Begonnen als Duo schließen sich über die Jahre immer mehr Musiker der Band an, bis die Sweet Simones 2015 offiziell gegründet werden. Foto: Johannes Rodach

Band der Woche: The Sweet Simones

The Sweet Simones, neun junge Musiker, die Swing in Münchens Nachtleben bringen.

von Maximilian Mumme

Swing verhält sich wie eine Welle. Ähnlich zu dem schwingenden Gefühl, das die Musik der ternären Achtelnoten vermittelt, verläuft auch ihre Popularität durch Berge und Täler. Die energetische Musik, charakterisiert durch meist hohe Tempi, dominante Bläsersätze und den Walking Bass, entstand in den 1930er Jahren in den Ballrooms New Yorks. Bigbands wie die Ensembles von Glenn Miller, Duke Ellington und Count Basie etablierten Swing dort als die vorrangige Tanz- und Unterhaltungsmusik – die damals entstandenen Paartänze, etwa der „Lindy Hop“, sind bis heute mit dem Genre verbunden. Während zu dieser Zeit oft der Schlagzeuger der Entertainer war, entwickelte sich im zweiten Hoch der Swing-Musik in den späten 1950er Jahren das Frontmannprinzip: Persönlichkeiten wie Frank Sinatra oder Dean Martin sorgten für die Show, während die Bigband in ihrem Rücken den Sound lieferte.

Den neuesten Hype erlebte das Genre in den 1990er-Jahren, als Rockabilly- und Rock‘n‘Roll-Bands ihre Besetzung durch einen kleinen Bläsersatz ergänzten. Gruppen dieser Ära wie die Cherry Poppin’ Daddies oder Royal Crown Revue sind die direkten Vorbilder von Aljoscha Kleinhammer, Songwriter und Bandleader der Münchner Swing-Band The Sweet Simones. Zwar ist die Musik der Sweet Simones beeinflusst von allen drei Hochphasen des Swing, doch die Besetzung der neunköpfigen Formation erinnert am deutlichsten an die des „Neo Swing“. „Obwohl es ein sehr komplexes und ausarrangiertes Gefüge ist“, erklärt Aljoscha, „hat man in dieser Besetzung noch die Energie des Bandzusammenspiels. Das ist noch ein Format, wo man interagieren und sich gegenseitig pushen kann.“

Schon seit 2011 machen er und Sänger Franz Metz zusammen Musik. Begonnen als Duo schließen sich über die Jahre immer mehr Musiker der Band an, bis die Sweet Simones 2015 offiziell gegründet werden. Neben dem ursprünglichen Coverprogramm aus Swing-Klassikern fließen immer mehr von Aljoschas Kompositionen ins Repertoire ein, bis die Band 2017 ihr erstes Album „Pocket Moon“ veröffentlicht.

Foto: Johannes Rodach

Mit Anzügen und „Bandstands“ – Notenständern im Band-Design – erinnert die Band optisch eher an die Vorbilder aus früheren Jahrzehnten. Auch Komposition und Arrangement sind an den alten Größen orientiert. Doch auch Einflüsse aus kontemporärer Popmusik lassen sich erkennen, etwa der dreiteilige Songaufbau aus Vers, Refrain und Bridge oder die eingängige Einfachheit der Melodien, vorrangig im Refrain. Aljoschas Texte bewegen sich nah an der Realität, erzählen Geschichten, illustrieren die Bilder in seinem Kopf. Fast wie ein Theaterstück fühlen sich einige Songs an – eine weitere Parallele zur frühen Swing-Musik, die oft mit Musicals am Broadway gekoppelt war.

Extrapoliert man die Welle des Swing bis heute, wäre es an der Zeit für ein Swing-Revival. Die Münchner Swingtanzschulen, auf deren Veranstaltungen die Sweet Simones regelmäßig auftreten, berichten von Mitgliederzuwächsen, und auch in der Jugendkultur scheint der Swing wieder angekommen zu sein. So hat der Bahnwärter Thiel vor kurzem eine regelmäßige Swingtanzveranstaltung in Leben gerufen.

Ein möglicher Grund für die steigende Beliebtheit ist auch die Flexibilität der Swingmusik. „Man kann dazu tanzen, wenn man möchte“, sagt Aljoscha, „man kann sich’s aber auch mit einem Getränk an der Bar anhören.“ Und auch in konzertantem Kontext funktioniert die Musik. In dementsprechend unterschiedlichen Locations sind die Sweet Simones unterwegs. Nach Auftritten auf Swingtanz-Events, im Bahnwärter Thiel und im Cord Club stehen 2019 Konzerte im neu eröffneten Club „Folks“ und in der Jazzbar Vogler an. Auch auf dem Badesee-Festival „Agradamagatha“ waren die Sweet Simones schon zu Gast. Natürlich – auch bei 30 Grad – im Anzug.

 Foto: Johannes Rodach

The Sweet Simones

Stil: Swing, Jazz, Jive

Besetzung: Franz Metz (Vocals), Julius Braun (Trompete), Martin Hering (Posaune), Andreas Stephan (Alt-/Baritonsaxophon), Michael Schreiber (Tenorsaxophon), Aljoscha Kleinhammer (Klavier), Adrian Sieber (Gitarre), Michael Maier (Bass), Wolfgang Hering (Schlagzeug)

Aus: München

Seit: 2015

Internet: thesweetsimones.de