Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Kathi

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Kathi lässt sich diese Woche von der Ferien-Halbzeit-Panik nicht aus der Ruhe bringen, sondern genießt den Sommer noch einmal in vollen Zügen: Sie schwelgt im Theatron bei Young Chinese Dogs und

Nick and the Roundabouts

in Fernweh, aber tanzt sich auch gute Laune auf der 

Block-Party im Crux. Kunst fehlt auch nicht: anschauen beim

Isarsprudel

oder mitmachen beim

Gestaltungswochenende

am Starnberger See. Und wer weiß, vielleicht wird sie sogar Munich’s New Topmodel, denn beim Tag der offenen Tür im Store & Studio wird ein offenes Casting angeboten.

Falls ihr diese Woche Schulkinder mit einem Satz zur Verzweiflung bringen
wollt: „Die Sommerferien sind schon fast zur Hälfte rum“, das funktioniert
immer. Aber auch wir „Großen“ merken, ewig wird der Sommer nicht mehr dauern.
Also, tanzen wir in unseren Bikinis – solange es noch geht.

Zum Bikini passt kaum etwas so gut wie der Starnberger See!
Dort schmeißt die Münchner Kulturjurte von Freitag
an ein Gestaltungswochenende
– einfach anmelden, vorbeischauen und mitgestalten. Ich bleibe am Freitag bei
den Gewässern und schaue um 15 Uhr beim Isarsprudel vorbei.
Eine ganze Menge Kunst erwartet mich zwischen Weideninsel und Corneliusbrücke.
Da kann ich der Kreativität förmlich beim Sprudeln zusehen. Abends spielen auch
noch die Young
Chinese Dogs
im Theatron
und Nana
in der Keg Bar
– ein spritziger Freitag!

Es ist Samstag
und mir fällt auf: Vor ungefähr einem Jahr bin ich das letzte Mal in die USA
geflogen. Was hilft gegen das Fernweh? Ein bisschen Folk, der gerne einmal nach
amerikanischer Bar klingt. Also mal wieder ab ins Theatron, wo von
19 Uhr an unter anderem Nick and the
Roundabouts
auftreten. Und nachdem ich Songs wie „Leaving this City“ gehört
habe, suche ich direkt mal nach Flugtickets. Vielleicht habe ich ja Glück. Ansonsten tanze ich bei Mixed Munich Arts einfach dem Sonnenuntergang entgegen. Be free – genau das
richtige Sommer-Motto!

Am Sonntag ist es
Zeit für einen gemütlichen Nachmittagstee. Langweilig? Okay, dann gehe ich eben
zum „Hardcore
Nachmittagstee
“ bei BEASTIEstylez samt Freunden. Um 16 Uhr beginnt das
Spektakel im Farbenladen – ich bin gespannt auf die Ausstellung und alles, was
zu einem Hardcore-Tee sonst noch dazugehört. Nach Hardcore-Feiern klingt die Block-Party, die
von 18 Uhr an im Crux stattfindet, sehr verlockend. Ganz besonders freue ich mich auf Ty Dolla $ign, schon
wegen des Hardcore-Namens.

Da ich am Samstag leider keine billigen Flugtickets nach
Kalifornien gefunden habe, gönne ich mich am Montag wenigstens einen Mission-style Burrito. Also auf
zur Burrito Company in der
Augustenstraße: Pulled Pork Burrito, Tortilla Chips, Salsa – das volle Programm
gegen Fernweh.

Der Dienstag ist
wie gemacht für einen Mädelsabend am Praterstrand.
Hier gibt es mehr Spritz-Variationen als Sandkörner und Bikini-Tanz-Atmosphäre
ist auch garantiert. Ein Hoch auf den Sommer!

Am Mittwoch
bekomme ich Besuch aus Schweden und mutiere zur Stadtführerin. Ich gebe zu, das
München-Touri-Komplettpaket macht auch mir selbst immer wieder Spaß, die Stadt
ist eben einfach toll. Wir starten mit einer Brotzeit am Viktualienmarkt,
schlendern durch die Innenstadt und machen einen Abstecher zum Starnberger See.
Dass deshalb für die Allianz Arena keine Zeit mehr bleibt, schmerzt mich mehr als
meinen Gast – aber als gute Gastgeberin muss ich Opfer bringen.

„Germany’s Next Topmodel“ läuft ja gerade nicht, aber
Modelträume werden am Donnerstag
trotzdem wahr: Von 5 Uhr an ist Tag des offenen Studios im „Store & Studio
in der Reichenbachstraße. Offenes Casting und Gratis-Portrait – kreisch!
Außerdem wird die neue Sommerkollektion von akjumii vorgestellt.
Vielleicht finde ich da meinen Tanzbikini fürs nächste Jahr. Zum Bikini passt
dann auch die Musik von Sea and
Air
, die im Cord
Club
auftreten (Einlass: 20:30 Uhr). Nach diesem Tag möchte ich am liebsten
nur noch Sandburgen bauen.

Am Freitag habe
ich dann kurzzeitig genug vom Sommer. Heute will ich Klimaanlage und
Indoor-Sport. Also fahre ich nach Fürth zum Paul-Hunter-Classic,
einem der drei großen Snookerturniere in Deutschland. Die zwei von euch, die
Snooker schon immer mal live sehen wollten, können hier die Spitzensportler
treffen und sich den ganzen Tag lang an zehn Tischen von diesem wunderbaren
Billiardsport faszinieren lassen. Und ich kann euch sagen: Live ist das Ganze
noch spannender als im Fernsehen. Tickets gibt es noch, ein Geheimtipp für
Abenteuerlustige.

Snooker ist dann auch der krönende Abschluss meiner Woche.
Der Sommer bleibt zum Glück wohl noch ein bisschen – der Bikini wird sicher noch
nicht in den Schrank gehängt.

Kathi Hartinger

Foto: privat

Hippie-Hop

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Baseball-Cap statt Tutu: Susana Kurek, 20, hat ihre Ballettkarriere aufgegeben, um jetzt bei Tanz-Battles anzutreten. Unter all den Tänzern in Jogginghosen ist sie die Grazie

Sie hat in Spitzenschuhen ihr Kinderzimmer aufgeräumt, so sehr wollte sie Primaballerina werden. Doch gerade als ihre Ballettkarriere in Schwung kam, folgte die Wende um 180 Grad: Susana Kurek, 20, hat das Tutu gegen die Baseball-Cap getauscht. Jetzt tritt sie als Hip-Hop-Tänzerin bei Tanz-Battles an. Ihre Entscheidung gegen den Mädchentraum mag ungewöhnlich erscheinen, für Susana war sie folgerichtig: In den „hundert Jahre alten Choreografien“ beim Ballett vermisste sie schlicht die Kreativität, die Individualität.

Dabei ist es gerade die Möglichkeit, sich selbst auszudrücken, die Susana am
Tanzen so liebt. „Beim Hip-Hop kann ich wirklich alles, was ich beherrsche, in einen Tanz reinstecken“, sagt Susana über ihre Leidenschaft. Es passt zu ihr. Sie investiert jede Menge in das, was sie tut. Und riskiert manchmal viel: Das Hip-Hop-Tanzen hat sie sich mithilfe von Youtube-Videos zunächst selbst beigebracht. Als sie dann in einem Münchner Skaterladen den Verkäufer vor dem Spiegel tanzen sah, forderte sie ihn zu einem Battle. Der junge Mann lachte nur, erzählt sie heute, und nahm sie mit in ein Jugendzentrum. Zum Training. So kam sie zur ihrer Crew „StreetLove“ – und bald auch zu den ersten richtigen Battles.

Beim „Express-Your-Style“-Battle in München tritt Susana gegen mehr als 100 Tänzer aus ganz Deutschland an. Der Jogginghosenanteil ist hoch, die Musik laut, das Licht gedimmt. Getanzt wird immer und überall und am liebsten spontan. Die einen bewegen sich wie Roboter, andere scheinen ständig mittelschwere Stromschläge abzubekommen. Direkt daneben tanzen Jugendliche, deren weiche Bewegungen förmlich in die Musik hineinzufließen scheinen, bis sie mit einem angedeuteten Faustschlag den „Yo”-Faktor wiederherstellen. Begegnen sich zwei Tänzer, begrüßen sie sich nicht mit Worten, sondern mit synchronen Dance-Moves. Tanzen als Sprache.

Während des Wettbewerbs unterstützen sich die Konkurrenten gegenseitig durch intensives Kopfnicken und anfeuernde „Yeah“-Rufe. In der Pre-Selection gilt es, aus einer Gruppe von zehn Tänzern hervorzustechen. Susana zeigt ihren Lieblings-Tanzstil, Vogueing, bei dem sie Model-Posen in die Hip-Hop-Choreografie einarbeitet. „Da kann Hip-Hop auch einmal sehr feminin sein“, sagt Susana, die nebenbei tatsächlich als Model arbeitet. Sie besticht durch Eleganz und Rhythmusgefühl, obwohl die Schrittfolge ganz spontan entsteht. Viel Kopfnicken, viele „Yeahs“, sie hat es mühelos in die Battles geschafft.

Einen deutschlandweiten Hip-Hop-Wettbewerb hat sie schon gewonnen, obwohl ihre Karriere erst mit 15 Jahren begann. Mit „StreetLove“ ist sie oft im ganzen Land unterwegs, um bei Battles anzutreten. Viel Anerkennung von außen gibt es dafür nicht, das Klischee von den verfeindeten Straßengangs ist hartnäckig. Dabei betont Susana eines gern und stolz: „Wir sind eine große Community.“ Wenn sie von der Hip-Hop-Szene erzählt, klingt das nach Familie, nach Lagerfeueratmosphäre. Nach Hippie-Hop.

Susanas Hip-Hop-Trainer Miguel Sozinho beschreibt sie als sehr ambitionierte Tänzerin, vor allem aber als „künstlerisches Wesen“. „Sie ist unglaublich vielseitig, kann sich auf alles einlassen und sieht die Dinge immer aus mehreren Blickwinkeln”, sagt er. Miguel hat gerade seine eigene Hip-Hop-Akademie in München gegründet. Zusammen mit Susana und den anderen Tänzern organisiert er internationale Festivals und regionale Tanzwettbewerbe. Diese tragen recht eigenwillige Namen, „Champion the Best“, zum Beispiel, oder „Funk the System“. Susana hilft, wo sie kann, leitet Kurse an der Akademie und sucht Sponsoren. Auch Workshops mit Flüchtlingen hat sie schon veranstaltet. „Du machst die Musik an und die Leute strahlen“, so beschreibt sie – selbst strahlend – ihre Erlebnisse als Trainerin.

Quasi nebenbei hat sie gerade ihr Abitur gemacht, jetzt möchte Susana Management studieren. Sportmanagement natürlich. „Bei mir entsteht eigentlich alles aus dem Tanzen“, sagt sie. Aus ihrer Seminararbeit ist ein kleines Buch über Hip-Hop geworden, für das die 20-Jährige gerade einen Verlag sucht. Es macht ihr Spaß, die Hip-Hop-Kultur zu erklären. Das nächste Buch ist schon in Planung. Es soll um Experimental gehen, einen ganz neuen Tanzstil, und für Susana „die perfekte Kombination aus Jazz Dance und Hip-Hop“. Schon bald wird sie Kurse in dieser Disziplin geben. Sie sei die erste Experimental-Trainerin in München, sagt Susana.

Wie viele Stunden sie selbst pro Woche trainiert? „Montags sind es vier …“, Susana beginnt, die Stunden an den Fingern abzuzählen. Sie reichen nicht, am Ende kommt sie auf 17 Stunden. Jede Woche. Dazu kommen die Wettbewerbe und Auftritte. So ist Susana mit ihrer Crew etwa im neuen Musikvideo des Berliner Rappers Chefket zu sehen.

Selbst das Balletttanzen hat sie nicht ganz aufgegeben. Sie trainiert weiter, „diesmal nur für mich“. Was Susanas Tanzstil besonders macht, sind gerade diese Balletteinflüsse: Hip-Hop tanzt sie gerne auf Zehenspitzen und verbiegt ihre Sneakers damit. „Ich balle auch nie meine Fäuste“, erklärt sie. Stattdessen breitet sie die Arme in Schulterhöhe elegant aus, die Körperspannung ist bis in die Fingerspitzen sichtbar. Sie bleibt die Grazie unter all den friedlichen Menschen im Gangsta-Style.

https://www.facebook.com/streetlove.page

https://www.facebook.com/SusanaKurek

Katharina Hartinger

Foto: Markus Boos, Albert Moser

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Kathi

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Nun ist es soweit: Der Sommer hat begonnen. Und mit schlechten Ausreden, um daheim zu bleiben, ist nun Schluss – und deshalb stürzt sich Kathi diese Woche in die Münchner Events: im LOST WEEKEND präsentiert sich das Monticule Festival, das letzte Wochenende im Farbenladen darf sie natürlich auch nicht verpassen und das fünfjährige Jubiläum im Café Cord steht an.

Freunde, eine harte Woche liegt vor uns. Der Mai ist quasi vorbei und mit ihm die letzte „Streng genommen ist ja auch noch gar nicht Sommer“-Ausrede für das Wetter. Im Juni müssen wir ran, da wird gegrillt, gefeiert und gesommert. Komme was wolle.

Am Freitag übernimmt bei mir unter anderem das Team Hula das Kommando, das klingt doch sommerversprechend. Um 19 Uhr geht es im Lost Weekend schon los. Das Monticule Festival stellt sich vor und ich versuche gleich einmal, mein Wochenende zu finden. Übrigens legt hier auch Nachwuchspianist-und-tatsächlich-so-etwas-wie-DJ Oliver Klostermann auf – da kann ich auf zwei musikalische Talente gleichzeitig neidisch sein.

Anschließend begebe ich mich auf die Suche nach dem verlorenen Paradies, jemand sollte diesem Freitagabend wohl ein Fundbüro spendieren. Im Milla gibt sich von 20 Uhr an jedenfalls Keno die Ehre. Mit dem Album „Paradajz Lost“, das voller Rucksackurlaubserinnerungen ist. In der Türkei war es bestimmt verhältnismäßig warm, das allein macht das Konzert schon hörenswert. Und mit Ebow als Support kann der Abend auch bei hoher Regenwahrscheinlichkeit gar nicht mehr ins Wasser fallen.

Samstag wird super! Das ist ja jede Woche so, aber diese Woche besonders. Denn im Farbenladen steht um 18 Uhr mit den „Münchner Notizen“ die nächste Prosa-Session an! Junge Literaten, junge Texte und hoffentlich viel junges Publikum. Dazu eine wunderbar sehnsuchtserweckende Ausstellung von Fotografen, Digitalkünstlern und vielen mehr. Wenn ich dann noch selbst als Moderatorin durch den Abend führen darf, gibt es keinen Ort, an dem ich den Samstag lieber verbringen würde. Nicht einmal Hawaii.

Nachdem der Farbenladen seine Türen geschlossen hat, ziehe ich weiter ins Strom, wo mir bei Momentum ein perfekter Augenblick versprochen wurde. Die Musik kommt von Mr. November, das stimmt mich sommertechnisch skeptisch. Aber perfekte Momente sind genau mein Ding, die Chance lasse ich mir nicht entgehen!

Sonntag schlafe ich erst einmal gemütlich aus, frühstücke auf der Terrasse oder in meinen Träumen und bereite mich mental auf den emotionalen Abschied vom Farbenladen 2015 vor. Die Finissage steht an und wer das Junge-Leute-Team kennt, weiß, dass dann ordentlich gefeiert wird. Und standesgemäß verabschiedet: Noch einmal lesen unsere Star-Kolumnistinnen aus ihren gesammelten Werken, bevor wir sie in den Ernst des Lebens entlassen. Taschentücher gibt es hoffentlich genug, Lach- und Wehmutstränen sind zumindest bei mir vorprogrammiert.

Dann ist schon wieder Montag und das Programm bleibt jugendlich: „Jugend ohne Gott“ wird vom Volkstheater inszeniert. Ich schwelge in Erinnerungen an meine Lieblings-Schullektüre und brauche vielleicht schon wieder Taschentücher.

Weiter geht es mit dem Indoor-Sommer am Dienstag: Vernissage mit interaktiver Soundperformance – das klingt doch nach einem Abend, von dem ich beim nächsten Grillabend meinen Freunden erzählen werde. „InspirARTion“ nennt sich diese Ausstellung, um 19 Uhr geht es im Provisorium los. Da muss man hin, das ist doch SONNENklar.

Auf den Mittwoch freue ich mich ganz besonders: Das CafeCord feiert fünfjähriges Jubiläum und es gibt von 19 Uhr an ein all-you-can-eat BBQ-Buffet. Und die Whiskey-Foundation als Live-Band. Und später jede Menge DJs. Aber da bin ich schon weiter gezogen – Richtung Studentenstadt. Zum StuStaCulum natürlich. Ich versuche gar nicht, Programmpunkte aufzuzählen, sonst werde ich bis September nicht fertig. Es gibt dort einfach ALLES. Vor allem Sommer-Festival-Atmosphäre.

Donnerstag ist Feiertag und damit ist eines klar: Es wird gegrillt! Freunde eingeladen, Bier besorgt, Nudelsalat gemacht, alles fertig. Und die Grillwürste? Habe ich diesmal im Internet bestellt, beim sympathischen Start-up Grillido. Da ist dann auch für jeden etwas dabei: bayrisch, asiatisch, griechisch – alles in Wurstform.

Am Freitag besuche ich zum sonnenkönigkrönenden Abschluss schon wieder den Farbenladen. „Beziehungsweise“ heißt die Ausstellung junger Münchner Fotografen, die am 5. Juni eröffnet wird. Als bekennende Romantikerin lasse ich mir diesen fotografischen Sommerflirt natürlich nicht entgehen, zumal auch meine Lieblingsfotografin Lorraine dort ausstellt.

So, jetzt ist die Woche auch schon vorbei. Ach so, hat eigentlich irgendwer auf das Wetter geachtet? Es bewahrheitet sich mal der folgende Sinnspruch: Sommer ist, was in deinem Kopf passiert. Ohrwurm? Gern geschehen.

Kathi Hartinger

Es lebe die Sportwurst

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Fett raus, außergewöhnliche Geschmacksträger rein –
pünktlich zur Grillsaison überraschen Michael Ziegler und Manuel Stöffler mit
einer Geschäftsidee. Ihre Bratwürste schmecken nach Oliven, Spinat oder
Sauerkraut

Sie haben die Wurstrevolution ausgerufen und sie meinen es
ernst. Grillido heißt das Start-up, mit dem Michael Ziegler, 27, und Manuel
Stöffler, 27, das „Geschmacksvakuum zwischen Steak und herkömmlicher Bratwurst“
auf dem Grill füllen wollen. Popeye, Greek oder Bavaria – so lauten die Namen
der 30 Wurstsorten, die die beiden Jungunternehmer per Internet verkaufen. Das
Prinzip ist einfach: Fett raus, außergewöhnliche Geschmacksträger rein. Nach
Sauerkraut schmecken diese Würstchen-Wundertüten dann, nach Oliven oder
Hähnchen und Spinat. Besonders stolz sind die Grillido-Gründer auf den hohen
Eiweißgehalt, der bei mehr als 20 Prozent liegt.

Wie können sich zwei junge Start-up-Gründer für Bratwürste
begeistern? „Wir haben beide Interesse an gesunder Ernährung“, sagt Michael.
Und Spaß am Grillen. Das ist also das Grillido-Rezept: ein wenig
Ernährungsbewusstsein, eine Prise Fitness-Affinität, „ein paar Bier“ – fertig
war die Idee mit den gesunden Grillwürsten. Qualitativ hochwertige Würste,
geeignet für Sportler und Rentner, Hobby-Grillmeister und Feinschmecker
gleichermaßen.

Mit seinen Grillidos möchte Michael die Grillwurst weiterentwickeln.
„Wir möchten das traditionelle Handwerk der Metzger digital und innovativ
vermarkten.“ Plötzlich wird der stets lächelnde 27-Jährige mit den blauen Augen
ganz ernst. Man sehe sich als Verbündeter der traditionellen Metzger, mit hohen
Ansprüchen an Zutaten und Verarbeitung. Tatsächlich, Sterne-Köche verleihen
neuen Rezepturen den letzten Schliff, beliefert werden auch Restaurants und
Bars wie das Arts ’n’ Boards in München. Geschäftsführer Michael Albrecht
schätzt an den Grillidos, dass sie „vom Geschmack her wirklich gut“ sind und
zudem „ganz anders als normale Bratwürste“. Die Grillido-Gründer beschreibt er
als „lässig, cool, aufgeschlossen und unkompliziert“.

Vom „Wurst-Taxi“ in ein angesagtes Münchner Restaurant: Zu
Beginn haben Manuel und Michael die Würste in ihrer Heimat im Kreis Böblingen
selbst ausgefahren. Mittlerweile hat die Digitalisierung auch im Grillsektor
Einzug gehalten. Schon wenige Monate nach der Firmengründung im vergangenen
Herbst eröffneten sie einen Online-Shop. Nur was die Kunden tatsächlich
bestellen, wird auch produziert – und das frisch, mit Produkten aus der Region
und in zertifizierten Wurstmanufakturen. „Würstchen on Demand“, wie Manuel es
nennt.

Auch wenn die Grillwurst letztlich analog auf dem Teller
landet, erinnert die Geschichte von Grillido an die Legenden amerikanischer
Computer-Start-ups: Die erste exotische Bratwurstsorte mixten die Freunde in
der Garage seiner Oma zusammen, erzählt Manuel. Doch warum nehmen sich zwei
junge Unternehmer ausgerechnet ein so altbackenes Produkt wie die Bratwurst
vor?

Die Idee wurde ihnen auf dem Silbertablett serviert: Manuels
jüngerer Bruder Marcel habe als Metzger und Lebensmitteltechnologe mit
zusatzstofffreien Würsten experimentiert, erzählen die beiden. Gedacht war der
Bratwurst-Prototyp zunächst nur für Familie und Freunde. „Die waren
begeistert“, sagt Michael. „Begeistert“ ist ein Wort, das im Gespräch mit den
Bratwurst-Erneuerern oft fällt. So waren auch die Besucher diverser
Weihnachtsmärkte im Schwarzwald „begeistert“ von den Wurstkreationen, die
saisonabhängig gerne einmal nach Zimtsternen schmecken. Der ganze
Weihnachtsmarkt habe letztlich über sie geredet. Sagen zumindest sie.

Dieses positive Feedback war Motivation genug für die Gründer,
das Start-up größer aufzuziehen und einen Online-Shop zu eröffnen. Michael hat
an der TU München Betriebswirtschaft studiert, zudem besitzt er bereits
Start-up-Erfahrung. Es reizt ihn, das wirtschaftliche Potenzial einer Idee
soweit wie möglich auszuschöpfen – egal, ob es um sensorgestützte Marktanalyse
im Einzelhandel oder um Grillwürste geht. Er ist für die strategische
Ausrichtung und das Marketing bei Grillido verantwortlich. Mitgründer Manuel
optimiert als Logistiker die Produktion und Produktentwicklung.

Mehr als 100 Bestellungen pro Woche werden derzeit an die
Grills der Republik verschickt. Doch der wahre Test für das Start-up folgt nun:
„Wir stehen vor dem Beginn unserer ersten Grillsaison“, sagt Michael und klingt
dabei so gespannt wie ein Bundesligatrainer vor dem ersten Spieltag. Wie
eingespielt sein Team ist, wird sich zeigen. Freunde und Familie sind im
Unternehmen eingespannt, sie helfen beim Verkauf auf diversen Events und testen
neue Sorten.

Freundschaft verbindet auch die beiden Gründer. Früher
spielten sie in der Bezirksliga zusammen Fußball, heute entwickeln sie Würste
für Fußballer. Ihr neues Produkt, eine geräucherte Variante der Grillido,
konnten Manuel und Michael dieses Jahr auf der Fibo in Köln vorstellen, einer internationalen
Fitnessmesse. „Wir haben hier eine echte Sportwurst kreiert“, erklärt Michael,
der selbst Turnschuhe trägt. Die Besucher der Messe seien – natürlich –
„begeistert“ gewesen. Kleine Werbevideos haben sie dort gedreht, in denen
Michael mit einer geräucherten „Grillido Sport“ als Mikrofon Sportler spontan
probieren lässt. Bodybuilder Christian aus Österreich etwa hebt den Daumen, was
angesichts der Dimensionen seiner Oberarme recht dramatisch wirkt.

Weiter Informationen im Internet unter: http://grillido.de/

Katharina Hartinger

Foto: Kevin Kuhn

Mein München: Leo Preisinger

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Sind es die kleinen Figuren des Glockenspiels, die uns etwas von München erzählen – oder die sorglosen Gesichter am Flaucher, die sich eine kleine Erfrischung erhoffen? Mit einem Bild lässt es sich nicht einfangen – dieses München mit seinen überfüllten Einkaufsstraßen und seinen versteckten Plätzchen. Deshalb stellen wir jede Woche „Unser München“ vor. Ein Bild der Stadt, eingefangen von jungen Münchner Fotografen, die München ihr Zuhause nennen. Heute: Leo Preisinger.

Skateboarding und Kunst – passt das zusammen? Bei Leo Preisinger, 25, auf jeden Fall, denn er fotografiert schon seit fünf Jahren Skateboarder in Aktion. Dabei entstehen Bilder, die die Dynamik des Skateboardings aus künstlerischer Perspektive zeigen. Eine Laderampe in Mittersendling ist der Schauplatz dieses Fotos – und gleichzeitig des neuen Tricks von Marlon Lange. Normalerweise sei das kein spannender Spot zum Fotografieren, sagt Leo. Aber an diesem Tag sei „aus dem Nichts“ eine Metallstange aufgetaucht, die Marlon kurzerhand in die Rampe integrierte. Es war eine spontane Gelegenheit: „Ich hatte gerade noch Zeit, meine Blitze aufzubauen und ein paar Bilder zu schießen, bevor er den Trick geschafft hat.“ Katharina Hartinger

Neuland

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Sie ist eine Künstlerin in eigentlich fast jedem Bereich, den die Kunst zu bieten hat. Die meisten kennen Sarah Kreile (Foto: Tino Sailer) als Sängerin von Akere, doch die 22-Jährige hat noch mehr zu bieten: Poster gestaltet sie ebenso wie Siebdruck-Pullover und weitere Illustrationen – dann unter dem Künstlernamen Su. In diesem Jahr will Sarah, die Kommunikationsdesign studiert, ihre Siebdruck-Kunst ausbauen, mehr Motive entwickeln und über ihren eigenen Online-Shop verkaufen. Auch die Akere-Fans dürfen sich natürlich auf Sarahs Kunst freuen: Für das Album des Duos will sie zu jedem Lied eine Visual-Sequenz, also eine Art Stimmungsvideo gestalten. Katharina Hartinger

Wundertypen

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Brüder, Snowboarder, Geschäftsmänner: Florian, 25, und Matthias Handschuh, 27, haben gerade ihr drittes Start-up gegründet (Foto: 2wunder). Nach Schnee und Kleber verkaufen sie jetzt entspannte Reiseplanung.

Zwei Brüder, drei Unternehmen: Florian, 25, und Matthias Handschuh, 27, haben gerade ihr drittes Start-up gegründet. Sie nennen es 2wunder. Wunder, das zeugt von Selbstbewusstsein. Es ist eine Hotelplattform im Internet, auf der Touristen nicht nur die Lage ihrer Hotels betrachten, sondern auch verschiedene Erlebnisse und Stadtführungen entdecken und buchen können. Den Nutzern soll das Portal eine möglichst entspannte Reiseplanung jenseits altmodisch-angestaubter Reiseführer bieten, so beschreiben die beiden ihre Idee. Für ihre Website haben die Brüder leuchtende Farben wie Grasgrün und Magenta gewählt, hochwertig wirkende Bilder und Grafiken bestimmen die Plattform. Das Symbol für den Warenkorb ist eine Wundertüte.

Ins Unternehmertum sind Florian und Matthias buchstäblich reingerutscht: Zunächst waren die Brüder professionelle Snowboarder. Florian hat mit 14 Jahren seinen ersten Snowboard-Wettkampf bestritten. Er hat ihn gewonnen. „Da war der Ehrgeiz groß“, bemerkt er und lächelt. Beide wurden zu erfolgreichen Athleten, Florian gewann 2008 die Deutsche Meisterschaft im Slopestyle – einer Disziplin, bei der eine Art Parcours mit Hindernissen absolviert wird, an denen oft spektakuläre Sprünge gezeigt werden.

Ihre Zeit als Snowboarder hat sie geprägt: „Im Sport lernst du Leidensfähigkeit, auch wenn das kein schönes Wort ist“, sagt Florian. Und Matthias ergänzt: „Durch die Selbstvermarktung und die Selbstorganisation im Sport sind wir zu Unternehmerpersönlichkeiten geworden.“ Ihr erstes Start-up knüpft die naheliegende Verbindung zum Snowboarding. Das Unternehmen Sugarparks, das Florian und Matthias 2009 gegründet haben, designt, baut und pflegt Snowboardparks und Wettkampfanlagen. Damit kannten sie sich schließlich aus – und konnten mit dem Gewinn ihr Studium in „Management & Economics“ in Innsbruck finanzieren. Inzwischen seien schon mehr als 100 000 Snowboarder durch ihren Park im Alpbachtal gefahren, sagt Matthias.

Vom Snowboardpark ins Hauptgebäude der LMU München: Hier sollen Florian und Matthias bei der Veranstaltung „Unglaublich Unternehmerisch“ des LMU Entrepreneurship Centers im November ihr Start-up 2wunder pitchen. Später werden noch die Gründer von Flixbus und Dean & David sprechen, der Hörsaal ist mit knapp 100 Studenten gut gefüllt. Florian – groß, blond, er trägt ein rotes Hemd und graue Jeans– spricht für die beiden Brüder. Ihre Vita beansprucht die meiste Vortragszeit. Florian gibt den Anwesenden viele Tipps. Er motiviert die Studenten, möglichst früh selbst ein Unternehmen zu gründen, Risiken und Wettbewerb nicht zu scheuen. Es ist ein Abend der demonstrativen Souveränität, an dem alle Redner charmant flachsen und das Wort „Start-up“ möglichst amerikanisch aussprechen: „sstardd-ab“.

Doch zurück auf Anfang: Aufgewachsen sind Florian und Matthias in Schäftlarn bei München, die Familie hat ein Ferienhaus in Österreich. Dort haben sie mit dem Ski- und dann auch mit dem Snowboard-Fahren begonnen. Dort haben sie das Freestyle-Snowboarden für sich entdeckt, Schanzen im Garten aufgetürmt und mit den Zaungeländern der Nachbarn eigenhändig Hindernisse gebaut – wenn man so will die Grundidee ihres ersten Unternehmens. Mit Heimwerken im etwas klassischeren Sinne hat die zweite Firma der Gebrüder Handschuh zu tun: Sie gründeten Panoramic Europe, das unter anderem den Klebstoff Gorilla Glue aus den USA exklusiv in Europa vertreibt.

Wie können sich zwei junge Unternehmer für Klebstoff begeistern? Florian beschreibt begeistert, wie viel Freude es macht, das beste Produkt zu verkaufen. Den besten Klebstoff. Es ginge darum, dem Verbraucher eine Freude zu machen. Panoramic Europe ist gleichzeitig auch das erste E-Commerce-Projekt der beiden, der Klebstoff ist im Internet inzwischen der meistverkaufte in Deutschland.
 
2wunder mag auf den ersten Blick überhaupt nichts mit den bisherigen Unternehmen zu tun haben, doch Matthias und Florian sehen die Hotelplattform als logische Entwicklung: „Hier können wir unsere unternehmerischen Erfahrungen aus Tourismus und E-Commerce verknüpfen.“ Als Snowboarder haben sie während der Weltcup-Saison viel Zeit in Hotels verbracht, wollten immer auch die Umgebung erkunden und mussten sich dafür in den Hotellobbys Flyer zusammensammeln. Das wollen sie mit ihrer Firma verbessern: Sie wollen die Angebote für Besucher digital bündeln, auch mal Geheimtipps aufzeigen.

Geld verdient werden kann bei so einer Internet-Plattform zum Beispiel durch eine Art Maklerprovision, die ein Stadtrundfahrtsanbieter zahlt, wenn ein Tourist über 2wunder eine Tour bei ihm bucht. Aber für die Handschuh-Brüder steht erst einmal die Produktentwicklung im Vordergrund. 2wunder ist marktfertig und befindet sich dennoch in der Entwicklungsphase: Ständig analysieren die Unternehmer das „Marktfeedback“ und adaptieren ihr Geschäftsmodell bei Bedarf – „build, measure, learn“ nennen sie diesen Ansatz.

Robert Redweik vom Entrepreneurship Center der Ludwig-Maximilians-Universität, das das Projekt unterstützt hat, erklärt, dass es bei 2wunder in der umkämpfen E-Commerce-Branche vor allem auf den Vertrieb ankommen wird; darauf, wie schnell die Brüder möglichst viele Hotels erreichen können. Wie stehen die Chancen für 2wunder? Immerhin 85 Prozent der Start-ups, die das LMU Entrepreneurship Center fördert, seien sechs Monate nach Ende der Förderung noch immer am Markt, sagt Redweik. Florian und Matthias beschreibt er als „positiv opportunistisch, weil sie neue Chancen entdecken und Ideen solange drehen, bis sie funktionieren. Sie haben als Sportler gelernt, sich durchzubeißen.“

Die Büroräume in Laim wirken futuristisch und minimalistisch: Die Wände sind in verschiedenen Silbertönen gestrichen, es gibt nicht mehr Möbel und Dekoration als unbedingt nötig. Für ihre derzeit sechs Mitarbeiter wollen sie hier ein möglichst schönes Arbeitsklima schaffen, denn: „Wenn du ein Start-up gründest, gründest du eigentlich eine Familie“, resümiert Florian. Die beiden Unternehmer bereuen es nicht, sich – auch wegen des Verletzungsrisikos – für die Karriere als Unternehmer und gegen das professionelle Snowboarden entschieden zu haben: „Unternehmertum ist der schönste Wettbewerb“, sagt Florian
 und nimmt einen Schluck von einem blutroten Getränk. Das sei ein Früchtemix vom Deutschen Olympischen Sportbund, erklärt er. Eine Reminiszenz an die Zeit als Snowboarder. Ein Wettkampfgetränk. Katharina Hartinger

Mein München: Ann-Sophie Wanninger

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Sind es die kleinen Figuren des Glockenspiels, die uns etwas von München erzählen – oder die sorglosen Gesichter am Flaucher, die sich eine kleine Erfrischung erhoffen? Mit einem Bild lässt es sich nicht einfangen – dieses München mit seinen überfüllten Einkaufsstraßen und seinen versteckten Plätzchen. Deshalb stellen wir jede Woche „Unser München“ vor. Ein Bild der Stadt, eingefangen von jungen Münchner Fotografen, die München ihr Zuhause nennen. Heute: Ann-Sophie Wanninger.

Er hat den Arm um sie gelegt, gemeinsam sehen sie sich den Sonnenuntergang an und haben keinen Blick für die vorübereilenden Passanten – eine Szene wie aus einem Hollywood-Film, doch entstanden ist das Bild auf der Hackerbrücke. Als „farbenfrohe Turner-Welt“ beschreibt die Fotografin Ann-Sophie Wanninger, 27, die Stimmung in ihrem Foto. Licht sei sowieso das Wichtigste für Fotografen, erklärt Ann-Sophie – das Bild sei dann sehr spontan entstanden. Wenn die Sonne tief steht und die Wolken bunt färbt, kommt ganz automatisch der Romantiker durch, auch bei Ann-Sophie. Sie sagt: „Ein ziemlich kitschiges Foto möchte man meinen, eigentlich stehe ich auch nicht so auf diese Sonnenuntergang-Bilder. Ich kann aber nicht leugnen, dass ich jedes Mal wieder fasziniert bin, wenn ich über die Hackerbrücke laufe und sich mir dieses Bild offenbart.“

Die 27-Jährige verdient mittlerweile mit der Fotografie ihr Geld und arbeitet seit dem aktuellen Semester auch als Fotografie-Dozentin an der Akademie Mode und Design (AMD) in München. Katharina Hartinger

Dichter und Querdenker

Marie Bruns. Foto: Anne Puhlmann

Vom Bierradl-Unternehmen bis zum Uni-Chor, vom Freestyle-Fußballer bis zum Party-Girl, vom Aktivisten bis zum Verleger-Duo: Diese jungen Menschen sorgen 2015 dafür, dass München bunt, spannend und lebenswert bleibt.

Luise Aschenbrenner
Schauspielerin

Sie ist zierlich, aber mit ihren langen roten Locken kaum zu übersehen: Schauspielerin Luise Aschenbrenner hat mit ihren gerade einmal 19 Jahren schon einige tolle Filme gemacht – so war sie 2014 zum Beispiel an der Seite von Birte Hanusrichter, Frontfrau der Young Chinese Dogs, in der ZDF-Produktion „Seitensprung“ zu sehen und hat in diversen Kurzfilmen mitgespielt. Seit April studiert Luise, die ursprünglich aus Altomünster bei Dachau stammt, Schauspiel an der Universität der Künste in Berlin. Nebenher dreht sie weiterhin Filme, so auch einen Thriller für die ARD.

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Luise Aschenbrenner. Foto: Stefan Klüter
 
Tristan Marquardt
Dichter

Lyriker Tristan Marquardt, 27, stellt im neuen Jahr wieder einmal unter Beweis, wie vielfältig die Münchner Literaturszene sein kann: Der Initiator der Lesereihe „meine drei lyrischen ichs“ geht 2015 als Mitorganisator des „großen Tags der jungen Münchner Literatur“ noch einen Schritt weiter – junge Münchner Autoren aller Sparten haben einen Abend lang Zeit, sich zu präsentieren. Bei diesem literarischen Marathon lesen unter anderem Juno Meinecke, Fabian Bross, Elias Wagner und Anya Steigerwald. Nebenher arbeitet Tristan an einem neuen Lyrikband.

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Tristan Marquardt. Foto: Katja Zimmermann

Abaco-Orchester
Uni-Musiker

Es war bloß so eine Idee, die jemand nach einem Auftritt aussprach. „Doch wir waren so begeistert, dass wir uns sofort an die Planung gemacht haben“, sagt Anna Leibinger. Nach mehr als zwei Jahren Vorbereitung wird das Abaco-Orchester am 28. Februar 2015 die 2. Symphonie von Gustav Mahler aufführen. Die Philharmonie ist der einzige Ort, an dem in München für dieses Stück Platz ist. Doch allein die Raummiete beträgt 13 000 Euro. Per Crowdfunding auf startnext (mahler2.de) sammelt das Universitätsorchester nun Geld. 9000 Euro sind bereits zusammengekommen. Bis zum 15. Januar freuen sich die 400 Musiker über jede Spende.

 
Elizaveta Porodina
Fotografin

„Ein gutes Foto – das geht auch ohne Sternenstaub“, beschreibt Elizaveta Porodina, 27, ihre fotografische Entwicklung. Zauberhaftes und Verspieltes musste ihren Bildern in den vergangenen zwei Jahren zunehmend weichen. Mittlerweile sieht sich die Fotografin, die zwar für große Magazine engagiert wird, immer mehr im Bereich der Kunst: mit Kanten und Schwarz-Weiß-Bildern. Die Münchnerin ist erwachsen geworden – und mit ihr die Fotografie. Für 2015 plant sie ihre erste große Ausstellung. Dafür reist sie zu Beginn des Jahres einige Wochen durch die Welt.

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Elizaveta Porodina. Foto: Elizaveta Porodina
 
Konrad Bauer und Korbi Schmaus
Unternehmer

Wen in Berlin, Köln oder Hamburg zu später Stunde der Bierdurst packt, der verlässt die Wohnung und deckt sich im Späti um die Ecke ein. Weil in München fast jeder Kiosk um 20 Uhr schließt, fahren Lieferdienste das Bier direkt zum Kunden. Mit dem Auto durch die Stadt? Das wollen Konrad Bauer, 23, und Korbi Schmaus, 26, vermeiden. Sie eröffnen 2015 ein Bierradl-Unternehmen. Das Bier kommt dann direkt aus der Stadt, ohne Umwege, ohne CO₂-Ausstoß. Bis zu acht Kästen können auf dem selbstgebauten Rad transportiert werden. Die erste Party an der Isar wurde im vergangenen Sommer schon auf diese Weise beliefert – das Konzept geht auf. Im Frühjahr soll Rad Nummer zwei folgen.
 
Alice M. Huynh
Modedesignerin

Designerin und Bloggerin Alice M. Huynh, 24, startet mit dem Abschluss an der Modeschule AMD ins neue Jahr. Im Februar wird sie ihre Bachelor-Kollektion „Fresh off the Boat“, eine Interpretation der Flüchtlingsgeschichte ihrer vietnamesischen Mama und ihres chinesischen Papas, präsentieren und im Internet zum Kauf anbieten. Um Ideen für kommende Werke zu sammeln, treibt es die 24-Jährige zunächst selbst nach Asien. „Inspiration findet man nicht auf dem Laufsteg, sondern auf der Straße“, sagt Alice. Von ihren (modischen) Erlebnissen wird sie auf ihrem Blog und einem frisch gestarteten Youtube-Kanal „Bun Bao“ berichten.

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Alice M. Huynh. Foto: The Alpha Kiks

Sven Fielitz
Freestyle-Fußballer

Seit Sven Fielitz in München studiert, sind die U-Bahn-Stationen zu seinem Trainingsplatz geworden: „Es ist warm, trocken und hell. Vor allem im Winter ist das ein perfekter Platz zum Trainieren“, sagt er. Freestyle ist eine Form des Fußballs, die Kreativität, Style und Performance verbindet. Wie ein Tänzer kreiert der Sportler eine Kombination aus verschiedenen Tricks. Bei Wettbewerben misst sich Sven mit Freestylern aus aller Welt. Mit Gleichgesinnten hat Sven die Filmgruppe „TekNeek“ gegründet. Sie begleiten Events mit der Kamera und erstellen Recap-Filme. „Ein persönliches Ziel von mir ist es, in Zukunft eine große Doku über den Sport zu drehen, über die Entstehung und Entwicklung der Szene in den vergangenen Jahren“, sagt Sven. 2015 will er auch bei internationalen Wettbewerben starten: „Nach dem Ende meines Studiums werde ich mehr Zeit für Freestyle haben und bei den nächsten Meisterschaften meine Ziele wieder erreichen.“
 
Marie Bruns
Model

Vergangenes Jahr im November wurde Marie Bruns, 23, bei ihrem Nebenjob bei einer schwedischen Klamottenfirma von einer Agentur angesprochen. Von da an wurde Marie immer wieder zu Test-Shoots eingeladen, bei denen Fotodesignstudenten das Shooting organisieren. Auch privat kennt Marie Fotografen und stand schon ab und zu vor der Linse. Doch seit 2014 wird Marie immer häufiger für professionelle Shootings gebucht. Ihr Gesicht taucht regelmäßig auf – auch im aktuellen Lookbook der Münchner Designerin Ayzit Bostan. „Ich studiere im fünften Semester Jura. Das ist interessant, aber nervenaufreibend. Die Uni soll mein Hauptthema bleiben, jedoch braucht man auch Abwechslung von dem Juragedöns“, sagt Marie. Für nächstes Jahr hat sie in den Semesterferien einen längeren Auslandsaufenthalt geplant, um zu modeln.
 
Maxime Weber
Blogger und Aktivist

Der Luxemburger Maxime Weber, 21, ist ein Multitalent, auf seinem Blog schreibt er über Musik, Kultur und besonders gesellschaftliche Themen. Der an der LMU immatrikulierte Philosophiestudent erregt besonders durch sein Engagement gegen die rechte Szene in Luxemburg Aufsehen, die er durch eine kritische Analyse ihrer Texte und Pamphlete regelmäßig bloßstellt. Momentan arbeitet er an einem weiteren Artikel, um einen Überblick über die – größtenteils in sozialen Netzwerken stattfindenden – rechten Aktivitäten in seiner Heimat zu geben. 2015 will Maxime auch in München gegen die Neonazis aktiv werden und „deren hanebüchenen Argumente wie immer mit Rationalität und Humor demontieren“.
 
Nadia Khan
Tänzerin

Aus einer klassischen Tänzerfamilie kommt Nadia Khan, 23, nicht. Weder Mutter noch Vater sind Ballett-Tänzer. Doch auch ihre drei Geschwister Maria Sascha, Julian und Nicholas haben eine Ballettkarriere eingeschlagen. Getanzt haben sie schon in der Kindheit. „Meine Mutter musste mich mal vom Kindergarten abholen, weil ich während der Ruhezeit eine komplette Cinderella-Choreografie aufgeführt habe“, sagt Nadia. Ihr erster Job als Ballerina war im Bayerischen Staatsballett in München im Herbst vor vier Jahren. Auch ihre ältere Schwester wurde in München engagiert – und so konnten die Schwestern Zeit miteinander verbringen. Ihre Brüder trainieren auf der Bolschoi-Ballett-Akademie in Russland, um in die Fußstapfen der erfolgreichen Schwestern zu treten. Mittlerweile tanzt Nadia im Compañía Nacional de Danza in Madrid, Maria Sascha blieb in München. Vor einem Monat hat das amerikanische Tanzmagazin Dance Informa Nadia als „Ballerina Sensation“ gekürt. In der Ballett-Welt werden Nadia und die außergewöhnliche Geschichte ihrer tanzenden Familie immer bekannter.

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Nadia Khan. Foto: Annett Poppe

Xenia Richter
Party-Girl

Ob man in München auf der richtigen Party ist, weiß man erst, wenn man auf Xenia Richter, 22, trifft. Vor zwei Jahren zog es die Augsburgerin nach München, wo sie zunächst Praktika in der Modebranche machte, dann aber in eine Veranstaltungsagentur wechselte. „Die Veranstaltungsbranche ist um einiges ehrlicher als die Modebranche“, sagt sie. Die angehende Veranstaltungskauffrau schlägt sich wacker in dem von Männern dominierten Beruf. „Als einziges Mädchen in der Agentur überlassen mir die Jungs trotzdem sehr viel Verantwortung“, sagt sie. „Was eine Party ausmacht? Man muss eine besondere Stimmung hinzubekommen, die im Gedächtnis bleibt“, sagt Xenia. Sie treibt sich nicht nur auf den angesagtesten Partys herum, sondern kümmert sich um Pressearbeit und um die Event-Organisation. Zusätzlich arbeitet sie am Wochenende im Club Kong an der Bar.

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Xenia Richter.  Foto: Privat

 
Stefanie Hammann und Maria von Mier
Verlegerinnen

Künstlerinnen gibt es viele, aber als Duo mit eigenem Verlag sind Stefanie Hammann und Maria von Mier quasi ein Unikat. Die beiden geben Künstlerbücher heraus, die selbst Kunstwerke sind. Auf einer Buchmesse in New York hatte der Verlag „Hammann & von Mier“ 2014 bereits einen Stand. Eine ihrer Spezialitäten: Overnight-Highspeed-Bücher, die in einer Nacht entstehen und den künstlerischen Status quo des Duos widerspiegeln – ihre Kunst bezeichnen sie im Spaß als „Hochleistungskunst“. Noch studieren die beiden an der Akademie in München in der Klasse Metzel, im Januar 2015 werden sie ihr Diplom machen. Es wird ein Jahr des Umbruchs für sie: neues Atelier, neue Wohnung, neue Projekte – zum Beispiel ein Künstlerbuch mit Angela Stiegler, das schon in Arbeit ist. Warum sie sich zusammengetan haben? „Zu zweit sind wir viermal so schnell. So können wir viel mehr ausprobieren“, sagen sie.
 
Xavier D’Arcy
Singer-Songwriter

Es gibt verschiedene Erklärungen für das, was passiert, wenn Xavier D’Arcy, 19, eine Bühne betritt: Charisma, Präsenz, oder vielleicht auch einfach nur Talent. Doch nur eine schöne Stimme und ein gutes Händchen fürs Songwriting reichen nicht aus, um die Atmosphäre in einem Club derartig zu verändern. Der Münchner mit französisch-britischer Abstammung, der sich als Musiker schlicht Darcy nennt, bannt mit seinen Songs das Publikum in andächtige Ruhe. Die Energie, die Hingabe und die Unbedingtheit, mit der er sich in seine Musik wirft, heben dabei die einfache Machart seiner Musik – Akustikgitarre und Stimme – auf eine andere Ebene. Seit seinen ersten Konzerten ist viel passiert: Musikmanager Rainer Tarara wurde auf den jungen Künstler aufmerksam. Und der brach daraufhin sein Studium, das er in England begonnen hatte, im vergangenen Sommer ab, um sich in München ganz auf seine Musik zu konzentrieren. Es folgte eine Support-Tour für MarieMarie. Gerade arbeitet Darcy an seiner ersten EP, die den trotzig-schlichten Titel „Extended Play“ tragen soll. Die Veröffentlichung ist für das Frühjahr geplant – weitere Touren und ein großes Veröffentlichungskonzert inklusive. Darcy könnte sich als ein weiterer Münchner Musiker etablieren, der für die großen Plattenfirmen interessant ist. Mit Exclusive und Jesper Munk, deren Major-Debüts beide im Frühjahr 2015 erscheinen werden, wäre er da in guter Gesellschaft.

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Xavier D’Arcy. Foto: Robert Schuster

 
Autoren: Rita Argauer, Katharina Hartinger, Carolina Heberling, Matthias Kirsch, Philipp Kreiter, Friederike Krüger, Natalie Mayroth,
 Bettina Pfau, Stefanie Witterauf

Mein München: Verena Vötter

Sind es die kleinen Figuren des Glockenspiels, die uns etwas von München erzählen – oder die sorglosen Gesichter am Flaucher, die sich eine kleine Erfrischung erhoffen? Mit einem Bild lässt es sich nicht einfangen – dieses München mit seinen überfüllten Einkaufsstraßen und seinen versteckten Plätzchen. Deshalb stellen wir jede Woche „Unser München“ vor. Ein Bild der Stadt, eingefangen von jungen Münchner Fotografen, die München ihr Zuhause nennen. Heute: Verena Vötter

„Fernab von Perfektion und Pixeln liebe ich die analoge Fotografie und laufe dann wie hier mit einer – meiner liebsten – alten zweiäugigen Yashica durch die Straßen Münchens.“ So beschreibt Verena Vötter ihre Fotografie (http://verena-voetter.de/wordpress). Die Pinakothek wirke sowieso schon eher kühl, umso mehr dann bei Schnee und Kälte. Zu stören scheint sie die Kälte nicht – oft ist Verena sogar in der Nacht unterwegs, immer auf der Suche nach „ungesehenen Momenten und verborgenen Ausschnitten“: überall in München. Dieses Jahr hat sie ihr Fotodesign-Studium abgeschlossen und arbeitet jetzt als Assistentin bei einem Münchner Modefotografen. Neben der Fotografie widmet sie jede freie Minute der Musik – sie spielt Gitarre und singt in der Newcomerband oh girl . Katharina Hartinger