Gibt es die Liebe am Arbeitsplatz? Leichenbestatter haben es wohl besonders schwer, das Umfeld ist kaum förderlich für aufflammende Gefühle. Was einen Bestatter aber mit der Verkäuferin in einem Comicladen verbindet, erklärt unsere Kolumne.
Ein blöder Witz: Im Büro beschwert sich die Sekretärin wegen sexueller Belästigung bei ihrem Chef. „Um Himmels Willen, was ist denn passiert?“, ruft der. „Nichts eben“, sagt die Sekretärin. Nicht lustig, passt aber. Weil einem der Arbeitsplatz bei der Partnersuche tatsächlich grob im Weg stehen kann. Da muss man nur einen Leichenbestatter fragen. Die Liebe für’s Leben findet man eher nicht auf dem Friedhof.
Nicht lustig, findet Luisa. Sag’ ich doch. Luisa arbeitet nicht auf dem Friedhof. Aber so ähnlich sei es doch, sagt sie jetzt, fasst sich an die Stirn und legt ein vergleichbar schwindsüchtiges Gesicht auf wie einst Scarlett O’Hara in „Vom Winde verweht“. Luisa arbeitet in einem Comicladen in der Fraunhoferstraße. Jetzt könnte man dem Fehlschluss erliegen, dass die Auswahl an potenziellen Partnern in einem solchen Geschäft keine Wünsche offen lassen dürfte. Aber wie der kleine Junge, der feststellen muss, dass Ballettunterricht auch dann noch ziemlich bescheuert ist, wenn man der einzige Hahn im Korb mit lauter kleinen Ballerinas ist (als Mann im Tutu kann man einfach nicht auf Frauenjagd gehen), kam Luisa zur bitteren Erkenntnis, dass im Comicladen zwar viele Männer, nur leider keine nach ihrem Geschmack verkehren.
Außer Manu natürlich. Manu ist Stammkunde im Comicladen und ganz anders als das übliche Klientel. Seit Wochen überlegt sich Luisa schon die richtigen Worte, um ihn endlich einmal in ein Gespräch zu verwickeln. Bevor ihr die aber einfallen, taucht Manu schon wieder im Geschäft auf. Und um ihn nicht zum hundertsten Mal nur stumm anzulächeln, während er zahlt, tippt Luisa energisch auf das von ihm ausgesuchte Buch. Den Comic habe sie geradezu verschlungen, schwärmt sie, total faszinierend, nein: in-spi-rie-rend sei der. Sie trennt die Silben für mehr Nachdrücklichkeit und schaut ihm tief in die Augen. Die schauen erschrocken. Kein Wunder. Denn das in-spi-rie-ren-de Meisterwerk in seinen Händen ist eine Dokumentation über einen britischen Serienkiller. Kein gutes Vorbild für Luisa. Manu kauft seine Comics neuerdings übrigens in der Gollierstraße. Und Luisa versteht keinen Spaß mehr. Zugegeben: als Leichenbestatterin wäre ihr das vermutlich nicht passiert. Lisi Wasmer
Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.