Katrin Sofie F. und der Däne (Spoken Beat)

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Jahr: 2014, Woche: 33

Fern von dicken Autos, Schusswunden und Bling-Bling: Katrin Sofie F. und der Däne revolutionieren lieber Musik. Mit rhythmisch gesprochenem Wort, Schlagzeug-Beats und ab und an einem Bass oder einem Synthesizer erinnern sie an britische Künstler wie Kate Tempest oder Ghostpoet.

Als würde die Yellow Press ein Gangster-Pärchen beschreiben: Katrin Sofie F. und der Däne. Doch statt wie Bonnie & Clyde Banken auszurauben, revolutionieren Katrin Fischer und Frederik Rosenstand (Foto:privat) lieber ein bisschen Musik und schaffen aus rhythmisch gesprochenem Wort, Schlagzeug-Beats und ab und an einem Bass oder einem Synthesizer eine Art Hip-Hop, der aber rein gar nichts mehr mit der Gangster-Romantik manch Berliner Testosteron-Rapper zu tun hat.

„Wir machen keinen Hip-Hop, denn wir haben mit Hip-Hop als Subkultur eher wenig zu tun“, sagt Katrin, die erst seit drei Monaten mit dem Schlagzeuger Frederik zusammenspielt und die derzeit die Open-Stage-Sessions der Stadt mit der ungewöhnlichen Ästhetik ihrer Musik aufmischt. Dennoch spricht sie mehr als dass sie singt. Denn für die ausgebildete Schauspielerin ist das gesprochene Wort als Ausdrucksmittel nah: „Natürlich benutzen wir die Gesangsform Rap, bezeichnen sie aber eher als Sprechgesang oder Spoken Word mit Musik, weil bei Rap eben jeder gleich an Hip-Hop denkt“, sagt sie. Und trotz dieses Fokus auf Sprache und Ausdruck ist das musikalischer als das rhythmische Gedichte-Vortragen, das man von Poetry-Slams kennt. Vor allem wenn Katrin zum Bass greift, wirkt die Musik wie eine abgespeckte Variante von Rage Against the Machine. Und das entwickelt einen düsteren Sog. Etwa wie im Song „Rabota Rabota“, in dem Katrin kritisch, durchaus witzig, aber nicht bitter von vermeintlicher Unvereinbarkeit von Zweisamkeit und Individualitätsstreben erzählt. Oder wenn sie ihre Texte in absurde Nonsense-Lyrik kippen lässt und einen dänischen Kaugummi zur Metapher für ihre Lebenssituation werden lässt („Tyggegummi“). Dazu steuert Frederik Handclaps wie klackende Rim-Shots bei, also Schläge, die nicht mit voller Kraft auf das Fell einer Trommel dreschen, sondern hektisch die Metallverschläge der Drums bearbeiten.

Damit beanspruchen Katrin Sofie F. und der Däne eine Musiksparte, die an britische Künstler wie Kate Tempest oder Ghostpoet erinnert – Hip-Hop-Künstler, die eher aus dem Umfeld eines Lyrik-Salons kommen, als mit dicken Autos und Schusswunden in der Bronx herumstiefeln.

Stil: Spoken Beat
Besetzung:
Katrin Fischer (Raps, Sprache, Bass, Keyboard), Frederik Rosenstand (Schlagzeug)
Aus: München
Seit: 2014
Internet: www.facebook.com/katrinsofief

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.