Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Paulina Kusche.
Von Alina Venzl
München Lebt. Menschen und mehr.
Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Paulina Kusche.
Von Alina Venzl
Noch im Mai hatte die Band Youth Okay einen Haufen Holz und einen großen Plan: Aus dem Traktorunterstand von Leos Opa sollte ein Studio werden. Während der Bauarbeiten entstand auch ihr Set für „Sound of Munich Now“
In München gibt es eine kleine, aber ausgewählte Zine-Szene – ein Überblick.
Julia Koschler, 21, zeigt, wie man „Zines“ macht. Bei den kleinen Heften geht es nicht ums Geldverdienen, sondern darum, zu zeigen, dass jeder Mensch eine Stimme hat – und diese auch für wichtige Themen einsetzen soll
700 bis 800 Euro kosten sie, die Fahrräder des Start-Ups BAM Munich. Der Clou: Die Räder sind aus Bambus und werden in einem Workshop selbst gebaut. Beim Wettbewerb “5 € Start-up München” haben die jungen Radliebhaber mit ihrer Idee den zweiten Platz belegt.
Als Philipp Wissing, 19, Helga zum ersten Mal sieht, ist er schwer beeindruckt. „Sehr smooth“, sagt er. „Als ich sie anfasste und hochhob,
war das ein ganz besonderes Gefühl.“ Helga ist keine Frau, sondern das erste
selbst gebaute Fahrrad des jüngst gegründeten Start-ups „BAM Munich“. BAM steht
für Bamboo Art Manufactory. Die vier Gründer Florian Holy, Timo Fischer,
Philipp Wissing und Michael Kosok organisieren Workshops, bei denen sich
Teilnehmer ein eigenes Fahrrad mit Bambusrahmen bauen können.
Ein Fahrradrahmen aus Bambus? Hört sich zuerst einmal
irgendwie wackelig an. Doch Bambus ist so zugfest wie Stahl, hochbelastbar und
relativ leicht. „Ein selbst gebauter Rahmen wiegt weniger als zwei Kilo“, sagt
Politik- und Philosophiestudent Philipp.
In Deutschland entstehen immer mehr Start-ups, die
Bambusfahrräder herstellen. In Afrika sind Bambusfahrräder schon seit etwa zehn
Jahren angesagt. Bambus zählt zu den am schnellsten wachsenden Pflanzen der
Erde. Beim Wachsen absorbiert er mehr CO₂ als ähnliche Holzarten. Bambus ist
pflegeleicht, benötigt keine Pestizide oder Düngemittel, rostet nicht und sieht
zudem auch stylisch aus.
Bisher beziehen BAM Munich ihren Bambus noch aus China, weil
sie keinen vergleichbar günstigen und qualitativen Lieferanten im Inland
gefunden haben. „Langfristig wollen wir regionalen Bambus verwenden“, sagt
Philipp.
Bis man sich ohne Vorerfahrung aus den Bambusstäben ein
Fahrrad gebaut hat, dauert es allerdings mindestens zwei Tage. „Zuerst gestaltet
man sich online einen Entwurf für den Rahmen“, sagt Philipp. „Den druckt man
dann aus.“ Es folgt der schwierigste Teil: Die einzelnen Bambusstäbe müssen
zusammengeklebt werden. „Man verbindet Rohre und Muffen mit Carbon- und
Epoxidharz“, sagt Philipp. Über Nacht härtet das Harz aus, am nächsten Tag kann
man den Rahmen mit den restlichen Bestandteilen zusammensetzen und bei Bedarf
bemalen.
Die Idee für BAM Munich hatte der Physik-Doktorand Florian
Holy. Er entdeckte die Bambusräder in Berlin und wollte sie nach München
bringen. Also suchte er beim Münchner Start-up-Wettbewerb „5€ Start-up München“
nach Gleichgesinnten. Er fand drei Mitstreiter: Timo Fischer studiert
Industriedesign und baut gerne Longboards, Informatiker Michael Kosok hat großes
Interesse, ein Start-up aufzubauen und Philipp Wissing will Praxiserfahrungen
sammeln, die ihm im Studium fehlen. Was alle vier gemeinsam haben: Sie lieben
„Do It Yourself“, haben Lust, die Welt ein wenig nachhaltiger zu machen und
sind leidenschaftliche Fahrradfahrer und –bastler.
Das zahlte sich beim „5€ Start-up München“ aus – die vier
Jungs belegten den zweiten Platz. Nun arbeiten sie daran, die Workshops zu
professionalisieren. „Wir probieren viel rum, um die beste Bauweise zu finden,
experimentieren mit Klebeschaum, Skizzen und Rahmenlehre“, sagt Philipp. Der
erste Workshop im Dezember war ausgebucht. Für den zweiten im Januar gab es
eine Warteliste.
Die Teilnahme kostet 350 Euro. Inklusive sind allerdings nur
der Bambus und die Werkzeuge für den Rahmenbau. Alle weiteren Teile – Sattel,
Pedale, Lenker, Kette – müssen die Workshop-Teilnehmer selbst besorgen. Mit
allen Einzelteilen kostet das eigens gebaute Fahrrad dann um die 700 bis 800
Euro.
Bezahlt jemand so viel Geld für ein selbst gebautes Fahrrad?
Philipp ist davon überzeugt. „Es gibt immer mehr Fahrradfahrer. Die Deutschen
geben dafür jedes Jahr kontinuierlich mehr Geld aus“, sagt er. „Bei unseren
Workshops kann sich jeder sein individuelles Fahrrad bauen – angepasst an
Größe, Gewicht und Art der Nutzung.“
Es gibt auch noch eine Möglichkeit, Kosten zu sparen. „Viele
nehmen ein altes Fahrrad mit verrostetem Rahmen mit“, sagt Philipp. „Das kann
man dann mit dem neuen Bambusrahmen pimpen.“ Die vier Jungs haben noch viel
mehr Pläne: „Wir wollen einen Onlineshop aufbauen, in dem sich jeder seine
Fahrradteile für den Workshop besorgen kann“, sagt er. Ob die fertigen Bikes
dann wieder Frauennamen tragen werden? Caroline von Eichhorn
Infos unter www.bam-munich.de