Caro ist vor einem Jahr bei ihrem Freund eingezogen und hat es bisher noch nicht geschafft, auch nur das kleinste Detail an seiner Wohnung zu ändern. Als Caro beschließt mit ihrem Freund in eine andere Wohnung zu ziehen, kann ihr Freund nur nicken und Kartons packen…
Dem Raum wurden ja schon so manche verrückte Dimensionen angedichtet. Alles klingt irgendwie nach SciFi und trotzdem immer auch ein bisschen plausibel. Das sind die Mindestanforderungen. Caros mentales Modell kann da leider nicht ganz mithalten. Sie befinde sich seit einem Jahr in einem Wohnungswurmloch ohne aktiven und akzeptierten Existenzausstoß, wie sie sich gerne ausdrückt. Im Grunde ist sie vor einem Jahr bei ihrem Freund eingezogen und hat es bisher noch nicht geschafft, auch nur das kleinste Detail an seiner Wohnung zu ändern. Die Wände sind immer noch beige gestrichen, die Inneneinrichtung ist sparsam bis schick, der Kühlschrankinhalt fettig bis verfallen. Alles bleibt, wie es ist. So wie Caro das sagt, macht es natürlich mehr her.
Ihre Ausdrucksweise hat sie im Philosophiestudium gelernt. Komplizierte Wörter aneinanderreihen und dabei so gucken, als würde man über Pferdeäpfel und Weinanbaugebiete reden. Das klingt nach Intellekt in Reinkultur. Und lässt sich nur schwer mit normalsterblichen Gegenargumenten entkräften. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ihr Freund, als Caro beschließt, mit ihm in eine andere Wohnung zu ziehen, nur nicken und schon mal die Kartons packen kann. Caro durchforstet derweil den Wohnungsmarkt. Ein bisschen größer soll die neue Wohnung sein, ein bisschen moderner, ein bisschen mehr Caro. Sie will nicht länger bei ihrem Freund wohnen. Sie will mit ihm zusammenwohnen. In einer gemeinsamen Wohnung. Ein bipersonales Existenzkontinuum in einem univariaten Dreiraumgefüge. Mit Balkon. Für Balkon weiß sie noch keinen passenden Fremdwortpferdeapfel.
Ist aber auch egal. Nach zwei Wochen hat sie die perfekte Wohnung gefunden. Nach drei Wochen ist sie fertig eingerichtet. Alles schreit Caro. Mustertapeten im Schlafzimmer, frisches Obst und Magermilch im Kühlschrank, die Möbel sind bunt verspielt. Nichts erinnert an Caros Freund. „Er zahlt ja die Miete“, sagt sie und zuckt mit den Schultern. Das scheint ihr Beitrag genug. Wir aber sind uns nicht sicher, ob er sich nicht bald nach einer alternativen Humanfusion mit besserem Nährgrund für persönlichen Output umsieht. Lisi Wasmer
Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen – sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.