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Ausgestopfte Hunde

In der Reihe „Unikate“ stellen wir in loser Folge Studentinnen und Studenten vor, die spannende Abschlussarbeiten geschrieben haben. Dieses Mal: Tatia Lorchoshvili beschäftigte sich in ihrer Bachelorarbeit mit Trauer.

Von Rosalie Röhr

Tatia Lorchoshvili isst kein Fleisch mehr. Seit ihrer Bachelorarbeit. Weil sich die Studentin der Empirischen Kulturwissenschaft mit dem Tod von Tieren auseinandergesetzt hat. Oder vielmehr dem von Hunden. Was jetzt aber natürlich nicht heißen soll, dass sie vor ihrer Arbeit Hunde gegessen hätte.

Ihre Arbeit trägt den Titel „Vom Umgang mit dem Tod am Beispiel der Hundebesitzer:innen“. Wer einen Hund besitzt, muss damit rechnen, dass das Haustier vor einem stirbt. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, gibt es unterschiedliche Wege, um mit der Trauer, aber auch mit dem toten Hundekörper umzugehen.

Die Idee kam ihr bei einer Sonderausstellung im Bayerischen Nationalmuseum, dort machte sie zu dieser Zeit ein Praktikum. Es ging um die Beziehung zwischen Hunden und Menschen, ausgestellt waren auch ausgestopfte Hunde, wie man es ansonsten nur von Jagdwild kennt. Tatia hatte so etwas vorher noch nie gesehen. „Hunde sind ja eigentlich so aktive Tiere. Ich konnte überhaupt nicht nachvollziehen, warum die Besitzerinnen und Besitzer die Tiere nach ihrem Tod präparieren lassen und in die Wohnung stellen“, sagt sie. Diese Praxis fand sie so spannend, dass sie darüber ihre Bachelorarbeit schreiben wollte. Doch für ihre Forschung benötigte sie Zugang zu Menschen, die mit ihr über dieses Thema reden wollen. Die Menschen, die ihre Tiere für die Ausstellung geliehen haben, hatten daran allerdings kein Interesse. Tatia konnte in München und im Umland auch nur eine Präparatorin finden – aber auch von der bekam sie eine Absage.

Die Studentin beschäftigte sich daher mit dem Tod von Hunden im Allgemeinen. Sie sprach mit mehreren Hundebesitzern und recherchierte über Mensch-Tier-Verhältnisse einst und heute. „Die ganzen Geschichten zu hören, hat mich manchmal sehr traurig gemacht“, sagt sie.

Ihr Fazit: Die Entwicklung, dass für Hunde spezielle Trauerrituale abgehalten werden, identifiziert sie als relativ neues Phänomen. Einige Hundebesitzer trauern um die Tiere ganz ähnlich wie um Menschen. Einer ihrer Interviewpartner besitzt ein Regal mit Fotos von Familienmitgliedern. Zu sehen ist auch ein Foto, das seinen verstorbenen Hund zeigt. Daneben steht die Urne. Ein anderer hat seinen Hund auf einem Friedhof begraben und bringt immer wieder Blumen. Eine andere Person hat die Zähne des verstorbenen Hundes aufbewahrt. Auch Tatia wünscht sich später mal einen eigenen Hund. Sie könnte sich vorstellen, ihr Tier später auf einem Hundefriedhof zu beerdigen.