„Chronisch cool“

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Susanne Augustin organisiert ein Benefizkonzert im Gasteig. Es soll dabei um die Aufklärung von chronischen Darmerkrankungen gehen. Neben ihrer Band “Splashing Hill” treten auch Liann und der US-Fernsehstar Ian Harding auf.

München – Seit zwölf Jahren leidet Susanne Augustin, 28, an Morbus Crohn, einer seltenen Autoimmunerkrankung des Darms. Vor vier Jahren kam noch Arthritis dazu. Im Herbst 2016 hat sie ein erstes Benefizkonzert mit ihrer Band Splashing Hill veranstaltet. Unterstützt wurde sie dabei von Ian Harding, US-Fernsehstar und in Deutschland vor allem durch die Serie „Pretty Little Liars“ bekannt. Am 15. Februar wird im Gasteig die zweite von Susanne geplante Charity-Veranstaltung stattfinden, die nicht nur unterhalten, sondern auch aufklären soll über Krankheiten, die kaum jemand kennt.

SZ: Susanne, war dein erstes Benefizkonzert vor eineinhalb Jahren so erfolgreich, dass du jetzt gleich ein weiteres organisierst?
Susanne Augustin: Ja, schon. Im Cord hatten wir damals so um die 100 Gäste, was ich für die Größe des Clubs und vor allem für die Thematik schon einmal sehr gut fand. Deshalb habe ich eigentlich gleich nach diesem Konzert Ian Harding gefragt, ob er sich denn vorstellen könnte, für eine ähnliche Aktion tatsächlich nach Deutschland zu kommen. Da hat er zugesagt, und ich habe sofort mit der Planung angefangen. Mittlerweile sind mehr als zwei Drittel der Karten, also so um die 185, im Vorverkauf weggegangen.

Wie genau wird der Abend ablaufen?
Ian Harding wird zusammen mit Sam Cleasby durch den Abend führen. Sam ist eine Bloggerin aus England, die über ihr Leben mit Colitis, einer ähnlichen chronischen Darmerkrankung, schreibt. Ich habe Kontakt mit ihr aufgenommen, als ich mit der Planung begonnen habe, und sie war sofort dabei. Liann aus München wird als erster Act spielen. Im Anschluss soll es einen Info-Pannel mit Ian, Sam und mir geben. Nachdem dann noch Lilly Among Clouds aus Würzburg und meine Band Splashing Hill gespielt haben, soll es die Möglichkeit geben, sich am Merchandise-Stand ein Autogramm geben zu lassen.

Autogramme?
Ich glaube, für die Leute wird es cool sein, mit Ian sprechen zu können. Der Erlös der Veranstaltung wird der Lupus Foundation of America, für die sich Ian engagiert, sowie der Crohn’s and Colitis UK Organisation, für die Sam Botschafterin ist, zugute kommen.

Nicht, dass du nicht schon ausgelastet genug wirkst, aber unternimmst du auch noch andere Dinge in Sachen Aufklärung über diese Krankheiten?
(Lacht) Ja, ich habe vergangenen Herbst selbst einen Verein gegründet. Chronisch Cool heißt der und steckt zwar noch sehr in den Startlöchern, aber zum 15. Februar wollen wir die Homepage fertig haben. Außerdem soll mit dem Konzert ein Blog starten, den ich zusammen mit Thomas Ochsenkühn, Arzt, Professor und Leiter des Crohn- und Colitis-Zentrums München, plane. Nach Sams Vorbild soll es da um ein Leben mit Crohn und Arthritis gehen. Denn soweit ich weiß, gibt es einen ähnlich hilfreichen Blog im deutschsprachigen Bereich noch nicht.

Das heißt, du wirst diesen Blog schreiben?
Genau. Für mich selbst war es unglaublich hilfreich, Sams Blog lesen zu können. Deshalb wird es auch bei mir um den Alltag mit Krankheiten wie Crohn gehen.
Wie sieht dein Leben mit den Krankheiten denn derzeit aus?
Ich wurde im vergangenen Jahr dreimal operiert. Der erste Eingriff war geplant. Da wurde mir ein Stück Dünndarm entfernt. Der zweite war dann eine Notoperation, weil sich die Naht aufgelöst hat und ich deshalb eine Entzündung des Bauchfells bekommen habe. Mir musste ein künstlicher Darmausgang gelegt werden, ein Stoma. Für mich war das noch nie Thema gewesen und kam deshalb total unerwartet. Da ich jedoch wusste, dass Sam auch einen hat und sie trotzdem ein annähernd normales Leben führen kann, war ich sehr viel ruhiger, was diese Operation anging, die mir dann de facto das Leben gerettet hat. Die dritte Operation war dann „nur“ an der Hand, wegen Arthritis.

Das klingt nach einem harten Jahr. Machen sich deine Freunde oder deine Eltern Sorgen, wenn du trotzdem noch so viel arbeitest und organisierst?
Ja, vor allem meine Eltern. Meine Mama sagt immer wieder, ich soll langsam machen. Ich halte mich auch dran, dass die Gesundheit immer vorgeht. Gleichzeitig ist es bei mir aber nach wie vor so, dass mich diese Dinge weiter pushen und mir Kraft geben. Über die Krankheiten reden, etwas zu tun, dass die Situation für Betroffene verbessern könnte – das hilft einfach immer, selbst oder vielleicht gerade dann, wenn es mir schlecht geht.

Eine deiner Leidenschaften ist das Reisen. Geht das mit einem künstlichen Darmausgang?
Auf meiner Liste stand ja immer Indien. Israel und Jordanien konnte ich im vergangenen Jahr auch machen, aber jetzt mit dem Stoma ist Indien wahrscheinlich keine so gute Idee, einfach wegen der Infektionsgefahr. Ich war aber vor Kurzem auf meiner ersten Reise mit künstlichem Darmausgang in Finnland, und alle meine Ängste haben sich als unbegründet herausgestellt.

Was waren das für Ängste?
Na ja, Sicherheitskontrollen zum Beispiel. Aber da muss ich sagen, dass das Personal total professionell und diskret mit umgegangen ist. Ich frage mich wirklich, wie oft da jemand mit künstlichem Darmausgang durchgeht (lacht). Muss ich fragen, das nächste Mal. Oder Sauna. Da habe ich mich schon gefühlt als hätte ich ein Horn auf der Stirn und natürlich gab es den ein oder anderen Blick, aber wirklich gestarrt hat niemand. Von daher, das ist schon alles machbar. Außerdem habe ich wahrscheinlich ohnehin Glück und sie können ihn bald wieder entfernen.

Interview: Theresa Parstorfer

Foto: Markus Lauerer