„Man trifft immer dieselben Gesichter”

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Standortfaktor Pop: Ist München jetzt wirklich so uncool, dass man
als Band keine Chance hat? Läuft alles prima? Oder muss die Stadt weit
mehr fördern als bisher? Wir haben bei Black Submarines nachgefragt.

Ist es leicht, eine Band in München zu gründen bzw. aufrecht
zu erhalten?

München hat seine Probleme. Gerade die angespannte
Proberaumsituation sind ein Problem für viele Bands, schon bei der Gründung.
Schließlich will ein guter Musiker auch seinen Sound und dazu braucht er im
Normalfall auch sein Equipment, das man nur ungern in geteilten Proberäumen
rumstehen lässt. Dafür dann 400 Euro im Monat zu zahlen ist schon fast
unverschämt. In München als Band am Ball zu bleiben hat auch seine Kniffe. Will
man nicht auf etlichen Bandcontests mitspielen, bei denen es entweder darum
geht den Freunden der Bands Geld aus der tache zu ziehen oder ein Cooles Image
für irgendeinen Konzern aufzubauen, gibt es letztlich nur eine Handvoll
Locations die man bespielen kann. Klar, unplugged in kleinen Bars und Cafes
gibt es viele Möglichkeiten. Die zahlen aber auch meistens keine Gage und
wollen keinen Eintritt nehmen. Eine Vier- oder Fünf-Köpfige Band kann sich aber
nicht über einen 80 Euro Hut-Spende finanzieren. Das zahlt die Anfahrt und ein
Bier danach. Es fehlen die mittleren Locations zwischen Jugendzentrum und
Muffathalle.

Was haltet ihr von der Münchner Musikszene? Gibt es
Schwierigkeiten oder auch Vorteile?

Der Vorteil ist sicher: So groß ist die Szene nicht, man
trifft letztlich immer wieder dieselben Gesichter, kann sich also ganz gut
vernetzen und findet man seine Niche gibt es auch nicht die ganz große
Konkurrenz. Allerdings ist es nicht so leicht Orte zu finden, wo sich Künstler
vernetzen können.

Die Stadt München tut sicher nicht genug für die
Musik-nachwuchs-Szene, klopft sich dann aber selbst auf die Schulter wenn es
doch einmal ein Künstler schafft nach oben zu kommen. Eine echte Förderung, von
der Musiker profitieren können, um das Risiko auf sich zu nehmen statt in einem
anderen Job Geld zu verdienen, Musik zu machen, gibt es meines Wissens nicht.
Auch Beratungsstellen fehlen größtenteils. Es fehlt etwas um die Lücke zwischen
Schülerbands und Top-Acts zu schließen. Etwas für die Leute, die mehr als nur
Hobby-Musiker sein wollen, aber selbst nicht über die finanziellen Mittel und
die sozialen Kontakte verfügen, um gleich weiter oben anzufangen.

Haben es Bands aus München schwieriger national Fuß zu
fassen?

Ja auf jeden Fall. Beim BR wird sich sofort auf die Schulter
geklopft, wenn eine band aus Bayern kommt. Aber wirklich gefördert werden die
Bands über die Zeit nicht. In der Schweiz etwa bekommt JEDER Künstler, egal ob
es Robby Williams oder die Hintertutzinger Schürzenjäger sind einen Zuschuss
für ein Konzert. Das entlastet sowohl die Bands, wie auch die Veranstalter und
sorgt so für mehr lebendige Kultur.

Habt ihr persönlich schon Erfahrung mit Vorurteilen
gegenüber Münchner Künstlern gemacht?

Gegenüber Münchnern allgemein, nicht speziell als Münchner
Künstler.

Was zeigt, dass auch München eine tolle, alternative Musikszene
zu bieten hat?

Die vielen tollen Bands, die sich in kleinen Hallen auf die
Bühne stellen und ihr bestes geben.

Habt ihr schon mal geleugnet, aus München zu sein? Wenn ja,
warum – wenn nein, würdet ihr es tun?

Nein: Giesing – Oida

Foto: Sabrina Liebl