Wichtig ist, was man hinterher davon hat. Von daher ist es auch verständlich, dass Julia ihren Studiengang nicht nach ihren Interessen und Fähigkeiten wählt, sondern einzig nach dem Männerangebot. Sport? Erwies sich als Reinfall. Irgendwas mit Technik? Volle Katastrophe. Jetzt studiert sie Pschologie. Unsere Partnerschaftskolumne.
Die Sache ist kompliziert. Nach dem Abitur weiß man nicht, welchen Studiengang man nehmen soll, nach dem ersten Semester weiß man, dass man sich für den falschen entschieden hat – und nach dem zweiten Fachwechsel stellt man fest, dass man es diesmal durchziehen muss, wenn man von Papa nicht enterbt werden will. Der zahlt im Fall von Julia die Studiengebühren und hat ihren Wankelmut gehörig satt. Deshalb studiert sie jetzt Psychologie. Und zwar bis zum bitteren Ende. Punkt. Aus.
Dabei muss man wissen, dass sie ihre Studiengänge keinesfalls nach akademischen Interessen aussucht. Ihre Prioritäten richten sich nach dem Männerangebot. So hat sie sich erst für Sport eingeschrieben: den ganzen Tag mit knackigen Jungs, das klang vielversprechend. Leider hatte sie bei ihren Überlegungen vergessen, dass ein Sportstudium auch körperliche Betätigung mit sich bringt. Nach einem Semester voller Schweiß und Muskelkater war sie es leid. Sie entschied sich für IT: Sitzen, Computer spielen und um sich herum ein zukünftiger Steve Jobs neben dem nächsten. Mal wieder vielversprechend – doch erneut enttäuschend: Die Kommilitonen rochen wie Sportstudenten. Wen schon im Sitzen Schweißausbrüche plagen, der kommt für Julia nicht in Frage.
Jetzt sitzt sie in der Psychologievorlesung und sucht verzweifelt nach den sensiblen, aufgeweckten Studenten, die sie sich vor Semesterbeginn noch so vielversprechend vorgestellt hatte. Vor lauter Blondinen übersieht sie aber sogar fast die einzigen fünf Jungs, die es überhaupt in die Vorlesung geschafft haben. Fünf Männer auf 120 Frauen. Kein Problem für Julia: Während sich nach dem ersten Tag alle um die vier Beachboys aus der ersten Reihe scharen, schlendert sie ganz entspannt zum fünften Hahn im Korb. Er steht ganz allein an eine Säule gelehnt und tippt auf seinem Smartphone. Gekonnt schüchtern lächelt sie ihn an, steckt ihm ihre Nummer zu und flüstert ihm ihren Namen ins Ohr. Etwas irritiert zeigt er ihr die Internetseite, die er auf seinem Handy geöffnet hat: „gayromeo.com“. Mit versteinerter Miene macht sie kehrt und marschiert schnurstracks zur Studentenkanzlei, um sich zu exmatrikulieren. Bevor sie ohne Männer auskommen muss, versucht sie es dann doch lieber erst mal ohne Papas Erbe. Lisi Wasmer
Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen – sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.