Neuland: Road to Austin

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Ein Traum wird wahr: Patrick Roche und Luca Wollenberg von El Rancho sind nach Texas geflogen, um ihr erstes Studioalbum aufzunehmen. Dabei haben sie mit einheimischen Musikern zusammengearbeitet, um die Aufnahmen authentischer zu machen.

Neuigkeiten von den Musikern von El Rancho: Um ihr erstes professionelles Album aufzunehmen, sind Luca Wollenberg und Patrick Roche zusammen mit einer Crew aus Helfern nach Austin, Texas, geflogen. Nachdem sie zuvor
in der Toskana

eine Platte in Eigenregie aufgenommen hatten, sind sie nun einen Schritt weiter gegangen und haben ihrem ersten Studioalbum einen US-amerikanischen Schliff geben. Sie haben im Studio von Rick Del Castillo aufgenommen, der schon Musik zu Filmen wie „Kill Bill 2“ und „Es war einmal in Mexiko“ produziert hat.

Um den Songs den gewissen „Texas-Flavour“ zu verpassen, haben Luca und Patrick professionelle Session-Musiker aus Texas engagiert, die die Aufnahmen mit Banjo, Mandoline und Slide Guitar authentischer machen sollten. „Es ist eine Chance, mit großartigen Session-Musikern genau die Stimmung einzufangen, die El Rancho schon immer im Kern ausgemacht hat“, sagt Luca. Die Reise- und Aufnahmekosten haben die Musiker mittels Crowdfunding finanziert. Das Werk mit dem voraussichtlichen Namen “Desert Lullabies” soll bereits diesen Sommer erscheinen.

 

Text: Tilman Waldhier

Foto:
Maximilian Lamm

 

Band der Woche: Ella Josaline

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Ella Josaline ist vielleicht die größte Pophoffnung,
die München derzeit zu bieten hat. Sie ist gerade einmal 16 Jahre alt und große
Plattenfirmen haben schon ersten Kontakt mit ihr aufgenommen. Ihre erste
Platte zeigt, welch Talent in ihr steckt – und welche Gefahren lauern

Wenn Popmusik funktioniert, veranstaltet sie ziemlich schnell ein Kino im Kopf des Hörers. Da gehen Assoziationen auf, die einen etwa entweder in eine kitschige Jazz-Bar (Norah Jones), auf eine Südstaaten-Veranda (Jolie Holland) oder in einen etwas verdrehten Stadion-Pop-Drogenrausch (Miley Cyrus) versetzen. Das Lebensgefühl, das so an Popmusik gekoppelt wird, ist im gewissen Sinne zwar sehr fiktiv, aber passt gleichzeitig ganz gut zur heutigen Art des Konsums von Populärkultur. Wer sich exzesshaft in die tiefen Fiktionswelten von TV-Serien begibt, baut sich mit Musik auf dem Weg zur Uni oder Arbeit genau diese Fiktion weiter. Je stärker die Musik die eigene Welt in cinemascopegroße Fiktion verwandelt, umso besser. 

Die Münchner Musikerin Ella Josaline Kern verkleidet sich gern. Nicht, dass sie mal als Prinzessin oder als Meerjungfrau auftritt, die erst 16-jährige Musikerin verkleidet ihre Songs und ihre musikalische Persönlichkeit. Und sie hat ein ausgesprochen gutes Gespür dafür, welche Details die Verkleidungen zu der Rolle machen, die sie darstellen will. Und da sie zu diesem Talent noch ziemlich musikalisch ist, eine besondere Stimme hat, die sie vor allem besonders einzusetzen weiß, hat nun eine Musiker-Karriere für sie angefangen – auch, weil sie mit diesen Verkleidungen in der Lage ist, Lebensgefühle bei ihren Zuhörern auszulösen.

Sie ist überschwänglich, wenn sie über ihre Musik redet. Das erklärt, warum es ihr so leicht fällt, den Songs ein überzeugendes und ja, eben erzählendes Gewand zu geben. „Ich habe immer schon Musik gemacht, immer gesungen, als Kind schon Songs geschrieben, Musik ist mein Leben“, sagt sie. Da klingt etwas Absolutes mit, das auch ihre Musik hat. Gerade besucht sie eine Waldorfschule, die sie im kommenden Jahr mit der Mittleren Reife abzuschließen plant. Danach soll dann die Musik zum wirklichen Lebensmittelpunkt werden. Wie das viele junge Musiker derzeit machen, hatte auch Ella Josaline vor einem Jahr damit angefangen, Videos von sich auf Youtube zu stellen; etwa wie sie Damien Rices „Cannonball“ covert. Gerald Huber vom Münchner Label Redwinetunes erkannte ihr Talent und begann, sich der Musikerin anzunehmen. Er stellte sie den wichtigen Menschen in der Szene vor, besorgte ihr Konzerte und organisierte die Aufnahme ihrer ersten Platte. „Ihm habe ich alles zu verdanken“, sagt Ella Josaline, in der für sie eben typischen Hingabe.

Denn von diesem Moment an lief es ziemlich gut für sie. Sie spielte eine Menge Support-Gigs und begann mit den Produzenten Bonifaz Prexl und Nicolas Sierig zu arbeiten. Nun hat sie ihre erste Aufnahme fertig gestellt, die EP „FreEp“, die sie am Samstag, 21. November, im Münchner Ampere bei „Munich Rocks“ vorstellen wird. Und darauf zeigt sie sich in all ihren Verkleidungen fast kaleidoskopartig. Im Opener „Change the World“ präsentiert sie sich als durchaus authentischer moderner Hippie, dessen Stimme über Blues-Harmonien zwischen Entrüstung und Änderungswillen schwankt. Darauf folgt „Free“, immer noch im Hippie-Gewand klingt sie darauf wie eine etwas naive Joni Mitchell, bevor sie in der reduzierten Instrumentierung des deutschsprachigen „Ich will nur“ immer wieder knapp an der Silbermond-Deutschpop-Falle vorbeirauscht. Richtig stark ist sie dann als weiblicher Conor Oberst in „On the Road“ und im folkigen Country-Song „Wondrous Soul“ zur Kontrabassbegleitung. Wenn sie nun im kommenden Jahr beginnt, an ihrem ersten Album zu arbeiten, wird es spannend, welches Kostüm sie darauf für ihre Musik wählt. Denn wenn sie dieses noch ein wenig eindeutiger wird, hat sie vermutlich wirklich gute Chancen, mit der Musik ihr Leben zu bestreiten.  

Stil: Songwriter-Pop

Besetzung: Ella Josaline Kern

Aus: München

Seit: 2014

Internet: www.ellajosaline.com

Rita Argauer
Foto: Fabian Winkler

Black Submarines

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Das Quietschgelb der Yellow Submarine hat sie kurzerhand etwas verdunkelt: die Münchner Band Black Submarines. Diesen Freitag stellen sie ihr Album im Münchner Club Strom vor.

Die psychedelische Zeichentrick-Komik der Beatles ist eigentlich weit entfernt von staubigem Bluesrock. Doch sobald Unterseeboote und Popkultur zusammentreffen, stellt sich zwangsläufig die Assoziation mit der Yellow Submarine ein. Deren quietschiges Gelb hat die Münchner Band Black Submarines (Foto: Sabrina Liebl) einfach ein wenig verdunkelt. Und so hört sich auch deren Musik an: Die feine Ironie und Überzeichnung der Beatles wird bei dem Quartett durch eine rauere und rockige Ernsthaftigkeit ersetzt.

In München gibt es seit ein paar Jahren eine konstant wachsende Blues-Rockszene: The Whiskey Foundation, Bequerels oder die Gipsy Beards spielen alle recht rotzigen, groovenden und vor allem ein wenig aus der Zeit gefallenen Blues-Rock.

Die Black Submarines, deren Releasekonzert zum ersten Album nun bevor steht, reihen sich dort ein: Der melodiöse und mehrstimmige Gesang von den beiden Gitarristen Benny May und Richy Strobl sowie dem Bassisten Carl Muschol wird über stampfende Mid-Tempo-Songs gesetzt, die alle die typische Lethargie von zu schwülem Wetter oder zu viel Alkohol in sich tragen. Eher im Country angelegte und von Akustik-Gitarren dominierte Nummern wechseln sich auf dem Album „Waiting for the Time“ mit treibenden Stücken ab.

Der Aufnahmequalität des Albums hört man allerdings die Gegenwart an: Sauber und druckvoll sind die Beats, die den etwas verwaschenen Sound anschieben. Die Klarheit, die der an Elektro- und Club-Musik geschulte Münchner Musiker Beni Brachtel, der sich für die Aufnahme verantwortlich zeigte, in die Musik einbrachte, macht Sinn.

Und eine Nische haben die Musiker, die ihr Album am Freitag, 20. Februar, im Münchner Club Strom vorstellen, auch schon gefunden: Seit ihrer Gründung 2011 haben sie immer wieder Musik für Theaterstücke oder Filme gemacht. Etwa für das Stück „Fear No Fear“ am Theater-Werk München oder für einen Film über Free-skiing. Denn Musik, die so mit einer nostalgischen Ausstrahlung spielt wie die der Black Submarines, macht sich in erzählenden Medien immer besonders gut.

Rita Argauer

Stil: Blues / Country / Rock 

Besetzung: Benny May (Gesang, Leadgitarre), Richy Strobl (Gesang, Gitarre, Harmonika), Carl Muschol (Bass, Gesang), Sascha Dick (Schlagzeug, Percussion) 

Aus: München 

Seit: 2011 

Internet: www.theblacksubmarines.com

Impala Ray (Indie-Country)

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Jahr 2014, Woche: 39

Früher geisterte Rainer Gärtner unter dem Namen RainTom mit einer recht skurrilen Mischung durch Münchens Bandlandschaft. Dann tauchte irgendwann der Name Impala Ray auf. Auf dem Debütalbum der Band begleiten Hackbrett, Tuba und Schlagzeug die englischsprachigen Gitarrensongs.

In den vergangenen Jahren hat Rainer Gärtner (Foto: Christopher Wesser) sehr viel richtig gemacht. Obwohl das auf den ersten Blick alles erst einmal gar nicht zusammen passen mag. Rainer spielt Gitarre und singt, das alles recht gut. Er ist im Indie und Blues verwurzelt und hat ein schönes Gespür für eine feine Melodik. Doch dazu hat der Münchner, der ursprünglich aus dem Altmühltal kommt, einen seltsamen bayerischen Strizzi-Humor, ein bisschen g’schert mit dem Lieblingswort „gschmeidig“, das er sowohl in seinen Bühnenansagen als auch in seinem sonstigen Auftreten überfrequentiert benutzt.

Früher also geisterte Rainer unter dem Namen RainTom mit einer recht skurrilen Mischung durch Münchens Bandlandschaft. Dann tauchte irgendwann der Name Impala Ray auf. Man munkelte, dass es sich um den gleichen Musiker handeln könnte, der aber nun nicht mehr mit einem Kumpan an einem schrottigen Kinderschlagzeug (wie das noch bei RainTom der Fall war) auftrat, sondern mit einer Tuba. Man hörte von Auftritten an der Isar und von Akustik-Pop-Musik, die durch das tiefe Blechblasinstrument in schräge Tonlagen gezwungen wurde. Doch langsam entwickelte sich Impala Ray zur Band – und Rainer fand ein Konzept, das seine musikalischen Vorlieben mit seiner Heimatverbundenheit einte. Auf seinem Debütalbum begleiten also Hackbrett, Tuba und Schlagzeug die englischsprachigen Gitarrensongs.

Dabei entsteht Musik, die so stimmig US-amerikanische Country-Romantik mit bayerischer Provinzliebe verbindet, dass sich eine geografische wie musikalische Zuordnung auf angenehme Art erübrigt. Und Rainer weiß diese Mischung nicht nur musikalisch abzufangen. Denn wie das in der Popmusik der Fall ist, braucht es auch immer das richtige Image, das Rainer mit dem kleinen Wortspiel „Old Mill Valley“ ganz gut trifft. Ja, das Tal der alten Mühle könnte auch irgendwo im Mittleren Westen liegen, abgeschlagen von der Schnelllebigkeit der Großstädte und auch ein bisschen konservativ und Werte-versessen. Und auf dem Plattencover zeigt sich dann unter der englischsprachigen Variante des Altmühltals die Postkartenidylle einer Alpenlandschaft, die von einer nostalgischen Briefmarke gerahmt wird.

Und so hat Rainer auf „Old Mill Valley“, das auf dem Münchner Label redwinetunes erschien und nun mit einem Konzert am Samstag, 27. September, im Münchner Atomic Café gefeiert wird, eine eigene fiktionale Welt erschaffen. Und eine musikalische Welt, die so erreichbar und zugänglich ist wie die bayerischen Alpen – und dabei trotzdem seltsam fremd und spannend bleibt. Rita Argauer

Stil: Indie-Country
Besetzung: Rainer Gärtner (Gitarre, Gesang), Nicola Missel (Tuba), Carmen Unterhofer (Hackbrett, Gesang), Dominik Haider (Drums)
Aus: München
Seit: 2013
Internet: impalaray.tumblr.com, www.facebook.com/ImpalaRay.music

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Rosalie und Wanda (Countrymusik)

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Die Münchner Songwriterin Rosalie Eberle hat mit ihrer aktuellen Combo “Rosalie und Wanda” ein neues Album fertiggestellt: “Meister Hora” heißt die Platte. Unverkennbar spiegeln sich ihr Studium zum Jazz-Gesang und ihre Erfahrungen als Film-Musik-Kompositeurin. Aber eine unbestechliche Lässigkeit mischt die Songs auf.

Die Münchner Musikerin Rosalie Eberle (Foto: Monika Eberle) erfindet immer neue, meist märchenhafte Zusätze zu ihrem Namen. Rosalie und Jacob etwa. Oder, aber das war nur eine kurze Phase, Rosalie und das fliegende Pferd. Doch nicht nur das stellt sie als Songwriterin heraus; mit der aktuellen Combo Rosalie und Wanda hat sie gerade das Album „Meister Hora“ fertig gestellt. Und die Songs auf „Meister Hora“ unterstreichen den bisherigen Stil Rosalies: So ist zum einen nicht zu überhören, dass sie Jazz-Gesang studiert hat. Und dass sie auch in Kompositionsfragen – für zwei Filme hat sie bereits die Musik geschrieben – weiß, was sie tut. Doch mischt sie dieses Könnertum mit einer bestechlichen Lässigkeit: Die Songs plätschern unaufgeregt dahin, ihre Stimme – in Deutsch und in Englisch – lädt zum Zuhören und Eintauchen. Die Stücke zeigen ihre musikalische Komplexität erst auf den zweiten Eindruck. Dabei erinnern sie ein wenig an die späten Sachen von Norah Jones – die auch unüberhörbar aus dem Jazz kommt, und durch Gitarren und Shanty-Rhythmen aber andere Türen öffnet – oder an die epischen Moritaten Kurt Weills.

Gerade ist Rosalie mit ihren beiden Mitstreitern an Gitarre und Schlagzeug auf der Suche nach einer geeigneten Plattenfirma, was sich nicht allzu schwierig gestalten dürfte: Denn trotz der Verschrobenheit der Bandnamen und dem Hang zur surrealistischen Märchenwelt – auch in den wunderbar assoziativen Texten – ist ihre Musik ausgesprochen verführerisch.

Von Rita Argauer