So viel Liebe

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Große Pop-Poesie: Beim Stadt-Land-Rock-Festival von SZ und Tollwood zeigt sich, wie eng vernetzt die Münchner Musikszene mittlerweile ist und wie sehr man sich gegenseitig schätzt.

Es ist nur ein Fetzen Stoff, der vom rechten Hosenbein herunterhängt. Das Loch bildet ein Herz auf dem grauen Stoff, den Jordan Prince unter seiner Jeans trägt. Ein kleines Symbol, das sinnbildlich für den US-Amerikaner ist, der ein außergewöhnliches Händchen für Liebeslieder hat. Es ist aber auch sinnbildlich für das gesamte Stadt-Land- Rock-Festival in diesem Jahr. Zwölf Bands haben an drei Abenden auf dem Tollwood-Festival gezeigt, wie eng vernetzt die Münchner Musikszene mittlerweile ist, wie sehr man sich gegenseitig schätzt und interessiert an der künstlerischen Arbeit des anderen ist – und einmal mehr, wie spannend und vielfältig die Szene ist.

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Dieses Jahr steht das Festival ganz im Zeichen der Singer/Songwriter. Ob begleitet mit Band, Backgroundsängern oder solo ist es diese Musikergruppe, die die Münchner Musikszene in den vergangenen Jahren so stark gemacht hat. Mit Bob Dylan als Prototypen entwickelte sich Mitte der Sechzigerjahre dieses Genre, das sich bis heute gehalten hat, ohne sich in den vergangenen 50 Jahren groß weiterzuentwickeln. In München ist es so beliebt wie lange nicht: Singer/Songwriter füllen ähnlich viele und große Konzerthallen wie die neuesten Electro-Künstler. Gut hundert von ihnen versuchen derzeit, sich in München einen Namen zu machen.

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Einer von ihnen ist Chuck Winter. Er stammt aus der klassischen Songwriter-Tradition, für Studioaufnahmen und Livekonzerte hat er sich jetzt jedoch eine Band zusammengesucht: Die Steuerfahnder. „Mit anderen Musikern zusammenzuspielen, macht einfach mehr Spaß und hat mehr Drive. Jeder kann was zum Song beitragen, durch die verschiedenen Einflüsse kann man vielfältiger arrangieren“, sagt er. “Und was könnte es Logischeres geben, als die Band dann `Die Steuerfahnder` zu nennen”, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu.

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Über die drei Tage hinweg lässt sich bei allen Musikern ein schöner Trend erkennen: Die Künstler sagen sich gegenseitig an und bedanken sich bei der Vorband. Sie betonen den großen Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Bands. Nikolaus Wolf etwa, dessen Songs Filmmusik zu einem Roadmovie sein könnten, appelliert an die Zuhörer in der sehr gut besuchten Half Moon Bar: „Kauft euch von einer der Bands eine CD, muss auch gar nicht die Platte von uns sein. Jede der Bands hat es echt verdient.“ Und jede Band betont zudem, wie froh sie sind, hier spielen zu dürfen. Diese Dankbarkeit überträgt sich auch auf das Publikum: Wie schön, dass es so ein aufregendes, kostenloses Festival gibt.

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Beim Konzert von Jordan Prince kommt so fast eine Wohnzimmer-Atmosphäre auf. „Das ist das erste Konzert, das ich spiele, bei dem ich mit jedem Künstler befreundet bin“, sagt der aus Mississippi stammende Singer/Songwriter auf Englisch, „that’s so great!“ Normalerweise spielt er live mit einer Band, diesmal sind jedoch nur zwei von ihnen dabei – als Background-Sänger. Die gute halbe Stunde, die der große Mann mit Hornbrille auf der Bühne steht, verbringt er häufig scherzend mit seinen beiden Kollegen. Man merkt, der US-Amerikaner ist mittlerweile so richtig angekommen in München. Ob er solo
oder mit Band spielt, erzählt Jordan, hängt ganz von der Atmosphäre des
Konzertes ab. Bei kleinen Konzerten käme er alleine besser mit dem Publikum in
Kontakt, um vor großem Publikum zu begeistern, bräuchte es schon die ganze
Besetzung.

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Als einzige weibliche Solokünstlerin tritt Klimt auf. Barfuß
in Glitzer-Sterne-Kleid und mit blondiertem Pony, der ihr immerzu in die Augen
fällt, ist Verena Lederer an diesem Abend eine elfenartige Erscheinung.

Sie spielt träumerische Klaviermelodien, die sie mit souligem Gesang unterlegt. Da ist ganz viel Gefühl. Paare liegen sich in den Armen, die Gedanken kreisen. Auch Klimt ist Singer/Songwriterin, jedoch spielt sie nicht Gitarre, sondern Keyboard. Dass sie als Solomusikerin oft die einzige Frau ist, stört Verena Lederer. „Es gibt so viele Mädels auf der Bühne, aber die singen nur und machen sonst nichts“, echauffiert sie sich.

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Auch wenn Isabella Streifeneder, Sängerin der Band Mola in ihrem langen blaublümigen Sommerkleid die Style-Latte hochgesetzt hat, gegen die Alternative-Rocker von Matija kommt man schwer an. Stilmäßig erinnern die vier jungen Männer an eine englische Eliteklosterschule in den Sechzigerjahren. 20.11 Uhr, Bassist Johan Blake öffnet seinen obersten Hemdknopf. Jegliche Stilvorgaben sind über Bord geworfen. Die Band spielt ihren Klassiker „Mexico“, die Masse tobt. 20 Uhr 14, Bassist Johan Blake öffnet alle restlichen Hemdknöpfe. Die Masse kreischt. Zwischendurch Ansagen wie beim Meditationsseminar auf dem Yoga-Retreat: „Combine it with freedom, come on! Just let it out, yeah!“

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Andere setzen mehr auf Witz. Singer/Songwriter Liann fragt ins Publikum: „Gibt’s hier eine Eva?“ Um dann seinen nächsten Song „Eva“ mit den Worten „Sie hat mal wieder nicht geduscht und die halbe Nacht gesoffen“ anzufangen. Das zeugt von einer bemerkenswerten Lockerheit. Seine Trümpfe sind Ehrlichkeit und Direktheit, mit denen er an die Musik herangeht. Seine deutschen Texte sind frei von jeglicher uneindeutiger Pop-Philosophie und doch tiefgründig. Auch Akustik-Popper Flonoton ist den ganzen Abend bemüht, das Publikum bei Laune zu halten. Das schafft er tatsächlich hervorragend, indem er zu grandios schlechten Witzen ansetzt und diese dann auch noch bewusst versemmelt.

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Eliza wiederum spielt sehr düsteren, experimentellen Pop, der trotz des dafür viel zu schönen Wetters viele Interessierte ins Zelt lockt. Auch Wendekind ist nicht die Verkörperung von sommerlichen Hochgefühlen. Dafür macht der Blondschopf mit Hut schön melancholische Pop-Poesie, die er mit Gitarre und Laptop begleitet.

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Die zwei Künstler, die auf ihren Platten am elektronischsten klingen – About Barbara und Nick Yume –, gehen extrem unterschiedlich an das Konzert heran: Nick Yume versucht mit seinen zwei Mitmusikern und vielen elektronischen Elementen, dem Studio-Sound möglichst nahezukommen, was bemerkenswert gut klappt. About Barbara hingegen hat sich nur einen Gitarristen geholt und spielt all ihre Songs rein akustisch. So unterschiedlich klingt das zu ihren Aufnahmen, dass sie sich einfach nur mit „Ich bin die Babsi“ vorstellt.

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Das Muster der auf sich allein gestellten Musiker zieht sich über das ganze Festival, denn auch die Bands haben einen Protagonisten, um den sich alles dreht. Im Fall der Band Mola ist es Sängerin Isabella Streifeneder. Sie ist der kreative Kopf der Band. In ihren Texten bezieht sich vieles auf Herzensangelegenheiten: „Bei ’nem schlechten Date geht die Zeit furchtbar langsam rum. Ihr seid ein gutes Date“, sagt sie und strahlt. So viel Liebe.

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Text: Tilman Waldhier

Fotos: Käthe Dekoe

Energie und Aura

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In wenigen Tagen ist Stadt Land Rock 2017. Hier geben wir Einblicke
in die Tiefen des diesjährigen Kosmos aus Britpoppern, Traumwandlern und
Chartstürmern. Heute im Kurzportrait: Mola.

Früher mal
machte Mola in großer Combo
ausschließlich Soul und Funk. Sängerin und kreativer Kopf Isabella Streifeneder
brauchte jedoch einen musikalischen Neustart: Sie reduzierte die Band auf fünf
feste Bandmitglieder und bewegt sich seitdem mit ihrer Gruppe musikalisch in
vielen verschiedenen Stilrichtungen. Die Songs von Mola sind weit gefasst grundsätzlich in den Pop-Bereich
einzuordnen, enthalten aber viele Elemente von Elektronika, Hip Hop oder eben
Soul und Funk. Ganz hat Mola ihre
musikalischen Wurzeln also nicht verlassen. Die Einzigartigkeit der Band ist
vor allem der charismatischen Sängerin zuzuschreiben, die mit einer geradezu
auf den Hörer übergehenden Energie ihre deutschen Texte ins Mikro singt. Gleichzeitig
besitzt die Sängerin mit ihrer tiefen Soulstimme eine unheimlich coole Aura.
Ihre Texte handeln auf angenehm ehrliche Art und Weise von gesellschaftlichen
Zwängen, vom Sich-selbst-sein und, natürlich, von Liebeskummer. In Kombination
mit dem ausgefeilten Songwriting der gesamten Band und den vielen ausgefallenen
Musikvideos ist Mola somit eine
ziemlich große Adresse in München.

Das Stadt Land Rock Festival findet dieses Jahr vom 29. Juni bis
zum 1. Juli statt, täglich von 19 bis 22:30 Uhr in der Half Moon Bar auf
dem Sommertollwood. Mola spielt am 30. Juni zusammen mit Wendekind, Matija und Liann.

Text: Tilman Waldhier

Foto: Jake Paul

Im Pop verwurzelt

Täglich porträtieren wir an dieser Stelle eine(n) der 20 mitwirkenden KünstlerInnen unserer “10 im Quadrat”-Ausstellung im Farbenladen – mal Fotograf, mal Modell. Heute: Musikerin Isabella Mola.

Isabella Mola, 28, heißt mit richtigem Namen Isabella Streifeneder und ist Frontsängerin der Münchner Band Mola. Bereits seit ihrem fünften Lebensjahr spielt sie Klavier, als Teenager begann sie, eigene Songs zu schreiben. Heute kreiert die Sängerin und Songwriterin mit ihren meist autobiografischen deutschen Texten und ihrer soulig-groovenden Stimme einen subkulturellen Mainstream-Pop. „In der Popmusik kann man mit verschiedensten Richtungen und Einflüssen spielen“, sagt Isabella, „irgendwie ist man so schön frei. Ich selbst höre alles Mögliche.“

Die Ausstellung “10 im Quadrat” ist an allen Wochenenden im Mai, samstags von 16 – 22 Uhr, sonntags von 16 – 20 Uhr, im Feierwerk Farbenladen geöffnet. Neben den Fotografien werden Konzerte, Lesungen und Diskussionen veranstaltet. Für weitere Infos klickt unsere Junge-Leute-Facebookseite.
Der Eintritt ist frei.

Text: Amelie Völker

Foto: Korbinian Vogt

Stadt-Land-Rock-Festival 2017- Elektrosoul und ganz viel Bob Dylan

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Mit einer bunten Mischung aus natürlich-reduziertem Gitarren-Pop bis hin zu elektronisch-tanzbaren Klängen geht das Stadt-Land-Rock-Festival in die nächste Runde. 12 Bands machen sich auf, die Herzen der Zuhörer zu gewinnen.

München soll langweilig sein?
Kein Platz für Jugendkultur haben? Es Musikern unmöglich machen, Fuß zu fassen?
Stimmt nicht wirklich, das zeigen jedes Jahr eine Vielzahl von Festivals. Auch
das Stadt-Land-Rock-Festival ist seit 2004 Jahr für Jahr Beweis dafür, wie
spannend die Münchner Musikszene ist, welch tolle neue Bands darauf warten, die
Bühnen dieser Stadt zu erobern. Dort wird es heuer vom 29. Juni bis zum 1. Juli
an drei Abenden 12 verschiedene Münchner Newcomer-Bands zu hören geben.

Die drei Tage stehen dieses
Jahr ganz im Zeichen der Singer/Songwriter. Außerdem sorgen Bands wie Matija
oder Mola für die nötige Prise Tanzbarkeit.

Am Donnerstag, 29. Juni,
 wird es Singer/Songwriter Chuck Winter zu sehen geben, der am 1. Juni
seine erste EP rausbringen will. Mit seinem Mix aus den verschiedenen Popstilen
der vergangenen 60 Jahre, weiß der in München geborene Deutsch-Amerikaner, das
Publikum zu überzeugen. Der in der Tradition von 6 stehende Indie-Folker
Nikolaus Wolf wird den Abend träumerisch und voller Herzschmerz angehen.
Akustik-Gitarrist Jordan Prince wird Funken aus den Saiten schlagen und
Sängerin KLIMT wird mit souliger Stimme und Keyboard diesen ersten Abend als
Late-Night-Act beschließen.

Der Tag drauf verspricht ein
rockigeres Line-up: Der Pop-Poet Wendekind singt sich auf Deutsch die Seele aus
dem Leib – und das mit einem interessanten Mix aus Hip-Hop, Electronica und
Rock/Pop. Die Alternative-Rock-Band Matija, die mit neuem Namen (ehemals: The
Capitols) und neuer Frisur, aber mit altbekannter Kraft und Bühnenpräsenz
ausgestattet ist, wird die Raumtemperatur deutlich erhöhen. Die Gruppe Mola um
Sängerin Isabella Mola hat ihren ganz eigenen Stil gefunden: Er befindet sich
irgendwo zwischen Elektro, Deutschpop und Soul und klingt dabei so dermaßen
reif, als gäbe es ihn schon immer. Singer/Songwriter Liann wird den Abend mit
rührenden Texten über vergangene Kindertage und verlorene Liebschaften –
untermalt von seinem sanft-schönen Gitarrenpicking –  beenden.

Den dritten und letzten
Festivaltag bestreitet About Barbara, eine Sängerin, von der man in ihrer
Wahlheimat  München noch nicht so viel gehört hat. Das wird sich ändern:
Ihr Youtube-Hit „Bis der Himmel sich dreht“ hat schon jetzt knapp 650 000
Klicks. Eliza sorgt mit ihren stimmungsvollen Akustikliedern für träumerische
Atmosphäre, der Durchstarter Nick Yume gibt chartsverdächtige, mit souliger
Stimme unterlegte Elektrotunes zum Besten. Den Abschluss macht auf der
Late-Night-Bühne Singer/Songwriter Flonoton, der auf seiner Facebook-Seite bei
Auszeichnungen die Siegerurkunde bei den Bundesjugendspielen 2005 angibt – an
Humor mangelt es bei Flo und seinem sogenannten Flo-Zirkus schon mal nicht.

Text: Tilman Waldhier

Collage: SZ

Von  Worten, die Mut machen, Eintagsfliegen, Döner-Freundschaften und Shopping-Wahn

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Nach einem erfolgreichen und gut besuchten Auftakt unserer Vernissage
zu „10 im Quadrat“, startete am gestrigen Sonntag das Rahmenprogramm
im Farbenladen. 

Etwas ruhiger und gemütlicher war
es am ersten Ausstellungssonntag im Farbenladen. Die Besucher schlenderten
gemütlich von Bild zu Bild, während es draußen regnete. Aber nicht nur die
Porträts gab es an diesem Tag zu betrachten. Bei den Fototalks mit den
Fotografen Laura Zalenga, Michael Färber und Model Rosa Kammermeier (Blue Haze)
bekam das Publikum einen persönlichen Eindruck von der Kreativität und den
Ideen der Fotokünstler. „Es ist sehr spannend, wie verschiedene Menschen die
gleiche Person sehen und komplett anders interpretieren,“ erklärte Laura
Zalenga, die ihre Models mit einem Spiegel porträtierte. Sie wollte, dass die
einzelnen Fotos visuell miteinander verbunden sind. Außerdem, so die junge
Fotografin, eröffnen sich durch den Spiegel viele neue Perspektiven mit denen
man fotografisch spielen kann.

Aus Sicht der Porträtierten erzählte
Rosa. Alle Shootings haben ihr Freude bereitet, ganz besonders Spaß gemacht
habe ihr aber das mit Sophie Wanninger. Auf den bunten Fotos von Wanninger hatten
die Models die Vorgabe zu Schielen.

Und noch eine weitere Fotografierte
war an diesem Tag im Farbenladen: Felicia Brembeck, auch bekannt unter dem
Künstlernamen Fee. Die Poetry-Slammerin hat sich passend zur Ausstellung
Gedanken zum Thema Schönheit gemacht. Herausgekommen ist dabei der Text „Was
wäre, wenn schlau das neue schön wäre?“, den sie dem Publikum vortrug. „Wenn Schlau das neue Schön wäre, dann würde die Lyrik gefeiert und in alternativen Clubs
gespielt werden, weil in Mainstream-Discos die ganze Zeit nur Ingeborg Bachmann
oder Heinrich Heine laufen würde.“ 

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Nachdem Fee das Farbenladen-Publikum zum
Schmunzeln gebracht hatte, slammte sie noch ein paar Mut machende Zeilen aus ihrem Text „Schau dich an“: „Ja du lagst am Boden, ja man hat dir
ein Bein gestellt, mehr als eins (…) aber hey, schau dich an, du standest auch
wieder auf und jetzt bist du hier. Ich sag: sei stolz auf dich.“ Spätestens
jetzt waren alle gerührt von der Macht der Worte der jungen Poetry Slammerin
Fee, und auch Singer-Songwriterin Isabella der Band Mola war sehr angetan. Für
“10 im Quadrat” stand Isabella ebenfalls vor der Linse. An diesem Ausstellungstag
spielte sie mit ihrer Band ein wunderbar gemütliches Konzert.

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Während die Besucher weiter die Arbeiten
der Fotografen im Farbenladen betrachteten, lasen Katharina Hartinger, Barbara
Forster, Louis Seibert und Ornella Cosenza von der SZ Junge Leute aus ihren
besten Kolumnen vor und nahmen das Publikum mit auf Shopping-Tour, nach Berkeley und Italien. Auch eine Hommage an den Döner als Symbol für eine besondere Freundschaft, gab es zu hören.

Den Abschluss an diesem Tag
machte das Duo aus Sascha Fersch und Ferdinand Schmidt-Modrow. Sascha schreibt
Gedichte, Dramentexte und Monologe, Ferdinand ist Schauspieler und
interpretierte seine vorgetragenen Texte für die Zuschauer. Das alles gepaart mit
Gitarrenklängen und einer großen Portion Witz. So verwandelte sich Ferdinand etwa in
eine Eintagsfliege und monologisierte über das Fortpflanzen – dieses sei nämlich extrem
wichtig im Leben einer Eintagsfliege. 

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Da die sie aber noch am Ort des
Geschehens verstarb, wird das Farbenladen-Publikum vom Sonntag leider nie
erfahren, wie der Monolog der Eintagsfliege, den Sascha geschrieben hat, wohl
weitergeht. Man kann im Leben eben nicht alles haben.

Die Moderation führte an diesem
Tag unsere Autorin Katharina Hartinger.

Text: Ornella Cosenza

Fotos: Serafina Ferizaj

Ein Abend mit: Isabella Mola (Mola)

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Ein durchschnittlicher Wochenend-Abend mit der Sängerin

Isabella Mola von der Band ‘Mola’ verleitet sicherlich zum mitfeiern. Insbesondere, wenn ‘Rhythm is a dancer’ läuft.   

Name: Isabella Mola

Alter: 28

Beruf: Sängerin/Songwriterin

Internetseite: https://www.facebook.com/molamusic

Hier beginnt mein Abend: 

Bei schönem Wetter an der Bavaria.

Danach geht’s ins/zu: 

Kilombo im Westend.

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:

Sie wollen ins Bahnwärter Thiel, ich in den Park Street Pub (schwierige Boazn).
Sie überzeugen mich vom Gegenteil.

Mit dabei ist immer: 

Alles kann nix muss.

An der Bar bestelle ich am liebsten:

Zu viel, in zu kurzen Abständen und weil lernresistent kreuz und quer.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Rhythm is a dancer. Höhepunkt des Abends. danach geht es steil bergab.

Mein Tanzstil in drei Worten:

Ausdrucksstark, 90zger, Bammmmm.

Der Spruch zieht immer: 

Schnaps?

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:

Monaco Pizza Lieferservice in der Westendstraße. Die liefern bis 4 Uhr morgens und im Suff schmeckt ois.

Meine dümmste Tat im Suff war: 

Puhhh. Die Liste ist lang und peinlich. Ich weiß wie eine Ausnüchterungszelle von innen aussieht.

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:

Im Cafe CaVa. Bauernfrühstück.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:

Die erste Liga am Sendlinger Tor.

Foto: Jakob Paul

Mein Song? Dein Song? Unser Song!

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Der von der Junge-Leute-Seite gemeinsam mit Flowerstreet Records organisierte Abend “Freundschaftsbänd” wird zu einem wahren Fest der Bandfreundschaften. Neun Münchner Bands Covern sich gegenseitig- und so manche musikalischen Gegensätze prallen direkt aufeinander

Als die beiden Herren von Elektrik Kezy Mezy die Bühne betreten, müssen sie sich erst einmal entschuldigen. Für das, was sie mit elektronisch verzerrter Gitarre gleich aus dem freudig-erwartungsvollen Song L’éléphant von Henny Gröblehner alias Pour Elise machen werden. Die Sängerin selbst muss allerdings lachen. Sie freut sich einfach auf diese etwas andere Version ihres Liedes.

„Freundschaftsbänd“ heißt der Abend im Cord-Club. Die neun Künstler des Abends spielen nicht nur ihre eigenen Songs. Jeder hat die Aufgabe, ein Stück eines weiteren Künstlers des Abends in eigener Interpretation aufzuführen. Die Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung hat das Festival gemeinsam mit der Münchner Plattenfirma Flowerstreet Records organisiert. „Abende wie diese sollen den Münchner Bands eine Plattform geben, um sich als Kollektiv zu präsentieren“, sagt Amadeus Böhm, der nicht nur mit seiner Gitarre für Elektrik Kezy Mezy die Wände erzittern lässt, sondern auch als Gründer von
Flowerstreet Records das Festival mitkuratiert hat.

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Und so verwandelt sich der Samstagabend im Cord Club in eine Art musikalischen Kreisel: Ein Künstler spielt ein eigenes Stück in Originalfassung, das von der darauffolgenden Band gecovert wird. Die gibt dann ebenfalls einen eigenen Song zum Nachspielen frei. Den Abschluss macht der Singer-Songwriter Flonoton, der Claire Juls düster wummernden Elektro-Soul-Pop in eine fröhliche Ballade verwandelt. Und – als wäre das keine große Sache – hat er den englischen Originaltext für diesen Auftritt ins Deutsche übersetzt.

Bereits beim Soundcheck sind viele der Künstler aufgeregt. Weil die andere Band direkt mitbekommt, „was man aus ihrem Song, aus ihrem Herzblut gebastelt hat. Das ist wirklich aufregend und sehr intim“, verrät Verena Lederer, die als Klimt auf der Bühne Flonotons gehetzt-verzweifeltes Lied „Prellung“ in eine ruhige mit hübschen Melodieläufen ausgestattete Klavierballade verwandelt. Ihr persönlich ausgearbeiteter Stil rückt selbst beim Covern deutlich in den Vordergrund. 

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Und genau das ist es, was diesen Abend der Band-Freundschaften so besonders macht. Alle Künstler geben sich größte Mühe, das ihnen anvertraute Lied in ganz neuem Licht zu präsentieren. „Dabei musste man den Song komplett auf das Wesentliche herunterbrechen und sich dann überlegen: Wie würde ich das schreiben?“, sagt Kilian Unger alias Liann, der wohl eine der härtesten Aufgaben zu bewältigen hat. Gemeinsam mit der Cellistin Elisa von Wallis verwandelt er Elektrik Kezy Mezys wummernde Blues-Rock-Nummer „This Is How“ in ein andächtiges Liebeslied. Statt lauten Gitarrensoli setzt Liann auf punktiertes Picking am Cello. Und das funktioniert hervorragend, auch die Zeilen des Refrains „This is how I love you / This is how I make you cry“ bekommen eine ganz neue Bedeutung. Die bildmalende Poesie des Liedermachers trifft auf harte Bluenotes der Münchner Garage-Rocker – derartige musikalische Kontraste gibt es an diesem Abend viele. Mola etwa, die Klimts intensives Stück „Loneliest Person On Earth“ in eine groovige Soul-Nummer verwandelt. Und so zeigen die Künstler einmal mehr, dass in München genauso großartige, bunte musikalische und kulturelle Impulse gelebt werden wie in anderen Städten.

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Auch mit einem weiteren Stereotyp räumen die Münchner Künstler auf. Noch immer hört man das Vorurteil, dass sich aufgrund des hohen Konkurrenz- und Erfolgsdrucks in der Szene eine Art Ellenbogengesellschaft gebildet habe. Dass die Bands hier mehr gegeneinander als für- und miteinander arbeiten würden. Wer am Samstagabend allerdings auf die Hingabe achtet, mit der sich die Künstler an den ihnen anvertrauten Liedern zu schaffen machen, der kann bezeugen, dass zwischen den Musikern eine ganz besondere Bindung herrschen muss. 

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Besonders nach diesem einmaligen Konzert ist diese Vertrautheit überall spürbar. Es wird gelacht, gedankt für die neuen Impulse, die jeder Künstler aus den Coverversionen mitnehmen kann. Karlo Röding etwa, Frontman der Indie-Band The Living, hätte Sängerin Claire Jul den eigenen Song „Sweet Melody“ fast geschenkt, als er ihre Version zu hören bekommt.

Auch das Publikum zeigt sich begeistert vom extrem kurzweiligen Verlauf des Abends. Viele Zuschauer wünschen sich eine Fortsetzung, besonders weil sich die Münchner Bandszene so familiär und freundschaftlich verbunden gezeigt hat. Bei all den neuen Eindrücken und Bekanntschaften freuen sich Bands und Publikum selbstverständlich auch über die ausgefalleneren Kontrastpunkte, die etwa Dobré setzen kann. Mit Cajons und Westerngitarre verwandeln sie Molas Electro-Pop in eine entspannte Lagerfeuerhymne. Und auch Pour Elise zeigt sich von der verzerrten Up-Tempo-Version ihres unbeschwerten Akustik-Songs begeistert. „Ich konnte noch immer alles mitsingen“, sagt die Sängerin. Und für den Stilbruch haben sich Elektrik Kezy Mezy ja bereits entschuldigt.

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Text: Louis Seibert

Fotos: Jean-Marc Turmes


Weitere Bildergalerien des Abends gibt es hier und hier.

Spotify Playlist: Freundschaftsbänd

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Ein einmaliger Abend soll es werden. Neun verschiedene Münchner Künstler und Bands, die sich gegenseitig covern lassen. Alle die sich die Musiker schon einmal vorab im Original anhören wollen sollten sich diese SZ-Junge-Leute-Playlist auf Spotify nicht entgehen lassen!

Die Musiker die am Samstag bei Freundschaftsbänd auf der Bühne stehen kennen diese Songs inzwischen sicherlich auswendig. Denn dann wird von jedem Künstler ein Song in völlig neuem musikalischen Gewand aufgeführt. Weil die Originale allerdings mindestens genauso spannend anzuhören sind, haben wir unsere Lieblingslieder von The Living, Liann, Flonoton, Dobré und Elektrik Kezy Mezy in eine wunderbare Playlist gepackt.

KLIMT, pourElise, mola und Claire Jul sind leider (noch) nicht auf Spotity vertreten. Dafür hier ihre Soundcloud-Seiten: 

 KLIMT: https://soundcloud.com/musicbyklimt 

 pourElise: https://soundcloud.com/pour-elise 

mola: https://soundcloud.com/molamusic 

Claire Jul: https://soundcloud.com/claireij

Viel Freude beim Hören!

Von: Philipp Kreiter und Louis Seibert

Foto: Yunus Hutterer / Grafik: Max Mumme

Band der Woche: Mola

Bands wie Mola mit ihrem subkulturellen Mainstream-Pop hätte es ohne den Demokratisierungsprozess in der Musikindustrie durch das Internet vielleicht nicht geben. Isabella Streifeneder singt auf Deutsch und wagt Tabus, die sich früher noch wenige Bands zugetraut hätten

Mehr als zehn Jahre ist es nun schon her. Und während die wenigen großen Plattenfirmen wohl immer noch trauern, gab der Zusammenbruch der Musikindustrie auch den ausschlaggebenden künstlerischen Anschub, den Popmusik in jüngster Zeit erfuhr. Denn selbst auf den Mainstream-Markt hinproduzierte Musik ist heutzutage oft unter Indie-Maßstäben entstanden. Bis kurz nach dem Millennium hatte die Popmusik-Industrie ein Monopol inne: Die Produktion von Radio-Pop-Hits. Studiotechnik war damals noch sehr teuer und schwierig zu bedienen. In der Industrie lag das Geld, also lag es an den Managern dort, die Künstler auszuwählen, denen solche Produktionen gewährt wurden. Dann brach alles zusammen, die Musik wurde in digitaler Form entwertet, während sich Computer so rasant entwickelten, dass es nun möglich ist, als Autodidakt im heimischen Schlafzimmer die große Popnummer zu schaffen. 

Seitdem hat sich auch die Underground- und Indie-Musik-Szene rasant verändert. Denn auch hier wurde ein Monopol aufgegeben: Nicht alles, was abseits der Vermarktungsmaschinerie der Industrie stattfindet, ist noch zwangsläufig Subkultur. Es gibt in München derzeit fast mehr Musiker, die auf den Mainstream zugeschnittene Pop-Musik machen. Eine von diesen Bands ist Mola. Der Ausdruck Band stimmt hier eigentlich gar nicht. Denn bei Mola geht es in erster Linie um die Sängerin und Songwriterin Isabella Streifeneder. Die bringt die Voraussetzungen mit, auf die die Plattenbosse vor der Industriekrise angesprungen wären: Sehr flexible und soulig-groovende Stimme, hohe Musikalität, eine tolles Gespür fürs Songwriting. Doch heutzutage springen die Plattenriesen erst an, wenn alle Vorarbeit erledigt ist. Also stellte sich Isabella, die seit ihrem fünften Lebensjahr Klavier spielt (klassisch) und dann in der Pubertät begann, eigene Songs zu schreiben (ebenso klassischer Weg), ihre eigene Band zusammen. „Also Mola ist eine Band, mit festen Bandmitgliedern, aber gleichzeitig auch ein Projekt, da verschiedenste Menschen daran mitarbeiten“, erklärt sie, der „rote Faden“ sei, dass sie die Songs schreibe und singe. Und das funktioniert herrlich gut und klingt ein bisschen nach Morcheeba, der Easy-Listening-Variante der Trip-Hop-Bewegung. Isabella singt jedoch auf Deutsch, scheut nicht davor zurück, diese für die Popmusik bisweilen so unglückliche Sprache zu dehnen und in die Takte hinein zu zerren. Solche Melismen erinnerten auf Deutsch bis vor kurzen immer arg an Retro-Schlager. Mittlerweile ist diese Assoziation aber gebrochen, auch weil diese neue Art der subkulturellen Mainstream-Pop-Produktion eben noch einen anderen Aspekt in die Musik bringt: Da werden mittlerweile Tabus gebrochen, die man sich früher, als solche Musik nach Rezept produziert und finanziell gesättigt für den schnellen Verkauf veröffentlicht wurde, nicht getraut hätte.

Unter diesen neuen Underground-Mainstream-Acts, die es in München derzeit mit Nick Yume, mit Kleyo, mit Cosby oder mit Claire immer zahlreicher gibt, gehört Mola zu den einfallsreichsten und mutigsten. „In der Popmusik kann man mit verschiedensten Richtungen und Einflüssen spielen“, sagt Isabella, „irgendwie ist man so schön frei. Ich selber höre alles Mögliche.“ Damit bringt sie, unvorbelastet und der Industrie entronnen, all das auf den Punkt, was Pop-Musik ausmachte, bevor die Industrie von den Siebzigerjahren an mit Geld übersättigt war. Der Nachteil: Ein wirkliches Gehalt, dass es Bands wie Mola gestatten würde, von der Musik zu leben, gibt es nicht. Musik ist zum allzeit verfügbaren Gratis-Gut geworden. Man kann nur hoffen, dass der Markt endlich einen Mittelweg findet. Bis dahin kann man Molas vor Idealismus strotzenden Mainstream hören. Zum Beispiel am Mittwoch, 30. November, im Audi-Dome beim Spiel des FC Bayern Basketball.  

Text: Rita Argauer

Foto: Jakob Paul

„Giesing – Oida“

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Standortfaktor Pop: Ist München jetzt wirklich so uncool, dass man als Band keine Chance hat? Läuft alles prima? Oder muss die Stadt weit mehr fördern als bisher? Wir haben bei Musikern nachgefragt.

Von Sandra Will

Die Kytes werden gerade nach dem Release ihres Debüt-Albums bei ihrer Tour in ganz Deutschland gefeiert. Dass die jungen Musiker eigentlich in Giesing proben, wissen wohl die wenigsten Menschen im Berliner oder Hamburger Publikum – und es interessiert auch keinen. Die Kytes sind nicht die einzigen Münchner Musiker, die derzeit in der ganzen Republik gelobt werden. Trotzdem verstummen die Stimmen nicht, die über das Imageproblem Münchens klagen. Klar ist: Die Landeshauptstadt sieht sich als Kulturstadt, dazu gehört das Oktoberfest genauso zum Repertoire wie die Staatsoper. Doch welchen Platz nehmen junge Musiker ein, die den Sound von München ausmachen? Und wie sehen die Bands selbst ihre Musikstadt? Was macht ihnen Sorgen?

„Wir mieten nun ein Studio eine Autostunde außerhalb von München. Wir
kennen auch viele andere Musiker, die mit dem gleichen Problem zu
kämpfen haben“ – Claire
(Hier zum Fragebogen)

Probleme gibt es vor allem abseits des Scheinwerferlichts. Die Band Claire berichtet über ihre lange Suche nach einem geeigneten Proberaum, es sei wahnsinnig schwierig, etwas Bezahlbares in München zu finden. „Wir mieten nun ein Studio eine Autostunde außerhalb von München. Wir kennen auch viele andere Musiker, die mit dem gleichen Problem zu kämpfen haben“, sagen die Musiker der Band Claire. Auch Dionys Rieder von der Band Die Sauna ist der Meinung, es könne schon möglich sein, dass dieser Mangel der Grund für eine Nichtgründung sei. „Das macht es schwierig, den Ansprüchen einer Band gerecht zu werden und sie aufrechtzuerhalten“, sagt auch Singer-Songwriterin Clea Charlotte. (Hier zum Fragebogen)

„Schließlich will ein guter Musiker auch seinen Sound. Und dazu braucht
er im Normalfall auch sein Equipment, das man nur ungern in geteilten
Proberäumen rumstehen lässt. Dafür dann 400 Euro zu zahlen ist schon
fast unverschämt.“

– Black Submarines (Hier zum Fragebogen)

Richy Strobl von Black Submarines sieht das ähnlich, die Möglichkeit, sich einen Raum zu teilen und damit die Miete zu verringern, ist jedoch nicht immer ein Kompromiss: „Schließlich will ein guter Musiker auch seinen Sound. Und dazu braucht er im Normalfall auch sein Equipment, das man nur ungern in geteilten Proberäumen rumstehen lässt. Dafür dann 400 Euro zu zahlen ist schon fast unverschämt.“ Ralph Würschinger von Naked Feen (Hier zum Fragebogen) sagt dazu nur: „Die meisten Deals sind scheiße.“ Wenn auch nicht die Masse an Gleichgesinnten wie in Berlin zu finden ist – wer eine Band gründen will, der schafft das auch in München. Und findet dort leicht in die Szene – das Vernetzen mit anderen Bands klappt gut.

„Der Markt ist noch nicht so übersättigt wie etwa in Berlin, wo für kleinere Künstler kaum Gagen zu erzielen sind“

– Stray Colors (Hier zum Fragebogen)

Sharyhan Osman von der Synthie-Pop-Band Kleyo glaubt, man wisse sehr schnell, wer sich sonst noch in der Szene bewegt. Dadurch greifen sich die Musiker gegenseitig mehr unter die Arme. Das Bild, dass Münchens Szene sehr familiär sei, stimmt also. Doch auch das hat einen Pluspunkt: „Der Markt ist noch nicht so übersättigt wie etwa in Berlin, wo für kleinere Künstler kaum Gagen zu erzielen sind“, sagt Rüdiger Sinn von der Band Stray Colors. Und auch Clea Charlotte sieht darin eine noch größere Chance aufzufallen. Auf der anderen Seite: „Die Münchner Musikszene ist teilweise zu eigenbrötlerisch“, sagt Isabella Mola von der nach ihr benannten Band Mola. „Da macht jeder so sein Ding. Mehr Miteinander würde ich feiern.“
(Hier zum Fragebogen)

Sharyhan Osman erwidert jedoch: „Konkurrenz ist auch ein Antrieb, besser zu werden und sich weiterzuentwickeln.“

„Niemand findet München aus nationaler oder sogar internationaler Sicht cool“

– Fatoni (Hier zum Fragebogen)

Es gibt zwar nicht genügend Auftrittsmöglichkeiten, um Münchens Musiker wirklich zufriedenzustellen, doch bei einer Sache sind sie sich einig: Die Musikszene lebt! Und diese ist im Gegensatz zur Stadt München weniger vorurteilsbehaftet, so die Erfahrungen der einheimischen Bands.

„Konkurrenz ist auch ein Antrieb, besser zu werden und sich weiterzuentwickeln.“

– Kleyo (Hier zum Fragebogen)

Natürlich: „Niemand findet München aus nationaler oder sogar internationaler Sicht cool“, sagt Anton Schneider alias Fatoni. „Aber als Band, die im weitesten Sinne Popkultur macht, braucht man dieses coole Image nun mal.“ Auch Sebastian Schnitzenbaumer von Schamoni Musik hat darüber geklagt, dass er seine Künstler wegen des schlechten Images der Stadt nicht vermarkten kann – und hat damit eine Pop-Debatte in München entfacht. Aber liegt das an München? Oder an der Zielgruppe?

“Es sind engstirnige Menschen, die auf das Laptop- und Lederhosen-Klischee hereinfallen” – Dobré (Hier zum Fragebogen)

„Oft ist das Problem ja nicht München, sondern es sind engstirnige Menschen, die auf das Laptop- und Lederhosen-Klischee hereinfallen. Leider gibt es in der Musikbranche wohl zu viele davon“, sagt Johannes Dobroschke von Dobré. Auch die Musiker von Claire kennen die Vorurteile. „Die Vorurteile, die gegen München vorgebracht werden, sind vielleicht am wenigsten mit dem Musiker- und kreativem Dasein zu vereinbaren. Deshalb freuen wir uns umso mehr zu zeigen, dass es nicht die Stadt ist, welche die Künstler prägt, sondern dass es die Künstler sind, die eine Stadt prägen.“

“Wie sollen sich denn Clubs und Konzertlocations
etablieren, wenn die ganze Stadt stillgelegt wird?” – LUX
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Abhängig vom Genre kann es da durchaus mal ungemütlich für Musiker werden, wie auch Fatoni schon erfuhr: „Der Klassiker: Hip-Hop aus München? Das gibt es da überhaupt?“ Vorurteile gegenüber der Herkunft sind für Fabian Hertrich alias Young Fast Running Man aber nicht nur münchenbedingt: „Es gibt auch hier Vorurteile gegenüber anderen Städten. Für mich zählt die Qualität der Musik – nicht die Herkunft.“
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Das sagt auch Singer-Songwriterin Julia Kautz: „Wenn man es mit seiner Musik in die große weite Welt schaffen will, dann spielt es überhaupt keine Rolle, woher man kommt.“ Negative Erfahrungen hat sie noch nicht gemacht, trotzdem fühlt sie sich als Münchnerin bei Songwriter-Sessions in Berlin als Exotin. „Aber ich hatte nie das Gefühl, dass meine Herkunft einen negativen Einfluss darauf hat, wie ich als Künstlerin wahrgenommen werde.“
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„Das Radio wird überflutet von Klassik-Kanälen und Sendern, die rund um
die Uhr die gleichen Synthie-Pop- und Deutsch-Pop-Nummern spielen“

– Ni Sala (Hier zum Fragebogen)

Auf die Frage, wo man sich denn noch mehr Unterstützung erhofft, werden vor allem die Radiosender in die Verantwortung genommen. „Das Radio wird überflutet von Klassik-Kanälen und Sendern, die rund um die Uhr die gleichen Synthie-Pop- und Deutsch-Pop-Nummern spielen“, sagt Robert Salagean von Ni Sala. Die Stadt unterstütze klassische Musiker, alternative Musikrichtungen blieben da oftmals auf der Strecke. Am wichtigsten empfinden viele jedoch mehr bezahlbaren Proberaum und Beratung wie von der Fachstelle Pop.

Fatoni hingegen klagt: „Es gibt kaum Orte, an denen kreative Prozesse ermöglicht werden, vor allem nicht, wenn diese erst einmal keine kommerziellen Ziele haben.“ Xavier D’Arcy alias Darcy hat hierzu eine andere Meinung: „Die Stadt unterstützt Musiker und Bands durch die Fachstelle Pop mit Workshops, Förderungen und Auftrittsmöglichkeiten.“
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Durch die bayernweiten Förderprogramme gibt es für ihn genügend Unterstützung.

„Es ist definitiv nicht leicht, über den Münchenrand hinwegzukommen“

– Die Sauna (Hier zum Fragebogen)

„Es ist definitiv nicht leicht, über den Münchenrand hinwegzukommen“, sagt Dionys Rieder von der Band Die Sauna. Aufmerksamkeit zieht man vor allem mit nationalen Festivals auf sich, als bestes Beispiel dient dazu das Reeperbahn-Festival in Hamburg – vielleicht kann ja die „Manic Street Parade“ dieses Interesse dauerhaft nach München bringen. Gerade solche Veranstaltungsreihen würden die Lücke schließen zwischen den kleinen Open Stages und den großen Hallen wie im Muffatwerk. „Es fehlt etwas, um die Lücke zwischen Schülerbands und Top-Acts zu schließen. Etwas für Leute, die mehr als nur Hobby-Musiker sein wollen, aber nicht über die finanziellen Mittel und die sozialen Kontakte verfügen, um gleich weiter oben anzufangen“, sagt Richie Strobl von Black Submarines. Doch es gebe auch gute Institutionen wie die Glockenbachwerkstatt, wo man talentierte Bands finde, sagt Aron Foltin von der Band Lyndenstraße.

“Es gibt gute Institutionen in München wie die
Glockenbachwerkstatt” – Lyndenstraße
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Die meisten Musiker fühlen sich ihrer Heimatstadt sehr nahe und würden es nicht leugnen, aus dieser Stadt zu kommen. Trotzdem zeigt sich, dass es manchmal eben besser sei, den Standort erst einmal unerwähnt zu lassen, sagt Rüdiger Sinn von Stray Colors. Auch Ralph Würschinger von Naked Feen würde bei einem neuen musikalischen Projekt München nicht als Heimatstadt angeben. Doch es geht auch selbstbewusster: Genauso wie die Mitglieder der Kytes schwören auch die Musiker von Black Submarines auf ihre Homebase: „Giesing – Oida!“

Foto: Käthe deKoe