Klumpfuß in High-Heels

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Als Anna Thomas kennenlernt, scheint erst einmal alles perfekt zu sein. Er ist nett, sieht gut aus und das Beste: er verkauft Schuhe und bekommt daher Prozente im Einkauf. Dadurch ist er aber nicht nur Annas Schwarm, sondern der von ungefähr einer halben Million Münchnerinnen.

Wer glaubt, ein Klumpfuß sei zu gar nichts gut, der sollte sich mal mit Thomas Goletz unterhalten. Der hat vor rund 25 Jahren einer Maus einen eben solchen verpasst und verdient sich seither mit Diddl und Konsorten eine goldene Nase. Zugegeben, ein bisschen zynisch bin ich da schon, aber was erwartet man von einem Mädchen, das seine Diddl-Blockblatt-Sammlung noch in der Grundschule für fünfzig Mark an eine vor lauter Fanfieber offensichtlich durchgeknallte Klassenkameradin vertickt hat? Ich bin dann eben doch eher geschäftstüchtig veranlagt, wie der Herr Goletz.

 Was das bitte mit ihrem Problem zu tun hat, fragt Anna genervt. Ihr Problem heißt Thomas und ist irgendwas zwischen noch nicht und schon wieder nicht mehr ihr Freund. Kennengelernt hat sie ihn bei einer ihrer Shopping-Touren. Thomas verkauft Schuhe in Pasing. Anna liebt Schuhe. Thomas bekommt Prozente, deshalb liebt Anna jetzt auch Thomas. Genauso wie gefühlt eine halbe Million anderer Münchnerinnen. Die übrigen sind entweder schon auf Gesundheitssandalen umgestiegen oder noch im Diddl-Alter. Diejenigen, die auch nur im Entferntesten als Freundin in Frage kommen, scharen sich um Thomas und seine Schuhkartons. Sie bringen ihm Essen, sie fegen seinen Laden – letzte Woche hat Anna seine Hemden gebügelt. Alles für ein paar Prozente und die Hoffnung, dass sie eine eigene Rabattkarte bekommt, wenn sie erst einmal liiert sind.

Womit wir wieder bei der Ausgangsfrage wären, was Klumpfußmäuse mit ihrem Problem zu tun haben: Es ist wie mit den Blockblättern. Vor lauter Fankult um High Heels und Co bemerkt Anna gar nicht, welchen Preis sie für die günstigen Treter bezahlt. Thomas hingegen lacht sich ins Fäustchen und lässt sich derweil vermutlich von einer anderen Schuhfanatikerin schon die Regale abstauben. So spart er sich die Putzfrau und erreicht nebenbei auch noch Kundenbindung. Geschäftstüchtig eben, wie die Frau Wasmer. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.