Für immer, aber bitte nur nicht jetzt

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Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche.

Es war schon immer so. Seit sechs Jahren zumindest. Seit sechs Jahren ist Emma der Prototyp des Mädchens mit festem Freund. Alle Phasen hat sie mitgemacht, erzählt sie mir. Phase 1: „Ich bin fünfzehn und bin schon mehr als zwei Wochen in einer Beziehung.“ Phase 2: „Meine Freundinnen beschweren sich, weil es uns nur noch im Doppelpack gibt.“ Und letztendlich Phase 3: „Ich kann mir vorstellen, dass es für immer so bleibt.“ Dachte sie zumindest, denn neben all diesen Phasen gab es eigentlich nie auch nur eine, in der sie sich gerne von ihrem Freund Carsten getrennt hätte. Und jetzt das.

„Das“ heißt Manuel und passt Emma gerade eigentlich gar nicht. Oder eben gerade doch. Obwohl er gediegene elf Jahre älter ist als sie und die beiden sich bisher nur ein paar mal in ihrem Stammcafé unterhalten haben, hat er doch einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Das schließe ich zumindest aus dem aufgeregten Blick, den sie beim Erzählen bekommt: Ihre Augen sprühen Funken. Bevor diese womöglich übergreifen, lösche ich das Feuer schnell mit einer Frage nach Carsten. Emma schaut mich böse an. „Ja, Carsten halt“, raunzt sie übellaunig. Und plötzlich fallen ihr tausend Dinge ein, die sie schon immer an ihm gestört haben, die ihr in den vergangenen sechs Jahren nur noch nicht so aufgefallen sind und die bei Manuel alle ganz anders sind. Natürlich. Manuel raucht nicht, macht Carsten schon immer. Und Manuel findet Fußball doof. Manuel hat Kultur. Und Manuel ist 33 und hat bestimmt einen guten Grund, warum er noch keine halbwegs Gleichaltrige gefunden hat, wenn er so toll ist, wie Emma sagt.

Sie seufzt. „Carsten ist klasse“, sagt sie. Das stinkt ihr. Weil Manuel eben auch ziemlich klasse ist. Und weil sie nicht wahrhaben will, dass irgendein gut aussehender, sympathischer, alter Sack ihre bisher so entspannte Beziehung plötzlich so schlecht aussehen lässt. Dieser Manuel ist doch echt bekloppt. Wer garantiert ihr denn, dass sechs Jahre mit ihm viel besser gewesen wären? Und besser als was? Besser als Carsten sicher nicht. Sonst wäre ihr wohl schon viel früher irgendein Manuel über den Weg gelaufen. Carsten ist wirklich klasse. Emma wird sich wohl ein neues Stammcafé suchen müssen. Sie seufzt.

Von Lisi Wasmer