Foto: Johannes Brugger

Band der Woche: Jules Werner

Aufgrund seiner Vergangenheit wirkt der Übergang zum Cloud-Rap-Sound geradezu natürlich. Doch er scheint der erste Münchner Künstler zu sein, der in dieses Genre vordringt

Von Maximilian Mumme

Für unzählige Musiker beginnt die Karriere heutzutage im Internet. Für viele auf der Plattform „Soundcloud“. Vor allem für jene des Genres, das sich durch dem Trap entliehene basslastige Beats und den ins Extreme getriebenen künstlerischen Einsatz von Autotune auszeichnet. Es trägt aufgrund besagter Entstehungsgeschichte den Namen „Cloud-Rap“. In den USA von Künstlern wie A$AP Rocky, Future und Post Malone beliebt gemacht, schwappt die Cloud-Rap-Welle zunächst nach Österreich. Yung Hurn und Money Boy exportieren die Musik mit nahezu genuscheltem Sprechgesang nach Deutschland, wo sie durch Songs von RIN, Trettmann und Bausa nicht mehr aus dem Mainstream wegzudenken ist.

Nur an München ist der Hype bisher vorbeigegangen. Auch dem Musiker Jules Werner (Foto: Johannes Brugger) kann man keinesfalls unterstellen, er mache diese Musik des Trends wegen. Aufgrund seiner Vergangenheit in der Synth-Pop-Formation Hadern im Sternenhagel wirkt der Übergang zum Cloud-Rap-Sound geradezu natürlich. Doch er scheint der erste Münchner Künstler zu sein, der in dieses Genre vordringt.

Seine Debüt-Single „Drohne“ basiert auf dem charakteristischen Trap-Beat: Kickdrums in verschiedenen Tonhöhen und maschinengewehrartige Hi-Hats, die in sphärischen Synth-Pads schwimmen. In der Hook ein leicht dissonantes Saxophon. Jules Werners Stimmfarbe wie auch die staccatierte Artikulation erinnern an Falco, die Kürze der Phrasierung lässt sich wiederum im Cloud-Rap finden.

Die zweite Single „Trappist 1“ entwickelt diesen Stil in Richtung Pop weiter. Der Text wieder mehr gesungen als gesprochen, die Stimme dabei durch Autotune gleichzeitig begradigt und verzerrt. Der gesampelte Satz „Püppi steig ein“ erinnert an die österreichische Indie-Pop-Gruppe Bilderbuch.

Der Fokus in Jules Werners Musik liegt auf seinen Texten. Er hadert mit der Fantasielosigkeit deutscher Popmusik, den immer gleichen Themen, die direkt aus dem Leben gegriffen seien. „Ich habe oft das Gefühl, dass die Songs mir mehr nehmen wollen, als sie mir geben können“, sagt er, „sie wollen meine Aufmerksamkeit, mein Mitgefühl und meine Zustimmung. Das ist im Grunde ein sehr egoistischer Ansatz.“ Cloud-Rap leidet unter der selben Eintönigkeit, handeln die Songs doch meist von klassischen Hip-Hop-Themen wie Geld, Drogen und Sex. Jules Werner hingegen möchte die Hörer seiner Songs in neue Welten entführen, er singt über geistige Befreiung und das Ausbrechen aus dem ewigen Kreislauf von Angst, Selbstzweifel und pathologischem Weltschmerz. Die erschaffenen Szenerien sind stets futuristisch, die Reise ist hierbei eine zentrale Metapher. Hier gründen die Parallelen zu seinem Namenspatron, dem französischen Schriftsteller Jules Verne.

Dass Jules Werner kein unbekanntes Gesicht in der Münchner Musikszene ist, zeigt sich auch in namhaften Kollaborationspartnern, die an seinen Songs mitgewirkt haben. Mit seinem Produzenten, dem Münchner Musik-Allrounder Martin Brugger alias Occupanther, verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit. Mit den Bandkollegen von Hadern im Sternenhagel steht er in regem Austausch, auch über sein Soloprojekt, genau wie mit Musikern der Band Claire. Alle haben sie an seiner EP mitgewirkt, die im Januar 2019 erscheinen soll. Ein Album sowie Live-Konzerte sollen noch im gleichen Jahr folgen.

Der Cloud-Rap-Hype mag bis dahin wieder abgeebbt sein, doch das braucht Jules Werner nicht zu kümmern. Denn er schwimmt nicht mit auf der Woge des Trends, sondern ist dieser mindestens eine Wellenlänge voraus.

Jules Werner

Stil: Pop, Trap, Cloud Rap
Besetzung: Julian Chudoba (Vocals)
Aus: München
Seit: 2018
Internet: juleswerner.de