Mein München: Hofgarten

Tobias Targosz bekam als Jugendlicher einst eine Kamera von seinem Stiefvater geschenkt. Seitdem hat seine Faszination für die Fotographie nicht nachgelassen, wie uns diese Aufnahme zeigt.

Bei ersten Streifzügen durch die Stadt erkundete Tobias Targosz, 21, seine neue Heimatstadt München: „Die Aufnahme steht gewissermaßen dafür, wie ich in München angekommen bin und die Stadt für mich entdeckt habe. Der schön angelegte Hofgarten und die Architektur in seiner näheren Umgebung haben mir von Anfang an besonders gut gefallen“, sagt er. Vor einem Jahr zog er von seiner Heimstadt Fulda für sein Jurastudium an die Isar. Das Bild im Hofgarten entstand im August vergangenen Jahres, kurz nach dem Umzug. Dieses Foto von jenem Tag gefällt ihm selbst besonders gut: „Ich mochte die gedeckten Farben, den Lichteinfall sowie die Tiefe im Bild sofort“, sagt Tobias. Interessante Lichtverhältnisse – die seien wichtig für ein gutes Foto. An der Fotografie fasziniert Tobias vor allem eines: die Welt mit anderen Augen zu sehen und Kreativität und Technik dabei miteinander zu verbinden.

„Ich genieße es, als stiller Beobachter durch die Gegend zu ziehen und die Ästhetik in meiner Umwelt oder in besonderen Augenblicken zu entdecken und festzuhalten“, sagt er. So habe er mit Straßen- und Architekturfotografie seine „ersten Gehversuche mit der Kamera gemacht“. Heute ist er auch zudem in der Pferde- und Porträtfotografie zu Hause. Im Alter von zwölf Jahren bekam er von seinem Stiefvater seine erste eigene Kamera geschenkt: „Er hat seine Faszination für die Fotografie an mich weitergegeben“, sagt Tobias. Und bis heute hat er seine Leidenschaft dafür nicht verloren.

Text: Stephanie Albinger

Foto: Tobias Torgosz

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Stephanie

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Diese Woche geht’s endlich los: Freitag und Samstag Abend findet das lang ersehnte Sound Of Munich Now im Feierwerk statt. Doch allein damit lässt sich unsere Autorin nicht begnügen. Sie besucht unter anderem noch ein Unplugged-Rock&Roll-Konzert und hört jungen Nachwuchspoeten beim monatlichen Poetry-Slam in der Glocke zu.

München erstrahlt in gelben, roten und orangenen
Herbstfarben. Noch. Denn die kalten Temperaturen lassen mich ahnen, dass es
auch bald schon Winter werden wird. Eigentlich liebe ich München ja besonders
im Sommer. Sommer in München heißt für mich Englischer Garten, Eisbach,
Biergarten, die Abende an der Isar. Aber gut, das ist jetzt erst einmal für ein
Jahr vorbei. Ich seh’s ja ein. Jetzt wird’s zapfig, wie man so schön sagt. Aber
die kalte Jahreszeit ist doch noch lange kein Grund Trübsal zu blasen, sage ich
mir! Denn einheizen lassen kann man sich nämlich am Freitag Abend beim Sound of Munich now
Electronica im Feierwerk
. Vorteilhaft ist dabei um diese Jahreszeit
natürlich, dass man sich drinnen befindet. Und noch besser ist: Der Eintritt
ist frei. Umsonst zeigt München, was es an Musikern im elektronischen Genre zu
bieten hat. Mit dabei sind in diesem Jahr, Jean Blanc, Arta Narini, Marcella,
Pech & Schwefel, Shimé, Essika, Mindsight und LCAW. Um die Visuals kümmern
sich 2Spin, Vital Electronica und Proximal. Alle Künstler wurden von DJ Moritz
Butschek kuratiert. Das wird groß, sehr groß!

Kaum bin ich am nächsten Morgen wieder zu Hause, habe ein
paar Stunden geschlafen und treibe in Gedanken immer noch in den Beats der
vergangenen Nacht, wird es heute schon wieder musikalisch. Auch am Samstag bin ich im Feierwerk zu finden.
Heute findet hier der Sound of Munich now
statt: 32 Bands, sechs Stunden, und drei
Hallen. Einlass ist um 18
Uhr und um 19 Uhr geht’s dann los. Junge Musiker aus München, Augsburg und
Regensburg stehen auf der Bühne. Für München treten in der H39 auf: Antun Opic,
Bavarian Blast, Claire Jul, Die Sauna, Emmi King, Future Days, Gaddafi Gals,
GrGr, Julia Kautz, Les Millionnaires, Lisaholic, Matthew Austin & Matilda, mola,
Monaco F, MURENA MURENA, Nick & The Roundabouts, Nick Yume, Pour Elise,
Rapid, The Irrigators, Tom Wu. Für Augsburg sind in der Kranhalle folgende Bands zu
sehen: Endlich Blüte, King the Fu,
Maybellene, SAN Antonio KID, WE DESTROY DISCO, YAWL. Aus Regensburg spielen im Orangehouse Cat Stash, CATO JANKO,
containerhead, Desmond Myers, short story sports. Und das Beste auch hier: Der
Eintritt ist frei. Wo kann man schon sonst kostenlos 32 junge talentierte Bands
an einem Abend erleben?

Nach so viel Musik und Feierei, mache
ich mir einen gemütlichen Sonntag. Ich
werde lange schlafen, ausgiebig frühstücken und dann für einen
Sonntagsspaziergang an die frische Luft gehen. Mein Weg führt mich zum
Bahnwärter Thiel, der nun wieder im Viehhof zu finden ist. Dort findet heute ab
15 Uhr der Krims
und Krams Flohmarkt
statt. Ich trödle und tanze zu Faulchen
Fänthers Musik am Sonntagnachmittag beim Bahnwärter Thiel. Dabei stöbere ich
mich im Flohmarktstrubel durch allerlei Kurioses, Altes, Neues, und Besonderes.
Ein perfekter Ausklang für mein Wochenende.

Am Montag
starte ich an der Uni in die neue Woche. Nach Vorlesungen und Seminaren, radle
ich am Abend zur Glockenbachwerkstatt. Dort findet der Bless the Mic im
November
statt. Ich freue mich schon auf die
neuen, mutigen Poeten. Sicher werden aber auch wieder ein paar bekannte
Gesichter auf der Bühne stehen. Wie immer entscheidet das Publikum wer
gewinnt. Ich bin gespannt, was mir die jungen Poeten dieses Mal zu erzählen
haben.

Ich höre viel zu selten klassische Musik. Das denke ich mir
oft. Mag spießig klingen, ist aber so. Früher habe ich selbst einmal Geige
gespielt, und irgendwie fehlt mir zu oft die Zeit meiner Faszination für
klassische Musik nachzukommen. Da trifft es sich ganz hervorragend, dass am Dienstagabend in der Musikhochschule
das Konzert Hörprobe
– Konzertreihe mit Studierenden
stattfindet. Dort sind Studierende von
Musikhochschulen aus ganz Deutschland vertreten. Unter den Komponisten der
Stücke, die zu hören sein werden, sind Max Reger oder Ludwig Van Beethoven. Diesen
klassischen Musik-Genuss werde ich in vollen Zügen genießen. Wer weiß, wie
lange es bis zum nächsten Mal dauert.

Stillstand ist diese Woche nichts für mich. Denn auch am Mittwoch habe ich Pläne. Heute geht’s erneut
zum Bahnwärter Thiel in den Viehhof, wo heute wieder ein Schienen-Bus-Konzert
stattfinden. Der Eintritt ist wie immer frei. Mit dabei ist die Münchner Folk
Singer-Songwriterin Clea Charlotte, die mich mit Gitarre und Banjo schon des
Öfteren verzaubert hat. Aber auch auf mir unbekannte Gesichter darf ich mich
freuen: Münchnerin Cindy Marietta und der Australier Ziggy McNeill stehen auf
der Bühne. Der Bahnwaggon wird zur Konzerthalle, und ich bin mit dabei. Später
gehe ich dann weiter in die Milla zum Milla Song Slam.
Gastgeber ist wie immer Spoken-Word- und Rap-Poet
Bumillo. Jeder Act hat acht Minuten, es gibt acht Acts und acht Statements zu
den Künstlern. Ich bin gespannt, was mich erwartet.

Wem der bayerische Begriff „Boazn“ nichts sagt, der sollte
seiner Defintion in der Geyerwally auf den Grund gehen. Und ein noch bessere
Grund, Donnerstagabend hierher zu
kommen: The Black
Submarines spielen unplugged
. Boazn-Charme mit gutem Blues und Rock’n’Roll
also. „Feuer unterm Hintern, auch ohne Strom“ wird mir versprochen. Daran hege
ich keinen Zweifel.

Ich blicke auf meine Woche zurück. Es war sehr musikalisch.
Da muss heute mal etwas Literatur her, denke ich mir. Und habe mir für Freitag etwas Besonderes vorgenommen.
Dafür gehe ich heute gerne freiwillig noch einmal in die Uni. In
der Großen Aula der LMU findet heute eine Lesung der besonderen Art statt. Schriftstellerin
und Journalistin Elke Schmitter hat zum Auftakt ihres forum:autoren zwei Nobelpreisträgerinnen eingeladen: Swetlana
Alexijewitsch und Herta Müller. Die beiden Schriftstellerinnen sind sich noch
nie zuvor begegnet, sie sprechen über „Sprache und Poesie in Diktaturen“. Es
verspricht ein spannender Abend zu werden. Weil ich danach doch noch Lust auf
einen musikalischen Einklang ins Wochenende habe, steuere ich das Bob Beaman an.
Der Club feiert heute seinen sechsten Geburtstag unter dem Motto 6
Years Bob Beaman
. Und deshalb endet
meine Woche so, wie sie angefangen hat: mit Musik.

 Von: Stephanie Albinger

Zeichen der Freundschaft: Die Alten

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Jeder Ton, den sie gemeinsam singen, verbindet sie ein Stück mehr. Und wenn die andere beim Singen einmal nicht da ist, fühlt es sich an, als wäre der Ton nicht richtig. Ein neuer Beitrag aus der Reihe “Zeichen der Freundschaft”.

Sie boxt mich in die Seite. Ich muss lachen. Habe ich doch
glatt die Alt-Stimme nach unten oktaviert, das fällt mir allerdings erst bei
dem freundlichen Seitenhieb ein, den mir Marie gibt. Auch sie muss ein Lachen
unterdrücken.

Seit der Schulzeit singen wir zusammen im Chor:
Unterstufenchor, Mittelstufenchor, Kammerchor und auch jetzt an der Uni stehen
wir zusammen in der Alt-Stimme, bei den „Alten“ wie unser Chorleiter immer zu
sagen pflegt. Auch darüber mussten wir wegen der Mehrdeutigkeit schon des
Öfteren schmunzeln. Wir sind die einzigen, die in diesem Chor nicht Musik
studieren. Aber wir haben mindestens genauso viel Liebe zur Musik und zum
Singen. Fehlt sie, habe ich immer das Gefühl, es fehlt etwas. Nicht weil ich
alleine nicht singen kann oder gar immer eine Oktave zu tief bin, aber irgendwie
ist es etwas anderes. Einer von uns hat immer den Ton und so haben wir uns
bisher durch jedes Barock- oder Jazzstück, durch jede klassische und moderne
Musik und sogar durch Opern gesungen.

In der fünften Klasse haben wir uns kennengelernt. Zugegeben
gleich zu Beginn hatten wir noch verschiedene Freundeskreise. Doch es hat nicht
lange gedauert und wir hatten mit unserer Mädels-Clique immer das begehrte
Sechserzimmer im Schullandheim. Später haben wir zusammen Abitur gemacht,
fuhren auf Abi-Fahrt, auf Ski-Hütten, waren auf Musik-Festivals, auf Konzerten,
Tanzen, haben zusammen gelacht und geweint.

Ich kenne kaum jemanden, der so unumstößlich positiv und
entspannt ist. Entspannt heißt aber nicht faul. Sie kämpft für das, was sie
erreichen will und ist ehrgeizig. Sie hat immer ein Lächeln auf den Lippen, und
liebt es zu singen und zu tanzen. Und das kann sie: Wenn sie tanzt, macht es
einfach Spaß zuzusehen. Einfach, weil sie ein Talent dafür hat und man ihr die
Freude daran ansieht. Und es gibt niemanden, mit dem ich so gerne tanze – zu
Musik natürlich. Und das ist es, was uns verbindet: die Musik, egal ob getanzt
oder gesungen. Und dann ist da natürlich das gemeinsame Singen: Seit der
fünften Klasse stehen wir, mit kleineren Unterbrechungen, immer nebeneinander in der Alt-Stimme. Habe ich den Ton nicht,
findet sie ihn und findet sie die richtige Note mal nicht, singe ich ihn ihr
von der Seite ins Ohr. Wie im Chor ergänzen wir uns auch in unserer Freundschaft
immer. Auch deshalb fühlt es sich so seltsam halb an, alleine im Chor zu
stehen. Als wüsste man, welche Note man singen muss. Aber den richtigen Klang
bekommt sie eben nur, wenn wir zusammen sind.

Von: Stephanie Albinger

Foto: Yunus Hutterer

Zeichen der Freundschaft – Elfter Geburtstag

Fünf Uhr morgens in einem Fast-Food Restaurant: Zwei beste Freundinnen genießen den Tag und tanzen zwischen Pommes und Burgern. Eine weitere Kolumne aus unserer Reihe “Zeichen der Freundschaft”.

Sie tanzt. Einfach, weil sie gerade Lust dazu hat. Zu der Musik, die dumpf aus den Lautsprechern des Fast-Food Restaurants dringt. Ich muss lachen, wie so oft, wenn Emma bei mir ist und fange ebenfalls an zu tanzen – was uns ein paar schiefe Blicke des Kassierers beschert. „Zwei Chickenburger, zweimal Cola und zweimal große Pommes bitte“, sagt sie. Und wir tanzen weiter, mit ihr ist es auch mir egal, was die anderen Leute denken. Es ist fünf Uhr morgens, der Morgen meines Geburtstages, in den ich mit vielen Freunden reingefeiert habe. Und nun es ist noch sie, Emma, die wohl beste Freundin, die ich je hatte, die nun mit mir in mein neues Lebensjahr startet. Genau genommen ist es auch der elfte gemeinsame Geburtstag, das elfte gemeinsame Jahr.

Wir sind uns ähnlich, zugleich aber auch wieder nicht. Sie ist herzlich und offen, ich wirke oft eher etwas hart und kritisch. Während sie ihre Klamotten oft quer durch ihr Zimmer verteilte, herrschte bei mir immer Ordnung. Geht sie offen auf die Menschen zu, bin ich oft eher skeptisch. Mit ihr kann ich anders sein, leichter, fröhlicher, unbeschwerter. Irgendwie steckt sie mich damit an – alleine hätte ich auch vor dem Kassierer sicher nicht getanzt. Sie tut das. Einfach so, weil es eben gerade Spaß macht. Ihre Freude am Leben ist ansteckend, ihre Herzlichkeit umwerfend. Mit ihr ist das Leben so leicht, so unbeschwert. Und sie ist eben immer da. Bin ich verzweifelt, macht sie mir heiße Schokolade und Kuchen mit drei verschiedenen Schokoladensorten. Und auch wenn ich das Leben einfach nur umarmen will, ist sie da, und wir essen nachts auf ihrem Balkon Nutella und trinken Wein. Und seit elf Geburtstagen ist es immer sie, die immer da war und es bis heute ist. Nun schiebt sie quietschend den Strohhalm in den Plastikbecher und prostet mir zu: „Auf dich!“, sagt sie. „Nein, auf dich!“, erwidere ich und denke drücke ihr einen dicken Schmatzer auf die Backe.

Von: Stephanie Albinger

Zeichen der Freundschaft: Tom

Die besten Freunde findet man oft ganz früh im Leben. Das heißt aber auch, dass die Freundschaft so einige Lebensveränderungen überstehen muss. 

Eine weitere Kolumne aus unserer Reihe “Zeichen der Freundschaft”.

Irgendwann
kam der Tag an dem meine Mutter sagte: „Der Tom zieht weg. Weit weg. Aber ihr
seht euch sicher bald wieder.“ Nach Amerika ging er mit seiner Familie, sein
Vater hatte dort Arbeit gefunden. Ein Abschied. Von meinem besten Freund, meinem
Sandkastenfreund. Seit wir ein Jahr alt waren verbrachten wir fast jede Minute
miteinander. Damals am Flughafen haben wir uns versprochen uns zu Briefe zu
schreiben. Also wenn wir dann in zwei Jahren in die Schule kämen und Schreiben
lernten.

Man hätte
uns vielleicht für Geschwister halten können, wie wir beide mit unseren blonden
Haaren im Sandkasten saßen. Seit wir ein Jahr alt waren. Tag für Tag. Jahr für
Jahr.  Mein Sandkastenfreund Tom und ich.
Er musste schon einiges aushalten. Ich konnte mit einem knappen Jahr sprechen,
er hingegen laufen. Weggelaufen ist er dennoch nie, wenn ich ihm mal wieder die
Welt erklärte und er stumm daneben saß – unsere Eltern erzählen noch heute
davon. Gestört zu haben schien es ihn nie, er war immer schon ein guter
Zuhörer, hat sich nie beschwert.

Als er
damals ging haben wir uns dann einige Jahre nicht gesehen, aber Wort gehalten
und Briefe geschrieben. Mittlerweile lebt er mit seiner Familie wieder in
Deutschland, aber auch zum Studieren kam er nicht mehr nach München zurück. Manchmal
packt mich die Angst, die Entfernung, wenngleich sie auch nicht mehr so groß
war wie einst, könnte auch Distanz zwischen uns schaffen.

Mein Handy
piepst, eine Nachricht von Tom: „Hey Steph, alles gut?“ Steph, so nennt mich
sonst niemand. Wenn ich das höre, fühlt es sich an wie Nachhausekommen und gibt
mir die Sicherheit, dass uns etwas verbindet und das auch niemals aufhören
wird. Auch, wenn wir uns nicht oft sehen, ist es wie eh
und je. Ohne Worte haben wir einst Freundschaft geschlossen und, wenn auch zeitweise
mit wenig Worten, sie hat es ausgehalten. Und ja, wir schreiben uns immer noch.
Mittlerweile können wir es ja.

Von: Stephanie
Albinger

Foto: Yunus Hutterer

Mein München: Akademie der Bildenden Künste

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Die Fotodesign-Studentin Annika Hölscheidt, 24, liebt Tanz und Bewegung. In der Akademie der Bildenden Künste entstand das Bild von Jessica. 

Tanz und Sommersprossen, das ist es, was Annika Hölscheidt, 24, für ihre Fotografien besonders inspiriert. Die Fotodesign-Studentin an der Hochschule München hat nach ihrem ersten Tanzshooting festgestellt, dass es genau das ist, was sie machen wolle. „Mit Tänzern arbeiten, gerade diese Millisekunden festhalten, die man sonst nicht erkennen kann, wenn man nur die Bewegung sieht, das fasziniert mich“, sagt Annika.

Menschen, insbesondere Tänzer, fotografiert Annika am liebsten. Sie habe früher selbst viel getanzt, erzählt sie: „Ich habe, seit ich denken kann, Ballerinas immer bewundert. Diese Bewegungen, diese Leichtigkeit und Anmut“, schwärmt sie. Das Foto in der Akademie der Bildenden Künste gehört zu ihren Lieblingsbildern, erzählt Annika. Das Mädchen auf dem Foto, Jessica Semma, habe sich gemeldet, als sie damals auf der Suche nach Tänzerinnen gewesen sei. Die alten Gemäuer der Akademie schienen der ideale Ort für das Shooting zu sein: „Die Verbindung von Tanz und Architektur hat es mir einfach angetan, und da findet man gerade in München so tolle Plätze“, sagt sie.

Bereits während der Schulzeit machte sie erste eigene Fotos und ein Praktikum bei einem Fotografen. Später fing sie an, Betriebswirtschaftslehre zu studieren, erst seit Mitte 2015 hat sie nun umgeschwenkt auf Fotodesign: „Das fühlt sich gut und richtig an“, sagt Annika. „Irgendwie angekommen.“

Von: Stephanie Albinger

Foto: 

Annika Hölscheidt

Links: http://annywherephotography.de/#home, https://www.facebook.com/annywherephotography/

Von Freitag bis Freitag München:  Unterwegs mit Stephanie

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Auch nächste Woche ist wieder einiges los in München. Ob Blogger Flohmarkt, Freiluftkino, oder Live-Musik – Stephanie gibt euch einen Einblick, wie ihre Woche aussehen könnte.

Auch wenn der Sommer immer noch auf sich warten lässt, mindert
das meine Motivation, viel zu unternehmen, in keiner Weise. Auch diese Woche steht wieder einmal einiges bei mir auf dem Programm.

Am Freitag geht
es gleich mit einem Konzert los, auf das ich mich schon lange freue: In der
Geyerwally ist heute die Blues-Rock-Band Black Submarines
unplugged
zu hören: „Feuer unterm Hintern! Auch ohne Strom? Logisch!“ wird
mir versprochen- da habe ich keine Zweifel!

Ich hoffe darauf, dass die Sonne mich am Samstag nicht im Stich lässt, denn ich
möchte zum Barfuß
Open Air am Feldmochinger See
. Bei einem kühlen Getränk und Gegrilltem
würde ich elektronischer Musik lauschen – aber nein: das Festival wurde in den Juli verschoben. Stattdessen mache ich mich gegen 17 Uhr auf den Weg ins Glockenbachviertel. Hier
findet heute das Milla
Walky Talky
statt, wo in vielen verschiedenen Kneipen, Restaurants und
Cafés verschiedenste Events stattfinden: Von der Milla bis zur Isar gibt es Lesungen, Tanzshows, Bands und Ensembles aus dem
Viertel zu entdecken.

Den Sonntag lasse ich gemütlich angehen. Mittags mache ich mich dann
auf den Weg in die Milchstraße 5: Dort findet heute von 10 bis 15 Uhr ein Blogger-Flohmarkt statt. Ich bin gespannt, was die vier Bloggerinnen so für
mich aus ihren Kleiderschränken aussortiert haben.

Am Montag geht’s zum Bahnwärter Thiel zur Endstation Lesespaß. Hier lesen Woche für Woche Studenten der HFF. Diese Woche sind Maya Duftschmid, Jakob Grahl, Jonas Bock, Timo Baer und Benedikt Pottgießer da. Ich bin gespannt, was mich erwartet.

Auch den Dienstag Abend möchte ich draußen verbringen. Auch ohne Vollmond
lohnt es sich immer, ins Freiluftkino in den Viehhof zu kommen. Heute wird
„Deadpool“ gezeigt. Ein Action-Film mit etwas schwarzem Humor- ich bin
gespannt!

Am Mittwoch
wird’s wieder musikalisch: Der Bahnwärter Thiel lädt zu seiner wöchentlichen
Open Stage ein. Bei den Schienen-Bus-Konzerten spielen Woche für Woche Liedermacher, Sänger, Bands und Straßenmusiker.
Ich freue mich auf diese musikalische Entdeckungsreise!

Der Donnerstag ist ja bekanntlich der neue Samstag. Warum also nicht
tanzen gehen, denke ich mir. Heute gibt es was auf die Ohren: Im Unter
Deck ist Sustain Drum & Bass Session
.
Und weil ich danach richtig Lust habe mich zu bewegen, ziehe ich ins Harry
Klein zum Münchner
Kindl
weiter. Mit viel Bass und
elektronischen Klängen tanze ich mich in den Freitag!

Nachdem ich das Feiern auf gestern
verschoben habe, wird mein Veranstaltungskalender am Freitag etwas intellektueller. Im Einstein Kultur sind heute Meine
drei Lyrischen Ichs
zu Gast. Dreimal im
Jahr organisiert die Münchner Lesereihe Lesungen mit jungen Dichtern Der
Dichter Yevgeniy Breyger ist da, der vor Kurzem sein Debüt „flüchtige monde“
veröffentlicht hat. Aus Berlin kommt Niklas Bardeli, und aus München liest
Ricarda Kiel. Zusammen mit mit Catrin Steck und Anne Achenbach hat sie die
Kunst gestaltet, die ausgestellt wird. Und so starte ich mit Lyrik und Kunst
ins Wochenende.

Von: Stephanie Albinger

Bauchfreie Verständigung

Leopold Knott, 21, macht Mode für ein friedliches Miteinander. Mit seiner neuen Kollektion will er zwischen europäischer und arabischer Kultur vermitteln. Dazu gehören auch bauchfreie Shirts.

München – Es gibt eine neue Mode-Marke in der Stadt: „Fahem Wear“. „Fahem“ ist arabisch und bedeutet Verständigung oder Verständnis. Der Grafikdesign-Student Leopold Knott, 21, möchte mit seinen selbstgestalteten Shirts zu einem besseren Miteinander der arabischen und der westlichen Kultur beitragen.

SZ: Wie soll Kleidung dazu beitragen, dass sich Menschen unterschiedlicher Kulturen besser verstehen?

Leopold Knott: Durch die Flüchtlingsdebatte ist das Thema ja sehr aktuell. Hier prallen Welten aufeinander. Wenn die beiden Kulturen kein friedliches Miteinander anstreben, dann wird es ungemütlich.

Verstehe. Aber warum sollen ausgerechnet Klamotten helfen?

Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, wie beide Kulturen öffentlich zeigen können, dass sie ein Miteinander wollen.

Und dieses Miteinander soll jetzt mit Shirts funktionieren?

Jeder soll so zeigen können, dass er die Verständigung mit der anderen Kultur will. Und zwar anhand von Shirts mit Aufdrucken: So kann jeder die Botschaft nach außen tragen, ohne sich erst darüber unterhalten zu müssen. Auf diese Weise können zum Beispiel ein Syrer und ein Münchner gleichermaßen zeigen, dass ihnen dieses Miteinander am Herzen liegt.

Und was ist auf die Shirts gedruckt?

Ich habe durchweg positiv besetzte Begriffe gewählt, damit keine Missverständnisse aufkommen. Zudem sind es Begriffe, die sowohl in der Bibel als auch im Koran zu finden sind und die ein friedliches Miteinander zum Ziel haben. Und zwar: Respekt, Verständigung, Verbundenheit, Toleranz, Kooperation und United. Es werden aber auch noch mehr Begriffe hinzukommen. Die Wörter sind jeweils in arabischer und unserer Schrift auf die Klamotten gedruckt. Das soll die Verbundenheit der beiden Kulturen veranschaulichen.

Im Angebot sind aber auch bauchfreie Tops. Steht das nicht etwas im Widerspruch zur arabischen Kultur?

Ich gebe nur die Möglichkeit, sich ein bauchfreies T-Shirt zu kaufen, ich zwinge niemanden dazu. Es soll sich jeder das raussuchen, was für ihn passt. Ich möchte, dass sich beide Kulturen anstrengen, dass es dieses Miteinander gibt. Deshalb müssen beide Seiten tolerant sein.

Aber bei einem bauchfreien Top könnte die Toleranz schnell vorbei sein.

Wir müssen die andere Kultur genauso akzeptieren, wie die unsere. Meine ehemalige arabische Sprachlehrerin beispielsweise hat mir gesagt, sie würde sich kein bauchfreies Top kaufen, aber sie stört sich auch nicht daran. Meine Idee gefällt ihr super.

Das könnte aber auch genau als Intoleranz und Unwissenheit ausgelegt werden.

Auch mein Vater hat mich darauf angesprochen, ob ich diese Shirts wirklich anbieten will. Allerdings ist es – wie gesagt – nur eine Möglichkeit, sich ein bauchfreies Top zu kaufen. Meine Zielgruppe sind Menschen beider Kulturen. Jeder soll sich das aussuchen, was für ihn passt. Und die Idee eines Miteinanders muss auf Gegenseitigkeit beruhen. Das heißt, wir müssen die arabische Kultur genauso akzeptieren und tolerieren, wie die unsere.

Die Begriffe sind in lateinischer und arabischer Schrift aufgedruckt. Warum?

Ich habe vergangenes Semester in London studiert. Dort habe ich Sprachunterricht in Arabisch genommen und dabei auch das arabische Alphabet gelernt. Dabei habe ich einige Begriffe selbst geschrieben – auch die, die jetzt auf meinen Klamotten gedruckt sind. Mit den Wörtern habe ich etwas herumexperimentiert und verschiedene Farben und Designs ausprobiert. Und dabei kam mir dann die Idee, die arabische und die lateinische Typografie zu kombinieren.

Wieso wurde die arabische Schrift gewählt? Aus Gründen des Designs?

Ich habe mich schon immer für Kalligrafie interessiert. Im Vergleich zu unserer lateinischen Schrift ist sie nicht so starr, sondern sehr elegant. Durch mein Studium habe ich mich dann intensiver damit auseinandergesetzt und so kam ich schnell zur arabischen Schrift. Während meiner Zeit in London habe ich auch einen Kurs zur „Interkulturellen Typografie“ besucht.

Sieht natürlich auch schick aus…

Ich habe eine persönliche Affinität zur arabischen Schrift. Und ich beschäftige mich mit ihr, weil ich es für eine gute Möglichkeit halte, tiefer in die arabische Kultur einzutauchen und mehr über die Kultur zu lernen und sie zu verstehen. Das ist für mein Projekt unverzichtbar.

Geht es um Optik? Oder um Inhalte?

Mein Ziel ist es, den Leuten die Möglichkeit zu geben, dass ihnen die Verständigung mit der jeweils anderen Kultur am Herzen liegt. Die Ästhetik ist ein entscheidender Punkt. Für mich ist die arabische Schrift wunderschön. Aber das ist nicht die einzig treibende Kraft, sie auf T-Shirts drucken zu lassen. Mit einem Kleidungsstück, das man in der Öffentlichkeit trägt, kann man seine Überzeugung am besten ausdrücken, dass ein Miteinander der Kulturen wichtig ist.

Wie gut kennst du dich mit der arabischen Kultur aus?

Ich habe mich in London viel mit arabischen Menschen über Vorurteile unterhalten. Auch jetzt, zurück in München, lerne ich weiter Arabisch. Durch Gespräche mit meinem jetzigen Lehrer lerne ich viel über die arabische Kultur. Ich plane demnächst eine Reise nach Ägypten und möchte auf jeden Fall noch mehr darüber lernen.

Interview: Stephanie Albinger

Foto: Lorraine Hellwig