Die bunte Welt des Tierreichs. Viele nehmen sich daran ein Beispiel, auch Emma und Tobi. Die beiden scheinen, sich vor allem in puncto Paarungsverhalten einiges abgeschaut zu haben. Oder wer führt sonst noch einen Schwänzeltanz auf?
Es ist nicht so, als ob Emma und Tobi auf versaute Sexspielchen abfahren würden. Aber seit sie vor zwei Wochen im Bierzelt zusammengekommen sind, haben sie doch eine durchaus animalische Seite entwickelt. Angefangen hat das schon viel früher. Während der Abiturzeit haben sie nicht nur gelernt wie fleißige Bienchen; sie wurden auch Meister im Schwänzeltanz. Beide hatten in sich wohl sowas wie die schönste Blüte der ganzen Schule gefunden, dann wurde darum herumgeschwänzelt. Anfangs süß, dann nervig. Man hätte ihnen gerne zugerufen: „Knutscht endlich!“
Daraus wurde nichts. Bis vor zwei Wochen im Bierzelt eben. Da hatte das Herumschwänzeln nach drei Mass Bier endlich ein Ende. Wie genau es dazu kam, ist schwer zu sagen. Wozu genau es kam, ist unbeschreiblich. Um im Tierreich zu bleiben: Es sah aus wie bei den Listspinnen, bei denen der Sex in der Regel ein unangenehmes Nachspiel für den männlichen Part hat: Er wird noch während der Kopulation aufgefressen. Anfangs war es süß, die beiden endlich vereint zu sehen, dann wurde die Vereinigung unappetitlich. Vielleicht war das Tobis Glück. Als die beiden endlich voneinander abließen, war er noch nicht verspeist. Nur ein wenig beleckt.
Es folgten einige Tage, in denen beide scheinbar untergetaucht waren. Niemand hatte sie gesehen, niemand hatte etwas gehört. Außer Emmas Mitbewohner, denn die beiden verließen ihre Wohnung vorerst nicht mehr. Biologen sagen, Löwen haben während der Paarungszeit etwa sieben Tage lang täglich bis zu 50 Mal Sex, um ihre Fortpflanzung möglichst sicherzustellen. Nun, Emma ist nicht schwanger, als die beiden eines Abends schließlich wieder in unserer Stammkneipe auftauchen. Tobi sieht erstaunlich ausgelaugt aus. Er nuschelt irgendwas von „entsetzlichem Muskelkater“ und verzieht sich an die Bar. Emma strahlt. Dabei weiß sie genau, die Kür ist rum. Beziehungen werden immer dann schwierig, wenn die Partner es das erste Mal schaffen, sich länger als drei Sekunden in die Augen zu schauen, ohne gleich wieder im Bett zu landen. Da sieht man den anderen erst so richtig.
Anscheinend hat Tobi diesen Test aber schon bestanden. Emma jedenfalls will ihn nicht mehr hergeben. Hoffentlich ist er auch damit einverstanden. Angeblich bleiben nur etwa drei Prozent aller Säugetierarten über den Geschlechtsakt hinaus den Partnern treu. Gänse sind so. Und Präriewühlmäuse. Die schmusen sogar, bis der Tod sie scheidet. Beim Menschen gibt es da Abweichungen. Oder wer sind noch einmal all diese Hornochsen, Schweine und Rindviecher?
Von Lisi Wasmer