Hausgemachte Karpfenkacke

image

Karpfen, Kaninchen und eine Badewanne. Worum andere Manuel beneiden, damit weiß er ganz anderes anzufangen – er nutzt die Badewanne für Experimente. Mit Kaninchen und Karpfen.

In der kalten Jahreszeit schlägt mein Neid-Barometer um: Ziel meines Neids sind jetzt nicht mehr Balkon-Besitzer, sondern Menschen, deren Wohnung mit einer Badewanne ausgestattet ist. Badewannen sind im Winter, was Balkone im Sommer sind: Orte für den Kurzurlaub im Alltag.

Für manche Menschen haben Badewannen jedoch eine ganz andere Bedeutung. Für Manuel zum Beispiel. Er hat zwar eine Wanne, interessiert sich aber nur mäßig für Schaumbäder. Stattdessen will er darin Karpfen halten. Ganz richtig: Karpfen. Und das nicht nur, weil Karpfen ruhige Haustiere abgeben, die man in die Pfanne hauen kann, wenn sie fett genug sind. Nein, der Kern von Manuels Plan besteht darin, mit dem energiereichen Karpfen-Kot eine kleine Biogasanlage zu betreiben. Manuel ist begeistert: In seiner Vorstellung isst er schon gebratenen Karpfen in einer kuschelig-warmen Wohnung, die mit hausgemachter Energie aus Karpfenkacke beheizt wird. Autarkie pur, was braucht man mehr? Noch verführerischer fände ich persönlich den Plan eigentlich nur, wenn Manuel sich bei seinem nächsten Bad die Wanne nicht mit fetten Karpfen und ihren energiereichen Ausscheidungen teilen müsste.

Aber davon lässt Manuel sich nicht abschrecken. Stattdessen fährt er zu einer Messe, um nach einem Züchter für Biogas-Karpfen zu suchen. Kurz nachdem Manuel fündig wird, folgt jedoch die Ernüchterung: Niemand gibt Karpfen in Badewannen-Portionen ab. Da bräuchte Manuel schon einen Pool. Schade. Manuels Trauerphase über den verpatzten Karpfenplan ist allerdings nur von kurzer Dauer. Schon wenig später hat er sich ein anderes Tier in den Kopf gesetzt: ein Mastkaninchen. Das soll zwar nicht in Manuels Wanne wohnen, im Leben des Nagers wird sie dennoch eine wichtige Rolle spielen: „Wenn das Kaninchen fett genug ist“, erklärt er begeistert, „dann schlachte ich es in der Badewanne!“

Von Susanne Krause