Die Wiesn ist zwar zu Ende, ich fahre aber noch Karussell. Gedankenkarussell. Ich weiß, dass es besser wäre auszusteigen. Aber es ist halt immer das Gleiche: Ich fahre so lange, bis mir schwindelig wird und am Ende habe ich wieder keine Antworten auf die Fragen, das Grübeln in meinem Kopf. Noch dazu lag ich die vergangenen Tage krank im Bett. Heute geht es mir den ersten Tag besser und ich hoffe, dass ich nächste Woche wieder mehr unter Menschen gehen kann. Denn auch das hilft mir, wenn die Gedanken sich wieder zu schnell drehen: Rausgehen, meine liebsten Freunde und Freundinnen treffen. Falls es euch gerade wie mir geht, kann das hier quasi eure Unternehmungs-Apotheke für die nächsten Tage sein. Ich hoffe, die unangenehmen Gedanken sind dann für eine Weile etwas stiller. Und bleibt gesund!
Unser Autor Max hat sich diese Woche einiges vorgenommen, ob er bei der Hitze – wie angekündigt – am Sonntag auch Radfahren wird, steht aber in den Sternen. Ein Besuch beim Lester-Fest sollte aber trotz der Temperaturen möglich sein – in der Glocke gibt es einen Biergarten
München – Carmen Wegge, 26, ist Rampensau und Schreiberling, seit zehn Jahren macht sie Poetry Slam. Entdeckt hat sie ihre Leidenschaft in der Slam-Kaderschmiede der Münchner Schauburg, die vor kurzem ebenfalls zehn Jahre alt wurde. In München organisiert sie den „Bless-The-Mic“-Slam in der Glockenbachwerkstatt und die Slam-Workshops in der Schauburg, die als größte Nachwuchsförderung von Poetry Slammern deutschlandweit gilt. Wenn sie nicht gerade auf der Bühne steht, studiert Carmen Jura.
SZ: Trockene Gesetzesbücher wälzen und auf der Bühne das Publikum mitreißen – wie passt das zusammen? Carmen Wegge: Jura war vor allem so ein gutes Studium für mich, weil es keine Anwesenheitspflicht oder Anforderung an den Schnitt vor dem Staatsexamen gibt. Deswegen konnte ich viel Slam machen. Ich hatte bestimmt zweieinhalb Jahre lang 20 Auftritte im Monat. Dafür war das Jurastudium ganz gut.
Was ist der Reiz beim Poetry Slam? Poetry Slam ist für mich gelebte Poesie. Es ist eine Erzählkultur. Man kommt auf die Bühne und erzählt den Menschen eine Geschichte, bringt ihnen Poesie zu Gehör. Das finde ich unglaublich schön. Die Menschen schlagen kein Buch auf, sondern kommen, sehen und hören den Poeten und merken dabei vielleicht viel eher, was er da-mit meint. Und Slammen ist natürlich auch Alltagspoesie. Poetry Slam ist in seinen Texten sehr schnelllebig, quasi am Puls der Zeit.
Zehn Jahre Poetry Slam – wie haben sich deine Texte verändert? Mein erster Text als Jugendliche ging über einen Jungen, der denkt, er ist in einem Computerspiel gefangen und muss seine Eltern töten. Ja, da war ich noch sehr morbide. Damals habe ich mich viel mit jugendlichen Problemen beschäftigt: von Germany’s Next Topmodel verarschen bis zur jugendlich nachdenklichen Sinnsuche im Leben. Inzwischen schreibe ich sehr viel politisch. Über Frauenrechte, Diskriminierung, Sicherheit und Datenschutz. Wenn Poetry Slam eine Bühne bietet, dann muss man sich auch trauen, kritische Dinge anzusprechen. Man erreicht so viele Menschen damit, da lohnt es sich auch, auf der Bühne politisch zu werden.
Wer politisch wird, will ja auch immer etwas bewegen. Es gibt viele, die sagen: Wenn ich mit meinen Texten nur bei einem was bewege, dann habe ich schon viel getan. Ich denke: Die meisten, die zu Slams kommen, haben schon ihre politische Meinung. Ich glaube, es geht eher darum, dass ich es mal gesagt haben will. Es ist wichtig, dass jemand auf der Bühne steht und sagt: Es läuft was falsch. Dieses und jenes muss sich ändern, lass uns das gemeinsam angehen.
Vor allem in der Förderung der U 20-Generation leistet ja die Schauburg einen wichtigen Teil. Wenn du zu den Anfängen zurückblickst: Was hat sich geändert? Eigentlich ist alles wie früher! Es sind nur neue junge Menschen, die auf derselben Bühne stehen. Es gibt immer noch drei Workshops: Storytelling für die Prosa-Geschichtenerzähler, Lyrik- und Performancepoesie sowie Rap. Es ist auch immer noch ein spannender Mix durch diese drei verschiedenen Bereiche.
Unterscheiden sich die Teilnehmer? Die Storyteller sind schon immer die Ruhigeren. Und dann gab es Creme Fresh, Keno und Fatoni im Rap-Workshop, den damals noch Nina Sonnenberg alias Fiva geleitet hat – die Rapper waren schon damals die Coolen. Es sind viele Talente aus der Schauburg hervorgegangen – zum Beispiel David Friedrich oder Moritz Kienemann, der jetzt am Volkstheater ist, oder die U 20-Meister Johannes Berger und Fee. Es ist schon eine kleine Kaderschmiede des deutschen Poetry Slams.
Was kann man als junger Poetry Slammer für sich selbst mitnehmen? Ein Slam ist einfach eine Wundertüte. Man weiß nie, was an dem Abend passiert. Man weiß nie, welche Texte gelesen werden. Es ist eine ganz eigene Dynamik, auch unter den Zuschauern. Man muss auch gar nicht immer selbst auftreten. Aber einfach Teil einer Künstlerszene zu sein und kreative Künstlerluft zu schnuppern – das würde ich jedem empfehlen.
Worauf kommt es an auf der Bühne? Ganz klar: Auf eine gute Stimme. Man muss den Menschen ins Gesicht schauen. Und man muss sich wohl fühlen. Wenn ich auf der Bühne bin, fühle ich mich, als würde ich da hingehören. Da ist die Welt in Ordnung.
Was kann man fürs Poetry Slammen lernen? Und was muss man tatsächlich einfach mitbringen? Man braucht schon ein Grundtalent, aber eigentlich nur in dem Sinne, dass man sich etwas traut. Viele denken, sie können nicht schreiben, zum Beispiel weil sie in der Schule nie gut in Deutsch waren. Bei Workshops an Schulen fällt aber auf: Oft sind die mit der Fünf in Deutsch diejenigen, die bessere Texte schreiben als die mit der Eins in Deutsch.
Kann man das lernen? Lernen kann man vor allem Poesie-Performance, also wie präsentiere ich mich auf einer Bühne? Das ist beim Slam ganz wichtig, weil ein Text kann noch so gut sein – wenn du ihn schlecht vorträgst, schweifen die Leute nach drei Sätzen ab und merken erst gar nicht, wie gut du bist. Auch bildhafte Sprache ist mit Schreibübungen lernbar. Das Wichtigste ist ja, dass man dem Publikum Bilder in den Kopf malt.
Interview: Elisabeth Kargermeier Foto: Sonja Marzoner
Bei Melissa dreht sich diese Woche alles um Kultur: Auf der Stroke und im Farbenladen gibt es Kunst zu sehen, bei “meine drei lyrischen ichs” werden Gedichte gelesen und zum Tanztheater geht es auch noch.
Die Woche startet schon mal gut: Feiertag! Dementsprechend
fällt der Freitag bei mir auch recht gemütlich aus. Ausschlafen, lesen,
vielleicht verbringe ich den Tag auch gleich ganz im Bett? Bei dem Wetter
sicherlich eine Option. Abends zieht es mich dann auf die Stroke Art Fair auf
der Praterinsel. Hier verbinden sich Kunst, Design und Musik. Gezeigt wird
Urban Art und zeitgenössische Kunst.
Das Wochenende steht ganz im Zeichen der Ausstellung „München – eine Sehnsucht“ im Farbenladen des Feierwerks. Doch bevor es für
mich zur großen Vernissage geht, muss erst einmal eine Stärkung her. Die hole
ich mir Samstag beim Foodbazar im Wannda Circus. Das Interessante: der
Food-Markt ist komplett vegan. Zudem wird Bio-Bier angeboten. Ich bin gespannt.
Jetzt aber schnell zur Ausstellungseröffnung im Farbenladen.
Auf Einladung der Jungen Leute Seite der Süddeutschen Zeitung stellen dort im
Mai 15 junge Künstler ihre Arbeit zum Thema „München – eine Sehnsucht“ aus.
Geöffnet hat der Farbenladen an den Wochenenden im Mai, sowie Donnerstag den 14.
Mai. Es gibt ein buntes, spannendes und abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit
Kunst, Musik und Lesungen. Die Vernissage am Samstag beginnt um 19 Uhr.
Musik gibt es von NINO EL DINO feat. Louisa
Auch am Sonntag zieht es mich ab 16 Uhr wieder in den
Farbenladen, denn heute trifft Lyrik auf Klebeband. Zum einen gibt es eine
Lesung mit Lyrik von Lina Augustin, Lara Theobalt, Daphne Weber, Julia Angerer
und Daniel Bayerstorfer. Zum anderen wird Tape-Künstler Felix Rodewaldt live
ein Kunstwerk aus Klebeband kleben. Der Abend wird von The Birdwatchers musikalisch
begleitet.
Das Wochenende war vollgepackt, deswegen starte ich am Montag
die Woche entspannt. Abends schaue ich vielleicht auf ein Bier in der
Glockenbachwerkstatt bei Bless the Mic vorbei. „Rap meets Poetry“, der Gewinner
wird vom Publikum gekürt und nimmt das goldene Mikro und eine Flasche Sekt mit
nach Hause.
Öfter mal neue Dinge ausprobieren, denke ich mir am Dienstag
und schaue mir ein Tanztheater an. Genauer gesagt das RePeaTeR RPTR -keine
Sorge, das ist kein Tipp-Fehler, sondern eine Mischung aus Tanz, Schauspiel und
Musik.
Tagsüber zieht es mich am Mittwoch in die Uni, den
dort findet der Internationale Tag des Referats für Internationale
Angelegenheiten statt. Klingt sperrig, lohnt sich jedoch in jedem Fall für
alle, die noch auf der Suche nach Informationen und Inspiration für einen
Auslandsaufenthalt während des Studiums sind. Nach so vielen Informationen muss
erst einmal Entspannung her – hoffentlich bei einem Bier an der Isar.
Am Donnerstag ist mal wieder Lyrik angesagt – und
dabei wird gleich ein Jubiläum gefeiert. „Meine drei lyrischen ichs“ werden
drei Jahre alt. Aus diesem Anlass lesen Robert Stripling, Martin Piekar und
Lara Theobalt, deren Lesung durch die Performance der Künstlerin Martina Kigle
eingerahmt wird.
Je mehr ich mich auf das Wochenende zubewege, desto voller
wird mein Terminkalender – und ich kann mich eigentlich gar nicht so recht
entscheiden, auf welche Veranstaltung ich gehen soll. Am Freitag ist das
Studentenwerk auf dem DOK.fest München zu Gast, mit anschließender Party im
Harry Klein. Und die ersten 100 Studenten mit Studierendenausweis bekommen
sogar ein Freigetränk. Das klingt schon sehr verlockend. Wenn das Wetter jedoch
gut wird, dann fahre ich vielleicht nach Freising zum Uferlos Festival. Als
Vorstadtkind zieht es mich schon fast automatisch nach Freising. Vielleicht
mache ich aber auch einen Tag Pause, denn: Samstag und Sonntag gibt es wieder
spannendes Programm im Farbenladen.