Zeichen der Freundschaft: Brennende Reifen

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Neue Freunde den bereits vorhandenen vorstellen, ist wie den Gangsterboyfriend zum ersten Mal mit nach Hause zu bringen: äußerst delikat. Bei unserer Autorin hinterlassen diese Beschnupperungen allerdings vor allem das ein oder andere Schmunzeln.

Ein ausgewogenes Kopfschütteln
bringt die roten Locken zum Schwingen. „Du willst mir doch jetzt nicht
erzählen, dass eine Reportage jemals wirklich objektiv sein könnte?!“ Augenrollen.
„Doch klar, eine richtig gut gemachte Reportage kann das!“. Kopfschütteln.
„Aber anhand der Quellen und der Perspektiven, die du auswählst, triffst du
doch immer eine subjektive Entscheidung! Also ich glaub da nicht daran!“. Freitagabend,
22 Uhr. In einer schummrigen Bar in Schwabing läuft bei dröhnender Musik eine
offensichtlich recht kontroverse Debatte zu den Grenzen journalistischer
Leistung. Die Hände in die Hüften gestützt lege ich den Kopf schief und beäuge
die Diskutanten. Eine Freundin neigt mir den Kopf zu, ein großes Schmunzeln auf
den Lippen: „Hat der  Stella eigentlich
schon jemand erklärt, dass der Consti einfach nur gerne diskutiert, um zu
diskutieren?“ „Ich glaube nicht“, sage ich, grinse und überlege, die Situation
aufzulösen.

Nun ist es so: in den vergangenen
vier Jahren hatte ich das Glück, viele großartige Freundschaften zu schließen –
ob an der Uni im In- und Ausland oder auf Reisen. Doch gleichwohl, wer in
dieser Zeit in mein Leben trat, aus München oder dort zu Besuch, es gab stets
ein Ritual. Das Kennenlernen meines besten Freundes gehört zu den obligatorischen
Terminen und kommt zuweilen einem Sprung durch den brennenden Reifen gleich –
aber nur auf den ersten Blick. Denn eigentlich diskutiert er eben gern, so um
der Diskussion willen. Etwaige Kontroversen sind dabei oft nur gespielt und sollen
den Anderen einfach ein bisschen aus der Reserve locken.

Stella, eine Freundin aus meiner
Erasmuszeit in Frankreich, ist also ganz neu in der Stadt und mit dem
ehrenwerten Ziel gekommen, eine gute Journalistin zu werden. Constantin dagegen,
nun ja, fungiert in erster Linie als mein bester Freund, und von allen engen
Freundschaften, die ich pflege, währt diese nun bereits am längsten.

Wir kennen uns seit Schulzeiten
aus der Theatergruppe. Ich stand als Hera, als Nanette oder zuletzt als
Gretchen auf der Bühne, er kümmerte sich hinterm FOH um die  Technik. Richtig eng wurden wir während
unserer ehrenamtlichen Arbeit für das örtliche Jugendbürgerhaus, wo wir als
hauptverantwortliche Organisatoren einem kleinen Musikfestival Tag und Nacht
Schweiß und Herzblut widmeten. Und obwohl es gemeinhin heißt, der Consti habe
einen Musikgeschmack wie ein Eimer,  entstand in diesen sieben sehr stressigen
Jahren eine ganz wunderbare Freundschaft.

Trotz der gemeinsamen Homebase
München, vergehen allerdings oft Wochen, bis man sich wieder trifft. Ganz
normal, denn Consti ist sehr geschäftig und sehr engagiert, ob als Vorstand der Studentenvertretung oder damals als Cheftechniker eines Münchner Technoclubs.
Müsste ich ihn mit zwei Worten beschreiben, werde ich ganz nüchtern, fast schon
fad. Denn mein bester Freund ist vor allem: integer und kompetent. Da
ist es also kein Wunder, dass alle ein kleines Stückchen abhaben möchten. Das
ist okay, denn in den wirklich wichtigen Momenten kann man sich auf ihn
verlassen. Er verreist mit dir und deinem Freund nach Südostasien, ohne dabei
das berüchtigte dritte Rad zu werden. Er lacht mit dir, nachdem du im Pub auch
das zweite Bier in Folge prompt nach dem Einschenken umgeworfen hast. Wenn du
dich als hilflosen weiblichen Single inszenierst, erklärt er dir, wie man eine
Vorhangstange anbohrt. Und bist du eben erst zu jenem Single geworden, macht er
dir Liebeskummer-krankem Ding spontan Semmelknödel.

Neulich hat sich meine WG neu
formiert, ein weiterer guter Freund ist neben Stella mit eingezogen und hat seine
Geburtstagsfeier geplant. „Kann ich auch meinen besten Freund einladen? Kennst
du den eigentlich schon?“, frage ich. „Ist das der Große mit dem roten
Lockenschopf?“ Stella und ich müssen lachen. Ja genau, das ist er.

Text: Yvonne Gross

Foto: Yunnus Hutterer

250 Zeichen Wut: Christbaumkugeln auf Lack-Stelzen

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Ein für alle Mal:
ein Dirndl ist kein Mini-Rock. Wir tragen keine Nikes zur Tracht.

Und man hat bitte nicht auszusehen wie eine
Christbaumkugeln auf Lack-Stelzen.

Schon klar! Sich jedes Jahr erneut über die Wiesn aufzuregen, das ist out. Mir aber egal, also lasst mich doch grantig sein. Trinkt so viel ihr wollt, zahlt so viel ihr wollt, lallt so viel ihr wollt. Aber zieht euch doch bitte, bitte anständiger an! Diesen Modeschock erleben wir Jahr für Jahr und dennoch kann und will ich mich davon nicht erholen. Nein, ein Dirndl ist kein Mini-Rock. Nein, wir tragen keine Nikes zur Tracht. Und bitte – hört auf “I wui hoam nach Fürstenfeld” zu singen, während ihr ausseht, wie glitzernde Christbaumkugeln auf Lack-Stelzen. Des muass doch ned sei!

Text: Anastasia Trenkler

Ein Abend mit: Ni Sala

Am Sonntag gibt’s Ni Sala beim Isarflux Festival in München zu sehen! Wie ein ganz normaler Wochenend-Abend bei der Band ansonsten so aussieht, lest ihr hier.

Name: Ni Sala (Simon Singer, Artur Reichert, Alex Petri, Robert Salagean und Daniel Rapp)

Alter: 23-30

Beruf: Musiker/Überlebenskünstler

Internetseite: ni-sala.com // facebook.com/nisalaband


Hier beginnt mein Abend:

Proberaum. Erstmal jammen. Manchmal endet der Abend auch hier.

Danach geht’s ins/zu:

Bassist geht nach Hause. Der Rest erstmal in die nächste Kneipe. Empfehlung: Paulaner Stüberl am Ostfriedhof.

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:

Um ca. 03.00 wird Sturm geklingelt, bis die Pläne sich angepasst haben.

Mit dabei ist immer:

Die traurige Gewissheit, dass es in München ab 23:00 nichts mehr zu Essen gibt.

An der Bar bestelle ich am liebsten:

Bier.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Spice Girls – Wannabe.

Mein Tanzstil in drei Worten:

Dem Alkoholpegel entsprechend.

Der Spruch zieht immer:

Ja, genau.

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:

Bergwolf!

Meine dümmste Tat im Suff war:

Wir trinken keinen Alkohol.

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:

Trachtenvogel.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:

Atomic Cafe.

Foto: Luis Zeno Kuhn