Inside Golden spielen eine Musik, für die sie eigentlich viel zu jung sind: Blues. Und das ist auch gut so, denn die Musiker eint eine Liebe zu echten, analogen Sounds.
Das Ziel ist erst mal unklar. Wenn junge Menschen beginnen, Musik zu machen, liegen da oft ganz unterschiedliche Intentionen darunter: Ausgleich zum Alltag etwa. Oder Rebellion. Gesellschaftspolitisches Sendungsbewusstsein oder vielleicht auch ein wenig der Traum, mit der eigenen Musik berühmt zu werden. Das Berühmtwerden erfolgt in den seltensten Fällen jedoch auf einen Schlag, vielmehr ist das ein schleichender Prozess. Zuerst kennt die Band keiner. Dann kommen erste Auftritte, der Name spricht sich rum. Erst im Stadtviertel, später dort, was man als Szene bezeichnet. Also meist bei anderen Musikern, die in der selben Stadt in denselben Clubs auftreten.
Und da hört der Weg zur Berühmtheit dann bei den meisten auch schon wieder auf. Eine der wenigen Ausnahmen ist der junge Münchner Bluesmusiker Jesper Munk. Bei dem hörte das stetige Steigen der Bekanntheit überhaupt nicht auf, der wurde einfach weiter in kleinen Schritten immer berühmter. Vor dem Berühmtwerden hatte Jesper Munk jedoch in einer Münchner Szene-Band gespielt. Und die Mitglieder dieser Band, die unter dem Namen Lila’s Riot auftrat, haben sich nun ohne den berühmt gewordenen Jesper Munk, neu formiert. Inside Golden nennt sich das Quartett, der mittlerweile Anfang 20-jährigen Musiker. Und die lässige Haltung, mit der die vier Musiker eine irgendwo Teenager-verklärte Variante des Altherren-Trübsal-Genres Blues heraushauen, ist bemerkenswert.
Der Blues übt sowieso eine Faszination auf diese spezielle Mikro-Szene Münchens aus. Da gibt es durchaus noch ein paar mehr, außer dem Blues-Poster-Boy Jesper Munk, die mit verhangener Rückwärtsgewandtheit einen Stil spielen, für den sie eigentlich viel zu jung sind. Die doch mittlerweile ebenfalls ansehnlich bekannt gewordene Whiskey Foundation etwa, die Blues-Hippies Ni Sala und die Hard-Rock-Blueser The Black Submarines. Das ist die Gesellschaft, in der sich auch Inside Golden wohl fühlen, die den Songwriter Matthew Austin oder Henny Gröblehner alias Pour Elise zu ihrem erweiterten Szene-Freundeskreis zählen. Vereint sind sie alle durch eine in Zeiten von heimischen Laptops-Studios und elektronischer Musikproduktion fast aus der Zeit gefallene Treue zu akustischen oder im Falle von Verstärkern zur elektroakustischen Tonerzeugung: „Uns eint die Liebe zum analogen Sound, verzerrten Röhrenverstärkern, echten Drums“, erklären Inside Golden, die sich vor der Aufgabe sehen, „mit den uns gegebenen Mitteln Musik zu machen“. Dass dabei Musik entstehen soll, die trotzdem in der heutigen Zeit als relevant und modern angesehen werden kann, ist dabei Voraussetzung für die Band, die in diesem Jahr eine erste EP veröffentlichen möchte und möglichst viele Konzerte plant.
Die Musik, die sie im vergangenen Jahr schon in ein paar Konzerten live präsentierten, hat dabei einen recht besonderen Charme. Denn Inside Golden verwirklichen wohl am konsequentesten einen Blues-Sound, der der Unentschlossenheit der digital verwöhnten Millennial-Generation entspricht. Sie vermitteln das Gefühl eines innerlichen Brennens, während der äußerliche Rahmen der Musik sich in Lo-Fi-Ästhetik durch schwere Blues-Harmonien schleppt und den Klang der glühenden Röhrenamps zum Hauptträger der Musik macht. Sie sind damit noch ein wenig lethargischer als ihre alten Vorbilder Jimi Hendrix oder Bob Dylan. Und gleichzeitig vermittelt diese Musik ein schwach, aber konstant glühendes Aufbegehren. Nichts löst sich da ein. Und genau das macht es verheißungsvoll. Die musikalisch erzählte Erinnerung an Rock ’n’ Roll-Exzesse, die die joggende Gesundheitsjugend heutzutage so nicht mehr praktiziert.
Text: Rita Argauer
Foto:
Käthe deKoe