Das Münchner Duo Synchropower hält es von den Instrumenten her simplistisch: Gitarre und Gesang. Ihre verträumten Lieder erzählen von fiktiven Welten
Von Max Fluder
Die Natur ist ein Sehnsuchtsort: raus aus der engen Stadt und rein in die Wälder, an die Seen, zu den Bergen. Dort ein Konzert zu hören, stellt ein großes Problem dar. An aufwendiges Equipment ist gar nicht erst zu denken. Und selbst die leistungsstärkste Powerbank ist irgendwann mal entleert. Vielleicht hält sich auch deswegen das ikonische Bild der Gitarre am Lagerfeuer so hartnäckig. Auf einen Ausflug in den Wald lässt sich auch kam etwas anderes mitnehmen, kein Synthesizer und keine fragile Geige.
In die Natur entführt den Hörer das Duo SynchroPower. Zumindest in ihrem ersten Musikvideo zu „Sweet Juice“ spielen ein Laubwald und der Flaucher eine prominente Rolle. Margo Lynn, 27, die Sängerin, und Laurenz Wolf, 28, der Gitarrist, haben die Szenerie bewusst gewählt.
Natürlich, die gezeigten Orte liegen quasi direkt vor ihrer Haustür. Schön anzusehen sind sie auch, aber vor allem die Schwäne bedeuten Margo viel. Beim Bleigießen an Silvester 2015 entdeckte sie die Form eines Schwans und suchte daraufhin nach einen Liebhaber mit Schwan-Motiv auf seinem Oberteil. Den Liebhaber fand sie in Laurenz, einen Schwanen-Pullover trug er allerdings nicht.
Seit drei Jahren sind sie ein Paar, seit zwei Jahren musizieren die beiden nun zusammen. Und man merkt ihnen an, dass sie ein eingespieltes Team sind. Während Margo ihre Vorbilder nennt – Kate Bush, Fleetwood Mac, die langen Stücke von Pink Floyd – klopft Laurenz ihr liebevoll auf den Rücken, die beiden fallen sich nicht ins Wort, scheinen aber genau zu wissen, was der andere denkt, und am Ende klatschen sie sich ab.
Ihre Songs entstehen aus einem ähnlichen Zusammenspiel: „Es herrscht eine gute Chemie. Was vom Laurenz in die Musik kommt, das gibt mir immer wieder Ideen“, sagt Margo. Auch Laurenz geht es so: „Dadurch ist alles von der Stimmung her sehr verknüpft“, sagt er. Das Ergebnis ist ein verträumt-melancholisches erstes Album, Fairway, das die Geschichte eines fiktiven Volkes erzählt.
In den Songs verflechten sich der Gesang und die Gitarre, sie harmonieren, als wären sie eine Einheit. Wenn Margo singt, betont sie die Vokale, sie tragen die Lieder und geben das Gefühl, in die Songs eintauchen zu können. Stoppt dann der Gesang, und ist nur noch die Gitarre zu hören, scheint auch sie allein den akustischen Raum zu füllen, fast als wären sie gleichberechtigt: Der eine braucht den anderen nicht, zusammen ist es aber ungleich besser. Fragt man, was ihre Musik ausmache, finden sie die Gründe beim jeweils anderen: Für Margo ist Laurenz’ Gitarrenspiel das Besondere, für ihn ist es ihre Stimme.
Gibt man den Namen der Band, SynchroPower, in eine Suchmaschine ein, werden Staubsauger angezeigt und tatsächlich: das Haushaltsgerät war namensstiftend. Beim Komponieren und Texten saßen die beiden in Margos Zimmer und der Schriftzug auf dem Karton war direkt vor ihnen. Ein Quatschname, aber wie die beiden finden, mit schönen Assoziationen. Der Klang von Worten wird auch beim Betiteln des ersten Albums bedeutend. Fairway klingt in Margos Ohren „träumerisch, irgendwie wie fairytale“; ein Märchen also. Benutzt wird der Begriff eigentlich im Golf und Tennis.
Musikalisch ordnen sie sich dem Akustik-Pop zu. Sie wissen, dass ihre Optik, die Gitarre und der Gesang sehr an Singer-Songwriter erinnern. Davon grenzen sie sich aber bewusst ab: „Wir haben einen anderen Schaffensprozess und andere musikalische Hintergründe“, sagt Laurenz. Für Margo sind es auch die in den Songs behandelten Themen, die sie von anderen Künstlern unterscheiden. „Ich möchte eine sehr bildhafte Sprache haben und Raum für Interpretation geben,“ sagt Margo.
Stilistisch plant das Duo, sich weiterzuentwickeln, zusammen mit dem DJ AMAX möchten sie mit elektronischen Elementen arbeiten. Doch bevor es soweit ist, steht ihr Album Release auf der Alten Utting am Samstag, 15. Juni, an
Stil: Akustik-Pop
Besetzung: Laurenz Wolf (Gitarre), Margo Lynn (Gesang)
Aus: München
Seit: 2017
Internet: www.facebook.com/SynchroPower-142411949812825
Foto: Christian Otto