Liebe im Zirkus

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Früher hat sich Marie um ihre Libido keine Sorgen gemacht. Aber jetzt ist sie mit ihrem Freund zusammengezogen. Und wenn man immer kann, dann will man gar nicht mehr immer. Dieser Lustlosigkeit will sie ein Ende machen. Deswegen hat sich Marie eine Schaukel gekauft – eine Sexschaukel.

Die Libido ist der Teufel. Findet zumindest Marie. Dabei hat sie sich früher eigentlich gar keine Gedanken um solche Dinge gemacht. Weder um den Teufel noch um die Libido. Erst wenn letztere im Keller ist, fängt man an, danach zu suchen. Marie sucht schon seit einem halben Jahr. Damals ist sie mit ihrem Freund zusammengezogen. Und musste feststellen, dass man noch lange nicht unter einer Decke steckt, nur weil man unter einem Dach wohnt. Wer immer kann, der muss gar nicht so dringend. So ist das bei Marie. Ihr Freund sieht das anders. Armer Mann.

Und weil Marie eine gute Freundin und noch dazu gerne bereit ist, ihrem Liebesleben ein wenig auf die Sprünge zu helfen, hat sie sich nach Hilfsmitteln umgesehen. Klar, denken wir anderen, als sie uns das bei einem gemütlichen Glas Wein in ihrer Küche erklärt. Wir denken an Rollenspielchen, vielleicht aphrodisierendes Essen. Nicht doch, sagt Marie. Sie hat eine Sexschaukel gekauft. Schweigen. Wir denken an Zirkus, an Kletterwände und ein bisschen an die Salami, die beim Metzger an der Wand hängt. Schnürt das nicht ein? Wie klettert man da drauf? Wie gut hält so ein Ding an der Decke? Nicht so gut, musste Marie feststellen. Beim ersten Testschwung ist die Halterung aus der Decke gebrochen. Jetzt braucht sie ein Kissen für ihren gestauchten Popo. Und eine neue Aufhängung.

Im Baumarkt waren sie keine große Hilfe. Dabei hat sie ihr Problem extra ganz ausführlich beschrieben. Aber der picklige Junge hat nur die Farbe seiner orange-roten Mitarbeiterweste angenommen und angefangen zu schwitzen. So etwas gebe es hier nicht, hat er gestammelt. Marie ist genervt. Ich empfehle ihr den Hängemattenstand auf dem Tollwood. Die haben auch Karabiner und Federn. Das Thema wird uns langsam zu handwerklich. Deshalb überlegen wir, wie man das Liebestrapez umgestalten könnte. Wie plädieren für eine integrierte Höhenverstellung und denken an Marie, wie sie absichtlich an ihrem Freund vorbeischaukelt. „Ha, daneben!“ Armer, armer Mann.

Aber die wichtigste Frage ist natürlich, ob ihre Libido genauso viel Spaß an Maries neuem Spielzeug hat wie wir. Marie schüttelt langsam den Kopf. Sie macht sich zu große Sorgen um ihren Hintern. Wenn einem die Angst vor dem Absturz in den Knochen steckt, macht Schaukeln nur noch halb so viel Spaß. Die Libido ist ein Feigling. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.

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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen – sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.