Stadt-Land-Rock-Festival 2016: SweetLemon

Zitronen? Mach Limo drauß! SweetLemon nennen sich die beiden Zwillingsschwestern Lena und Sophie Haslberger, wenn sie zusammen Musik machen. Als Hipster-Blueserinnen haben wir sie Anfang des Jahres in unserer Kategorie „Band der Woche“ vorgestellt und bei dieser Beschreibung bleiben wir nicht ohne Grund. Es ist eine klarere, nicht allzu düstere und zeitgemäße Version vom Blues, den uns SweetLemon präsentieren. Gekonnt vermischen sie Jazz und Pop mit Elementen klassischer Musik. Im Zentrum der Musik stehen die Stimmen von Lena und Sophie. In jedem Song bemerkt man die Eingespieltheit der beiden Schwestern – in der Musik verstehen sie sich blind. Ihren harmonischen, zweistimmigen Gesang unterlegen die beiden mit Akustikgitarre, Bass und Schlagzeug. Für Live-Konzerte haben sie sich für die letzteren beiden Instrumente Gastmusiker hinzugeholt. Auf dem im April erschienenen Album „Inner Rhythm“ kommen dann noch Piano und Bläser dazu. Den Style Punkt haben die beiden Mädels sowieso schon: Ganz in Schwarz und mit einer Kiste Zitronen in der Hand sieht man sie, wenn man auf ihrer Internetseite vorbeischaut. Deswegen Hipster-Blues! Wir freuen uns sehr, dass SweetLemon uns am Freitag, 22. Juli, den Abend beim Stadt-Land-Rock-Festival 2016 versüßen.

Videolink:  SweetLemon – Baby I don’t care

Text: Richard Strobl

Foto: Simon Gehrig

Stadt-Land-Rock 2016: Playlist

image

In unserer Stadt-Land-Rock-Playlist könnt ihr noch einmal in den Sound der
Bands reinhören. Klickt es, hört es, tanzt es!

Da kommt was auf euch zu: Am, 21. Juli, geht es los und enden wird es erst am Samstag, 23, Juli. Drei Tage voller Musik, Tanz und Party beim Stadt-Land-Rock-Festival 2016 auf dem Gelände des Tollwoods.
Die Bands haben wir euch bereits vorgestellt – jetzt geht es nur um die Musik.

Hier gibt es noch einmal alle Bands in der Kurzbeschreibung:

21. Juli: Vertigo – The Black Submarines – The Charles – Paul Kowol

22. Juli: SweetLemon – Mola – Nick Yume – Clea Charlotte

23. Juli: Line Walking Elephant – The Red Aerostat – Ludwig Two – KLIMT

Stadt-Land-Rock-Festival 2016

image

Es ist wieder soweit: Das Stadt-Land-Rock-Festival geht in eine neue
Runde. Tolle Münchner Bands – teils bereits beliebt und bekannt, teils
wunderbare Neuentdeckungen – werden im Juli für drei Tage auf dem
Tollwood spielen. Der Eintritt ist wie immer frei.

Vertigo 

image

Herz trifft auf Schmerz: Alternative-Rock mit harmonischen Riffs und eingängigen Melodien, die an Bands wie Kings of Leon und Coldplay erinnern

The Black Submarines  

image

Leiden trifft auf Hoffnung: Eine mehrstimmige Kombination aus atmosphärischen Blues und Rock mit einer ordentlichen Portion Gitarre

The Charles  

image

Hardrock trifft auf Chorsänger: Temporeicher, energischer, durchaus breitbeiniger Rock mit einem Frontmann der Extraklasse:  Xavier Darcy

Paul  Kowol  

image

Milky Chance trifft auf Milky Way: Brauner Wuschelkopf, rhythmische Gitarre und schmusige Wohlfühlsongs – so tröstend wie ein Schokoriegel

SweetLemon 

image

Pop trifft auf Jazz:  Zwei Schwestern mischen Zitate klassischer Musik in ihre Songs und brillieren mit ihren großartig volumenreichen Stimmen

Mola 

image

Pumpende Bassdrum trifft auf pulsierendes Leben: Experimenteller Electro-Pop mit einer Hommage an starke Frauen, die sich nicht verstellen wollen

Nick Yume  

image

München trifft auf London: Souliger, reduzierter Indie-Pop mit melancholischen Texten über die Suche nach dem eigenen Platz in dieser Welt

Clea Charlotte

image

Süßer Herzschmerz trifft auf Sommerliebe: Melancholischer Folk-Pop mit zarter, anmutiger Stimme und berührend ehrlichen Texten

Line Walking Elephant

image

Boy Band trifft auf Balladen: Indie-Rock – mal tanzbar, mal hymnisch, mal kommerziell: So vielseitig kann moderner Folk sein

The Red Aerostats 

image

Elton John trifft auf Entschleunigung: Einfühlsamer Folk-Rock mit melancholischen Songs, die zum Tagträumen einladen

Ludwig Two

image

Verspielter Rock trifft auf Discokugel: Schneller Indie mit viel Gefühl und Tiefgang – inspiriert von Coldplay, The Killers oder Radiohead

KLIMT 

image

Melancholie trifft auf wütenden Pop: Die rauchige Stimme der Sängerin von The New Colossus mit genau der richtigen Portion Soul im Blut

Fotos: Nick Yume: Keno Peer
Vertigo: Laura Fiona Holder Photography
Mola: Kokutekeleza Musebeni
The Black Submarines: Philip Decker
The Red Aerostat: Marc-Henri Ngandu – Croco & Co
Clea Charlotte: Kai Neunert – Fotografie
The Charles: Janko Raseta
Ludwig Two: Ludwig Two
Line Walking Elephant Foto: Lennart Heidtmann
Sweet Lemon Foto: Simon Gehrig
Paul Kowol: Tom Kowol

Die Band der Woche: SweetLemon

image

SweetLemon nennen sich die beiden Schwestern Lena und Sophie Haslberger, wenn sie Musik machen – eine Mischung aus klassischer Musik und Hipster-Blues, die sehr gut in unsere Zeit zu passen scheint.

Es muss ja nicht gleich so enden wie bei den Kessler-Zwillingen: als prominentes, aber gleichsam skurriles, aneinander gekettetes Show-Paar. Denn obwohl dieses Geschäft schon immer Gefallen gefunden hat an Geschwister- und Zwillingskonstellationen, birgt das doch eine gewisse Gefahr. Von den Jackson 5 bis zur Kelly Family – die Familienverbundenheit suggeriert auch in der Popmusik den perfekten Bandzusammenhalt inklusive der Traumfamilie, die die vielen Scheidungskinder, die zu den Fans der letzteren wurden, nie hatten. Der Traum der perfekten Familie ist für die psychische Stabilität der Künstler-Geschwister ungleich verheerender: Konkurrenz und die Arbeit vermischen sich mit dem Privaten, mit dem Familienleben. Es gibt aber auch gesündere Beispiele musizierender Geschwister. Etwa in Fiona Apples Song „Hot Knife“. Dessen Harmonik ergibt sich fast ausschließlich aus den Stimmen, die Apple zusammen mit ihrer Schwester singt, die ein ähnlich spezielles Timbre hat wie sie, was zu einem besonderen musikalischen Moment führt, der ohne die hörbare Verwandtschaft der Stimmen wahrscheinlich so nie entstanden wäre.

Diesen Vorteil genießen auch die Zwillingsschwestern Lena und Sophie Haslberger. Von Kindheit an sangen sie gemeinsam, etwa auf langen Autofahrten, seit ein paar Jahren nutzen sie die miteinander aufgewachsenen und aneinander gereiften Singstimmen als Sweet Lemon zur professionellen Musikerschaffung. Mittlerweile sind sie 17 Jahre alt und gemeinsam mit dem Schlagzeuger Konsti Schlüter und dem Bassisten Olivier Splawski hat sich ihre Musik vom talentiert kuriosen Teenager-Schwestern-Duo, das sie noch vor einigen Jahren waren, zum ernst zu nehmenden Vorschlag einer Pop-Jazz-Spielart gewandelt. Sonderlich aufrührend ist die zwar immer noch nicht. Dennoch schaffen sie es, nicht an der Oberfläche zu verharren, über die so manch hübsche Soulstimme in Kombination mit Klavier, Bass und Akustik-Gitarre nicht hinauskommt. Vielleicht liegt das bei Sophie und Lena auch an einer gewissen Kenntnis klassischer Musik, die sie mit einer selbstbewussten Unverblümtheit benutzen.

Denn ganz selbstverständlich tauchen in den Songs ihres Debüt-Albums Zitate klassischer Musik auf. Das Stück „Inner Rhythm“ etwa beginnt mit der gleichen Akkord-Folge wie Chopins posthume cis-Moll-Nocturne. Oder „Behind your walls“: Der warme, nach unten gehende Synthie-Streicher-Lauf erinnert harmonisch an Bachs berühmtes Air aus dessen dritter Orchestersuite. Doch anstatt sich von der Schwere der musikalischen Geschichte, auf die sie da verweisen, erdrücken zu lassen, mischen die Schwestern lieber leicht karibisch angehauchte Gitarrenpatterns darüber, lassen Hi-Hat-Schläge auf die Klavier-Schwere tackern und singen mit ihren großartig volumenreichen Stimmen als Hipster-Blueserinnen, ohne das Raue und Verrauchte, was etwa Billie Holiday und Nina Simone ihren Stimmen noch mitgaben.

Doch diese neue Leichtigkeit im Blues passt gut zur heutigen Zeit. Und so spricht die Musik von Sweet Lemon sowohl die generationsmäßig echten Billie-Holiday-Hörer an als auch die Altersgenossen der Musikerinnen. Etwa in diversen Bandwettbewerben, bei denen Sweet Lemon bisher gepunktet haben. Im vorigen Herbst konnten sie sich einige Runden im Emergenza- Aussieben halten, gerade haben sie es in die Endrunde des Sprungbrett-Wettbewerbs geschafft. Vor dem Finale erscheint jedoch noch ihre erste Single, am Freitag, 18. März. Das Album „Inner Rhythm“ folgt am Freitag, 1. April.  

Stil: Hipster-Blues
Besetzung: Lena und Sophie Haslberger (Gesang, Songwriting, Gitarre, Klavier), Konsti Schlüter (Schlagzeug), Olivier Splawski (Bass)
Aus: München
Seit: 2013
Internet: soundcloud.com/sweetlemonofficial

Foto: Simon Gehrig

Von: Rita Argauer