Mister Shopping-Desaster

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Shopping. Das klingt für Mädchen wie Musik in den Ohren. Für Jungs klingt es eher nach einer Drohung. Diese Erfahrung macht auch Ulli: unzählige Geschäfte, überfüllte Umkleidekabinen und eine übereifrige Freundin. Und das alles nur für ein Kleid!

Wir machen, was Mädchen eben so machen. Wir gehen Shoppen, wir trinken einen Sprizz, wir lästern über Jungs. Genau genommen lästern Miriam und ich vor allem über Ulli – und das kam so: Als sich Miriam vergangenen Samstag um halb neun Uhr morgens gerade noch einmal an Ulli kuscheln wollte, um gemütlich noch ein, zwei Stunden zu dösen, fiel ihr durch das Rollo ein Sonnenstrahl mitten auf die Nase. Wäre Miriam ein Junge, sie hätte sich wahrscheinlich umgedreht, laut geschmatzt und weitergeschlafen, um dann den Grill aufzubauen und Fußball zu gucken. Aber Miriam ist ein Mädchen. Und Mädchen gehen Shoppen. Ein warmer Sonnenstrahl auf der Nasenspitze kann da eigentlich nur eines bedeuten: „Ich brauche ein Sommerkleid“, erklärt sie einem noch sehr schlaftrunkenen Ulli. Und weil Ulli noch halb schläft, kann er sich nicht wehren. Sie gehen Shoppen – Fehler.

Ulli ist müde und schlurft hinter seinem Mädchen durch unzählige Läden: erst die teuren, nur zum Gucken. Dann die mittleren, wenn man da was ganz Tolles findet, darf es schon auch mal ein wenig mehr kosten. Dann geht’s zu H&M. Stunden vergehen. Ulli ist fertig mit den Nerven: überall hysterische Frauen, die sich Rugby-ähnliche Wettkämpfe um die nächste freie Umkleide liefern. Überall ratlose, leicht verlegene Herren, die von besagten Furien mitgeschleppt worden sind. Und überall Miriam, die ein Sommerkleid nach dem anderen anzieht und immer fragt, wie er es findet. Zu lang? Zu kurz? Zu eng? Ulli antwortet immer dasselbe: „Du siehst in allem gut aus!“ – Fehler.

Ich weiß das. Nichts ist schlimmer, als ein Freund, der einem die ganze Zeit hinterhertrottet, sich mit Leidensmiene hinter irgendeinen Kleiderständer verzieht und keine qualitativen Aussagen zu Sommerkleidern abgeben kann. Der fehlende Enthusiasmus wäre ja noch zu verkraften. Aber das schlechte Gewissen, das sie einem machen, verbunden mit der Hektik, die einen dadurch überkommt – grausam. Wie soll man bitte das nächste Lieblingskleid finden, wenn man die ganze Zeit wie ein gehetztes Tier durch die Läden rennen muss, um Herrn Shopping-Desaster nicht zu lange in Anspruch zu nehmen? Gar nicht. Und deswegen sitzt Ulli jetzt beim Fußballgucken. Und Miriam und ich machen, was Mädchen so machen. Zumindest trinken wir Sprizz. Das mit dem Shoppen sehen wir noch.

Von Lisi Wasmer