“Delfine sind schwule Haie” – wer T-Shirts mit solchen Aufdrucken trägt, ist eigentlich zum Dauersingle abgestempelt. Karin verliebt sich trotzdem in so einen Kerl. Doch auch solche Sprüche haben ihre Grenzen.
Wenn man von Monarchen im Adamskostüm hört, denken die meisten vermutlich an einen dänischen Schriftsteller, der in einer bekannten Anekdote von einem neu eingekleideten Kaiser zu erzählen wusste. Karin nicht. Karin denkt an Flo. Besser gesagt: an seinen Rücken. Flo saß in der Schule eine Reihe vor Karin und auch wenn sie im Grunde nichts dagegen gehabt hätte, ab und zu auch einen Blick auf die Tafel zu werfen, so musste sie sich doch die meiste Zeit damit begnügen, die dämlichen Sprüchlein auf der Rückseite von Flos T-Shirts immer und immer wieder zu lesen. „Delfine sind schwule Haie“ zum Beispiel. Diese Weisheit hatte Karin bald verinnerlicht. So sehr, dass sie in der mündlichen Abiturprüfung ihren Ethik-Lehrer tatsächlich in eine Diskussion über die Diskriminierung homosexueller Meeressäuger verwickelte. Wie dem auch sei, warum nun Karin bei Hans Christian Andersen ausgerechnet an Flo denkt – das ist schnell erklärt. Sie denkt schlicht an nichts anderes.
Eigentlich hatte sie ihn nach dem Gymnasium aus den Augen verloren. Zwei Jahre später entdeckte sie ihn wieder. Er stand vor ihrer Lieblingskneipe, eine Zigarette im Mundwinkel und kehrte ihr (natürlich) den Rücken zu. Wer weiß, ob sie ihn sonst überhaupt erkannt hätte? Da er also mit dem Rücken zu ihr stand und Karins Erinnerung an die literarischen Höhepunkte ihrer Gymnasialzeit noch genauso präsent war wie sein schlechter T-Shirt-Geschmack („Wer tanzt, hat kein Geld zu saufen“), kamen die beiden rasch ins Gespräch.
Seither ist Karin im Zwiespalt. Wie sich herausstellte, ist Flo nicht so peinlich wie seine Kleidung. Tatsächlich findet ihn Karin mittlerweile „sogar fast schon süß“. Soll heißen, sie ist total verknallt. Trotzdem schämt sie sich für seine Shirts. Was hilft es, dass sie ihm am liebsten die Klamotten vom Leib reißen würde, wenn der größte Grund dafür nur der ist, ihm ganz schnell neue zu shoppen? Neue und schlichte. Denn: Leider ist Flo längst nicht so en vogue wie Andersens Kaiser. Als er sie das nächste Mal besucht, steht „Begattungsunternehmer“ auf seinen Schulterblättern. Zu viel für Karin. Mit dieser Geschäftsidee könne er sie ein für allemal abschreiben, erklärt sie ihm. Dann kehrt sie zur Abwechslung mal ihm den Rücken. Lisi Wasmer
Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen – sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.