250 Zeichen Wut: Sommer Adieu!

Ja, wir alle haben es begriffen: Der Herbst feiert seinen Einzug. Unsere Autorin hat die Schnauze voll von all’ dem Gejammer und freut sich auf die nächste Jahreszeit.

Die Temperaturen sinken, Sommerkleider müssen Wollschals
weichen und wir alle jammern im Chor: „Was soll der Mist? Wir hatten doch grade
noch 28°C!“Ja, ja, der Herbst ist da und noch viel schlimmer: O’zapft werd a
boid! Was viele bibbernd und frierend leider nicht vertstehen: Herbst ist gar
nicht so beschissen, Wiesn hin oder her. Denn Herbst bedeutet auch: Keine
nervigen Flamingo-Pool-Foto-Sessions auf Instagram, keine schlecht
gestylten, unvorteilhaften Sommeroutfits in den Fußgängerzonen, keine
Grillabende, der Schrecken aller Vegetarier, kein Urlaubsneid via Social-Media.
Tja, ihr Herbst-Hater! Darauf trink‘ ich erst Mal ‘nen
Kamille-Tee!

Text: Anastasia Trenkler

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Max

Von wegen Sommerloch! Unser Autor macht sich auf die Suche nach spannenden Freizeitangeboten in München. Und siehe da: Er wird fündig! Auf ihn wartet eine Ausstellung im Farbenladen, das Isarinselfest und eine Menge Musik von Hip-Hop bis Metal.

Mit dem kalendarischen Sommer einher neigt sich auch der Festivalsommer
langsam dem Ende zu. Ein letztes Aufbäumen gibt es dieses Wochenende – und das
muss ich natürlich voll ausnutzen.

Los geht es am Freitag mit dem Sonnendeck
Festival
in Augsburg. Ja, richtig gehört, in Augsburg. Denn für
so ein Line-Up aus hervorragenden Münchner Künstlern, unter Anderem Henny Herz,
Xavier Darcy und DJ Fancy Footwork, verlasse ich gerne mal die geliebte
Heimatstadt.

Das war‘s aber auch schon wieder mit der Reiselust. Denn am Samstag
kann die Landeshauptstadt und ihr Umland mit einer Flut an Festivals
auftrumpfen. Durch meine Recherche für
einen Artikel
auf den Geschmack gekommen ist meine erste Station am
Nachmittag das Traditional Heavy Metal-Festival “Trveheim”, das sogar
schon gestern begonnen hat. Nachmittags spielen dort aufstrebende junge Bands
der Szene, während am Abend echte Oldschool-Legenden zu hören sind. Letztere
werde ich aber leider auslassen müssen, denn abends wartet die Innenstadt mit
einer Vielzahl an Konkurrenzangeboten auf. Da wären das Isarrauschen auf der
Praterinsel, und die Sommerfeste von Minna Thiel, Lucky Who und Kiosk 1917. Wo ich
letztendlich hingehe? Das entscheide ich wohl spontan.

Egal wo, gefeiert hab‘ ich gestern auf jeden Fall. Deswegen verbringe ich
den Sonntag vorwiegend im Bett – und das trotz traumhaftem Spätsommerwetter.
Shame on me! Naja, ich sollte mich ja auskurieren. Am Abend muss ich wieder
singen können, denn in der Milla steigt das Mitmach-Chor-Event GO SING CHOIR. Gesungen wird
genau ein Song, mitmachen darf jeder, der Lust hat.

Das war doch ein wirkliches Festivalwochenende! Am Montag ist
deswegen wieder etwas runter kommen angesagt. Was eignet sich da besser als die
Ausstellung “Samin” des
Fotografen Filippo Steven Ferrara? Im Farbenladen des Feierwerks dokumentiert
er das harte Leben der aus Teheran nach Italien emigrierten Bildhauerin Samin.
In Aussicht der herannahenden Bundestagswahl besuche ich am Abend noch das
Theater Heppel & Ettlich. Dort liest der
ehemalige Oberbürgermeister Christian Ude
aus seinem Buch
“Die Alternative oder: Macht endlich Politik!”. Das Buch, dessen
Titel unlängst von einem
AfD-Politiker für eine dubiose Wahlwerbung vereinnahmt wurde
.

Am Dienstag geht es kulturell weiter, denn ich begebe mich zunächst
auf einen Streifzug durch die Sommergalerie am Praterstrand.
Die zeigt momentan Werke von Simon James. Danach aber gleich weiter ins
Fußballstadion des FC Teutonia München. Denn dort tritt die SpVgg Unterhaching
in einem Benefizspiel gegen eine
All-Star-Auswahl der Münchner Amateur-Vereine an. Die Einnahmen aus dem Event
werden zur Restaurierung des Vereinsheims des FC Teutonia verwendet, das
letztes Jahr einem Großbrand zum Opfer fiel.

Der Mittwoch wird wieder musikalisch: Die Minna Thiel veranstaltet
im Kampf gegen das Sommerloch weiterhin regelmäßig ihre Schienenbuskonzerte. Dieses Mal mit
Stephan Worbs und Ziggy McNeill. Nach zwei entspannten Singer-Songwriter-Konzerten
habe ich aber noch Lust, ein bisschen zu tanzen. Da bietet sich heute das
Hip Hop Hooray” in der
BEARD BAR an.

Am Donnerstag beginnen drei wunderschöne Wochen für Keyboarder wie
mich. Bis 17. September nämlich werden in der ganzen Innenstadt verteilt wieder
die “Play me, I’m
Yours
”-Pianos stehen. Endlich wieder Straßenmusik mit
Klavier! Abends geht der etwas alternative Musik-Tag weiter, denn im Lucky Who
sprechen die Deutschrap-Podcaster Schacht &
Wasabi
über die neuesten Gerüchte rund um Farid Bang, Fler,
Sido und Konsorten. Und weil ich danach immer noch nicht genug habe, gibt’s bis
spät in die Nacht wieder Musik zum Mitmachen auf der Westendjam.

Das war eine anstrengende Woche! Deshalb lasse ich sie am Freitag
ganz entspannt auf dem Isarinselfest ausklingen. Auch
wenn das Fest noch bis Sonntag gehen wird, nach dieser Woche brauche ich wohl
erstmal eine Pause. Und da sag noch einer, München habe
im Sommerloch nichts zu bieten

Text: Maximilian Mumme


Foto: Serafina Ferizaj

Wo kann man … sich ungestört sonnen?

Auch, wenn der Wetterbericht uns momentan enttäuschen mag – es ist noch Sommer. Wenn im August sich doch noch einige letzte Sonnenstrahlen blicken lassen, dann hat unsere Autorin die Tipps für euch, wo ihr ungestört Sonnenbaden könnt.

1) Nordteil des
Englischen Gartens
Im Nordteil des Englischen Gartens kann man alles besser machen, was im
Südteil auch geht: Keine nervigen Touris, die mit ihren Selfiesticks eine
Gefahr darstellen und keine wilden Radfahrer, die einen überfahren, wenn man
eine Sekunde nicht aufpasst. Es gibt hier viele versteckte und unberührte
Ecken, bei denen man sich ungestört hinlegen und braun werden kann.

2) Theresienwiese
Auf der Theresienwiese gibt es nichts, was man nicht tun kann.
Lustigerweise suchen sich hier deutlich weniger Leute einen Platz zum Brutzeln
aus. Hier hat man also auf jeden Fall seine Ruhe. Die Goethestraße ist auch
nicht weit entfernt, um sich bei einem Getränk zu erfrischen oder Sonnencreme
zu kaufen, falls man zu lange in der Sonne gelegen hat.

3) Vor der LMU
Der Platz vor der LMU eignet sich hervorragend für ein Sonnenbad: Wem es in
der Sonne irgendwann zu heiß wird, kann sich in die angenehm kühlen Wände der
LMU zurückziehen oder sich im Brunnen abkühlen und der verrückte Eismacher ist
genau um die Ecke. Wenn man darüber hinaus die vielen Studierenden sieht, die
auf dem Weg zur Bib oder Klausur sind, genießt man das Sonnenbad umso mehr.
Wenn man allerdings zur Prokrastinations-Fraktion gehört, sollte sich lieber
einen anderen Ort zum Sonnen suchen, um den Gedanken an den nächsten
Abgabetermin zu verdrängen.

4) Westpark
Ideal für Leute, die Fernweh haben, denen aber das nötige Kleingeld für
eine weite Reise fehlt. Die Gärten im japanischen oder thailändischen Stil laden
zum Träumen nach Fernost ein.

5) Pforte des
Maximilianeum
Bei der Pforte des Maximilianeums kann man sich im Schneidersitz mit Blick
zur Stadt auf die Mauer hocken und die tolle Skyline Münchens genießen. In der
Regel sind auch nur eine Handvoll Leute dort unterwegs, die einen stören
könnten.

6) Schloss Nymphenburg
Gerade in dem prächtigen Park kann man sich entspannt
einen Platz im hohen Gras aussuchen, um sich königlich zu sonnen und sich eine
entweder fürstliche Sommerbräune oder einen exquisiten Sonnenbrand zu holen.

Text: Serafina Ferizaj

Foto: Alessandra Schellnegger

Fremdgänger: Heiß, sehr heiß

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Über das Wetter reden ist eine der bekanntesten Smaltalkstrategien überhaupt. Darin sind wir Deutschen gut. In England scheint das eine Methode der Verarbeitung zu sein.

Schweiß bildet sich auf meiner Stirn. Ein wenig verzweifelt überlege ich mir, was ich noch ausziehen könnte, ohne völlig nackt am Schreibtisch zu sitzen. Aber so besonders viel ist da nicht mehr übrig, denn da sich die Temperaturen in Oxford seit mehr als einer Woche im 30-Grad-Bereich aufhalten, trage ich mittlerweile ausschließlich die leichtest möglichen Sommerkleider und berufe mich regelmäßig auf mein Hitze-Mantra: „Englisches Wetter rockt.“ Das wirkt nach wie vor erstaunlich gut. Denn auch wenn ich persönlich keinesfalls der enthusiastischste Hitze-Fan bin, erweist es sich als erfrischende Genugtuung, meinen Freunden in München Fotos zu schicken, von Bootsfahrten durch englische Parklandschaften im Bikini.

Während meines Bachelorstudiums in München verbrachte ich den Großteil meiner Sommer über Seminararbeiten schwitzend in gut klimatisierten Bibliotheken in der Innenstadt. Deshalb handelt es sich bei den helleren Streifen, die sich mittlerweile auf meinen Schultern zwischen leicht gebräunter Haut abzeichnen, schon um eine kleine Sensation. Vor ein paar Wochen habe ich mein Studium offiziell abgeschlossen und somit zum ersten Mal seit Jahren Zeit, mit einem Roman im Park zu sitzen, Fahrradtouren zu romantischen Palästen zu unternehmen oder mich in einer weiteren Oxford-Tradition, dem Punten (Stocherkahnfahren), zu üben.

Vor einem Jahr, bevor ich zu meinem England-Studium aufbrach, war der zweithäufigste Kommentar, gleich nach: „Oh je, das englische Essen …“, den ich mir anhören musste, ein Verweis auf das angeblich grauselige britische Wetter. Sicherlich, Stimmen munkeln, 2016/17 sei ein besonders mildes Jahr im Vereinten Königreich gewesen. Von daher könnte ich einfach nur Glück gehabt haben. Allerdings halte ich Wetterfragen im Allgemeinen für relativ und die universale Verunglimpfung des englischen Wetters für mehr als übertrieben und deshalb unangebracht. Ich verstehe meine Freunde aus Kalifornien oder Singapur, für die der Winter hier mit Sicherheit eine schockierende Umstellung dargestellt haben muss. Jedoch muss ich ausgehend von meiner deutschen Perspektive zu Bedenken geben, dass es in Oxford weder tagelange Regenfälle gibt, die Keller unter Wasser setzen, noch Schneestürme, die den öffentlichen Nahverkehr lahmlegen, wie ich es von zu Hause nur allzu gut kenne.

Interessanterweise scheinen es jedoch insbesondere Engländer selbst zu sein, die mir gegenüber ihre Frustration angesichts des Wetters aussprechen. Des Öfteren unterhalte ich mich mit meinem Mitbewohner Barney über unvorhergesehenen Sprühregen und dichte Nebelbänke. „I wish there would be more sun in England“, sagt er immer und immer wieder. Besonders für ihn freue ich mich deshalb über diesen strahlenden Sommer. Doch an einem dieser Tage finde ich Barney erschöpft auf unserer Küchen-Couch sitzen. Verzweifelt fragt er mich: „Why is it so hot?“ Zuerst bin ich aufrichtig verwirrt, aber dann fällt mir ein anderes unserer Gespräche ein, während dem er mir erklärte, dass die englische Taktik, mit dem Wetter umzugehen, genau darin bestehe, darüber zu sprechen. Vielleicht ist demnach das Sich-über-das-Wetter-Beschweren schon so etwas wie kulturelle Umgangsform und gar nicht unbedingt an die tatsächliche Grausamkeit eben jenes geknüpft. Darauf möchte ich Barney in diesem beschwerlichen Moment jedoch nicht aufmerksam machen, denn für den einzig passend erscheinenden Kommentar fällt mir keine dem englischen Höflichkeitsethos entsprechende Übersetzung ein: „Euch kann man es wohl auch nicht recht machen.“

Text: Theresa Parstorfer

Foto: Privat