Neuland: die schnellste Blume der Stadt

Mit dem Frühling sieht man wieder quer durch die Stadt Blumen – im Kreisverkehr am Gärtnerplatz, auf den Wiesen des Englischen Gartens und seit einigen Wochen auch am Elektroroller von blumlin. Das junge Team von blumlin will mit einem neuen Konzept zur „schnellsten Blume Münchens“ werden. Der Clou? Jeden Tag gibt es nur ein einziges blumlin, ein „einfaches Arrangement ohne Schnickschnack“, so Lukas du Bois, der mit seiner Freundin Linda, beide Mitte 20, blumlin 2014 gegründet hat.

Von: Matthias Kirsch

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Matthias

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Ziemliche Schnapsidee, seine Bachelorarbeit im Sommer schreiben zu wollen, denkt Matthias. Aber es hilft ja nichts! Trotz Bachelorstress bleibt ihm aber noch Zeit für ein paar Veranstaltungsvorschläge.

Ich wache am Freitag auf, ich gehe duschen, ich zieh mich an. Zwiebelprinzip, und Wollpulli sowieso. Gestern hat es geschneit, ich geh auf Nummer sicher. Die Tagesschau redet zwar von Sonne und zweistelligen Plusgraden, aber ich traue keinem Wetterfrosch mehr. Heiß wird es heute erstmal in der Bibliothek – ich bacheloriere dieses Semester. Wenn es das Wort noch nicht gibt, ich hätte das dann gerne. Das finde ich nur angebracht, so zum 400. Todestag von Mister Shakes. Der Gute hat das ja auch gemacht. Wäre heute der 402. Giesinger Bandcontest, würde man Will.I.Am Shakespeare vielleicht auch noch unter den Gewinner finden. Es ist aber erst der 2. – dennoch, auch im Giesinger Bahnhof scheint es heute Abend heiß zu sein. 5 Bands, ein Sieger – wird eventful. Kommt übrigens vom Shaker, das Wort..

Erkenntnis am früh-bis-späten Samstagnachmittag – ich bin nicht oft genug in Giesing. Ich weiß nicht warum. Ich nehm mir vor, das zu ändern. Aber nicht heute – heute schaue ich mir erst mal an, wie die Bayern Meister werden. Ist mir eigentlich sehr egal, aber wegen dieser Hummels-Sache bestimmt belustigend. Egal. In der U-Bahn erste FCB-Trikots mit Hummels drauf. Auch egal. Ohne Pep Guardiola ist die Bundesliga nächstes Jahr trotzdem wieder erträglich. Apropos erträglich – ich mag Hiphop, auch deutschen. Aber oft ist der sehr unerträglich, Kollegah und Konsorten sind jetzt nicht so mein Ding. Aber Fatoni find ich gut, auch wenn ich kein Experte bin. Ich geh trotzdem hin. Yo, Fatoni.

Sonntag, 1. Mai, halb zehn in Deutschland – ich mach mich auf den Weg zur Kirche. Macht man so, oder? Dann Schweinebraten zum Mittagessen, als Nachtisch ein bisschen randalieren. Macht man auch so, oder ? Vielleicht bin ich im falschen Film. Keine Randale, und in einer Kirche war ich zuletzt als Grün noch regiert hat. Nachtisch gibt’s trotzdem – Open Air am Viehof, der Bahnwärter fährt ab. Letzter Halt Closing, schreibt er – musikalisch unterstützt von DJ-Prominenz aus und nicht aus München. Ich hab kein Ticket – aber Schwarzfahren ist sicher billiger als bei der MVG.

Montag ist Schontag, das hat ein weiser Mann mal gesagt. Klar – irgendwo muss man ja die Feiertage nachholen, die auf ein Wochenende fallen. Heute ist also noch mal erster Mai – zumindest was das Programm in der sozialen Welt angeht. In der sozialwissenschaftlichen Welt gibt es keine Feiertage, ich muss weiter bachelorieren. Ab in die Bib. Ich beschäftige mich mit EU-Sanktionen gegenüber einer kleinen Diktatur östlich von Europa. Russland ist doch keine Diktatur, höre ich von irgendwo. Und wenn, dann keine kleine!, schreit ein anderer. Ach – ja dann, dann hab ich nichts gesagt. Weiter im Text.

Apropos – auch in der EU laufen da paar Dinge aus dem Ruder. Pressefreiheit, zum Beispiel. Nein, ich rede nicht von Böhmermann. Öffentlich-rechtliche Medien in Polen an der Leine, restriktive Mediengesetze in Ungarn. Hochspannendes Thema, und gefährlich noch dazu. Der BR sieht das ähnlich, und lässt am Dienstag zu dem Thema diskutieren. Ich diskutiere mit – bis sich wieder alles um Schmähkritik dreht. Davon hab ich die letzten Wochen genug gehört. Von William Cohn hingegen nicht– der fehlt mir, wer hätte gedacht. Das ist bitter. Bei dem hab ich mir Woche für Woche neue Fashioninspiration geholt. Für die Wollwesten des heute-Show-Typen bin ich einfach noch nicht bereit…

Am Mittwoch wird das Wetter wieder besser. Es wird auch Zeit, es ist Mai – aber gut. Ich hab erstmal nichts davon, ich hab Bachelorseminar. Aber auch das ist ja irgendwann vorbei – danach geh ich mal zur Stroke. Ich weiß, ich weiß, da geht es um Kunst, nicht um Essen – bloß, ich hab jetzt Hunger, und daheim nichts im Kühlschrank. Foodtrucks sind zwar überteuert, aber dafür stimmt das Rahmenprogramm. Kunst, Design – eigentlich nicht so mein Ding. Darum geht’s doch nicht, sagt mir jemand. Stimmt, ich guck einfach überall ein bisschen – an Alternativen mangelt’s ja nicht. Die Pizza schmeckt auch gut – so einen 90-Sekunden-Pizzaofen bräucht ich auch zuhause. Ich schnapp mir ein Poster –beginnt hier meine Karriere als Kunstsammler ? Wer weiß, wer weiß…

Der Bauch tut mir weh. Ich hab noch ein paar Pizzen gegessen – die sind nämlich nicht nur ziemlich teuer, sondern auch ziemlich klein. Ich muss verdauen, das macht man am besten beim Filme gucken. Heute, am Donnerstag, beginnt das dok.fest – das Dokumentarfilmfestival in München. Und wie das in München so ist, muss sich erst mal wieder mit Berlin beschäftigt werden. Also : Eröffnungsfilm über die Hauptstadt, begleitet vom Münchner Kammerorchester, nicht dem Berliner. Die wollten nicht – also, spielen schon, nur nach München nicht. Egal. Die nächsten 10 Tage wird so einiges geboten. Ich freue mich besonders auf Genk Up, das Regiedebüt von Freestyle-Fußballer Sven Fielitz. Davon mal abgesehen mache ich es wie jedes Jahr – Programm ausdrucken, blind auswählen, überraschen lassen – Vorhang auf, bitte !

Lange Woche, denk ich mir. Es ist Freitag und ich bacheloriere wieder. Letzte Woche hat es noch geschneit, auf einmal sind es fast zwanzig Grad. Warum wollte ich die Arbeit nochmal im Sommer schreiben ? Naja, ich bleibe diszipliniert. Ich lasse mich nicht ablenken. Weder Grill- noch Beachvolleyballsaison werden heute eröffnet ! Das Handy klingelt, der Mitbewohner ist dran. Mein Kampf ist hart, unerbitterlich, und kurz. Flauchersaison eröffnen – gut, daran hatte ich nicht gedacht. Ich versuche abzulehnen. Ich sage Nein. Dann packe ich mein Zeug, die Sanktionen gehen zurück ins Regal und ich setz mich auf mein Radl. Reichenbach-, dann Wittelsbacherbrücke. Isarauen, Flaucher, schnell noch zum Edeka. Der Sommer fängt an – danke, dass du wieder da bist !

Mehr als nur Tricks

Freestyle-Fußball lebt eigentlich von kurzen Videos – 30 Sekunden oder weniger. In der Regel bewegt sich auch Sven Fielitz, 24, innerhalb dieser Youtube-Welt. Für seine Abschlussarbeit an der Macromedia Hochschule in München hat er seine Sportart in einem Dokumentarfilm festgehalten: „Genk Up“.

SZ: Warum hast du dich dafür entschieden, aus dieser Clip-Welt auszubrechen?
Sven Fielitz: Seitdem ich Freestyle praktiziere, habe ich immer mich und andere Sportler gefilmt. Aber in den Clips sieht der Zuschauer nie die Arbeit, das viele Training. Die Aufopferung für den Sport steht dabei nicht im Vordergrund.

Es geht diesmal nicht um Tricks?
Nicht vorrangig. Mein Ziel war es, das Leben von Freestylern außerhalb der kurzen Ausschnitte zu zeigen. Aber ich habe bei mehreren Turnieren gefilmt, also sind schon auch Tricks zu sehen.

Aber warum braucht es dann einen Film?
Weil „Genk Up“ eine Geschichte erzählt, die über die Tricks hinaus geht. Der Film erzählt die Geschichte von Daniel Dehenny – einem irischen Freestyler, der auf dem Weg zu großen Erfolgen schwer krank wurde. Er ist 2011 am Candida-Virus erkrankt, das heißt, ein Pilz hat seinen Magen befallen und sein Körper musste über Monate hinweg alle Kräfte dazu aufwenden, diesen Virus zu bekämpfen.

Eine Geschichte vom Kranken, der zum Helden wird?
Nein, der Film begleitet Daniel in der schweren Zeit nach der Krankheit. Damals war das Training gar nicht mehr möglich, von Turnieren und Wettbewerben ganz zu schweigen – und das ist im Freestyle fatal. Die meisten Sportler trainieren mehrere Stunden täglich, um sämtliche Abläufe und Tricks zu meistern – sogar eine Woche Pause wirft einen total aus dem Rhythmus.

Was bedeutet eigentlich „Genk Up“, und welchen Zusammenhang hat der Titel mit dem Film?
Eigentlich war der Arbeitstitel des Films „The boy with the striped Gazelles“ – nach dem berühmten Schuh von Adidas, den Daniel immer trägt. Das ist dann trotzdem ein Insider – also haben wir etwas noch Unbekannteres gefunden. Der Begriff „Genk Up“ kommt von dem japanischen Wort „genky“, was so viel wie Happiness bedeutet. Der Film begleitet Daniel dabei, wie er seine Krankheit überwindet – also wie er sein „genky“ wiederfindet.

Hast du Erwartungen daran, wie der Film ankommt?
Wenn ich ehrlich bin, dann hat „Genk Up“ schon meine Vorstellungskraft übertroffen. Ich habe den Film erstaufgeführt bei der Macromedia Hochschule und beim größten Freestyle-Turnier in Europa, dem SuperBall in Liberec. Die Reaktionen waren sehr emotional – und ich kann ohne Zweifel sagen, dass das die besten Tage meines Lebens waren. Außerdem wird der Film beim DOK.fest 2016 in München gezeigt – ich bin überzeugt, dass Daniels Geschichte auch bei einem Nicht-Freestyle-Publikum Eindruck hinterlassen wird.

Foto: Lorraine Hellwig

Von: Matthias Kirsch

Marrys unter Harrys

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Die elektronische Musikszene wird von Männern dominiert – warum eigentlich? Eine Spurensuche mit DJ Joolz, Stefanie Raschke und Alma Gold.

Es wummert im Hintergrund, mal lauter, mal leiser. Das Séparée des Electro-Clubs Harry Klein ist gut gefüllt. Die Menschen bewegen sich im Rhythmus der Musik. Die Mode ist einseitig: Sneakers und weiße T-Shirts. Auf der Tanzfläche, aber auch hinter den Turntables. Auch dort wird getanzt, dezenter als das Publikum – und die Bewegungen scheinen den Klängen immer einige Sekunden voraus zu sein. Julia Maria, Künstlername Joolz, weiß schließlich, welche Bässe als nächstes kommen – die junge Frau ist Resident-DJ im Harry Klein. Das ist in der Szene eine Seltenheit – denn in dem Dschungel des Electro mit den vielen Stilrichtungen bleibt eine Konstante: DJs sind in der Mehrheit Männer.

Julia stört das nicht, denn sie ist eine Größe in der Münchner Elektroszene. „Es scheint schon eine weibliche Unterbesetzung zu existieren“, stellt sie fest, „lokale und internationale Line-ups spiegeln das meist wider.“ Aber: „Ich möchte nicht behaupten, dass generell weniger Frauen auflegen können oder wollen als Männer – vielleicht sind die Zugangshürden nur höher“.

Wenn Julia von Zugangshürden spricht, dann sieht sie nicht nur die elektronische Musikszene vor sich. „Frauen neigen in vielen Lebensbereichen dazu, sich Dinge nicht zuzutrauen, in männerdominierten Feldern diesen lieber den Vortritt zu lassen und ihre Fähigkeiten unter Wert zu verkaufen“, sagt sie.

Auf die Musikszene bezogen, können diese Hürden dank Projekten wie dem Club-Festival Marry Klein eingerissen werden. Während des ganzen Aprils wird das Harry Klein zum Marry Klein – der Club bietet dann nicht nur ausschließlich weibliche DJs, sondern auch Workshops. „Eine solche Veranstaltung kann zumindest temporär einen Raum schaffen, in dem sich Frauen ungezwungen treffen, vernetzen und ausprobieren dürfen“, sagt Julia.

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Diesen Raum hat auch Stefanie Raschke genutzt. Seit sie sechzehn ist, begeistert sich die junge, elegant gekleidete Frau für elektronische Musik – „sobald ich angefangen habe, feiern zu gehen, hat mich der kreative Aspekt, das Ausprobieren und Austoben gereizt.“ Zwar waren viele in ihrem Umfeld skeptisch, andere haben sie jedoch gefördert. „Ich hatte das Glück, die Grundkenntnisse zu erlernen – Fehler sind für einen selbst nicht so schlimm und man bekommt erste Kontakte, ohne gleich ins kalte Wasser geschmissen zu werden.“ Die Management-Studentin sieht auch technische Hürden als Grund dafür, dass weniger Frauen als DJ arbeiten. „Leidenschaft für Musik ist ja total unabhängig vom Geschlecht, daran kann es nicht liegen. Aber die Technik, die beim Auflegen und beim Produzieren verwendet wird, kann sehr abschreckend wirken.“ Bei ihrem ersten Auftritt habe es einen Technikausfall gegeben, sagt Stefanie und schmunzelt – und das, obwohl sie davor alles hundertfach gecheckt habe. „An genau diesen Erfahrungen wächst man aber – und seitdem will ich nicht mehr aufhören aufzulegen“, erzählt sie glücklich, aber noch etwas erschöpft von einer „wahnsinnigen 10 Stunden Session“. Am 1. April hat Stefanie mit Bebetta, einer der bekanntesten Frauen der Szene, den Marry-Klein-Monat eröffnet. Daneben legt sie regelmäßig bei Events vom Wannda Circus auf.

Auch im Bahnwärter Thiel ist an diesem Abend von der Männerdominanz am Mischpult nichts zu sehen. Mit Alma Detloff alias Alma Gold ist eine der Vorreiterinnen von Münchens weiblichen DJs zu Gast. „Anfang 2000“, erwähnt Alma fast nebenbei, „da hat alles angefangen – und ich schätze, dass es damals noch viel weniger Frauen waren als heute, etwa fünf Prozent.“ Alma hat schon einige Entwicklungen miterlebt, unter anderem die Anfänge von Marry Klein. „Ich stehe total hinter dem Projekt“, schwärmt sie. „Auf der einen Seite ist es für uns DJs eine tolle Möglichkeit, sich mal unter Frauen auszutauschen – man macht dann doch andere Erfahrungen.“ Ebenso glaube sie, dass das Publikum großes Interesse daran zeigt – und „das bringt der weiblichen DJ-Szene natürlich auch Aufmerksamkeit“.

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Alma sieht trotzdem unter weiblichen DJs große Unterschiede. „Es gibt natürlich die C-Promi-DJs, die wegen ihrer Bekanntheit gebucht werden. Aber besonders in Clubs wie dem Harry Klein wird niemand gebucht, nur weil sie eine Frau ist.“ Der Meinung ist auch Musikblogger und DJ Moritz Butschek von Two in a Row. „Die Musik muss immer stimmen, egal ob Mann oder Frau“, erklärt er. Viele Frauen würden es sich trotzdem nicht so schnell zutrauen, spontan auf die Bühne zu gehen. „Ein Kenner der Szene hat mir mal erzählt, dass sich einige Frauen mehr Gedanken um ihr Set machen und sich dann trotzdem manchmal nicht trauen, den Anfang zu machen.“

Die Entwicklung gehe in den vergangenen Jahren dennoch in die richtige Richtung. „Man sieht mittlerweile nicht nur beim Marry Klein immer mehr Frauen hinter den Plattentellern in München“, sagt Moritz. Stefanie, Julia und Alma sind keine Ausnahme mehr – und freuen sich alle auf rege Beteiligung bei den DJ-Workshops beim Marry Klein. „Es gibt viele Frauen, die Lust darauf hätten, aufzulegen – die Zusammenarbeit mit erfahrenen DJs hat mir auch einen Ruck gegeben, immer weiterzumachen“, sagt Stefanie. Und Alma sieht Positives für die gesamte elekronische Musikszene: „In der Musik ist es wie in den Chefetagen – die Mischung macht es. Mehr Frauen bereichern die Szene, und eine gute Mischung führt zu einem schönen Resultat“. Das verschwitzte Publikum im Bahnwärter Thiel vor ihrem Mischpult sieht das genauso. Und während Alma mit gekonnten Handgriffen die Tanzschritte der Feierwütigen dirigiert, wummern die Bässe weiter durch die Nacht.  

Fotos: Said Burg, Andi Kusy  und Jens Moiré

Von: Matthias Kirsch

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Matthias

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Grau ist auch dann keine Farbe, wenn man sie mit Astra-Bier und dem guten 3-Euro-Wein von Tengelmann vermischt – findet zumindest Matthias. Weil an Urlaub wegen diverser Unifristen gerade gar nicht zu denken ist, schaut er sich stattdessen im Café Kosmos Urlaubsfotos von Russen auf der Krim an oder wartet darauf, dass ein selbsternannter Magier beim Munich Magic Slam einen weißen Hasen oder seine Brieftasche verschwinden lässt. Ob der auch den Unistress verschwinden lassen kann?

Ende Februar. Das Münchner Wetter macht seinem Namen mal wieder überhaupt keine Ehre. Gab es da nicht vor ein paar Wochen erst eine Statistik, nach der München die sonnigste Stadt Deutschlands ist? I call it Bullshit. Ich mein, das graue Wolkengedöns am Himmel sieht ja schon sehr flauschig aus, nur wirkt das von unten nicht so wirklich einladend. Und: Grau ist keine Farbe. Wer das behauptet, hat keine Ahnung. Zumindest will ich heute etwas über Farbe lernen – deshalb ich geh zur Semesterausstellung von der IFOG Akademie. Titel ist passenderweise: Farbe. Heute ist  die Vernissage, und als Zuckerl gehen die Erlöse an einen guten Zweck. Ich kann mir zwar eh nichts leisten – aber dafür ist der Eintritt umsonst.

Urlaub soll ja bekanntlich helfen gegen die Alltagsbetrübtheit. Urlaub in besetzten Gebieten, zum Beispiel. Wobei, besetzt stimmt ja nicht – ging ja alles mit rechten Dingen zu auf der Krim! Das erinnert mich daran – ich muss noch meine Arbeit als Putintroll in Rechnung stellen…anyway. Die Russen wussten nämlich lange vor der Ukrainekrise, dass man an der Krim superb entspannen kann. Blöd, dass der Begriff Ballermann mittlerweile einen anderen Unterton bekommen hat. Fotograf Jonas Nefzger war auf jeden Fall in Yalta und hat Urlaubsfotos gemacht – die Austellung beginnt heute im Café Kosmos. Da geh ich auf jeden Fall hin. Astra-Bier an den Stränden von Yalta – wie damals Winny Churchill und Kollegen. Pervers.

Heute lass ich das Wetter Wetter und die Hausarbeit Hausarbeit sein und mache nichts. Rein gar nichts.

Farben, Fotos und Flaschenwein haben mich immer noch nicht aus dem grauen Blau meines Ende-Winter-Blues reißen können. Vor allem schaltet sich die Uni mal wieder dazwischen – so einige Hausarbeiten stehen halt schon noch an. Aber die bringen mich nicht wirklich zum Lachen, und darauf hab ich heute Bock. Also auf zur Freiheit, wo Peter Fischer mit einer neuen Mixed Show an der Start geht. Kabarett ist zwar alte Schule, aber großer Spaß – die SZ beschreibt Fischers Texte als komödiantisch-sarkastisch und gesellschaftskritisch. Solange er über HIV und einvernehmlichen Sex singt, kann ich damit leben – soll ja keiner sagen, die Kombination gäbe es nicht! Ich lache auf jeden Fall gut – schöne monatliche Sache.

Gewissensbisse. Die Deadlines an der Uni kommen näher. Ich brauche einen Plan. Am besten einen perfiden Plan, wie ich die Deadlines umgehen kann. Wieder ein fehlerhaftes Word-Dokument abschicken? Nein, der Trick zieht nicht mehr. Ehrlich sein? Ha! Ich raff mich auf und geh mal in die Bibliothek. Warum kann nicht heute die Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten sein? Es macht einfach viel mehr Spaß, mit anderen Verzweifelten gemeinsam nichts zu tun – und sich dabei einzureden, man wäre ja ach so elitär. Ich mein, wer besucht denn freiwillige Uni-Veranstaltungen spätabends? Zurück zur Hausarbeit – kann ich meine graue Umgebung irgendwie in die Fragestellung einbauen? Mal schauen: Black Consciousness, White Consciousness = Gray Consciousness? Macht Sinn. Check mate.

Eigentlich wäre der Plan noch bösartiger, wenn ich die Hausarbeitsthemen einfach verschwinden ließe? Oder den Professor? Hm. Das könnte auffallen, dann doch lieber gleich den ganzen Lehrstuhl. Aber wie macht man das? Mir fällt spontan David Copperfield ein, aber ich glaube der war kein wirklicher Magier – der hatte nur sehr wenige Freunde früher und musste Kartentricks lernen! Quatsch, eigentlich sind „Magier“ sehr cool – und das bringt mich auch auf eine Idee. Heute ist nämlich Munich Magic Slam, definitiv eine Veranstaltung, von der ich nicht dachte, dass sie existiert. Fünf Magier buhlen um die Kunst des Publikums – wie gesagt, wer etwas verschwindet lässt, hat meine Stimme. Meine Mutter hat immer gesagt, Magier sind Hochstapler – das Einzige, was da verschwindet, sei meine Brieftasche – ach, sind doch alles Klischees!

Siegfried und Roy und Kollegen haben mich beeindruckt – ich hab mir grad bei Amazon das Kleine Buch für kleine Zauberer bestellt, Alterempfehlung 5 bis 9. Ich hab trotzdem Schwierigkeiten, das sieht halt schon einfacher aus als es ist. Ich krieg Hunger. Gut, dass in der WG noch Überreste vom Superbowl rumliegen – wir haben uns halt mal wieder total verschätzt. Während die Hotdogs vor sich hinkochen, sehe ich mich einem meiner größten Angstgegner gegenüber – dem Wurstwasser. Definitiv in meiner Top Drei der abartigsten Dinge überhaupt. Ich will überhaupt nicht auf die Top Zwei eingehen – jetzt brauch ich Ablenkung. Heute Abend steigt die Zweite Auflage von 4×4 Singer/Songwriter unplugged in den BavariaMusikstudios. Essen gibt’s, Trinken gibt’s – und weder das eine noch das andere ist Wurstwasser. Puh – Erleichterung.

Nach schwerer Nacht bringe ich mein Trauma kurzfristig hinter mich – so schnell wird es wohl keine Hotdogs mehr geben. Ich mach heute erstmal nichts – aber Stefi hat heute Abend Geburtstag und da geh ich hin. Zurück ins Café Kosmos, zurück an alte Strände mit bekanntem Bier. Bei zweiter Betrachtung kriegt mein kleiner Kosmos wieder etwas mehr Farbe. Liegt vielleicht an der Sonne auf den Bildern. Oder an der Roten Sonne, zu der wir nach dem Geburtstag weiterziehen? Eigentlich ein neuer Horizont, weil ich den Laden nicht mag. Aber, wenn ein Club den Künstler – Mala – nicht beschreiben kann, „weil Worte aufgrund der Unbeschreiblichkeit wie Speaker in den Clubs unter der Wucht ihrer Bass-Granaten zerbröckeln“, dann muss das gut sein. Oder triple-gut, wie die Kollegen von jetzt.de sagen würden. Na, dazu sag ich jetzt mal nichts. Obwohl, doch: Wer Sprache so misshandelt, kotzt mich an. Nein, halt, neuer Begriff. Das kirscht mich an. Over and out.

Mein München: Studiobühne, Ludwigsstraße

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Die Studiobühne in der Ludwigsstraße, war lange zweite Heimat für Jean-Marc Turmes, 24. Die kleine Bühne der Theaterwissenschaftler ist ein sehr persönlicher Ort für ihn und viele andere. Nun muss sie einer Bibliothek weichen. Deswegen hat das Bild abseits technischer Aspekte einen ganz persönlichen Wert für Jean-Marc.

Jahrelang war die Studiobühne in der Ludwigstraße 25 die zweite Heimat von Jean-Marc Turmes. Wochen und Monate verbrachte der Student auf und hinter der kleinen Bühne der Theaterwissenschaftler. Jetzt muss die Studiobühne einer Bibliothek weichen. „Während den Proben zu einem Stück im vergangenen Sommer wurde mir auf einmal bewusst, dass die Studiobühne nicht für immer bestehen wird“, erzählt Jean-Marc, 24, etwas wehmütig. Während einer Pause stand er am Ende des Korridors und hielt die Erinnerung fest. „Mit diesem Ort verbinde ich einfach so viel: Freundschaften, Exzesse, Kunst, egal ob gut oder schlecht“, sagt der junge Fotograf.

Der Korridor ist auf ersten Blick sehr unscheinbar. Aber: „Das Foto ist sehr persönlich, aus einem einfachen Grund: Dieser Blickwinkel ist nicht der eines Besuchers, eines Fremden auf die Studiobühne – es ist die Sicht der Menschen, die die Studiobühne kennen“, erklärt Jean-Marc. „Die Tür links, halb offen, halb zu, steht für alle Aufführungen, alle Proben, alle Freundschaften, die ich an diesem Ort erlebt habe.“

Normalerweise sind Jean-Marc die technischen Aspekte hinter einem Foto sehr wichtig. „In diesem Fall nicht“, verdeutlicht der 24-Jährige, „dieses Foto ist sehr emotional und aus dem Affekt geschossen. Wenn man es sich anschaut und nie auf der Studiobühne gespielt hat, kann man nicht das gleiche Gefühl dabei empfinden.“

Von Matthias Kirsch

Leckere Lösungen

Nerds mal ganz privat? Hochkomplizierte Kochanleitungen? Weit gefehlt. Unter dem Projektnamen „Cook and Code“ bietet Alexander Hoffmann IT-Workshops an. Im Mittelpunkt stehen Problemlösungen, aber auch soziales Beisammensein.

Foto: Sebastian Prößl

Seit Sommer 2015 bietet Alexander Hoffmann unter dem Projektnamen „Cook and Code“ IT-Workshops in München an. Alexander, 27, ist gelernter Anwendungsentwickler und hat Technische Redaktion und Kommunikation studiert. Seit er in der Start-up-Szene unterwegs ist, merkt er, wie jedem jungen Unternehmen die IT-Experten fehlen. Während seines Studiums hat Alexander schon die Konzertreihe „Learn to swim“ organisiert und war Veranstalter vom Katerbrunch, einem veganen Brunch in der Glockenbachwerkstatt. Seine beiden Leidenschaften verbindet er mit seinem Projekt Cook and Code.

SZ: IT-Kurse gibt es an den Münchner Hochschulen viele, die wenigsten verbinden Kochen mit Computern. Warum gehören Cook und Code zusammen?
Alexander Hoffmann: IT-Wissen wird in sämtlichen Berufen immer wichtiger, und dementsprechend gibt es auch viele Angebote. Vor allem im Internet findet man zahlreiche IT-Workshops, die sowohl sehr gut als auch sehr günstig sind. Man muss nur zwei Dinge mitbringen: Zeit und Motivation. Und genau die Motivation ist oft ein Problem. Auch wenn die ersten Lernstunden noch Spaß machen, nach einer Weile geht gern die Puste aus. Genau da setzt Cook and Code an. Wir holen die Menschen nach der Arbeit mit dem ab, aus dem ihr Feierabend eh besteht – Essen und soziales Zusammensein.

Heißt das, Cook steht für noch mehr als nur das tatsächliche Essen?
Genau. Unter Cook verstehe ich den gesamten sozialen Aspekt eines Workshops. Die Menschen sollen IT-Wissen erlangen, indem sie in einer Gruppe zusammen ein Problem lösen können. Die Mischung aus IT und Gemeinsamkeit eignet sich perfekt für Hackathons für Anfänger. Cook and Code ist nachhaltig gigadelicious!

Hackathons? Das klingt nach Fortgeschrittenen-Niveau. Kann man ohne Computervorkenntnisse überhaupt mitmachen?
Absolut! Ein Hackathon für Anfänger bietet jedem Teilnehmer die Chance, sich an die Materie heranzutasten. Ein Hackathon dauert in der Regel acht Stunden, die Teilnehmer arbeiten in kleinen Gruppen. Zentral für jeden Hackathon ist ein Problem, das es zu lösen gilt – zum Beispiel eine Website entwickeln. Die Grundkenntnisse werden zu Beginn natürlich vermittelt, dann ist die Gruppe auf sich allein gestellt.

Sind da Frust und Scheitern nicht vorgezeichnet?
Im Gegenteil – wir lassen die Teilnehmer natürlich nicht ganz allein. Bei jedem Workshop stehen den Teams Mentoren zur Seite. Die Lösungsansätze an sich sollen aber von den Teilnehmern selbst kommen. Jeder kleine Erfolg treibt die Motivation in der Gruppe wieder neu an, deswegen darf so ein Workshop einfach kein Frontalangriff auf die Menschen sein.

Am 23. Januar wird ein „Social Hackathon“ veranstaltet. Was unterscheidet dieses Konzept vom üblichen Hackathon?
Hackathons haben ja das Ziel, innerhalb eines Tages Lösungen für irgendwelche Probleme zu finden. Die Lösungsansätze gehen dabei leider viel zu oft verloren, weil man nur einen Tag daran arbeiten kann. Der „Social Hackathon“ soll dieses gesamte Potenzial einsammeln und gleich in Zusammenarbeit mit Projekten, die es nutzen können, umsetzen. In unserem Fall arbeiten wir mit sozialen Projekten zusammen. Diese Projekte stehen vor konkreten Praxisproblemen, zum Beispiel einer Website, die nicht optimal funktioniert. Genau die Probleme versuchen wir an dem Tag zu lösen. Der Rest vom Konzept bleibt gleich: Es gibt Teilnehmerteams, es gibt Mentoren und wir kochen zusammen – vielleicht wird es sogar eine Kochchallenge geben.

Seit diesem Sommer gab es 25 Cook-and-Code-Workshops. Wie geht es weiter?
Je mehr Workshops ich mache, desto motivierter bin ich für die nächsten. Für 2016 versuche ich 150 Events zu planen. Es macht einfach Spaß, Menschen etwas beizubringen, besonders in der Atmosphäre, in der wir arbeiten. Eines meiner Zukunftsziele für das Projekt ist ein Cook-and-Code-Café, das als Co-Working-Space funktionieren könnte. Zum einen glaube ich, dass ein Ort, an dem man immer ungezwungen neue Leute kennenlernen kann, München gut tun könnte. Zum anderen wäre es perfekt, einen festen Platz für Cook-and-Code-Workshops zu haben. Nach dem Motto: Mittags Café, abends Workshops. Auch wenn man dann nicht immer zum Arbeiten oder Lernen kommt.

Interview: Matthias Kirsch

Großes Format

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Vom kuschelnden Schauspieler bis zum ehrgeizigen Rapper, von der gemeinnützigen Studentenorganisation bis zur sozialen Modedesignerin: Diese jungen Menschen sorgen 2016 dafür, dass München bunt, spannend und lebenswert bleibt.

Foto: Amelie Satzger

Jede Woche treffen wir auf junge Münchner, die München zu „unserem“ München machen: zu einer spannenden Stadt, die man erst kennt, wenn man ihre Macher kennen und schätzen lernt. Wer diese Stadt im kommenden Jahr bunter und lebenswerter macht? Wir wissen es nicht. Und wagen trotzdem einen Ausblick: Münchens junge Leute 2016.

Leonard Hohm
Schauspieler

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Es gibt Menschen, die kennt man nicht, und doch ist man vertraut mit ihnen. Genauer gesagt: mit ihren Stimmen. Leonard Hohm, 25, ist einer von ihnen. Der Schauspieler ist wirklich sehr häufig zu hören. Er spricht Werbung für Firmen wie Sony oder Bosch, synchronisiert Serienfiguren und hat zig Hörbücher eingelesen. „Sprechen kann zum Sport werden, da wir unter starkem Zeitdruck arbeiten“, sagt Leonard. Nebenher spielt er noch Theater. 2016 sind neben einem Theaterprojekt auch weitere Hörbücher geplant: „Ich liebe die Arbeit im Studio und spiele gerne mit meiner Stimme. Aber was schon nervt: Wenn deine Freundin dann abends sagt: Lass mal nicht kuscheln, lies mir lieber was vor!“

Foto: Yunus Hutterer

Amelie Satzger
Fotografin

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Irgendwie kommt sie aus einer anderen Welt. Wenn Amelie Satzger, 20, sich selbst fotografiert, dann sieht sie aus wie eine Fee, manchmal auch wie eine Gottheit aus dem antiken Griechenland. Es sind jene mythologisch angehauchten Selbstporträts, die die Fotografin erfolgreich machen. Angefangen hat das auf der Nordseeinsel Föhr: Familienurlaub mit den Eltern. Irgendwie langweilig. Also hat Amelie, damals 19, ihre Kamera genommen und die Fotos dann auf Instagram gepostet. Die Bilder kamen an: Innerhalb weniger Wochen hatte sie mehrere Tausend Follower, auf der Fotoplattform 500px sind es mittlerweile mehr als 19 000. Amelie studiert Fotodesign an der Hochschule München. 2016 werden Amelies Selbstporträts auf der Kunstmesse Stroke zu sehen sein. 

Foto: Amelie Satzger

Bianca Kennedy
Künstlerin

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Bianca Kennedy taucht ab. Die 26-Jährige, die Medienkunst an der Akademie der Bildenden Künste München studiert, widmet sich derzeit der Badewanne. „Das ist für mich ein ganz besonderer Ort“, sagt Bianca, denn dort würden Klassenunterschiede aufgehoben. Wer in die Badewanne geht, ist nicht arm oder reich, der ist für einen Moment lang befreit von seiner eigenen Geschichte. Abtauchen, die Füße übers Wasser gleiten lassen und sich dabei vorstellen, man habe gerade einen Wal in den Wellen entdeckt, so ist das zumindest in Biancas filmischer Arbeit „Sonar Sounds“. Die junge Künstlerin hat in den vergangenen Monaten mehr als 200 Badeszenen aus berühmten Filmen gesammelt, die sie in der Videoinstallation „We are all in this together“ miteinander verbindet. Parallel arbeitet sie mit ihrem Freund Felix Kraus an einer Filmtrilogie, die das Leben von Mensch-Tier-Pflanze-Pilz-Hybriden in einer fernen Zukunft imaginiert.

Foto: Adrienne Meister 

Sophia Klink
Literatin

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Wenn Sophia Klink Texte schreibt, spielt die Natur darin eine große Rolle. Die 22-Jährige versucht in ihrer Prosa die Dinge zu verarbeiten, die sie aus ihrem Biologiestudium kennt: „Ich wollte einfach zeigen, wie toll diese Welt ist. Es weiß zum Beispiel kaum einer, dass Regenwürmer zehn Herzen haben.“ Die Natur wird bei ihr zum Reibungspunkt für die Sehnsucht ihrer Figuren nach Ruhe abseits der Stadt. 2015 hat Sophia das Literaturstipendium der Stadt München erhalten, das Autoren ein Arbeiten frei von finanziellem Druck ermöglichen soll. Gefördert wurde ihr Romanprojekt „Luftunterfläche“, dessen Erstfassung demnächst fertig werden soll. Sophia Klink liest am 15. Januar 2016 im Keller der kleinen Künste.

Foto: Thomas Freimuth

Florian Kamhuber
und Fabian Halbig

Filmemacher

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Es darf gelacht werden: Florian Kamhuber, 25, und Fabian Halbig, 23, produzieren mit ihrer Filmfirma „Nordpolaris“ Stoffe, die den Zuschauer mit intelligentem Humor unterhalten sollen. Vergangenen Sommer haben die beiden ihren ersten Langspielfilm produziert, der 2016 Premiere feiert: Die Tragikomödie „Dinky Sinky“ (Regie: Mareille Klein) erzählt die Geschichte einer Sportlehrerin, die unbedingt schwanger werden will. Die Hauptrolle übernahm Residenztheater-Schauspielerin Katrin Röver, der Film-Fernseh-Fonds Bayern förderte das Projekt mit 50 000 Euro. Für das kommende Jahr sind bereits viele neue Projekte geplant: Die beiden produzieren eine Sitcom, die die Männerdomäne Baumarkt ironisch aufbricht, und Fabian, Schlagzeuger der Killerpilze, bringt mit seiner Band ein neues Album heraus.

Foto: Vera Brückner

Alexander Hoffmann
Veranstalter von „Cook and Code“

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Die ersten Schritte in der IT-Welt will Alexander Hoffmann Anfängern in seinem Projekt „Cook and Code“ vereinfachen. Der 27-Jährige organisiert Veranstaltungen, bei denen Experten und Neulinge zusammenkommen und in lockerer Atmosphäre ihr IT-Wissen auffrischen können – zum Beispiel wird auch zusammen gekocht. Für das Jahr 2016 hat sich Alexander eine Menge vorgenommen: „Beim Social Hackathon am 23. Januar werden sich drei bis vier soziale Projekte vorstellen, die ein bestimmtes Problem mit ihrer Website haben“, sagt Alexander. Über einen ganzen Tag hinweg versuchen sich die Teilnehmer an einer Lösung für diese Probleme.

Foto: privat

Hannah Klose
Netzwerkerin

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Netzwerkerin Hannah Klose, 24, bringt Menschen zusammen. Zum Beispiel als Vorstandsmitglied des Projekts „Rock Your Life“, das Hauptschülern Mentoren an die Seite stellt, um den Übergang ins Berufsleben zu erleichtern. Aber auch darüberhinaus hat sie 2016 viel vor: Hannah organisiert die Intrapreneurship Conference 2016 in München mit und stellt als Heartleaders-Botschafterin Veranstaltungen rund um wertschätzende Kommunikation in der Arbeitswelt auf die Beine. Außerdem holt sie bei 12min.me einmal im Monat Sprecher für Vorträge zu Business-Themen auf die Bühne – in lockerer Atmosphäre und strenger Zwölf-Minuten-Taktung. Wo Hannah Menschen verbindet, ist das Ziel meist dasselbe: Statt Ellbogenmentalität soll Arbeit Raum für Innovation, Erfüllung und Potenziale bieten.

Foto: mantro.net

Alina Birkner
Malerin

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Ist Malerei nun in oder out, hip oder verstaubt? Immer wieder wird ihr in der Kunst der Tod prophezeit. Davon lässt sich Alina Birkner, 26, nicht beeindrucken. Die Malerin studiert an der Akademie der Bildenden Künste und schließt ihr Diplom im Februar ab. Alina pinselt mit Acryl geometrische Formen in Pastellfarben auf eine nasse, meist großformatige Leinwand. Ihr Können stößt auf so viel Begeisterung, dass sie im Oktober 2015 gemeinsam mit ihrem Vater René Birkner, der eigentlich Filmplakate gestaltet, ein riesiges Fresko für die Ausstellung des Möbeldesigners Konstantin Grcic in der Pinakothek der Moderne malen durfte. 2016 steht aber erst einmal die eigene, abstraktere Kunst auf dem Plan: zum Beispiel im Münchner Centercourt, wo Alina von Januar an vier großformatige Arbeiten zeigt.

Foto: Korbinian Vogt 

Lux
Rapper

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Es gab schon schlechtere Zeiten für Hip-Hop aus München. Edgar Wasser wird bundesweit gefeiert, Fatoni ist dieses Jahr mit seinem Album „Yo Picasso“ durch die Decke gegangen. Und München hat noch mehr Talente parat. Zum Beispiel Lukas Eichhammer, 25, alias Lux. Der Musiker hat 2015 das erste Album veröffentlicht, tourte mit Kumpel Edgar Wasser durch Deutschland. „Ich habe Blut geleckt“, resümiert er. Schon als Kind zieht es Lukas auf die Bühne: Er spielt im Residenztheater und eine Hauptrolle im Kinofilm der Kinderreihe „TKKG“. Mit 16 beginnt er zu rappen, 2012 kommt die erste EP. Lukas wird nächstes Jahr 26. Zehn Jahre Lux – Zeit, erwachsen zu werden? Ja. Deshalb kommt im Frühjahr eine neue EP und mit ihr ein neuer Lux. Es geht um Zukunftsängste, ums Rumhängen und Älterwerden – ganz genau weiß Lukas das auch nicht. Er rappt: „Ich bin nicht Lux, nur sein Synchronsprecher.“

Foto: Nils Schwarz


Mercedes Diaz de Leon
Mode-Designerin

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Es ist keine einfache Angelegenheit, dem Massenkonsum den Rücken zu kehren – vor allem nicht, wenn es um Mode geht. Mercedes Diaz de Leon, 28, hat es trotzdem versucht: Im Sommer eröffnete sie den „Nui Conceptstore“ in Neuhausen, der ausschließlich fair produzierte Mode von deutschen Jungdesignern und ihr eigenes Label Nui verkauft. Die gebürtige Mexikanerin, die in Deutschland aufgewachsen ist, hat ihr Handwerk an der Meisterschule für Mode in München gelernt. Nach dem Abschluss war sie ernüchtert: Alle tragen das Gleiche, kaufen bei großen Ketten Stücke, die nach kürzester Zeit im Schrank verstauben. Mercedes’ Laden ist keine Revolution. Aber ein Schritt in die richtige Richtung: eine Verkaufsplattform für talentierte Jungdesigner, die nachhaltig, lokal und fair produzieren und für den Modeliebhaber sonst allenfalls über Plattformen wie Dawanda erreichbar wären.

Foto: privat

Equalhats
Gemeinnütziges Studentenprojekt

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Sechs junge Münchner Studenten haben die Mütze zu einem Symbol der Solidarität erhoben. Ihr Motto: „Mache einen fremden Namen zu deinem.“ Auf den Mützen stehen Namen. Namen von Flüchtlingen, die bereits in Deutschland angekommen sind. Über den Namen wird das Gleichheitszeichen eingestickt. So setzt jeder mit der Mütze ein Statement. Bisher sind circa 400 Mützen verkauft und 2500 Euro eingenommen. Neben dem Studium ist oft zu wenig Zeit, aber für die nächsten Semesterferien plant das Team von Equalheads einen Sommerersatz für die Mütze zu finden. „Wir wollen auf jeden Fall weitermachen“, sagt Pauline Kargruber, Mitbegründerin des gemeinnützigen Studentenprojekts Equalhats. Die Mützen werden fair und im Inland produziert, alle Erträge gehen an die Aktion „Deutschland hilft“. Welcher Name auf der Mütze steht, ist nicht wichtig, man erfährt es auch nicht vorher. Das Zeichen, das man setzt, zählt.

Foto: privat

Nalan381
Hipster-Pop

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Es ist zuletzt gut gelaufen für das experimentelle Duo Nalan381. „Sie sind gekommen, um München ein bisschen mehr Sex einzuhauchen“, schrieb etwa der Bayerische Rundfunk. Und auch die SZ hat sich nicht zurückgehalten mit Lob: „Ätherische Töne mit hauchenden, hallenden, klagenden Stimmen, die verlaufen wie Wimperntusche im Swimmingpool.“ Nicht zuletzt deswegen haben Nikolaus Graf aka Nik Le Clap und Nalan Karacagil große Pläne für 2016. Die Findungsphase ihrer Musik ist abgeschlossen, im kommenden Jahr wollen sie mit einer neuen Platte über die Münchner Bühnen hinauswachsen. Ein Konzert in Berlin ist fix, sogar noch vor der Release ihrer Platte am 13. April in der Münchner Bar „Unterdeck“. Ihrem Indie-R ’n’ B bleiben sie treu, „aber der Sound wird interessanter, weil wir ja jetzt wissen, wie der andere tickt“, sagt Nik.

Foto: Rosanna Graf

Autoren: Carolina Heberling, Matthias Kirsch, Susanne Krause, Jennifer Lichnau, Valerie Präkelt

Mein München – Audimax TU München

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Müdigkeit, Aufmerksamkeit – und Durst! Jean-Marc Turmes, 24, möchte die Realität durch seine Fotos neu interpretieren. In diesem Falle das Audimax der TU. Hier trifft die Gleichmäßigkeit der horizonalen Linien, auf die ungleichmäßigen Sitzpositionen der Studenten.

„Mich reizt der Aspekt einer Fotoreportage, aber immer mit künstlerischem Anspruch“, sagt Fotograf Jean-Marc Turmes. Deshalb sind seine Fotos nie eine Abbildung der Realität, sondern seine Interpretation davon. „Ich will reale Momente festhalten, die durch mein Foto noch etwas hinzugewinnen – eine Art magische Aura.“

Genau das ist dem 24-Jährigen im Audimax der TU München gelungen. Bei einer Studentenveranstaltung wollte Jean-Marc eine allgemeine Perspektive haben, um die Geschichte der Diskussion besser erzählen zu können. Von oben auf dem Balkon schoss er das Foto mit einem Teleobjektiv.
„Mir gefiel gleich die Gleichmäßigkeit der horizontalen Linien in Kombination mit der Ungleichmäßigkeit der Menschen und Wasserbecher“, beschreibt es der gebürtige Luxemburger. Trotz der Vogelperspektive zeigt das Foto die Gefühlslage der Menschen. An Haltung und Sitzposition erkennt man Müdigkeit, Aufmerksamkeit – und Durst.

Jean-Marc hat sich der Porträtfotografie verschrieben. So kam er vor vielen Jahren überhaupt erst zum Fotografieren: „Als ich ungefähr acht Jahre alt war, hatte ich eine kleine, pinke Kamera – natürlich analog und ohne Zoom. Auf Schulausflügen, wenn andere die Umwelt fotografierten, schoss ich Fotos von den Menschen.“ So begann Jean-Marc, die Realität durch Fotos neu zu interpretieren. Im Idealfall, so hofft er, ist diese Interpretation dann künstlerisch.

Von Matthias Kirsch

Von Freitag bis Freitag München-mit Matthias

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November, Movember, Dezember – Ohne Schnee und ohne Schnauzer stürzt sich Matthias in die Weihnachtsmarkt-Massen und erkämpft sich seine erste Feuerzangenbowle dieses Jahr! Außerdem begibt er sich auf Geschenkejagd auf dem Designmarkt. Und obwohl selbst frisch rasiert, zelebriert er den Schnauzer für einen guten Zweck. Umgeht den Tatort, gönnt sich dafür gute Musik und kommt dabei zu neuen Erkenntnissen.

Freitag, der 27.

So, ich bin wieder da – zurück im sozialen Leben. Ich übertreibe, ich habe
eine Klausur geschrieben, gestern. Aber : Ich fühl mich wie neugeboren.
Auf zu großen Taten also, Vorweihnachtszeit genießen. Eigentlich find ich es
ganz schlimm, dass die Monate von verschiedenen Feiertagen geprägt werden. Im
Februar ist Karneval und alle laufen in depperten Kostümen rum. Im April kommt
der Osterhase und auf das Christkindl warten eh alle. Da war der November
bisher immer so ein schönes Polster zwischen kürbisorange und
weihnachtsmannrot. Bisher, weil : Jetzt gibt es ja Movember !
Natürlich, und Movember wird heuer auch in München groß vermarktet. Die Sache
ist ja für einen guten Zweck, da kann ich dann vielleicht drüber hinwegsehen.
Bei der Stylight Movember Parté im Stylight HQ in der Nymphenburger Straße geht
es heute Abend dann zu Ehren des Schnauzers haarig zu – alle Ticketeinnahmen
werden natürlich gespendet. Da ist es fast schade, dass ich nach anderthalb
Jahren erstmals wieder bartlos unterwegs bin – mein Schnauzer ist einfach zu
creepy.

Samstag, der 28.

Nach meiner Großzügigkeit von gestern will ich mir heute etwas gönnen –
musikalisch, bestenfalls. Nur hab ich mich – mal wieder – völlig verplant. Die
Tickets für das PULS Festival in München sind längst alle ausverkauft, und in
Erlangen – tja, da war das Ganze schon gestern. Jetzt kann ich wenigstens
testen, ob mein netzwerken in der Münchner Musikszene Früchte getragen hat –
kann mir einer noch Eintritt garantieren? Es meldet sich dann irgendwann
auch jemand. Aber nicht mit PULS, sondern Subkultur. Schwierig. Wie komm ich
nach Fürstenfeldbruck ? Da spielen heute unter anderem Marvpaul, die hab
ich beim Sound of Munich Now gesehen, und die machen gute Musik mit lustigen
Texten – ganz mein Ding. Ich werf die Münze.

Sonntag, der 29.

Ich kann an dieser Stelle nicht verraten, wo ich hingegangen bin.
Vielleicht bin ich zuhause geblieben? Nur soviel : „Wer sich ab und
zu etwas Faulheit vergibt, hat dann für die wirklich wichtigen Dinge umso mehr
Energie“. Behaupten zumindest Marvpaul auf Platte. Und gibt es was Wichtigeres
als einen Sonntagsbraten? Oder Sonntagsschnitzel? Mit Pommes? Nein! Für das
Riesenschnitzel im Café Mozart brauch ich auch die zusätzliche Energie, das
Ding ist tatsächlich riesig. Nach ergiebiger Siesta drängt der After-Klausur-Enthusiasmus
wieder nach. Am Sonntagabend verschwindet aber irgendwie ganz München von der
Erdoberfläche – wo sind denn heute alle? Ich geh auf Tauchgang, grab ganz tief
– und irgendwann bin ich Unter Deck. Ha, tja, der heilige Sonntag. Hier läuft
kein Tatort, kein schlechter Blockbuster mit tausend Werbungen – The Wave
Pictures
laden zu einem gemütlichen Abend ein. Ihr letztes Album heißt Great
Big Flamingo Burning Moon – sehr geil. Ich hatte immer die Theorie, dass
Musiker erst eine Band gründen, wenn sie einen Hammernamen haben. Neue Theorie
– je wahnsinniger der Albumtitel, desto besser die Musik. Innocent `til proven
guilty.

Montag, der 30.

Noch eine Theorie: Je alternativer der Weihnachtsmarkt, desto teurer der
Glühwein. Gefühlt 20 Euro kosten zwei Tassen Feuerzangenbowle am Tollwood
Wucher. Aber ist ja Bio! Oder so. Wie dem auch sei, ich komm trotzdem jeden
Winter nicht an der Theresienwiese vorbei – auch wenn mir immer wieder
schwindelig wird, wenn ich vom U-Bahn-Ausgang durch das Lichtermeer wandere. Meine
Planung war zumindest wieder schlecht, eine weitere Konstante. Montagabend
heißt, Weihnachtsmärkte voll. Und hier sind deutlich zu viele Leute –
wenigstens schneit es nicht. Schnee mag ich eigentlich, aber nicht in der
Stadt. In den Bergen, zum Schifahren oder rodeln, fein. Was ist der Mehrwert
von Schnee in der Stadt? Nasse Hörsäle an der Uni, die Anti-Rutsch-Kieselsteine
blockieren jede Rolltreppe in der Großregion und ich muss wieder Treppen
laufen! Komischerweise wärmt mich der Gedanke an Schnee von innen. Aber
vielleicht war es auch die dritte Feuerzangenbowle.

 Dienstag, der 1.

Es schneit immer noch nicht, ich kann also noch vor die Tür. Vor einigen
Wochen habe ich mich an dieser Stelle furchtbar über Lost Weekend aufgeregt –
wegen Kaffeepreisen und pseudo-intellektuellen Zeitgenossen. Seitdem ist mir
etwas aufgefallen – die veranstalten in dem Laden eine ganze Menge, ja,
Veranstaltungen. So auch heute – und ich zähle mich ganz klar zu den Pseudo-Intellektuellen
hinzu. Zwei Philosophen diskutieren über einen anderen Philosophen, klingt
spannend. Subjekt ist Alain Badiou. Ich könnte jetzt einen halben Paragraphen
darüber schreiben, wie sehr man Badiou dafür respektieren muss, dass er
Universalität und Illegalität als gleichursprüngliche Momente des Normativen in
seiner Theorie des Ereignisses vereint! Nur hab ich überhaupt keine Ahnung
davon, und den Satz einfach aus dem Facebook-Event kopiert. Ich Idiot mit
teurem Kaffee.

Mittwoch, der 2.

Mir schwirrt der Kopf noch ein wenig von gestern Abend. Die Sätze wurden
nämlich nicht nur so geschrieben – die reden auch wirklich so! Das totale
Gegenteil hierzu findet oft im Theater statt – viel mehr Wahnsinn als Genie.
Was meist ganz okay ist, und lustig auch. Darum geh ich heute mal wieder ins
Rationaltheater, da war ich lange nicht mehr. Danijel Szeredy und Alena Vaida
inszenieren die nächsten drei Tage (und im Januar noch drei Mal) ihr Stück „Das
Duell“, nach Anton Tscheschow. Es handelt um drei Schauspieler, die während den
Attentaten von Charlie Hebdo gerade für ein Stück proben, und jetzt, ein Jahr
später, von ihrer Abgegrenztheit erzählen. „Das Duell“ bekommt mit den
Attentaten von Paris vor zwei Wochen noch eine neue Dimension. „Auf welcher
Höhe wirst du deine Mauern errichten? Wo wirst du die neuen Grenzlinien
ziehen?“ – Ich bin gespannt.

Donnerstag, der 3.

Ich habe einige Jahre an der Uni gebraucht, um die „guten“ von den
„schlechten“ Seminaren zu trennen, bevor ich sie auswähle. Bei den hunderten
Veranstaltungen, die man sonst an der Uni besuchen kann, habe ich bis heute
keinen Plan. Es ist wie Lotterie. Das KW-Abseits hat mich bisher meist positiv
überrascht – einmal war Claus Von Wagner da, und die Polizei hat einen Hund
abgeführt. Ich glaube, das war nicht Teil der Show, aber egal. Die Fachschaft
der Kommunikationswissenschaftler lädt wieder ein. Das Thema – Islamophobie und
Medien
. Natürlich brandaktuell, und natürlich kann sich der interessierte
Student das nicht entgehen lassen. Uni ist soviel mehr als nur Pflichtseminare!
Ich fand die Medienberichterstattung zu und nach Paris jedenfalls nicht ideal –
vielleicht kann mir der Ehrengast, die Medienpädagogin Dr. phil. Sabine
Schiffer, erklären, warum ich es so empfand. Und ob ich, wäre ich in der
Situation gewesen, es überhaupt anders gemacht hätte.

Freitag, der 4.

Hoch die Hände, Wochenende! Das hat mal einer der größten deutschen
Social-Media-Philosophen gesagt – muss also stimmen. Mit erhobenen Händen
wandere ich durch die Stadt. Seit meiner Klausur hab ich Freitags nämlich frei.
Ich sollte eigentlich etwas Sinnvolles machen – aber so diszipliniert bin ich
nicht. Was steht sonst so an? Tollwood – zu teuer. Aber ein Glühweinchen wär
schon schön. Unterbewusst weiß ich natürlich, dass ich eigentlich total auf die
weihnachtliche Atmosphäre stehe. Das Heißgetränk ist nur die Ausrede. Außerdem
hab ich noch keine Geschenke, und das ist ja ein totales No-Go am vierten
Dezember! Der große Tag ist ja schon bald!. Ich mach mich auf zur
Reitknechtstraße – beim Designmarkt sind laut Einladung Omas, Opas, Kinder und
Hunde willkommen. Ich darf also hin. Musikalische Unterstützung und Streetfood halten
mich beim dem ganzen Shoppingstress bei Laune. Das Ganze geht sowohl heute als
auch morgen bis 23.30 Uhr – heiliger Bim-Bam!