Zeichen der Freundschaft: Tag, Nacht und Abenddämmerung

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Unsere Autorin hat das Gefühl, immer weniger mit ihren zwei besten, langjährigen Freundinnen gemeinsam zu haben – fühlt sich jedoch so wohl wie eh und je in ihrer Gesellschaft. Das Eine schließt eben das Andere nicht aus.

„Und, wie findet ihr das?“, fragt Michelle und schaut uns mit vor Begeisterung leuchtenden Augen und vor Freunde aufgerissenem Mund an. Wir sind in irgendeinem H&M-, Zara- oder Pimkie-Laden am Berliner Kudamm. „Das sieht aus wie eine Tischdecke“, sagt Caro, die bei Kleidung hohe Ansprüche hat, man könnte sie fast schon als Mode-Nazi bezeichnen, während ich versuche, zu überspielen, dass mir das alles eigentlich total egal ist und ich hoffe, dass unser Shopping-Tag endlich bald vorbei ist. Ich bestärke Michelle darin, das zu tragen, was sie will und nicht auf andere zu hören, schon gar nicht auf Caro, die inzwischen schon genervt mit den Augen rollt.

Während beide noch die Pro und Kontras des vielleicht bald neuen Kleids von Michelle diskutieren, denke ich darüber nach, wie wir hier gelandet sind. Die beiden sind schon seit der Schulzeit meine besten Freundinnen und ich konnte viele erste Male meines Lebens mit ihnen teilen: meinen ersten Liebeskummer, meine erste schlaflose Nacht aufgrund eines schrecklichen Horrorfilms, mein erstes Mal in einem Club, bei dem wir offiziell eigentlich nur bei einer Pyjama-Party bei Michelle Zuhause waren.

Ein paar Stunden später wollen wir, nachdem wir auf einem Konzert einer meiner Lieblings-Alternative-Rock-Bands aus New York waren, ein bisschen Berlin erleben und gehen natürlich in einen Techno-Club. Keiner gefällt das so richtig außer mir, und so finde ich mich nur ein paar Stunden später nach vielen Bier und langen Diskussionen um 4 Uhr morgens mit Caro am Rand im Matrix-Club wieder, bekannt aus der Serie “Berlin Tag & Nacht", und wir schauen Michelle kopfschüttelnd beim Tanzen und Grölen zu.

So viel uns damals miteinander verbunden hatte, heute sind wir umso unterschiedlicher. Während Michelle und ich inzwischen kaum noch etwas gemeinsam haben, fast schon wie Tag und Nacht sind, findet sich Caro irgendwo in der Mitte, ich würde sie als Abenddämmerung bezeichnen.

Was uns heute noch verbindet, ist nicht mehr die Liebe zur gleichen Musik, zu den gleichen Filmen oder die gleichen Hobbys. Heute ist es eine Vertrautheit, die uns zusammenhält, sich miteinander wohl zu fühlen, alle Sorgen hemmungslos teilen zu können und sich ohne Probleme auf liebevolle Art und Weise übereinander lustig zu machen. Wir kennen unsere Fehler, wir sagen uns alles ehrlich ins Gesicht.

Manchmal, wenn wir so zusammen sitzen, dann können Caro und ich uns nur lachend anschauen, während Michelle uns gefühlt wieder von jeder einzelnen Sekunde der letzten Party mit ihren neuen Freunden aus der Uni erzählt. Wir unterbrechen sie nur, um irgendeinen blöden Kommentar einzuwerfen. An solchen Abenden finde ich es schön, zusammen rumzublödeln ohne sich Gedanken zu machen, wie peinlich und kindisch wir von außen wirken könnten. Ich fühle mich irgendwie einfach wohl, irgendwie sorgenlos, irgendwie vertraut, irgendwie so, als wäre ich wieder 16.


Text: Gabriella Silvestri

Foto: Yunus Hutterer

Besser abstimmen

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Paul Other, 24, und Kerstin Zachau, 23, wollen mit ihrem Verein „Our Impact“ junge Menschen zum Wählen animieren.

Eigentlich schon fast klischeehaft: eine WG-Party in Thalkirchen. Acht Studenten leben hier, der Partykeller der WG „Die Basis“ ist gefüllt, laute Musik dröhnt über die Gespräche der Partygäste und mittendrin eine Diskussion über Politik und die Welt. Sechs junge Leute stellen fest, dass einiges passiert ist, bei dem junge Menschen die Möglichkeit gehabt hätten abzustimmen, etwas zu beeinflussen. Nur: Sie haben es nicht getan.

Aus einer Idee auf einer Party im Oktober 2016 ist nun der Verein „Our Impact“ entstanden. Dessen Ziel ist es, Politik greifbar zu machen und jungen Leuten zu zeigen, wie viel politischen Einfluss sie eigentlich haben können. Paul Other, 24, ist eines von sechs Gründungsmitgliedern des Vereins, Kerstin Zachau, 23, kam vor kurzem dazu. Der Verein besteht aus einer bunten Gruppe von zwölf Menschen im Alter von 17 bis 26 Jahren, manche gehen noch zur Schule, der Großteil studiert, unter anderem Geschichte, Jura, Geografie oder Soziale Arbeit. Die Motivation resultiert dabei vor allem aus persönlichen Erfahrungen. Politik hat Einfluss auf unser Leben, was Paul, der in Bochum aufgewachsen und nach dem Abitur nach München gezogen ist, früh gemerkt hat. Mit 16 Jahren, als er selbst das erste Mal wählen gehen durfte (in Nordrhein-Westfalen darf bereits mit 16 Jahren bei Kommunalwahlen gewählt werden), machte die Stadt Bochum mit einem Cross-Border-Leasing-Skandal Schlagzeilen. Während Skandale bei vielen zu Politikverdrossenheit führen, ging Paul mit Schulfreunden zu Vorträgen, in denen sich die Kandidaten für die nächste Wahl vorstellten, informierte sich und wollte mit seiner Stimme etwas verändern. 

Die Wahlbeteiligung unter jungen Menschen ist traditionell gering, erschreckend im Vergleich zu der Gruppe von Senioren. Our Impact möchte mit Blick auf die Bundestagswahl 2017 bei jungen Leuten mehr Interesse schaffen und zum Wählen motivieren, aber vor allem auch vermitteln, dass die eigene Stimme zählt. Paul möchte Erst- und Jungwählern bewusst machen: „Wenn mehr junge Leute wählen würden, dann wären sie auch als Wählergruppe interessanter, man müsste auch für sie Wahlkampf betreiben und die Themen, die junge Leute interessieren, würden auch auf die Agenda kommen.“

Ein Projekt mit Studierenden der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) ist im Moment in Arbeit, in dessen Rahmen ein Film, der zum Wählen aufruft, entstehen soll. Our Impact sieht eine Social-Media-Kampagne aber nicht als Hauptmission, sondern möchte die Leute dort abfangen, wo sie sind: in Schulen, Berufsschulen und Fortbildungsseminaren im freiwilligen sozialen Jahr. Im ersten Schritt soll die Angst vor dem Wahlprozess genommen werden, denn wie Paul und Kerstin erklären, sei einer der Hauptgründe für das Nichtwählen unter jungen Menschen, dass sie nicht wissen, wie das technisch funktioniere. Auch wenn für so etwas eigentlich der Sozialkundeunterricht in der Schule da sein sollte, findet Our Impact, dass dies nicht genug sei. „Der Sozialkundeunterricht vermittelt zwar bereits sehr viel, motiviert aber nicht direkt zur Handlung“, sagt Kerstin. Die Themen, die Our Impact ansprechen, gehen aber über das Wählen hinaus. Paul findet: „Politik ist nichts Fremdes und Arkanes, das man nicht verstehen kann.“ Um Politik zu entmystifizieren, soll unter anderem gezeigt werden, wie der Arbeitsalltag eines Abgeordneten aussieht. Wenn viel Zeit ist, sollen die Klassen und Gruppen selbst aktiv werden, gemeinsam etwas erarbeiten, überlegen, was sie interessiert und wie Politik ihr Leben beeinflusst. 

Die Zielgruppe umfasst dabei bewusst nicht Studierende, in der Universität sei das Politische ohnehin schon viel präsenter. Den direkten Vergleich kann Paul, der vor seinem Studium eine Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer gemacht hat, aus eigener Erfahrung ziehen: „Berufsschüler sind im Vergleich zu Studierenden weniger organisiert und unterrepräsentiert. Das sieht man zum Beispiel daran, dass diese kein Semesterticket oder keine subventionierten Mensen haben.“ Besser informiert zu sein, könne dies vielleicht ändern. Deshalb sollen hauptsächlich Schüler und Auszubildende angesprochen werden, denn in Pauls Augen werde politisches Engagement in Berufsschulen nicht so gefördert, wie an Gymnasien oder an Universitäten. Als Student stellt er fest: „Studieren ist ein Privileg und deshalb hat man auch die Pflicht, etwas zu machen.“ 

Bei Our Impact bringt jeder das ein, was er kann und möchte. Während Paul sich beispielsweise um die rechtlichen Sachen und die Außenkommunikation kümmert, bringt Kerstin Wissen aus ihrem Management-Masterstudium ein, wenn es zum Beispiel um den Außenauftritt geht. Kerstin hat ihren Bachelor an der Hochschule für Philosophie München gemacht, war dort in der Studierendenvertretung aktiv und hat sich sozial unter anderem bei einem Nachhilfeprojekt für Kinder mit Migrationshintergrund engagiert. Sie wurde vor kurzem von Paul für Our Impact rekrutiert: „Ich hatte immer das Gefühl, auch politisch was machen zu müssen. Und mir ist wichtig, dass meine Arbeit Menschen hilft, eben einen Impact hat“, sagt Kerstin.

Die Findungsphase von Our Impact ist vorbei, man ist sich einig, was man will und wie man das erreichen will. Jetzt freuen sich Kerstin und Paul auf die Umsetzung des ersten Projekts. Sie sind motiviert, aber gehen auch mit gesundem Vorbehalt an die Sache heran, wie Kerstin betont: „Ich glaube, wir haben da schon realistische Vorstellungen. Wir kennen das alle noch aus der Schule, wenn Leute kommen, die einem was erklären wollen. Da wird es vielleicht Rückschläge geben.“ Paul sieht der Reaktion der Schüler aber auch positiv entgegen: „Ich glaube, wenn man wirklich motiviert ist, dann merken das die Leute auch.“

Text: Gabriella Silvestri

Foto: Robert Haas

Zeichen Der Freundschaft: Skype und Whatsapp

Distanz ist auf Dauer oft ein Freundschafts-Killer. Unsere Autorin ist davon überzeugt, dass Skype und Co. zwar kein Ersatz für physische Nähe sind, aber immerhin eine stabile Alternative sein können.

„Haaallooo was machst du?“,
brüllt Vale hellwach und gut gelaunt ins Telefon. Ich bin überhaupt nicht gut
gelaunt und wach bin ich eigentlich auch noch nicht, denn es ist 7 Uhr morgens in
England. Ich versuche mich aus dem Bett zu quälen um dem Klischee einer Austauschstudentin
nicht gerecht zu werden und pünktlich in die Uni zu kommen. Vale war gerade auf
einer Party in Quito, wo er sein Auslandsjahr verbringt, und will berichten.
Mir ist das zu früh für so eine Art von Gespräch, also verschieben wir das.

Ich kenne Vale seit dem ersten
Semester und er war mir sofort sympathisch. Schon immer haben wir viel zusammen
gelacht, gemeinsam über nervige Gäste von unseren Nebenjobs in der Gastronomie gelästert
oder Theorien über das Seelenleben von Pflanzen aufgestellt. Es gibt wenige
Menschen mit denen ich all meine Gedanken teilen kann, egal wie schlau oder
nicht-schlau, ohne Angst zu haben müssen, dass ich dafür verurteilt werde.

Es ist Wochenende, wir
versuchen es noch einmal. Vale hat gerade gefrühstückt, in Quito ist es auch
erst 12 Uhr mittags, bei mir ist es schon wieder dunkel. „Ich weiß nicht mehr
wie der Akkord heißt, aber am besten hältst du die Gitarre so“, versuche ich zu
erklären, als ich ihm über Skype zeigen will wie man „Anyone Else But You“ von den
Moldy Peaches spielt. Dass mehr als 9.000.000 km, 7 Stunden und der Atlantik
zwischen uns liegen, merke ich erst als Vales fragendes Gesicht auf meinem
Laptop einfriert, weil meine Mitbewohnerin gerade mit ihren Großeltern in
Armenien skypet.

Durch die Distanz sind Vale und
ich, was unsere Freundschaft betrifft, einfach kreativer geworden. Selbst unsere
gemeinsamen Filmabende haben bisher nicht unter der physischen Entfernung gelitten.
Wir drücken gleichzeitig auf Play, parallel äußern wir unsere Gedanken dazu
dann eben einfach per Textnachricht. Ich würde sagen, das ist fast schon
romantisch, andere wären vielleicht eher genervt, wenn das „hahaha“ per
Nachricht schon kommt bevor man den Witz überhaupt gehört hat.

Wenn mich das Leben mal
überfordert, dann treffe ich mich normalerweise mit Vale. Mit seiner
entspannten und sorglosen Art öffnet er mir ein Bier mit einem Feuerzeug, weil
ich das nicht kann, und sagt, dass alles schon irgendwie laufen wird, sodass
die Welt vorerst wieder in Ordnung scheint. Inzwischen trinke ich kein Bier
mehr, sondern nur noch Wein mit Schraubverschluss und das aufmunternde Lachen
kommt trotzdem noch, nur eben nicht mehr sofort.

„In der Uni lernt man seine
Freunde fürs Leben kennen“, hat uns ein älterer Student an unserem ersten
Uni-Tag prophezeit. Dass wir uns mit 80 in dasselbe Altersheim stecken lassen,
ist schon versprochen, aber man kann das vorher ja nie so genau planen. Die
gemeinsamen Momente, wenn man nachts um die Häuser zieht oder sich beim
Italiener eine Pizza teilt, werden auf jeden Fall seltener werden. Trotzdem werde ich auf dem nächsten Radiohead-Konzert ohne Vale seinen
Lieblingssong „Creep“ einfach aufnehmen und ihm via Whatsapp schicken. Das
gemeinsame Mitgrölen kann man dann ja auch über Skype nachholen, vorausgesetzt
die Internetverbindung lässt es zu.

Text: Gabriella Silvestri

Foto: Yunus Hutterer

Mein München: Über Neuperlachs Dächern

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Mittels Drohne zeigt uns Daniel Lamas seine Heimat Neuperlach aus einer ganz neuen Perspektive.

Im Leben gibt es viele erste Male, umso schöner, wenn man solche Momente mit Freunden teilen kann. Sein erstes Musikvideo drehte der selbstständige Fotograf Daniel Lamas für den Song „In meinen Augen“. Das ist der erste Track des Münchner Rappers Josen – Daniels Kumpel. Während Daniels Bild für eine Kampagne der Münchner Stadtwerke den Olympiapark zeigt, spielt Josens erstes Musikvideo nicht in der schicken Innenstadt, sondern in der Heimat der beiden: Neuperlach.
Was für die einen vielleicht hässlich sein mag, ist für Daniel das perfekte Motiv: „Ich finde die Architektur hier schön, Wohnblocks zeichnen Neuperlach eben aus – die vielen Fenster, Bodenständigkeit und Multikulturalität.“ Den Sonnenuntergang über Neuperlach fotografiert der 24-Jährige im selben Atemzug wie die Aufnahmen zum Video mittels einer Drohne: „Ich mag abgefahrene Perspektiven und stehe nicht auf Standards. Ich möchte nicht zeigen, was jeder Tourist schon tausendmal gesehen hat, sondern Motive, die keiner kennt, was mit einer Drohne natürlich besonders spannend ist.“ Die richtige Höhe, der richtige Moment, die Sonne steht genau dort am Horizont, wo sie nach Daniels Vorstellung stehen soll – ein eindrucksvoller und etwas anderer Blick auf München.  

Von: Gabriella Silvestri

Foto: Daniel Lamas

Mein München: Feierwerk

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Lange hat Michael Schauer, 25, selbst im Feierwerk gearbeitet, mit seiner ehemaligen Band “Ropes” ist er sogar mehrmals dort aufgetreten und immer noch besucht er dort regelmäßig Konzerte – kein Wunder also, dass er viel mit diesem Ort in der Hansastraße verbindet. 

„The World is a Beautiful Place & I am No Longer Afraid to Die“ ist ein ungewöhnlich langer Name für eine Band und umso einprägsamer. Irgendwie eine schöne und beruhigende Vorstellung, keine Angst vor dem Tod zu haben.
 Das Bild machte Michael Schauer, 25, beim letzten Song ihres Konzertes im Feierwerk, der Staub noch in der Luft. Die Band, die sich dem atmosphärischen Emocore verschrieben hat, scheint nach einem gelungenen Konzert zufrieden mit sich selbst, die Spannung fällt ab. Das sei einer der wenigen Momente gewesen, in dem Raum auf der Bühne war, die normalerweise bei der achtköpfigen Band ziemlich bepackt ist. Besonders gern fotografiert der Soziologie- und Philosophiestudent bei Konzerten: „Die Musiker driften immer so cool ab und ihr Körper entwickelt dabei eine Eigendynamik. Diese versuche ich einzufangen.“ Die Bühnen des Feierwerks kennt Michi nicht nur aus seiner Zeit als Mitarbeiter, sondern auch als ehemaliger Frontmann der Münchner Hardcore Band „Ropes“ nur allzu gut: „Es bleibt natürlich immer eine besondere Verbindung, man kennt die Leute und kommt gern oft zurück.“ Das Feierwerk ist neben Partyveranstaltung unter anderem für seine Jugendarbeit und politische Aufklärungsarbeit firm bekannt.„Das sind alles Dinge, die das Feierwerk für München wertvoll machen. 

Von:Gabriella Silvestri

Zurückkommen

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Manchmal muss man ganz weit weg, um herauszufinden, wie schön es daheim war: Robert Salagean und seine Freundin Sarah Rogge fanden in der Ferne die Liebe zur Heimat.

Wellington  – Der Plan war, keinen Plan zu haben. Im November vergangenen Jahres verkauften Robert Salagean, 29, und seine Freundin Sarah Rogge, 26, ihre Besitztümer in München und buchten einen Flug nach Neuseeland, kehrten der Heimat den Rücken für eine Sache: Veränderung. „Ich war unzufrieden mit mir selbst. Ich habe nur noch in einer Blase gelebt, und da musste ich raus“, sagt Robert. Nach ein paar Nächten bei einem Couchsurfer in Auckland ging es weiter nach Wellington. Dort blieben die beiden einige Zeit bei Strippern, die sie ebenfalls über Couchsurfing kennen gelernt hatten. So zog es die beiden von einem Ort zum nächsten, bis sie in Australien landeten. In der Byron Bay hatten sie eine Wohnung am Meer.

Gearbeitet haben sie vor allem, um sich die Reise zum nächsten Ort leisten zu können. Neben Gelegenheitsjobs in Hostels oder als Eisverkäufer konnte sich Robert aber auch seiner Leidenschaft, der Musik, widmen. Unter dem Namen Ni Sala war der gebürtige Münchner mit rumänischen Wurzeln nicht nur als Straßenmusiker unterwegs, sondern nahm auch selbst Songs auf.

Von Australien sollte es weiter nach Honolulu und dann nach Los Angeles gehen. Immer noch ohne Plan. Robert ist ein Träumer, jemand, der aus dem Bauch heraus entscheidet. Sein Motto ist es, von Moment zu Moment leben. Sarah und er buchten Flüge, aber Freude kam dennoch nicht auf, erzählt Robert: „Es hat sich einfach nicht mehr richtig angefühlt. Es war irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes.“ Was sich richtig anfühlte, war der Gedanke, zurück nach München zu kommen. Zurück zu Freunden und Familie. „Als klar war, dass wir zurück fliegen, haben wir drei Wochen nur gelacht und uns nur noch gefreut.“ Dass die Reise dann doch so schnell enden würde, hat Robert selbst überrascht. Aber in dem Moment habe es sich einfach richtig angefühlt.
Was immer Robert in München gefehlt hat, was immer er auf der Reise mit Sarah gesucht hat, er scheint es jetzt gefunden zu haben. Der Wunsch nach einem Zuhause steht jetzt im Vordergrund, ein kleines Häuschen, nicht direkt in der Stadt. Außerdem möchte Sarah studieren und sich dem Yoga widmen, Robert will Musik machen. Ziele und Ideen ließen sich nun einmal am Besten umsetzen, wenn man einen Ruhepunkt habe: „Reisen ist eine Aufgabe an sich. Man kümmert sich hauptsächlich um Essen und einen Schlafplatz, da bleibt wenig Zeit für anderes.“ Die vergangenen acht Monate sind eine Zeit, die Robert und Sarah nicht missen möchten und auch nicht vergessen werden, betont Robert: „All die Energie, all die Erfahrungen werden einfach mit in unser neues Zuhause gepackt: Ruhe, Garten und selbstgepflanztes Gemüse.“

Gabriella Silvestri

Foto: Sarah Rogge

Mein München – Tal

Eine Taube, die in der Innenstadt Münchens Müll aufpickt- eine scheinbar banale Situation, die doch eine Botschaft hat. Aurelia Bergs möchte mit ihren Fotografien Menschen berühren

Eigentlich ist eine Taube, die Essen vom Boden pickt, kein ungewöhnliches Bild in einer Stadt. Wenn Aurelia Bergs, 20, mit ihrer Kamera flaniert, kann aus einer auf den ersten Blick banalen Situation eine Momentaufnahme werden, hinter der doch mehr steckt: „Mit einer Kamera nimmt man Dinge anders war, als wenn man einfach so durch die Stadt läuft.“ Für die Design-Studentin ist Kunst unter anderem die Möglichkeit, Dingen Bedeutung beizumessen, die oberflächlich gesehen keine haben.

Aurelia macht gerade ihren Abschluss in Kommunikationsdesign an der Meisterschule für Mode. Im Herbst geht die gebürtige Münchnerin nach London, um dort im Master Grafikdesign zu studieren. Mit ihrer Arbeit, sei es Fotografie oder Design, möchte Aurelia die Menschen berühren: „Wie Journalismus kann Design auf gesellschaftliche Missstände hinweisen und Aufmerksamkeit schaffen.“ Beim Fotografieren passiere viel intuitiv, eine mögliche Botschaft sei oft erst im Nachhinein erkennbar.

Das Bild, aufgenommen im Tal, vereint viele Symbole, die für die Großstadt stehen: Müll, eine Taube, im Hintergrund der Platz eines Mittellosen. München wird oft als reiche Stadt bezeichnet. „Umso dekadenter kam mir die Situation vor – Essen wie Müll am Boden, daneben jemand, der zu hungern scheint, und eine Taube, die das Ganze aufpickt.“

Gabriella Silvestri

Foto: Aurelia Bergs

Von Freitag bis Freitag München:  Unterwegs mit Gabriella

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Die Sonne lacht- daheim zu bleiben ist für Gabriella da natürlich unmöglich. Diese Woche ist vor allem um die LMU herum, aber auch an anderen Plätzen in München, viel geboten: das Bildungscamp findet wieder statt, die Studiobühne der Theaterwissenschaften führt

“Roulette – Die unerträgliche Akzeptanz des Zufalls” auf und auch ein veganer Foodbazar und der Modeflohmarkt im Munich Mixed Arts stehen auf Gabriellas Programm.

Nachdem der Wannda Circus an seinem letzten Standort am Viehhof vor lauter Regen fast weggespült wurde, freue ich mich, dass sie am Freitag ihre Tore wieder öffnen. Deshalb schaue ich zum veganen Foodbazar in die Völcklerstraße. Abends geht’s dann zum Frameless ins Einstein Kultur. Da freue mich auf Rayon, das Solo-Projekt von Notwist-Mitbegründer Markus Acher, das mir als „Gratwanderung zwischen elektronischem Track und Kammermusik“ versprochen wurde.

Samstag am frühen Abend gehe ich ins Munich Mixed Arts. Nicht um zu tanzen, sondern, um den Modeflohmarkt zu besuchen, bei dem ich vielleicht ein paar meiner Sachen tauschen kann. Außerdem möchte ich ins Import Export: hier findet heute das Panama Plus 2015 statt, ein “interdisziplinäres Kulturfestival, das die Bereiche Film, Kunst, Musik, Literatur ineinander verschränkt”- ich bin gespannt.

Den Sonntag werde ich etwas gemütlicher angehen, wie es sich für diesen Wochentag auch gehört. Dazu gehe ich in den Englischen Garten zum ersten Nadism Slow Mob in München. Nadism kommt aus Brasilien und ist eine Entspannungstechnik- es sollte ja schließlich ein entspannter Sonntag werden.

Am Montag schlägt das Bildungscamp endlich wieder seine Zelte vor dem LMU-Hauptgebäude auf! Von Montag bis Sonntag gibt es ein tolles und vielseitiges Programm, mit spannenden Workshops, Diskussionen und Vorträgen. Musik und Feierei werden natürlich auch nicht zu kurz kommen!

Dienstag Abend schaue ich mir die Inszenierung “Roulette – Die unerträgliche Akzeptanz des Zufalls” der Studiobühne der Theaterwissenschaft der LMU an. Der Protagonist gerät  “in eine degenerierte, verstörende Welt”- was man sich darunter vorstellen kann, muss ich sehen.

Den Mittwoch widme ich neben der Erledigung von Unikram wieder ganz dem Bildungscamp. Was ich heute nicht verpassen darf: die Diskussion über Bildungsideale .

Donnerstag geht es in den Cord Club zum Philosophy Slam der Fachschaft Philosophie der LMU. Besonders freue ich mich auf den Auftritt von Banana Fancy Free!

Am Freitag lasse ich es ruhiger angehen, weil ich mich mental auf den nächsten Tag vorbereiten muss, da der Rave Politica der Fachschaft Politikwissenschaft der LMU mit Baal stattfindet!

Gabriella Silvestri

Mein München – Olympiapark

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Der Kontrast zwischen Natur und Stadt, das ist es, was Melanie Dulat an München so gefällt. Die Vergänglichkeit, wie die des urbanen Frühlings, und die Schönheit der Natur, hält sie in ihren Fotos fest.

Wenn die Sonne die Wolken verdrängt, die ersten Käfer aus ihren Löchern krabbeln und sich so langsam die ein oder andere Blüte zeigt, dann weiß man, er ist da. Als eine Art Zwischenstation auf dem Weg von Winter zu Sommer ist er vergänglich, der Frühling. Genauso wie die Kirschblüten, die auch nicht lange zu sehen sind. Diese Schönheit, diese Vergänglichkeit will auch Melanie Dulat in ihren Fotos festhalten. Der Kontrast zwischen Natur und Stadt drückt das aus, was Melanie besonders an München schätzt – die vielen grünen Flecke neben dem städtischen Drumherum. Deshalb spielt die Natur in Melanies Fotografien auch eine wichtige Rolle, denn: „Man muss nicht viel bearbeiten“, erklärt die 22-Jährige, „sie ist echt und schön, so wie sie ist.“ 

Gabriella Silvestri

Foto: Melanie Dulat

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Gabriella

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Die Uni geht wieder los und mit ihr die Verpflichtungen. Dennoch hat Gabby kommende Woche viel vor: Es geht zum Digital-Painting-Workshop ins Harry Klein, zur Gespenstersonate auf die Studiobühne und geslammt wird auch noch.

Am Freitag zieht es mich ins Import Export zu Perspektiven Feiern! Die Veranstaltung wird von Commit e.V. organisiert und bietet spannende Austauschmöglichkeiten zum Thema Nachhaltigkeit, alternative Bildungsarbeit und vieles mehr, vor allem für Netzwerker! Vorher packe ich aber noch ein paar Sachen für den Benefiz-Flohmarkt ein, der ebenfalls dort stattfindet. Ab 21 Uhr spielen “Lucile and the Rakibuam” und die “Express Brass Band”. Während sich nach den Auftritten der Musiker die DJs zum Auflegen bereit machen, ziehe ich weiter ins Feierwerk. Denn dort feiert die Eisbach Callin‘-Crew 5-jähriges Bestehen im Sunny Red.

Samstag wird mir die Technik des Digitalen Malens näher gebracht. Dazu gehe ich ins Harry Klein, in dem im Zuge der Veranstaltungsreihe „Marry Klein“ die Künstlerin Fedralita einen Workshop anbietet. Danach bleibe ich noch für ein oder zwei Drinks. Der ganze Monat steht im Club unter dem Motto „Marry Klein“, nur weibliche Künstler treten auf um auf den geringen Frauenanteil in der Szene aufmerksam zu machen.

Sonntagnachmittag steht für mich ganz im Zeichen der Sonne. Endlich ist sie da, ich will sie genießen! Und wo geht das in München besser als an der Isar? Deswegen gehe ich zur Praterinsel zu „Deine Welt“, nehme jeden einzelnen Sonnenstrahl bei netter Live-Musik auf und schlemme an den einzelnen Essensständen.
Auf den Abend freue ich mich besonders, denn im Substanz findet wieder der monatliche Poetry Slam statt, den ich mir nicht entgehen lassen will.

Am Montag muss ich früh raus, denn die Uni fängt wieder an. Abends werde ich vielleicht mit meinen Kommilitonen, die Spannendes von den Semesterferien zu berichten haben, auf ein Bier gehen oder mich einfach nur vom Wochenende erholen.

Wieder voll im Unialltag drin, gehe ich am Dienstag ins Rationaltheater zur Premiere von Die Gespenstersonate, um die Studiobühne der Theaterwissenschaft der LMU zu unterstützen.

Am nächsten Tag bleibe ich zu Hause. Seit das Atomic Café endgültig zugemacht hat, weiß ich nicht mehr, was ich mittwochs machen soll. Irgendwie scheint mir ein Trauerabend in diesem Zusammenhang auch angemessen.

Blogger Christoph Kürbel und Fotograf H.P. Albert berichten am Donnerstag in der Registratur über ihre Erlebnisse aus der Ukraine. Es ist die Vernissage von Alberts Ausstellung „Polymorphia – War as usual“, in der Fotos aus besagtem Gebiet zu sehen sind.

Freitagabend weiß ich noch gar nicht, was mich bei der Cord Club Open Stage erwarten wird!

Gabriella Silvestri