sophie kobel
Foto: privat

München hat Hausarrest: Zuhause mit Sophie

Wir wollen euch die Zeit zu Hause ein bisschen schöner machen. Unsere Rubrik “Von Freitag bis Freitag München” heißt deswegen jetzt “München hat Hausarrest”. Denn, zusammen ist man weniger allein 

Ein Swipe nach links, dann zwei nach unten. Diese kurze Bewegung mit dem rechten Daumen schiebe ich momentan gerne Stunden, manchmal sogar tagelang vor mir her. Denn mein größter Feind seit dem Einsetzen der Ausgangsbeschränkungen ist die Bildschirmzeit-Funktion auf meinem Handy. Gut 17 Stunden in der Woche bin ich momentan durchschnittlich am Smartphone, dazu kommt die Zeit am Laptop mit all den Zoom-Meetings und natürlich der Fernseher. Ich muss ehrlich zugeben, ich bin deshalb seit einer Weile ein wenig stinkig auf mich selbst. Also wird die Instagram-App gelöscht und der Fernseher abmontiert und ins Eck hinter einen Vorhang verbannt … Aber hey: Ich kann jetzt zum ersten Mal die beiden Wohnzimmerfenster ganz öffnen und mich auf der Couch sonnen.

Um mir außerdem den kalten Entzug von meinen geliebten Food-Bloggern zu erleichtern, bestelle ich mir als Trost eine wöchentliche Öko-Kiste mit frischem Gemüse ins Haus. Das Angebot gibt es inzwischen von vielen verschiedenen Organisationen und Höfen, regional und bio sind sie fast alle. Die Tatsache, dass ich eine Überraschungskiste gewählt habe, bringt mich dazu, meine Ottolenghi-Kochbücher zu durchwühlen und schließlich erst Zitronen und anschließend auch noch Knollensellerie in Essig einzulegen. Beides sind super leckere Beilagen zum Grillen, oder wie ich es so gerne an warmen Tagen mache: ein paar Stück direkt aus dem Glas fischen. Wer Lust hat, zu fermentieren oder mehr über die Wirkung von Milchsäurebakterien lernen will, kann das ganz unkompliziert mithilfe von alten Marmeladengläsern und ein paar Klicks auf den entsprechende Blog-Seiten, wie zum Beispiel fermentwelten.de.

Auf jegliche Berieselung aus Social Media zu verzichten, schaffe ich dann aber doch nicht. Vor allem, wenn es um meine Yoga-Einheiten mit Delicously Ella geht. Ich gönne mir also 18 digitale Minuten in Form von „Yin Yoga for Stillness“. Bei dieser Form von Yoga verharrt man teilweise minutenlang in einzelne Posen, um so eine tiefere Ebene der Entspannung zu erreichen. Daher eignet es sich auch sehr gut vor dem Einschlafen. Ich allerdings bin noch kein bisschen müde und habe gerade auch wieder genug von meiner Super-Healthy-Lifestyle-Choice. Ein Drink muss her, und zwar ein guter. Mein geliebter Tomatensaft bleibt im Kühlschrank liegen, es kann schließlich nicht nur noch meinen Corona-Lieblingsdrink Bloody Mary geben. Vielmehr wurde ich vor ein paar Tagen zu etwas anderem inspiriert, als es an meiner Tür geläutet hat und der Bartender des Salon Irkutsk vor mir stand: Er hätte eine Cocktail-Lieferung für meinen Nachbarn abzugeben. Dessen Date hatte ihm zwei Reverse Quarantini („ein normaler Reverse Martini, nur dass Du ihn zu Hause trinkst“) geschickt. Ich werde meine Drinks allerdings bei einem kleinen Spaziergang durch Schwabing selbst abholen, beim sogenannten Interims Schnapsladen, wie es auf der Instagram-Seite des Salons heißt. Das beste daran: Wer es zu den regulären Öffnungszeiten nicht schafft, kann einfach eine Whatsapp-Nachricht schreiben „und wir sperren mal eben nur für Dich auf”. Ich muss schmunzeln – und allein dafür hat sich der Blick in Social Media doch gelohnt.