Über Männer und Frauen und den alltäglichen WG-Wahnsinn. Eine Kolumne über unterschiedliche Ansprüche, verschiedene Konfliktbewältigungs-Methoden und Lösungsansätze, die auf Körpergröße basieren.
Der Krieg wird mit Klopapier geführt. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren die beiden beste Freundinnen, nun allerdings bewerfen sich Rosi und ihre Freundin mit Toilettenpapierrollen. Was ist passiert? Ganz einfach: Sie sind zusammengezogen. Ich kenne viele Geschichten mit genau diesem Szenario. Wenn beste Freundinnen sich gemeinsam eine Wohnung anmieten, endet das nicht selten mit spektakulären Flurkämpfen und einer Trennung auf Lebenszeit. Dabei gilt: je jünger die Mädels, desto höher das Potenzial für Drama.
Mein Mitbewohner analysiert sofort: Das liegt daran, dass Frauen nicht über ihre Probleme reden, sondern sie in sich hineinfuttern, bis sie dann irgendwann explodieren. Aha. Warum wohne dann ich hier und kein viel weniger explosiver Vertreter des männlichen Geschlechts? Ganz einfach: In den Kumpel-WGs seines Bekanntenkreises klebt leider der Dreck von drei Jahren auf dem Fußboden. Wenn beste Kumpel zusammenziehen, so mein Mitbewohner, wird aus der WG eine Art superharmonischer Schweinestall. Da hat er sich doch lieber ein Mädchen in die WG geholt. Jetzt ergänzen wir uns prima: Er putzt nicht, ich schon.
Dafür versorgt er mich mit unterhaltsamen Theorien. An seiner Erklärung für das Beste-Freundinnen-Problem zweifle ich allerdings: Dass Kumpel-WGs harmonische Schweineställe sind, klingt nämlich nicht unbedingt, als würden die Bewohner zwischen Bergen von Pizzakartons sachliche Gespräche über ihre Probleme führen. Mehr so, als wären die Ansprüche an ein Zusammenleben sehr viel niedriger als der Berg Altglas in der Ecke. Ich glaube ja, dass genau hier das Problem liegt: Mit der besten Freundin zusammenzuziehen, verheißt ein Leben voller Mädelsabende mit Prosecco in stilvollem Ambiente – und führt dann eben doch meist nur zu schnödem Alltag mit Altglas und Staubmäusen. Da greift man dann eben zum Wurfgeschoss.
Rosi etwa hat nach dem Klopapierkrieg mit ihrer nun ehemaligen Busenfreundin übrigens einen zweiten Anlauf gestartet, diesmal mit ihrem besten Kumpel. Das Ergebnis: Die beiden ergänzen sich bestens– allein schon aufgrund des gut 40 Zentimeter Größenunterschieds. In der Küche ist Rosie für alle bodennahen Schrankfächer zuständig, ihr Mitbewohner für die obersten Regalbretter.
Von Susanne Krause