Selbst nach dem abgeschlossenen Bachelor-Studium gehen die Ungewissheiten weiter – die Zwischenmiete endet, die Eltern nerven und die Zusage für den Masterstudienplatz lässt weiter auf sich warten.
Es sieht aus, als würde sie im Weiher schwimmen. Und in der Sonne trocknen und wieder schwimmen. Aber eigentlich wartet sie. Toni wartet auf eine Zusage für ihren Masterstudienplatz, damit sie endlich mit der Wohnungssuche anfangen kann. Oder auf eine Absage, damit sie weiß, woran sie ist. Bald endet ihre Zwischenmiete in einer WG und sie zieht zurück zu Mama. Dann ist eigentlich alles wieder wie nach dem Abitur, als wir in den Weihern der Umgebung abwechselnd schwammen und in der Sonne trockneten, um nicht ganz so wartend auszusehen. Ja, Bologna macht es möglich, sich auch in seinen Zwanzigern noch mal zu fühlen wie ein frischer Abiturient – und zu merken, dass es schon beim ersten Mal nicht so toll war.
Laut einer Studie des Bildungsministeriums müsste Toni sich keine Sorgen machen: 95 Prozent der Studenten bekommen einen Platz im Wunschfach. Klingt nach einer guten Quote. So belastend kann es doch nicht sein, auf etwas fast Gewisses zu warten und dabei ein bisschen zu planschen, oder? Leider hat man für die Studie nur diejenigen gefragt, die überhaupt einen Platz bekommen haben. Um es zusammenzufassen: 95 Prozent der Studenten, die sich um ihren Masterplatz beworben haben, wollten das Fach also auch wirklich studieren. Wie viele Bewerber auch weiterhin Kreise in den Seen ihrer Heimat und Wohnungen ihrer Eltern ziehen, obwohl sie ein Wunschfach haben, geht aus der Studie leider nicht hervor.
Damals als frischer Abiturient war man wenigstens vom Abi-Ball noch mindestens zwei Monate betrunken und hatte sich über Jahre an ein Leben im Elternhaus adaptiert. Die Flasche Wein, die Toni anlässlich der Fertigstellung ihrer Bachelorarbeit getrunken hat, hält jedoch nicht mal lang genug vor, bis sie sich voraussichtlich auf die Suche nach einem neuen WG-Zimmer machen kann – sofern sie denn die Zusage bekommt. Alles ungewiss. Aber wenigstens eins konnte ich zu ihrer Beruhigung bei einer kleinen Studie in meinem Freundeskreis herausfinden: 100 Prozent derer, die ein WG-Zimmer haben, waren bei der Wohnungssuche erfolgreich.
Von Susanne Krause