Vincent Crusius Ensemble / Foto: Leon Crusius

Band der Woche: Vincent Crusius Ensemble

Das Vincent Crusius Ensemble besteht aus 18 Mitgliedern und fast ebenso vielen musikalischen Einflüssen: es verbindet modernen Jazz, orientalische Elemente und Synthies.

Von Sophia Reichert

Ob idreamt, tiduz., Ilgen-Nur, The Whiskey Foundation oder auch Kannheiser, die Band des Jahres der SZ-Junge–Leute-Seite … München vereint so einige Musikerinnen, Musiker und Bands auf sich, die für junge Leute auch teilweise über die Stadt hinaus ein Begriff sind.

Und auch, wenn teurer Probenraum und wenig Platz in der Stadt nach wie vor Faktoren sind, die viele Kunstschaffende dazu bringt, nach Leipzig oder Berlin zu gehen, heißt es auf der anderen Seite auch: „Ist man einmal in der Musikszene drinnen, lohnt es sich nicht so schnell, die Stadt zu wechseln.“ Dies sagt zumindest Vincent Crusius.

Er ist Schlagzeuger, Komponist, Arrangeur und Gründer des Vincent Crusius Ensembles, einer 18-köpfigen Formation, die er Ende 2017 ins Leben rief, ursprünglich für eine Prüfung an der Hochschule für Musik. Eine Liveperformance vor Publikum zu spielen, hieß die Aufgabenstellung. „Ich will das bisschen größer machen, vielleicht wird da ja längerfristig was daraus“, sagt sich ein schon damals selbstbewusster und gut vernetzter Vincent und prompt sitzt unter einigen Dozierenden und talentierten Kommilitonen auch Juri Kannheiser, diesmal als Cellist, mit im Ensemble.

Was dabei entsteht, ist eine zwölfminütige wilde Mischung aus modernem Jazz mit Bossa Nova-anmutender Musik, die an Quadro Nuevo erinnert, und orientalischen Elementen, wie sie von Beirut-Beirut kommen könnten. Dazu gibt es Synthies, die nach anfänglich ruhiger Mystik öffnen, die ganze Fülle des Orchesters zulassen, und damit einen perfekten Spannungsbogen ziehen.

Als kleines Extra hat es sich der Jazzliebhaber zur Aufgabe gemacht, eine möglichst komplexe Komposition zu erschaffen, die für einen Laien aber trotzdem sehr harmonisch klingt. So spielt beispielsweise jeder der sieben Bläser zu jedem Zeitpunkt einen anderen Ton der Tonleiter, was im Prinzip besonders dissonant klingen müsste.

„Influences“ nennt der junge Komponist seine finale Prüfungsarbeit. „Mich haben in der Zeit viele Musiker und Bands beeinflusst, die ich hörbar machen möchte.“ Das sagt er über den Titel. Besonders denkt er dabei an Victor Alcántera, seinen Dozenten, der ihm Satztechnik beigebracht hat, oder an den Münchner Jazzpianist Christian Elsässer, der ebenfalls ein nach ihm benanntes Ensemble leitet. „Wenn er das kann, dann kann ich das auch“, sagt Vincent. Das war schlussendlich der Beginn des Vincent Crusius Ensembles.

Selbst sitzt Vincent am Drumset und ist nicht nur musikalischer Kopf der Mannschaft, sondern auch verantwortlich für alles Bürokratische. „Ich habe das Ensemble nach mir benannt, weil ich wusste, dass ich fast alles alleine machen werde. Das ist jetzt auch was für meinen Lebenslauf.“

Seine Arbeit wird belohnt und der Lebenslauf 2018 sogar um einen Förderpreis erweitert. Mit dem Preisgeld geht es nach Unterföhring, zur Aufnahme in den Mastermix-Studios. Seitdem liegen die Aufnahmen und massig Filmmaterial ungenutzt herum.

Nachdem er im November aber sein Examen beendet hat, möchte Vincent sein Ensemble jetzt „wiederbeleben“. Die Tonspuren sind schon gemischt, Mitte des Jahres ist die erste Veröffentlichung geplant. Das Repertoire ist um einige Stücke gewachsen. Die meisten davon aus Vincents Feder und einige bearbeitete Jazzstandards. Eventuell gibt es parallel zum Release Ende des Jahres eine kleine Tour, das entscheidet sich dann aber erst im Herbst.

Bis dahin ist Vincent erst einmal selbst auf Tour, als Drummer der Band FergeXFisherman. Viele Projekte gleichzeitig am Laufen zu haben, ist für ihn Routine. Gerade arbeitet er als hauptberuflicher Musiker und ist damit mehrgleisig unterwegs. Für die Zukunft sagt er: „Fünfgleisig vielleicht nicht, aber dreigleisig bestimmt.“ Er glaubt, „man stumpft sonst ab, bei den einzelnen Projekten“.


Vincent Crusius Ensemble

Stil: Modern Jazz
Besetzung: Bianca Frau (voc), Julian Blumenthaler (vl), Nico Stegmann (vl), Alexander Maschke (va), Juri Kannheiser (vc), Luis Burger (as), Georg Wörle (ts), Jonas Brinkmann (bs), Stephan Hack (trp), Linus Klitzing (trp), Thorben Schütt (trb), Martin Immerz (trb), Marinus Keml (git), Carlos Vera Larrucea (vib), Philipp Weiß (synth), Vitaly Burtsev (p) Felix Renner (b), Vincent Crusius (dr)
Seit: Ende 2017
Kontakt: www.vincentcrusius.de