Knifflige Situation: Das Date war schon soweit fortgeschritten, dass sie auf seinem Schoß saß und sich die Flatulenz in dieser Position nicht richtig verkneifen konnte. Warum auch immer – der Furz ist Fakt. Und die Liebe hatte keine Chance mehr. Dabei nimmt das doch den Jungs den Druck. Perfekt zu sein. Oder?
Man kann über Kaiser Wilhelm II. sagen, was man will, aber er hatte nicht nur einen famosen Schnauzer, er liefert auch ausgezeichnete Anekdoten für jeden Anlass. Mein Favorit geht wie folgt: Ein hoher Offizier hat das Pech, bei der Begrüßung von Kaiser Wilhelm auf einer Abendveranstaltung dermaßen nervös zu sein, dass sich der Druck, der auf ihm lastet, bei der Verbeugung sprichwörtlich Luft macht – und das deutlich vernehmbar. Der Oberstleutnant hat zudem das Pech, dass er einen Hang zum Dramatischen innehat: Beschämt stürzt er hinaus und erschießt sich.
Zugegeben, ein wenig zynisch, aber es passt eben so gut. Christina starrt mich zornig an. Ob sie denn die Parallelen nicht sehe, muss ich jetzt fragen. Christinas Gesichtsfarbe nähert sich langsam dem Bordeaux in ihrem Weinglas an, das sie fast in ihrer wutgeballten Faust zerdrückt. Sie hat eben auch einen Hang zum Dramatischen. Und außerdem hat sie gepupst. Bei ihrem Date mit Anton. Also vor Anton. Oder eher auf Anton. Das lag zum einen am Zwiebelkuchen, dem einzig Essbaren in seinem Kühlschrank und somit Christinas Abendessen. Zum anderen lag es daran, dass das Date schon soweit fortgeschritten war, dass sie auf seinem Schoß saß und sich die Flatulenz in dieser Position nicht richtig verkneifen konnte. Warum auch immer – der Furz ist Fakt. Und auch wenn Anton nicht gerade ein Kaiser Wilhelm ist (er hat nicht mal einen Bart), war Christina doch so entsetzt, dass sie aufsprang und fluchtartig seine Wohnung verließ.
Wenigstens hat sie sich nicht erschossen. Allerdings wäre ihr danach, sagt sie und nimmt noch einen kräftigen Schluck vom Bordeaux. Seit dem Fauxpas hat sie nichts mehr von Anton gehört. Vermutlich erzählt er gerade in diesem Moment all seinen Freunden von dem Date mit der Stinkbombe. Dabei mochte sie ihn wirklich. Tränen steigen ihr in die Augen. Wie gesagt, der Hang zum Dramatischen. Ich schenke Wein nach und versuche zu trösten. Meiner Erfahrung nach sind Männer ganz froh, wenn Mädchen ihren Verdauungsgasen einmal freien Lauf lassen. Das bricht das Eis und nimmt den Druck, perfekt zu sein. Lisi Wasmer
Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.