Alles Gute kommt von oben. Sagt man. Bei Kronleuchtern zum Beispiel ist das anders. Eine Kolumne über Wasserschaden, unerfreute Nachbarn und biblische Gerechtigkeit: Denn wer oben ist, sitzt am längeren Hebel.
Dass alles Gute von oben kommt, ist ein dummes Gerücht. Aber es hält sich hartnäckig. Dabei gibt es genug Beispiele von Dingen, die viel besser sind, wenn sie oben bleiben, als wenn sie von dort kommen. Balkone zum Beispiel. Oder auch Kronleuchter. Als der Leuchter nach mehreren Jahren treuen Dienstes auf den Boden von Judiths WG-Küche darniedersaust, hält das niemand für ein Geschenk des Himmels – Scherben hin oder her. Und auch Marcel findet, dass der Balkon unten im Hof seinen Zweck nicht mehr so ganz erfüllt.
Auch Wasser von oben ist doof. Da sind sich ebenfalls die meisten einig. Gilt für draußen – und für drinnen gilt es sowieso. Das wissen besonders die Menschen, die unter mir wohnen, seit die Vormieterin meines WG-Zimmers vergessen hat, den Ablaufschlauch der Waschmaschine in die Badewanne zu legen. Die anschließende Überflutung ließ es im zweiten Stock Waschlauge regnen. Einmal hätten die Nachbarn uns vielleicht verziehen. Aber seit dem zweiten Abwasserschauer ist man da nicht mehr besonders gut auf unsere WG zu sprechen. Zu unserem Glück sind ihre Rachemöglichkeiten eingeschränkt. Von unten wird man allenfalls mit akustischen Mitteln wie Dudelsack-Fingerübungen gequält. Wer oben ist, sitzt am längeren Hebel. So konnte ich etwa einst dank guten Karmas zwei Jahre musikalischer Folter durch meinen Nachbarn von unten mit einem Rohrbruch vergelten. Es gibt sie eben noch, die biblische Gerechtigkeit.
Wirklich sicher sind im Grunde nur Dachgeschosswohnungen. Je tiefer man in einem Mietshaus wohnt, desto höher ist die Gefahr für böse Überraschungen. Wie etwa die Erwachsenenwindel, die jemand neulich ein Stockwerk über Matthias die Toilette herunterspülen wollte. Die Schwerkraft tat ihren Dienst nur noch etwa bis auf Höhe von Matthias‘ Wohnung, wo sich die Windel dann im Abfluss verkeilte. Ich möchte an dieser Stelle nun allerdings nicht näher ins Detail bezüglich der dadurch ausgelösten Überschwemmung gehen, aber so viel sei gesagt: Für einen ausgiebigen Waschlaugenschauer wäre Matthias wahrscheinlich dankbar gewesen. Aber Sintfluten kommen einfach nie zur rechten Zeit.
Von Susanne Krause