Band der Woche: Eliza

Elizas Musik erzeugt Kopfkino von Fantasy-Landschaften. Der experimentelle Alternative-Pop spielt mit Naturromantik in Game-Of-Thrones-Manier.

Manche Musik klebt nahezu an bestimmten Landschaften. Etwa Stoner-Rock. Diese schweren Gitarren, die den Blues noch kennen, aber träger sind im Rhythmus und verzerrter im Sound, die verbinden sich im Kopf so schnell mit den so vielfach dazu abgebildeten kalifornischen Wüstenlandschaften, dass man mittlerweile sogar glaubt, den Sand zu spüren, wenn man diese Musik hört. Oder eisig-blaue Gebirgsseen, irgendwo in Nordeuropa, im fahlen Licht, womöglich mit einem darüber segelnden schwarzen Raben, wer denkt da nicht an die Pathos-Opern-Metaller von Nightwish? Dass auch die Städte quasi eine Art natürliche Umgebung für die Menschen von heute sind, zeigt sich dann in Bands wie The Strokes, deren visuelles Umfeld sich assoziativ auf New Yorker Klinkerbauten samt Feuerleitern aufbaut, genauso wie The Libertines so sehr nach London verortet waren. Wenn eine solche Ort-Band-Koppelung aufgeht, erschafft die Musik unbändig für alle, die sich nicht an solchen Orten befinden, eine Sehnsucht dahin, die mit dem Hören der Musik gleichzeitig befriedigt wird; und marktorientiert gedacht, kann man keinen besseren Verkaufsgrund für ein Produkt erschaffen. Bands tun also in gewisser Hinsicht gut daran zu überlegen, an welchen Orten sie sich positionieren. 

Bei der Münchner Band Eliza ist das recht eindeutig: Sängerin Elisa Giulia Teschner steht in schwarz-rotem Spitzen-Outfit vor einem See, gesäumt von Tannen und einem etwas verhangenen Himmel – „Game of Thrones“ lässt grüßen. Und dieses groß angelegte Fantasy-Reich findet sich auch in der Musik. Eliza, wie die Band heißt, seit Gitarrist Wolfgang Stefani, Bassist Shmagi Liklikadze und Schlagzeuger Alexander Scherffig seit 2015 dabei sind, machen Musik, die vom großen Gefühl und dem Natur-Pathos à la Nightwish gar nicht so weit entfernt ist. Doch wo Nightwish eher wie ein Genre-Film funktionieren, also Musik für eine sehr eng gezirkelte Publikumsnische machen, sind Eliza eben so zugänglich wie die Serie Game of Thrones es auch für Nicht-Fantasy-Fans ist. Man hört die Akustik-Nummern, die unter den Songs liegen. Elisas Stimme ist dabei voluminös genug, das feine Gitarren-Gezupfte ihres Bandkollegen Wolfgang zu füllen. Doch die Band tut gut daran, sich auf diesem schon sehr stabilen Gerüst nicht auszuruhen. Im Gegenteil, Schlagzeuger Alexander füllt Beats und elektronisches Geblubber dazu, die Gitarre wird durch Effekte und Verzerrungen verfremdet und Elisa singt sich selbst eine zweite Stimmen dazu. Als Letzter kam Shmagi Liklikadze am Bass dazu. Er hatte die Band noch in Trio-Besetzung bei einem Konzert kennengelernt.

Es entsteht Musik, die nicht unbedingt die Popmusik neu erfinden will. Es entsteht aber auch Musik, die in Deutschland so eher selten entsteht. Und deshalb ist auch der visuelle Ort, den Eliza als Bebilderung für ihre Musik wählten, klug. Denn dieser etwas kitschige Naturbezug im Fantasy-Outfit sieht nicht nach einer deutschen Band aus. Doch es sieht auch nicht gewollt deplatziert aus. Natürlich ist die optische Verortung von Eliza mit Burgfräulein, Pathos und See ein bisschen schräg. Doch sie ist auf eine gewisse Art auch erfrischend unbefangen.

Und das spiegelt sich in der Musik: „Uns ist es, wichtig Musik zu machen, die uns selbst auch gefällt“, erklärt Elisa. Und so wird ohne Bedenken das stimmliche Timbre von Aimee Mann visuell und kompositorisch mit Einflüssen der Cardigans auf „Gran Turismo“ (auch darauf findet sich eine derartige Naturromantik) vermengt. Hinzu kommt ein gewisses Faible für die Effekt-Experimente von Massive Attack. Gerade arbeiten sie an den Aufnahmen für ihre erste EP.

Stil: Experimenteller Pop und Folk
Besetzung: Elisa Giulia Teschner (Gesang), Wolfgang Stefani (Gitarre), Shmagi Liklikadze (Bass), Alexander Scherffig (Schlagzeug)
Aus: München
Seit: 2015
Internet: www.elizamusic.de


Text: Rita Argauer

Foto: Conny Mirbach