konzerte im Milla, Ausstellungen im Lenbachhaus, der Sommer an
der Isar und die Pasta im Hey Luigi gefallen, dann bist du bei uns richtig“ –
so heißt es. Ach München, du bist eben doch klein.

Musikalisch
wird der Abend von VELI X VIWO begleitet, es kann also kaum etwas schief gehen.
Münchner unter sich, das darf ja auch mal sein.

Von: Jenny Lichnau

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Richy

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Von Kino über Food
Markt bis hin zur Boazngaudi – es ist viel geboten nächste Woche in München. Richy
sagt uns, zu welchen Veranstaltungen er gehen würde.

Freitag: Ich
stehe mit einem Lächeln auf – schon wieder fast Wochenende nach dem Feiertag
gestern. Dazu scheint auch noch die Sonne. Also beste Voraussetzungen für ein
paar schöne Aktionen. Hier mal ein Plan, wie meine Woche aussehen könnte:

Was passt zum Anfang
besser als sich auf dem Gärtnerplatz zwischen blühende Blumen und lachende
Münchner zu setzen. Wie fast immer in München bleibe ich wohl nicht lange allein. Ein
Freund mit Gitarre auf dem Rücken läuft mir über den Weg. Er ist auf dem Weg
ins Pigalle. Dort findet heute ein Benefizkonzert für Nepal statt. Nach den
vier festen Künstlern folgt noch eine Open-Mic-Session – deshalb die Gitarre.
Das würde ich mir natürlich gerne anhören, aber leider habe ich schon einen
anderen Plan: Ich gehe zum Dok.Fest. Genauer ins Arri Kino. Um 22.00 Uhr wird
dort der Film „Raving Iran“ gezeigt. Ich war noch nie im Iran, interessiere
mich aber sehr für das ziemlich abgeschottete Land. Im Film geht es um die
illegale Partyszene Teherans und um zwei Künstler mit dem Traum, von der eigenen
Musik leben zu können. Das klingt spannend und zeigt wieder: So unterschiedlich
sind die Menschen nicht, auch wenn die Politik verschiedene Rahmenbedingungen
setzt. Nach dem Film schaffe ich es doch noch zum Open-Mic und lasse den
Freitag entspannt ausklingen.

Denn: Der Samstag
bietet schon nachmittags viel an. Es zieht mich erst einmal ins Backstage an
der Friedenheimer Brücke, zum Handmade-Designmarkt. Hier finde ich ziemlich
coole selbstgemachte Teile: Ich entscheide mich für einen bunt bemalten
Jutebeutel – darin kann ich von jetzt an nicht nur mein Getränk verstauen, sondern
auch meine Sonnenbrille. Zumindest solange ich hier bin. Irgendwie komisch, bei
Tageslicht im Backstage zu sein, denke ich mir, lasse mich aber nicht beirren.
Denn langsam habe ich Hunger und ziehe weiter in die nächste Location, die ich
bisher auch nur nachts kenne: das MMA. Hier findet heute der Slow-Food-Markt
statt. Ja Foodtrucks sind teuer – aber auch verdammt lecker! Deshalb lasse ich
mich von der Wahl nicht quälen und probiere mich ein bisschen durch die Stände,
während ich dem Live-Musik-Angebot lausche.

Sonntagmorgen –
nachdem ich gestern schon so viel Zeit in Gebäuden verbracht habe, wird es Zeit,
das gute Wetter wirklich auszunutzen. Ich fahre schon mittags zum Kunstpark.
Wieder komisch, bei Tageslicht über eine Partylocation zu schlendern, während
Männer in Orange gerade versuchen, die vergangene Nacht mit Wasser von der Straße zu
entfernen. Ich kann nicht sagen, dass die Szene nicht eine gewisse Romantik in
sich hat. Bleiben kann und will ich aber nicht: Im Upside East gibt es heute
ein Rooftop-Picnic, begleitet von mehreren DJ-Sets und das schon von 12 Uhr an. Ich
tanze in der Sonne und genieße von der Dachterrasse aus den Blick über die
ganze Stadt. Feels like Freedom!

Montag wird dann
erst einmal entspannt. Ich habe vergangene Woche eine kleine Grafik auf Facebook
gesehen, Inhalt: Nach einem Treffen mit Freunden braucht man mindestens genauso
viel Zeit, wie man mit den Freunden verbracht hat, um das Erlebte zu
verarbeiten. Hört sich richtig an. Und ist die perfekte Begründung, den
Montagabend sehr ruhig angehen zu lassen.

Dienstag gibt es
dafür schon wieder lang geplantes Programm: Wolfmother spielen im Kesselhaus
und ich habe eine Karte! Die Australier stellen mir und den anderen hier ihr
neues Album „Victorious“ vor. Neben den neuen Songs rock’n’rollen wir aber auch
zu den Klassikern wie „Woman“ oder „Joker & the thief“. Der Rock-Kontrast
zum Rooftop-Picnic.

Mittwoch habe ich
allerlei zu erledigen, was ich eigentlich schon lange hätte machen müssen. Den
Reisepass verlängern zum Beispiel. Den brauche ich für diesen Sommer!

Erst am Donnerstag
zieht es mich wieder raus. Aber auch nicht zu weit von zu Hause, denn direkt
neben dem Baldeplatz ist die Geyerwally. Eine kleine, aber gemütliche Kneipe,
die von zwei  jungen Münchnern vor der
Schließung gerettet wurde. Seitdem ist hier vor allem junges Publikum zu
finden, aber auch die alten Stammgäste geben sich die Ehre, wurde doch an der
Einrichtung rein gar nichts verändert. Von hinter der Bar werde ich überflutet
von Eindrücken – in Erinnerung bleibt mir vor allem ein Schild mit einem Zitat
von William Blake: “Der Weg der Maßlosigkeit führt in den Palast
der Weisheit.” Die perfekte Location also für die M 94,5-„Boazngaudi“. Ich schiebe mich durch die enge Kneipe, vorbei an tanzenden
Menschen, um einen Blick in den zweiten Raum zu werfen. In dem gibt die Band El
Rancho ihr Unplugged-Konzert. Weil ich die Band schon auf der langen Nacht der
Musik gesehen habe, erwische ich mich dabei, wie sich meine Lippen bei einigen
Refrains mitbewegen. Nach einer Weile wird es mir zu heiß und voll – ich nehme
mir eine kurze Verschnaufpause, bevor ich mich noch einmal ins Gedränge stürze
und bis zum Ende des Konzerts mittanze.

Freitag – ein
„schon wieder?“ kommt mir in den Kopf. Wo gehen diese Wochen mit schönem Wetter
nur immer so schnell hin? Erst einmal Kaffee kochen und dann noch den letzten
Wochentag hinter sich bringen, bevor das nächste Wochenende anfängt.

Text: Richard Strobl

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Matthias

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Ziemliche Schnapsidee, seine Bachelorarbeit im Sommer schreiben zu wollen, denkt Matthias. Aber es hilft ja nichts! Trotz Bachelorstress bleibt ihm aber noch Zeit für ein paar Veranstaltungsvorschläge.

Ich wache am Freitag auf, ich gehe duschen, ich zieh mich an. Zwiebelprinzip, und Wollpulli sowieso. Gestern hat es geschneit, ich geh auf Nummer sicher. Die Tagesschau redet zwar von Sonne und zweistelligen Plusgraden, aber ich traue keinem Wetterfrosch mehr. Heiß wird es heute erstmal in der Bibliothek – ich bacheloriere dieses Semester. Wenn es das Wort noch nicht gibt, ich hätte das dann gerne. Das finde ich nur angebracht, so zum 400. Todestag von Mister Shakes. Der Gute hat das ja auch gemacht. Wäre heute der 402. Giesinger Bandcontest, würde man Will.I.Am Shakespeare vielleicht auch noch unter den Gewinner finden. Es ist aber erst der 2. – dennoch, auch im Giesinger Bahnhof scheint es heute Abend heiß zu sein. 5 Bands, ein Sieger – wird eventful. Kommt übrigens vom Shaker, das Wort..

Erkenntnis am früh-bis-späten Samstagnachmittag – ich bin nicht oft genug in Giesing. Ich weiß nicht warum. Ich nehm mir vor, das zu ändern. Aber nicht heute – heute schaue ich mir erst mal an, wie die Bayern Meister werden. Ist mir eigentlich sehr egal, aber wegen dieser Hummels-Sache bestimmt belustigend. Egal. In der U-Bahn erste FCB-Trikots mit Hummels drauf. Auch egal. Ohne Pep Guardiola ist die Bundesliga nächstes Jahr trotzdem wieder erträglich. Apropos erträglich – ich mag Hiphop, auch deutschen. Aber oft ist der sehr unerträglich, Kollegah und Konsorten sind jetzt nicht so mein Ding. Aber Fatoni find ich gut, auch wenn ich kein Experte bin. Ich geh trotzdem hin. Yo, Fatoni.

Sonntag, 1. Mai, halb zehn in Deutschland – ich mach mich auf den Weg zur Kirche. Macht man so, oder? Dann Schweinebraten zum Mittagessen, als Nachtisch ein bisschen randalieren. Macht man auch so, oder ? Vielleicht bin ich im falschen Film. Keine Randale, und in einer Kirche war ich zuletzt als Grün noch regiert hat. Nachtisch gibt’s trotzdem – Open Air am Viehof, der Bahnwärter fährt ab. Letzter Halt Closing, schreibt er – musikalisch unterstützt von DJ-Prominenz aus und nicht aus München. Ich hab kein Ticket – aber Schwarzfahren ist sicher billiger als bei der MVG.

Montag ist Schontag, das hat ein weiser Mann mal gesagt. Klar – irgendwo muss man ja die Feiertage nachholen, die auf ein Wochenende fallen. Heute ist also noch mal erster Mai – zumindest was das Programm in der sozialen Welt angeht. In der sozialwissenschaftlichen Welt gibt es keine Feiertage, ich muss weiter bachelorieren. Ab in die Bib. Ich beschäftige mich mit EU-Sanktionen gegenüber einer kleinen Diktatur östlich von Europa. Russland ist doch keine Diktatur, höre ich von irgendwo. Und wenn, dann keine kleine!, schreit ein anderer. Ach – ja dann, dann hab ich nichts gesagt. Weiter im Text.

Apropos – auch in der EU laufen da paar Dinge aus dem Ruder. Pressefreiheit, zum Beispiel. Nein, ich rede nicht von Böhmermann. Öffentlich-rechtliche Medien in Polen an der Leine, restriktive Mediengesetze in Ungarn. Hochspannendes Thema, und gefährlich noch dazu. Der BR sieht das ähnlich, und lässt am Dienstag zu dem Thema diskutieren. Ich diskutiere mit – bis sich wieder alles um Schmähkritik dreht. Davon hab ich die letzten Wochen genug gehört. Von William Cohn hingegen nicht– der fehlt mir, wer hätte gedacht. Das ist bitter. Bei dem hab ich mir Woche für Woche neue Fashioninspiration geholt. Für die Wollwesten des heute-Show-Typen bin ich einfach noch nicht bereit…

Am Mittwoch wird das Wetter wieder besser. Es wird auch Zeit, es ist Mai – aber gut. Ich hab erstmal nichts davon, ich hab Bachelorseminar. Aber auch das ist ja irgendwann vorbei – danach geh ich mal zur Stroke. Ich weiß, ich weiß, da geht es um Kunst, nicht um Essen – bloß, ich hab jetzt Hunger, und daheim nichts im Kühlschrank. Foodtrucks sind zwar überteuert, aber dafür stimmt das Rahmenprogramm. Kunst, Design – eigentlich nicht so mein Ding. Darum geht’s doch nicht, sagt mir jemand. Stimmt, ich guck einfach überall ein bisschen – an Alternativen mangelt’s ja nicht. Die Pizza schmeckt auch gut – so einen 90-Sekunden-Pizzaofen bräucht ich auch zuhause. Ich schnapp mir ein Poster –beginnt hier meine Karriere als Kunstsammler ? Wer weiß, wer weiß…

Der Bauch tut mir weh. Ich hab noch ein paar Pizzen gegessen – die sind nämlich nicht nur ziemlich teuer, sondern auch ziemlich klein. Ich muss verdauen, das macht man am besten beim Filme gucken. Heute, am Donnerstag, beginnt das dok.fest – das Dokumentarfilmfestival in München. Und wie das in München so ist, muss sich erst mal wieder mit Berlin beschäftigt werden. Also : Eröffnungsfilm über die Hauptstadt, begleitet vom Münchner Kammerorchester, nicht dem Berliner. Die wollten nicht – also, spielen schon, nur nach München nicht. Egal. Die nächsten 10 Tage wird so einiges geboten. Ich freue mich besonders auf Genk Up, das Regiedebüt von Freestyle-Fußballer Sven Fielitz. Davon mal abgesehen mache ich es wie jedes Jahr – Programm ausdrucken, blind auswählen, überraschen lassen – Vorhang auf, bitte !

Lange Woche, denk ich mir. Es ist Freitag und ich bacheloriere wieder. Letzte Woche hat es noch geschneit, auf einmal sind es fast zwanzig Grad. Warum wollte ich die Arbeit nochmal im Sommer schreiben ? Naja, ich bleibe diszipliniert. Ich lasse mich nicht ablenken. Weder Grill- noch Beachvolleyballsaison werden heute eröffnet ! Das Handy klingelt, der Mitbewohner ist dran. Mein Kampf ist hart, unerbitterlich, und kurz. Flauchersaison eröffnen – gut, daran hatte ich nicht gedacht. Ich versuche abzulehnen. Ich sage Nein. Dann packe ich mein Zeug, die Sanktionen gehen zurück ins Regal und ich setz mich auf mein Radl. Reichenbach-, dann Wittelsbacherbrücke. Isarauen, Flaucher, schnell noch zum Edeka. Der Sommer fängt an – danke, dass du wieder da bist !

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Marina

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Man könnte meinen es wäre schon April bei diesem verrückten Wetter. Weil man nie weiß, was man anziehen soll, kauft Marina beim Sale von HOUSEOFHRVST vorsichtshalber einfach von allem ein bisschen. Für jede Wetterlage gerüstet startet sie in die Woche und wirbelt von Tanzperformance im Muffatwerk zu Zündfunk-Super-Slam im Milla – für Tiefenentspannung bleibt Marina bei dem vollen Terminkalender kaum Zeit…

Nachdem Anfang der Woche tatsächlich die Sonne rauskam, fühlt sich im Gegensatz dazu der Winter jetzt plötzlich noch kälter an. Draußen sein ist eklig bis unerträglich, also flüchte ich mich zunächst zu Houseofhrvst. Da ist gerade Ausverkauf, vielleicht finde ich ja was für den hoffentlich bald anbrechenden Frühling, obwohl der Temperatur gerade ein dicker Pulli wohl eher angemessen wäre. Egal, geht auch beides, so eine Chance gibt es ja nicht jeden Tag. Leider war ich nicht die Einzige, die diese Idee hatte, in dem Laden ist es brechend voll. Voll bepackt für kalte und wärmere Tage komme ich wieder nach hause. Schon so spät? Jetzt muss ich mich aber beeilen, damit ich noch rechtzeitig ins Muffatwerk komme. Da zeigt heute bei der Lecture Performance die Choreographin Sabine Glenz gemeinsam mit der Tänzerin Anna Fontanet eine neue Interpretation ihrer biographischen Tanzsoli „I Saw What I Thought I Should See“ und „A Body Within“. Was genau mich da erwartet weiß ich nicht, aber Tanz fasziniert mich schon aus dem einfachen Grund, dass ich selber überhaupt nicht tanzen kann. Nach der Aufführung fühle ich mich wie in eine andere Welt versetzt, quasi ins Innere der Choreographin, die mich mit ihrer einfühlsamen Performance schwer beeindruckt hat.

Nachdem ich es endlich schaffe, nach diesem besonderen Abend einzuschlafen, klingelt gefühlte zehn Minuten später schon wieder mein Wecker. Ich döse einfach weiter, bis mir wieder einfällt, warum ich so früh rauswollte: Dieses Wochenende ist die Kreativmesse im MOC, für die ich mit meiner Mutter verabredet bin. Wenn ich nur ihr handwerkliches Talent geerbt hätte… Wir tingeln von Wolle zu Buchbindern und weiter zwischen den kuriosesten Ideen, da ist definitiv für jeden was dabei, vielleicht sollte ich es mal mit Stricken versuchen, das entspannt und man hat auch was Schönes davon.
Nachdem mir Stunden später fast die Beine abfallen, komme ich endlich nach hause. Es reicht für einen kurzen Kaffee und einen Powernap, dann bin ich wieder fit und düse los ins Milla. Angelockt von David Bowie und zwei ehemaligen Atomic Cafe Djs verbringe ich die Nacht mit fetzigem Indie und versuche, ein paar Tanzsskills von gestern auszuprobieren. Nach den Blicken der Anwesenden zu urteilen klappt das nur mittelmäßig, aber das macht nichts. Man kann nicht alles können.

Sonntag kann ich ausschlafen und gehe dann gut ausgeruht ins Kafe Kult. Das Motto des heutigen Kunst Festes könnte lauten: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Der Nachmittag beginnt mit Lesungen, im Anschluss werden queere Filme gezeigt und danach gibt es Konzerte. Als ob das noch nicht genug wäre kann man an allen Ecken und Enden Kunst in den verschiedensten Medien bestaunen und erfahren. Unterbrochen wird der Nachmittag von spontanen Performances. Das alles passt perfekt in mein Wochenende, ich bin so voller kreativer Energie dass ich mich unglaublich inspiriert fühle, selber kreativ zu werden.  Abends schaue ich noch die Oscars, ich hoffe sehr für Leo! Doch auch die anderen Nominierungen sind absolut berechtigt, das kann nur spannend werden.

Übernächtigt muss ich am nächsten Tag wieder arbeiten. Allerdings habe ich ein starkes Konzentrationsproblem, im Klartext: Schon nach kürzester Zeit bin ich wieder auf der Suche nach einer Beschäftigung für den Abend, und tatsächlich werde ich fündig: In der Goldenen Bar, in der ich bis jetzt sowieso noch gar nicht war, findet ein Abend voller Erotik und Poesie statt, Sex, Drugs and Rock’n’Roll, dafür muss Zeit sein. Etwas skeptisch bin ich schon, aber auch sehr gespannt, denn wie schon mein Freitag Abend beweist, ist es einfach wichtig, sich manchmal überraschen zu lassen. Und überrascht bin ich dann auch, zum Glück nur im positiven Sinne. Die Atmosphäre ist verzaubernd, ich fühle mich in eine andere Zeit versetzt und lausche fasziniert der Lesung. Später lasse ich mich zu einem Drink hinreißen, aber nur einer, schließlich ist ja Montag.

Natürlich ist es dann doch nicht bei einem Drink geblieben, aber wozu geht man denn in eine Bar? Mit brummendem Kopf gönne ich mir am Dienstag erst mal ein ausgedehntes Frühstück, bevor ich mich wieder an meine gestern doch sehr vernachlässigte Arbeit mache. Bis zum Abend komme ich ein gutes Stück voran und kann mich mit gutem Gewissen wieder auf den Weg machen. Mein Ziel: Das Provisorium. Noir Noir sind drei MünchnerInnen,  die in ihrem Foto Projekt „Forest of Souls“ der dunklen Seite von Menschen auf den Grund gehen. Sie sagen, jeder hat so eine dunkle Seite, und ich bin absolut bereit ihnen zu glauben, wenn ich mir diese Bilder ansehe. Die Ausstellung ist unglaublich intensiv und zieht mich völlig in ihren Bann. Besonders gut gefallen mir die Models, die alle ganz unterschiedliche und faszinierende Gesichter haben.

Ein Dilemma, das jeder kennt, ist diese blöde Terminplanung. Während man an einem Tag aber auch wirklich gar nichts zu tun hat, könnte man sich am nächsten zweiteilen. So geht es mir am Mittwoch, den ich zuhause verbringe.

Wenn ich ehrlich bin, brauche ich auch einfach mal einen ruhigen Tag, wenn ich nur nicht am Donnerstag gleich zwei tolle Konzerte wären, die ich unbedingt hören will. Zum eine spielt pourElise in der Glockenbachwerkstatt. Diese junge Frau schafft es, nur mit einer Gitarre und ihrer Stimme einen ganzen Raum zu verzaubern und eigentlich darf ich mir das nicht entgehen lassen. Allerdings ist gleichzeitig auch wo anders Musik angesagt: die EgoFM Lokalhelden haben die Whiskey Foundation ins Technikum geholt. Die machen einen so tanzbaren Rock’n’Roll, dass spätestens nach dem ersten Song keiner mehr stehen bleiben kann.  Wie entscheidet man sich denn an so einem Abend? Ich werfe eine Münze, bin aber mit dem Ergebnis irgendwie immer unzufrieden. Aber dann fällt mir ein, dass pourElise ja auch bei der Ausstellung „München am Rand“ von der SZ Junge Leute Seite spielen wird, das heißt ich habe diesen Monat sowieso nochmal die Gelegenheit, sie zu sehen. Also fällt die Wahl aufs Technikum, eine gute Entscheidung, denn auch The Strayin Sparrows und The Black Submarines, die ich vorher beide noch nicht kannte, rocken ordentlich.

Zum Abschluss der Woche treibt es mich nochmal in die Milla, diesmal zum Zündfunk-Super-Slam. Die Künstler geben auf der Bühne alles, um in fünf Minuten das Publikum für sich zu gewinnen. Das gelingt nicht jedem gleich gut, aber insgesamt ist man als Zuschauer schon sehr überwältigt von so vielen verschiedenen Darbietungen auf einmal. Ich fühle meinen Kopf sausen, nachdem ich von Chor über Hip Hop bis Singer/Songwriter alles gehört habe,  immer wieder angefixt durch den aufgedrehten Moderator. Mindestens genauso aufgedreht bin ich am Schluss selber, also flitze ich noch ins Bahnwärter Thiel, um dort den Abend beim zweiten Wunstkonzert tanzend zu vollenden. Das Konzept stammt aus Berlin, kann also nur super werden. Und das wird es dann auch, bis ich in den frühen Morgenstunden dann doch in mein Bett falle. Während ich nicht mehr in der Lage bin, meinen Rolladen zu schließen, fällt mir der wohl einzige Vorteil im Winter auf: ich kann noch mindestens drei Stunden schlafen, bis es richtig hell wird.