Die Tage werden
kürzer, der Herbst sendet seine ersten Boten aus. Entsprechend melancholisch
gestaltet sich auch unsere Spotify-Playlist. Und auch dieses Mal sollte im Mix
für jeden was dabei sein…
Paul Kowol – Der Sommer
ist noch nicht vorbei
Okay, im Grunde bin ich kein
Singer-Songwriter-Schnulzen-Mädchen und fühle mich in den Genres Deutsch-Rap
und Hip-Hop besser aufgehoben. Diesen Monat werfe ich meine Prinzipien dennoch
über Bord. Denn wenn Paul Kowol “nochmal trinken, lieben, Unsinn reden,
nochmal heute tausend Leben leben” singt und mir felsenfest verspricht,
dass dieser Sommer noch nicht vorbei ist, fühle ich mich unumgänglich an die
vergangenen Montate zurück erinnert. Auf Stress, Sorgen und Zukunftsängste
pfeifen, bis spät in die Nacht hinein über die großen und kleinen Dinge des
Lebens reden und wieder aus tiefster Seele lachen können – Dinge, die uns im
Sommer leichter fallen. “Der Sommer ist noch nicht vorbei”, ein
Versprechen und der Songtitel der neuen Single des Münchner Musikers Paul Kowol
und mein Musik-Tipp für melancholische Herbsttage.
Anastasia Trenkler
Maeckes –
Atomkraftwerke am Strand
Wie (selbst)zerstörerisch und egoistisch kann die Menschheit
sein? Das fragt sich Maeckes – wie Casper und Prinz Pi für seine tiefgründigen
Texte bekannt – auch auf dem Album Tilt!, das vor fast einem Jahr erschien. Die
ernüchternde Antwort liefert er im Song “Atomkraftwerke am Strand”,
in dem er die Erde mit einem Lamborghini vergleicht: „Wir seh’n im Rückspiegel
die Enkel, aber erfinden lieber Airbags, als zu lenken.“ Betrachtet man die
aktuelle Weltpolitik, ist das leider nur zu wahr.
Anna-Elena Knerich
Casper feat.
Ahzumjot, Portugal. The Man – Lass sie gehen
Ein Jahr verschiebt Casper den Release seines Albums nach
hinten, und kein Tag davon war zu viel. Denn was auch immer der er in dieser
Zeit noch geändert hat, es war richtig. Mit “Lang lebe der Tod”
erschafft der Indie-Rapper ein Meisterwerk aus düsteren Beats gepaart mit
politisch brandaktuellen Texten. Das Album auf einen, den besten, Song zu
reduzieren, ist quasi unmöglich. Da ich für die Playlist dennoch einen
auswählen muss, entscheide ich mich für “Lass sie gehen”. Der bietet
nämlich neben einem gewohnt tiefsinnigen Casper-Text und einer sehr eingängigen
Hook auch noch hochkarätige Feature-Gäste.
Max Mumme
Mine & Edgar
Wasser- Aliens
Für mich der Song der Zeit. „Ich hab Angst vor dir, deshalb
mach ich dich kaputt“ singt Mine- das geht unter die Haut. Keine wirkliche
Wohlfühlmusik- und dennoch kämpft man den Rest des Tages dank der feinen Reime
des Münchners Edgar Wasser und dem hypnotischen Beat gegen einem dicken Ohrwurm
im Kopf an.
Louis Seibert
Blumentopf – Danke Bush!
Diese Jahreszeit beschwört schlechte Ereignisse könnte man
meinen… Vor zwei Jahren gab Blumentopf, eine der genialsten und
authentischsten Bands, seine Trennung bekannt. Letztes Jahr trat in den USA Mr.
T. sein Amt an und heute zieht Intoleranz in den Bundestag ein. Aber wie Blumentopf schon vor 14
Jahren erkannte: You can fool some People sometimes, but you can’t fool all the
People all the time, liebe AfD! Danke, dass eine unpolitische Generation
dank dir (hoffentlich) wieder gezwungen wird einzutreten für Demokratie,
Toleranz und eine grenzenlos menschenwürdige Politik
Jana Haberkern
Rolling Stones – Satisfaction
Mit diesem Stones-Klassiker bin ich groß geworden. Dieses
Lied nun endlich live gehört zu haben und zu sehen, wie die “Jungs’ das
Olympiastadion gerockt haben, war die Erfüllung eines langen Traumes. Daher war
Satisfaction mein Lied des Monats.
Serafina Ferizaj
Nothing but Thieves – Particles
Nothing but Thieves haben mit ihrem zweiten Album einen
ordentlichen Hit gelandet – nichts anderes war auch nach der vorab
veröffentlichen Single “Amsterdam” zu erwarten. Ihre Musik lebt von
abwechslungsreichen Harmonien und der unglaublichen Gesangsstimme, beides kommt
besonders gut bei „Particles“ zur Geltung!
Philipp
Kreiter
Dent May – Across The Multiverse (feat. Frankie Cosmos)
Across The Universe” war gestern, jetzt heißt es
“Across The Multiverse”. Der Song von Dent May (featuring Frankie
Cosmos) hat es mir diesen Monat besonders angetan.
Antonia
Franz
Mashrou’Leila –
Maghawir
Wir fahren mit dem Mietwagen durch den Marrokanischen Hohen
Atlas, ein riesen Gebirge und hören ein bisschen Arabische Musik. Fettes
Fanfaren Intro in mitreißender Melodie, dann setzt das Schlagzeug ein. Perfekt,
wenn man zwischen zwei Felswänden hindurch ins nächste Tal fährt. Doch nicht
nur klanglich ist die Band Mashrou’Leila jede Konfrontation wert. Sie sind
Indie Rock auf Arabisch. Die 2008 gegründete fünfköpfige libanesische Band ist
die Stimme der jungen arabischen Welt nach dem arabischen Frühling. Sie singen
für LGBT-Rechte, politische Freiheit, Frieden oder wie hier gegen Waffengesetze
im Libanon. Spannend.
Anne Gerstenberg
Commodo – Sleepwave
Mit seinem Debütalbum „How What Time" schafft Commodo
es den Nerv einer neuen Generation an Dubstep-Köpfen zu treffen. Es gilt
Künstlern hoch anzurechnen wenn sie sich erlauben, sich neu zu erfinden,
obgleich sie mit ihrer ursprünglichen Musik erfolgreich waren. Sleepwave zehrt
von Einflüssen aus klassischem Boom-Bap-Hip-Hop, der L.A.-Beats-Szene und den
subtilen orientalischen Klängen, die man aus den Kreisen um Commodo gewohnt
ist.
Hubert Spangler