Band der Woche: Inside Golden

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Inside Golden spielen eine Musik, für die sie eigentlich viel zu jung sind: Blues. Und das ist auch gut so, denn die Musiker eint eine Liebe zu echten, analogen Sounds.

Das Ziel ist erst mal unklar. Wenn junge Menschen beginnen, Musik zu machen, liegen da oft ganz unterschiedliche Intentionen darunter: Ausgleich zum Alltag etwa. Oder Rebellion. Gesellschaftspolitisches Sendungsbewusstsein oder vielleicht auch ein wenig der Traum, mit der eigenen Musik berühmt zu werden. Das Berühmtwerden erfolgt in den seltensten Fällen jedoch auf einen Schlag, vielmehr ist das ein schleichender Prozess. Zuerst kennt die Band keiner. Dann kommen erste Auftritte, der Name spricht sich rum. Erst im Stadtviertel, später dort, was man als Szene bezeichnet. Also meist bei anderen Musikern, die in der selben Stadt in denselben Clubs auftreten.

Und da hört der Weg zur Berühmtheit dann bei den meisten auch schon wieder auf. Eine der wenigen Ausnahmen ist der junge Münchner Bluesmusiker Jesper Munk. Bei dem hörte das stetige Steigen der Bekanntheit überhaupt nicht auf, der wurde einfach weiter in kleinen Schritten immer berühmter. Vor dem Berühmtwerden hatte Jesper Munk jedoch in einer Münchner Szene-Band gespielt. Und die Mitglieder dieser Band, die unter dem Namen Lila’s Riot auftrat, haben sich nun ohne den berühmt gewordenen Jesper Munk, neu formiert. Inside Golden nennt sich das Quartett, der mittlerweile Anfang 20-jährigen Musiker. Und die lässige Haltung, mit der die vier Musiker eine irgendwo Teenager-verklärte Variante des Altherren-Trübsal-Genres Blues heraushauen, ist bemerkenswert.

Der Blues übt sowieso eine Faszination auf diese spezielle Mikro-Szene Münchens aus. Da gibt es durchaus noch ein paar mehr, außer dem Blues-Poster-Boy Jesper Munk, die mit verhangener Rückwärtsgewandtheit einen Stil spielen, für den sie eigentlich viel zu jung sind. Die doch mittlerweile ebenfalls ansehnlich bekannt gewordene Whiskey Foundation etwa, die Blues-Hippies Ni Sala und die Hard-Rock-Blueser The Black Submarines. Das ist die Gesellschaft, in der sich auch Inside Golden wohl fühlen, die den Songwriter Matthew Austin oder Henny Gröblehner alias Pour Elise zu ihrem erweiterten Szene-Freundeskreis zählen. Vereint sind sie alle durch eine in Zeiten von heimischen Laptops-Studios und elektronischer Musikproduktion fast aus der Zeit gefallene Treue zu akustischen oder im Falle von Verstärkern zur elektroakustischen Tonerzeugung: „Uns eint die Liebe zum analogen Sound, verzerrten Röhrenverstärkern, echten Drums“, erklären Inside Golden, die sich vor der Aufgabe sehen, „mit den uns gegebenen Mitteln Musik zu machen“. Dass dabei Musik entstehen soll, die trotzdem in der heutigen Zeit als relevant und modern angesehen werden kann, ist dabei Voraussetzung für die Band, die in diesem Jahr eine erste EP veröffentlichen möchte und möglichst viele Konzerte plant. 

Die Musik, die sie im vergangenen Jahr schon in ein paar Konzerten live präsentierten, hat dabei einen recht besonderen Charme. Denn Inside Golden verwirklichen wohl am konsequentesten einen Blues-Sound, der der Unentschlossenheit der digital verwöhnten Millennial-Generation entspricht. Sie vermitteln das Gefühl eines innerlichen Brennens, während der äußerliche Rahmen der Musik sich in Lo-Fi-Ästhetik durch schwere Blues-Harmonien schleppt und den Klang der glühenden Röhrenamps zum Hauptträger der Musik macht. Sie sind damit noch ein wenig lethargischer als ihre alten Vorbilder Jimi Hendrix oder Bob Dylan. Und gleichzeitig vermittelt diese Musik ein schwach, aber konstant glühendes Aufbegehren. Nichts löst sich da ein. Und genau das macht es verheißungsvoll. Die musikalisch erzählte Erinnerung an Rock ’n’ Roll-Exzesse, die die joggende Gesundheitsjugend heutzutage so nicht mehr praktiziert.  

Text: Rita Argauer

Foto: 

Käthe deKoe

Die Band der Woche: SweetLemon

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SweetLemon nennen sich die beiden Schwestern Lena und Sophie Haslberger, wenn sie Musik machen – eine Mischung aus klassischer Musik und Hipster-Blues, die sehr gut in unsere Zeit zu passen scheint.

Es muss ja nicht gleich so enden wie bei den Kessler-Zwillingen: als prominentes, aber gleichsam skurriles, aneinander gekettetes Show-Paar. Denn obwohl dieses Geschäft schon immer Gefallen gefunden hat an Geschwister- und Zwillingskonstellationen, birgt das doch eine gewisse Gefahr. Von den Jackson 5 bis zur Kelly Family – die Familienverbundenheit suggeriert auch in der Popmusik den perfekten Bandzusammenhalt inklusive der Traumfamilie, die die vielen Scheidungskinder, die zu den Fans der letzteren wurden, nie hatten. Der Traum der perfekten Familie ist für die psychische Stabilität der Künstler-Geschwister ungleich verheerender: Konkurrenz und die Arbeit vermischen sich mit dem Privaten, mit dem Familienleben. Es gibt aber auch gesündere Beispiele musizierender Geschwister. Etwa in Fiona Apples Song „Hot Knife“. Dessen Harmonik ergibt sich fast ausschließlich aus den Stimmen, die Apple zusammen mit ihrer Schwester singt, die ein ähnlich spezielles Timbre hat wie sie, was zu einem besonderen musikalischen Moment führt, der ohne die hörbare Verwandtschaft der Stimmen wahrscheinlich so nie entstanden wäre.

Diesen Vorteil genießen auch die Zwillingsschwestern Lena und Sophie Haslberger. Von Kindheit an sangen sie gemeinsam, etwa auf langen Autofahrten, seit ein paar Jahren nutzen sie die miteinander aufgewachsenen und aneinander gereiften Singstimmen als Sweet Lemon zur professionellen Musikerschaffung. Mittlerweile sind sie 17 Jahre alt und gemeinsam mit dem Schlagzeuger Konsti Schlüter und dem Bassisten Olivier Splawski hat sich ihre Musik vom talentiert kuriosen Teenager-Schwestern-Duo, das sie noch vor einigen Jahren waren, zum ernst zu nehmenden Vorschlag einer Pop-Jazz-Spielart gewandelt. Sonderlich aufrührend ist die zwar immer noch nicht. Dennoch schaffen sie es, nicht an der Oberfläche zu verharren, über die so manch hübsche Soulstimme in Kombination mit Klavier, Bass und Akustik-Gitarre nicht hinauskommt. Vielleicht liegt das bei Sophie und Lena auch an einer gewissen Kenntnis klassischer Musik, die sie mit einer selbstbewussten Unverblümtheit benutzen.

Denn ganz selbstverständlich tauchen in den Songs ihres Debüt-Albums Zitate klassischer Musik auf. Das Stück „Inner Rhythm“ etwa beginnt mit der gleichen Akkord-Folge wie Chopins posthume cis-Moll-Nocturne. Oder „Behind your walls“: Der warme, nach unten gehende Synthie-Streicher-Lauf erinnert harmonisch an Bachs berühmtes Air aus dessen dritter Orchestersuite. Doch anstatt sich von der Schwere der musikalischen Geschichte, auf die sie da verweisen, erdrücken zu lassen, mischen die Schwestern lieber leicht karibisch angehauchte Gitarrenpatterns darüber, lassen Hi-Hat-Schläge auf die Klavier-Schwere tackern und singen mit ihren großartig volumenreichen Stimmen als Hipster-Blueserinnen, ohne das Raue und Verrauchte, was etwa Billie Holiday und Nina Simone ihren Stimmen noch mitgaben.

Doch diese neue Leichtigkeit im Blues passt gut zur heutigen Zeit. Und so spricht die Musik von Sweet Lemon sowohl die generationsmäßig echten Billie-Holiday-Hörer an als auch die Altersgenossen der Musikerinnen. Etwa in diversen Bandwettbewerben, bei denen Sweet Lemon bisher gepunktet haben. Im vorigen Herbst konnten sie sich einige Runden im Emergenza- Aussieben halten, gerade haben sie es in die Endrunde des Sprungbrett-Wettbewerbs geschafft. Vor dem Finale erscheint jedoch noch ihre erste Single, am Freitag, 18. März. Das Album „Inner Rhythm“ folgt am Freitag, 1. April.  

Stil: Hipster-Blues
Besetzung: Lena und Sophie Haslberger (Gesang, Songwriting, Gitarre, Klavier), Konsti Schlüter (Schlagzeug), Olivier Splawski (Bass)
Aus: München
Seit: 2013
Internet: soundcloud.com/sweetlemonofficial

Foto: Simon Gehrig

Von: Rita Argauer

Ein Abend mit: Jesper Munk

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„Wunderkind“-das hört und liest man zur Zeit oft über den 23-jährigen Musiker Jesper Munk. Eine steile Karriere hat der
junge Deutsch-Däne schon hinter und bestimmt auch noch vor sich. 
Wir
haben ihn ausnahmsweise mal nicht nach seiner rauchigen Blues-Stimme gefragt,
sondern nach einem typischen Abend in seiner Heimatstadt München.

Der beste Ort zum Vorglühen:
Am Ufer der Isar, auf einer der tausend Baustellengerüste oder einfach Zuhause


Danach geht’s  ins/zu:

Holy Home oder Unterdeck

Mit dabei ist/sind immer…

… zu wenig Kippen, zu wenig Bargeld und die illusionierte Vorfreude auf den
Kater.


An der Bar bestelle ich am liebsten:

Bier und Whiskey, einfach nur Bier, einfach nur Whiskey, Oldfashioned,
Gin’n’Tonic, Absinth, Jägermeister, Vodka.


Betrunken philosophiere ich über:

deine Philosophie.


Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Im Moment „Touch The Leather“ von Fat White Family


Mein Tanzstil in drei Worten:

nicht vorhandenes game


Der Anmachspruch zieht immer:

Hi, mein Name ist Jesper. Ich spreche mit mir selbst, wenn ich alleine bin.


Meine dümmste Tat im Suff war:

Fingerbruch.


Das beste Katerfrühstück gibt`s im/bei:

Im Maria, oder bei Timm und mir (Scrambled eggs)


Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:

Platzhirsch

Stephanie Albinger

Foto: Daniel Glasl

Band der Woche

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Musiker Matthew Austin kommt ursprünglich aus Manchester, schließlich hat es ihn aber nach München verschlagen. In seinen musikalischen Anfängen beeinflusst haben ihn die Gitarristen Jimi Hendrix und Kurt Cobain – mit denen er etwas gemeinsam hat.

Es gibt einen Schlag von Gitarristen, die auf der Bühne wirken wie diese Suchbilder, auf denen man den Fehler finden muss. Kurt Cobain war so einer, Jimi Hendrix auch; und ebenso der Songwriter Matthew Austin (Foto: Michael Müller). Es liegt am Instrument – alle drei halten die Gitarre falsch herum, haben aber keine speziell gebaute Linkshänder-Gitarre. Das führt dazu, dass die Stimmwirbel nach unten schauen, weil die Saiten einfach anders herum aufgespannt wurden. Als Matthew das zum ersten Mal gemacht hat, war das ein wichtiger Moment für ihn: „Ich habe mich an der Gitarre gequält“, erzählt er, bis sein Vater ihn daran erinnerte, dass er Linkshänder sei – er tauschte die Saiten und konnte plötzlich viel leichter spielen: „Das war der Punkt, an dem ich angefangen habe, Musik zu machen.“
Das war noch als Teenager, in Manchester, wo Matthew aufgewachsen ist und seine erste Band gegründet hat. Beeinflusst haben ihn dabei auch die beiden berühmten Linkshänder-Gitarristen: Jimi Hendrix hat er als Kind gehört. Und Nirvanas „Nevermind“ sei ein Erweckungserlebnis für ihn gewesen. Doch mit der zum Teil ganz schön zerstörungslustigen Musik der beiden Rock-Gitarristen haben die Songs von Matthew nicht mehr viel zu tun. Seine Band ist in England geblieben, während er alleine nach Deutschland gezogen ist – erst nach Berlin und dann für ein Praktikum nach München, wo er geblieben ist. Und dementsprechend macht er momentan auch alleine Musik: Sanfte Pickings an einer halbakustischen Gitarren, bluesige Harmonien, und eine weiche Stimme darauf, ab und an kommt eine Mundharmonika dazu. Das ähnelt eher Bob Dylan in seinen Folk-Phasen – und nach dem Klischee britischer Musik klingt das auch nicht. Eher drückt die schwüle Teilnahmslosigkeit der Musik der US-amerikanischen Südstaaten auf Matthews Songs, die eben oberflächlich ein wenig sediert, aber innerlich ganz schon aufgebracht wirken. Zwei EPs hat er bisher veröffentlicht, darauf Titel, die auf ähnliche Weise düster schwirren: „Hide & Seeking“, „No Foundation“ oder „The Darkest Hour“. Letzteres hat er auch gerade in einem Trödelshop für die Münchner Hauskonzerte aufgenommen – er ist also angekommen in der Musikszene der Stadt.
Das zeigt sich auch an seinem Konzertkalender: Gerade ist er bei der Langen Nacht der Musik bei der Veranstaltung des Radiosenders M 94.5 aufgetreten, nun steht die Hauptrunde des Sprungbrettwettbewerbs an, gefolgt vom Hipster-Festival „Panama Plus“ und dem Stadt-Land-Rock-Festival der SZ.  

Stil: Akustik / Blues / Folk
Besetzung: Matthew Austin (Gitarre, Gesang)
Aus: Manchester / München
Seit: 2013
Internet: www.fayreground.com

Rita Argauer

Foto: Michael Müller

Black Submarines

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Das Quietschgelb der Yellow Submarine hat sie kurzerhand etwas verdunkelt: die Münchner Band Black Submarines. Diesen Freitag stellen sie ihr Album im Münchner Club Strom vor.

Die psychedelische Zeichentrick-Komik der Beatles ist eigentlich weit entfernt von staubigem Bluesrock. Doch sobald Unterseeboote und Popkultur zusammentreffen, stellt sich zwangsläufig die Assoziation mit der Yellow Submarine ein. Deren quietschiges Gelb hat die Münchner Band Black Submarines (Foto: Sabrina Liebl) einfach ein wenig verdunkelt. Und so hört sich auch deren Musik an: Die feine Ironie und Überzeichnung der Beatles wird bei dem Quartett durch eine rauere und rockige Ernsthaftigkeit ersetzt.

In München gibt es seit ein paar Jahren eine konstant wachsende Blues-Rockszene: The Whiskey Foundation, Bequerels oder die Gipsy Beards spielen alle recht rotzigen, groovenden und vor allem ein wenig aus der Zeit gefallenen Blues-Rock.

Die Black Submarines, deren Releasekonzert zum ersten Album nun bevor steht, reihen sich dort ein: Der melodiöse und mehrstimmige Gesang von den beiden Gitarristen Benny May und Richy Strobl sowie dem Bassisten Carl Muschol wird über stampfende Mid-Tempo-Songs gesetzt, die alle die typische Lethargie von zu schwülem Wetter oder zu viel Alkohol in sich tragen. Eher im Country angelegte und von Akustik-Gitarren dominierte Nummern wechseln sich auf dem Album „Waiting for the Time“ mit treibenden Stücken ab.

Der Aufnahmequalität des Albums hört man allerdings die Gegenwart an: Sauber und druckvoll sind die Beats, die den etwas verwaschenen Sound anschieben. Die Klarheit, die der an Elektro- und Club-Musik geschulte Münchner Musiker Beni Brachtel, der sich für die Aufnahme verantwortlich zeigte, in die Musik einbrachte, macht Sinn.

Und eine Nische haben die Musiker, die ihr Album am Freitag, 20. Februar, im Münchner Club Strom vorstellen, auch schon gefunden: Seit ihrer Gründung 2011 haben sie immer wieder Musik für Theaterstücke oder Filme gemacht. Etwa für das Stück „Fear No Fear“ am Theater-Werk München oder für einen Film über Free-skiing. Denn Musik, die so mit einer nostalgischen Ausstrahlung spielt wie die der Black Submarines, macht sich in erzählenden Medien immer besonders gut.

Rita Argauer

Stil: Blues / Country / Rock 

Besetzung: Benny May (Gesang, Leadgitarre), Richy Strobl (Gesang, Gitarre, Harmonika), Carl Muschol (Bass, Gesang), Sascha Dick (Schlagzeug, Percussion) 

Aus: München 

Seit: 2011 

Internet: www.theblacksubmarines.com

Twin Tone Trigger

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Sturm und Drang mit Garage-Rock und Blues – eine Kombination, die zu funktionieren scheint. Ihre erste EP muss die Band Twin Tone Trigger neu auflegen, weil sich die bereits ausverkauft hat.

Auch Ungeduld ist manchmal eine Tugend. Allerdings müssen die richtigen Vorrausetzungen geschaffen werden, um das Sprichwort auf die Attitüde jugendlicher Stürmer und Dränger umzumünzen. Die beiden Münchner Musiker Kevin Ippisch und Alex Rupp sind von dieser Ungeduld getrieben. Vor ungefähr einem Jahr haben sie sich beim Ausgehen kennengelernt und beschlossen gemeinsam Musik zu machen, die erste Bandprobe folgte kurz darauf und das erste Konzert als Twin Tone Trigger (Foto: Pascal Murgas) spielten sie dann auch gleich im Anschluss an die erste Probe. Doch der Sound, den sie sich für diese Hau-Drauf-Nummer ausgesucht haben, passt sehr gut. Ja, eigentlich braucht diese Form von bluesigem Garage-Rock genau diese etwas unausgegorene Unbeschwertheit.

Alex‘ Schlagzeug rumpelt und kracht, die Gitarre zerrt so arg, dass der Klang ab und an in atonalen Krach kippt und Kevins Stimme klingt ganz leicht so, als würde er durch einen Telefonhörer singen. Doch in diesen wüsten Sound legt das Duo all seine Liebe für Blues und Rock. Und die reicht immerhin von den ganz typischen pentatonischen Skalen der Sechzigerjahre zum Black Rebel Motorcycle Club und den White Stripes. Einen großen Vorteil bringen die beiden jedoch mit: Sie mögen neben diesen klassischen Bluesrockern auch Bands wie Sonic Youth und Joy Division. Und so ist ihrem Sound anzuhören, dass sie nicht versuchen, ihre Vorbilder originalgetreu zu reproduzieren. Vielmehr lagern sie die düstere Trockenheit von Joy Division an den hitzigen Bluessound genauso an wie Sonic Youths Krachexperimente.

Im vergangenen Jahr spielten sie sich durch sämtliche Münchner Clubs und müssen nun ihre erste EP neu auflegen, weil sich die bereits ausverkauft hat. Und mit einer besonderen Ehre beschließen sie diesen Monat: Am Freitag, 30. Januar, treten sie als Vorgruppe der Münchner Band Pardon Ms. Arden auf, die in der Kranhalle des Münchner Feierwerks ihr Abschiedskonzert geben wird.

Von Rita Argauer

Stil: Garage-Rock / Blues / Post-Punk
Besetzung: Kevin Ippisch (Gitarre, Gesang), Alex Rupp (Schlagzeug)
Aus: München
Seit: 2013
Internet: soundcloud.com/twintonetrigger

Loopin‘ Lab (Industrial-Blues)

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Jahr: 2014, Woche: 27

Nun ist das Loopen an sich keine Neuerung mehr. Doch Gitarrist Sascha Bibergeil und Bassist Michael Cramer benutzen die kleinen Helferlein auf ganz andere Art. „Handmade-Industrial“, nennen sie ihren Musikstil.

Wie eine Mischung aus Daniel Düsentrieb und dem verrückten Hutmacher wirken die beiden Musiker. Und auch der Bandname sagt: Hier handelt es sich um ein Labor. Ein Labor, in dem das Münchner Duo versucht, ganz alte Pop-Musik-Schemen mit ganz neuartigen Mitteln umzusetzen. Loopin’ Lab (Foto: privat) nennen sich die beiden Musiker Sascha Bibergeil und Michael Cramer, vor ungefähr einem Jahr haben sie sich zusammen getan, die Gigs und Anfragen für das schräge Paar häufen sich derzeit.

Nun ist das Loopen – also die kleinteilige Wiederholung einzelner Riffs und Rhythmen durch Effektgeräte – an sich keine Neuerung mehr. Diese ganzen kleinen Fußtreter, die die perfektionistische Version eines Kassettenrekorders mit Record-Funktion sind, die dann das Aufgenommene auch noch unbegrenzt häufig wiedergeben können, haben bei diversen Musikern Einzug gehalten. Ganze Bands entstanden durch diese Geräte, die damit, meist im Indie-Bereich angesiedelt, verspielte und klimpernd niedliche Sounds machen. Doch Gitarrist Sascha Bibergeil und Bassist Michael Cramer benutzen die kleinen Helferlein auf ganz andere Art. „Handmade-Industrial“, nennen sie ihren Musikstil. Damit meinen sie jedoch nicht den elektronisch angehauchten Gothic-Metal à la Nine Inch Nails. „Der industrielle Sound, das Mächtige, Stampfende, mitunter Brachiale dieser Musik hat uns schon immer gefallen“, sagt Michael, doch sie benutzen die Attitüde dieser Musik und setzen sie auf raue Blues-Riffs und Rock ’n’ Roll-Licks aus der ganz frühen Phase der Popmusik. Doch durch die Loop-Effekte und die Zugabe unkonventioneller Sound-Quellen wie dem surrenden Pfeifen eines Akku-Schraubers, wird diese Musik in ein neues Licht gestellt. Die Übergänge und Tempi sind trocken und brutal, nichts darf sich verändern oder schwankend atmen wie Blues – dann wäre das Live-Konzertieren mit den Loop-Geräten hinfällig.
Loppin’ Lab geben dieser warmen und altmodischen Musik einen unterkühlten Charakter, der die verstörende Distanziertheit von Clockwork-Orange in sich trägt. Bei so viel Neuartigem stört dann auch Altbekanntes weniger. Ganz im Gegenteil: So entwickelt etwa der so oft gehörte absteigende Basslauf aus „Hit the Road, Jack“ im Song „When Love Ends“ einen schönen Wiedererkennungseffekt. Demnächst planen sie eine Zusammenarbeit mit „Mixed Munich Arts“, dem Zwischennutzungsprojekt im alten Heizkraftwerk. Der alte Industrie-Charme des Gebäudes dürfte eine schöne Symbiose mit dieser Musik ergeben. Rita Argauer

Stil: Industrial-Blues
Besetzung:
Sascha Bibergeil (Gitarre, Gesang und Loops), Michael Cramer (Bass, Gesang und Loops)
Aus:
München
Seit:
2013
Internet:
www.loopinlab.com

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Organ Explosion (Blues)

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Die Blues-Band Organ Explosion verkehrt Kontexte von innen nach außen und mischt so die Popwelt auf: mit alten Instrumenten, die in Zeiten vorherrschend elektronischer Musikproduktion durch eigenen Klang hervorstechen, haben sie jetzt ein Debüt-Album herausgebracht, das musikalisches Alt und Neu vermischt.

Die Innereien brechen heraus. Vor Freude kann das passieren, dieses innerliche Explodieren. Die Band Organ Explosion (Foto: Christoph Lohr) hatte aber vermutlich anderes im Sinn, als sie sich diesen Namen gab. Immerhin spielt die Orgel als Instrument in ihrer Musik eine größere Rolle als herausberstende Organe – eine schöne Doppeldeutigkeit schafft die Blues-Band aus München damit aber trotzdem, immerhin kehren sie als Jazzer in der Popszene musikalische Genres und Kontexte von innen nach außen.

Seit 2011 spielt das Trio zusammen – Schlagzeug, Bass und Tasten. Aber diese Tasten sind besonders: Denn Keyboarder, Organist, Pianist Hansi Enzensberger spielt ausschließlich alte Instrumente; also keine Cembali aus dem 17. Jahrhundert, doch ein bisschen erinnert die Musik von Organ Explosion tatsächlich an die Form der historischen Aufführungspraxis, die man aus der Klassik kennt. Der Sound von Hammond-Orgeln etwa konnte digital nie richtig nachgeahmt werden, mit dieser Wärme und Weichheit. Oder ein Rhodes-Piano, dass einen Verstärker braucht und deshalb immer leicht, aber nie störend verzerrt klingt. All diese Instrumente hat das Trio ausgegraben und daraus ein Debüt-Album geschaffen, das klingt, als sei es von 1970. Das Songwriting darauf aber weiß sehr wohl, was musikalisch in der Zeit seit den Sechzigerjahren passiert ist. Funk und Blues erklingen als Grundlage, werden aber von der Härte und Kompromisslosigkeit des Punks durchmischt und kennen die akademische Grundlage des Jazz. Da kommen die Musiker auch her. Wie derzeit so viele aufregende junge Bands haben auch Organ Explosion Musik studiert und mischen mit diesem Wissen die Popwelt auf.

So steigt der Song „Strange Normal“ auf ihrem selbstbetitelten Debüt noch recht unaufgeregt funkig-blueshaft ein, dann aber überrascht das Folgestück „Sneeky“ mit einem Orgelsound der nach spacigen Synthesizern klingt und von einem Disco-Offbeat angetrieben wird. Für so viel Experimentierfreude konnten sie das Jazzlabel „Enja“ gewinnen, auf dem schon die ebenfalls studierte Musikerin Monika Roscher ihr Debüt veröffentlichte. Und auch die drängte mit ihren Jazz-Wurzeln erfolgreich wie erfrischend in den Popkontext.

Stil: Funk, Jazz, Blues.

Besetzung: Hansi Enzensperger: Tasten; Ludwig Klöckner: Bass; Manfred Mildenberger: Drums.

Aus: München.

Seit: 2011.

Internet: www.facebook.com/organexplosion.

Von Rita Argauer

Nick and the Roundabouts (Folk / Blues / Alternative-Country)

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Der Sänger der Band Pardon Ms. Arden hat ein neues Solo-Projekt: Nick and the Roundabouts. Auf seinem neuen Album orientiert sich Nick Sauter mehr am Blues und Alternative-Country.

Nick Sauter (Foto: Laura Gabler) hat seinen Kontinent verlassen. Musikalisch zumindest. Denn der Sänger von Münchens Britrock-Darlings Pardon Ms. Arden sucht die Inspiration für sein Solo-Projekt Nick and the Roundabouts nicht mehr in Englands reichhaltiger Pop-Szene. Dabei konnten Pardon Ms. Arden das wirklich gut. Als die Münchner Szene vor einigen Jahren von allerhand England-affinen Bands heimgesucht wurde, waren Pardon Ms. Arden wohl die, die am meisten Erfolg hatten.

Im vergangenen Jahr trennten sie sich von Flowerstreet Records, um fortan auf ihrer eigenen Plattenfirma „PMA Records“ zu veröffentlichen. Darauf ist nun auch Nicks Solo-Album erschienen. Schon der Titel verrät, dass es ihn ganz tief in den Süden der USA verschlagen hat. So frönt er auf „Buffalo Church Choir“ unverhalten heruntergekochten Blues-Gitarren, Banjos und Mundharmonika-Soli. Und Nicks Stimme klingt nun mehr nach Bob Dylan als nach Liam Gallagher. „Ich liebe Musik wie Blues, Alternative-Country und Singer-Songwriter-Sachen“, erzählt Nick. Nach dem turbulenten Jahr 2012, in dem es ihn mit Pardon Ms. Arden auch auf riesige Festivals wie das „Frequency“ in Österreich oder das „Sziget Festival“ in Ungarn verschlagen hat, sei es nun um Nicks Hauptband gerade ein wenig ruhiger: der perfekte Zeitpunkt für Nick and the Roundabouts. Das ist sein alleiniges Baby, obwohl er auch gerne mal mit einer Live-Band auftritt. Und in die könnten sich dann schon auch mal Mitglieder von Pardon Ms. Arden verirren.

Stil: Folk / Blues / Alternative-Country.
Besetzung: Nick Sauter: Gitarre, Gesang; manchmal mit live Band.
Aus: München.
Seit: 2012.
Internet: http://nickroundabouts.tumblr.com.

Von Rita Argauer

Finn Nelé (Folkrock / Blues)

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Jahr: 2013, Woche: 19

Ein bisschen Pete Doherty, ein bisschen Grunge: Die One-Man-Show Florian Elsner alias Finn Nelé! Im Juni veröffentlicht der Musiker mit der brüchigen, kaputten Stimme und dem dreckig klingenden Sound sein neues Album.

Nachdem die Gitarre mit den amerikanischen Strokes und den britischen Libertines Mitte der Nullerjahre eine Renaissance erlebte, gibt es wieder unzählige Jungs, die Gitarre spielen. Florian Elsner (Foto: Liane Goller), der eigentlich aus Murnau am Staffelsee kommt, aber gerade die Münchner Szene ziemlich aufmischt, ist einer von ihnen. Und doch sticht er ein wenig heraus. Auch wenn er das eigentlich gar nicht so geplant hat. Denn ihm ging es von Anfang an nur um die Musik, wie er erzählt.

Er nennt sich als Musiker Finn Nelé und erlangt mit seinen irgendwie dreckig und direkt klingenden Songs durchaus Aufmerksamkeit. Rhythmisch sind die Lieder im Blues angesiedelt – wie eigentlich alle gut drückenden Rock-Songs. Und auch Florians Stimme klingt eher brüchig, so als hätte er sich in seiner Pubertät in diversen Punkbands die Seele aus dem Leib geschrien. Doch sein musikalischer Werdegang verlief ganz bürgerlich: acht Jahre klassischer Klavier-Unterricht. Mit 17 Jahren nahm er dann die Gitarre in die Hand und begann zu singen. „Am Anfang war meine Stimme wahnsinnig schlecht“, sagt er, dann hätte er täglich stundenlang gespielt und gesungen. Und jetzt finde er sie nicht mehr ganz so unausstehlich. Doch dem Reiz des Kaputten erlagen schon viele, suggeriert der doch eine ganz unmittelbare und authentische Art der Hingabe des Musikers.

Jetzt steht Mitte Juni die Veröffentlichung seines Albums an. Mit Songs, die ein wenig nach Pete Doherty klingen, ein wenig den Geist einer abgerockten Grunge-Band atmen – und die er dennoch ganz alle alleine geschrieben hat und nur mit Akustik-Gitarre und ein wenig Percussion spielt. Eine One-Man-Show, energetisch ist da trotzdem immer eine imaginäre Band zu spüren. Rita Argauer

Stil: Folkrock/Blues
Besetzung: Finn Nelé alias Florian Elsner
Aus: Murnau am Staffelsee
Seit: 2010
Internet: https://www.facebook.com/pages/Finn-Nele

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.