Rock’n’Roll Klassentreffen – Konzertkritik The Black Submarines

Rock’n’Roll hat es schwer
heutzutage, was früher Gitarrenmusik, Alkohol und zerstörte Instrumente waren,
ist heute häufig zu Synthiepop, Autotune und veganer Bio-Limonade geworden. Höchste
Zeit also, dass jemand etwas gegen diesen Missstand unternimmt.

Im gut gefüllten Club im
Backstage machen sich an diesem Abend die Black Submarines daran, den
Rock’n’Roll für einige Stunden zurück nach München zu bringen. Unterstützung
erhalten sie bei ihrer Albumreleaseparty von den Newcomern von Inside Golden,
einem Bluesrockquartett, das man nicht nur wegen des brillianten Jesper Munk
Drummers Clemens Finck von Finckenstein im Auge behalten sollte. Das durchaus
bunt gemischte Publikum quittiert ihren Auftritt dann auch entsprechend mit
langem, wohlwollendem Applaus.

Rock’n’Roll ist auch
immer extrem lässig und das wissen die Black Submarines. Als sie anfangen
wollen, fangen sie einfach an, Gitarrist Benny May, Bassist Charly Muschol und Drummer
Sascha Dick stehen auf der Bühne und fangen versetzt an zu spielen – es könnte
eine Jamsession sein. Erst dann kommt Leadsänger Richy Lee Strobl auf die
Bühne, mit einem Kaffee in der Hand, als wäre er nur zufällig vorbeigekommen.
Mit wenigen Handbewegungen zieht er das zunächst etwas schüchterne Publikum
direkt vor die Bühne und singt dann mit sanfter und doch kraftvoller Stimme die
melancholischen Texte.

Gleichzeitig explodiert
die restliche Band, reißt das nun komplett gelöste Publikum zu immer wilderen
Tanzeinlagen mit. Schon nach drei Liedern schreit Gitarrist Benny das erste Mal
wie heiß ihm sei und wirklich, die Band spielt sich die Seele aus dem Leib.
Auffällig dabei der Kontrast zu Sänger Richy, der sich wenig bewegt und meist
mit geschlossenen Augen und hochkonzentriert die Lieder singt, während um ihn herum
alles wogt.

Spätestens als die
Submarines die Lieder ihrer neuen Platte “Opals” spielen, bewegt sich
wirklich der ganze Raum zur Musik. Und als dann noch ein Gast-Tamburin Spieler
die Bühne betritt und das Instrument bearbeitet als gäbe es kein Morgen, kommt
die alte Vorstellung von Rock’n’Roll langsam zurück: denn auch der Tamburin-Spieler
weiß, dass Rock’n’Roll immer auch Anarchie ist und so schmettert er sein
Instrument nach dem Lied auf den Boden, dass es in 1000 Teile zerspringt. Das
Publikum ist hell auf begeistert, ein Alt-Rocker hebt wie in Extase die Faust,
das muss Rock’n’Roll sein.

Klar dann auch, dass nach
Ende des Konzerts nicht nur eine Zugabe gespielt wird, sondern die Menge die Band,
aufgeheizt von Whiskey Foundation Frontman Murat Kaydirma auch noch ein drittes
Mal auf die Bühne holt. Zum Abschluss darf der Bassist Charly noch eine launige
Nummer zum Besten geben und die Black Submarines verabschieden sich wieder – wieder
extrem lässig mitten im letzten Lied, dann einmal der Chorus und die Lichter
gehen an.

Von: Philipp Kreiter

Foto: Samira Schütz