München darf zwar raus, doch normal ist das Leben noch lange nicht. Da aber zum Glück kein Hausarrest herrscht, führen wir unsere Rubrik “Von Freitag bis Freitag” weiter. ❤ Unsere Autorin Sabrina ist zuversichtlich. Einschränkungen erfordern nun mal Kreativität, die kann man sich nach Hause holen oder in der Stadt suchen.
Die Bachelorarbeit ist abgegeben. Und jetzt? Wohin mit der ganzen freien Zeit, wo doch eine Veranstaltung nach der anderen abgesagt wird?
Der Freitag startet mit der Eröffnung der Ausstellung „Every word was once an animal“ der Künstlerin Yalda Afsah. Die Filmemacherin beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Mensch und Tier. Inwiefern leben wir noch in einem natürlichen Gleichgewicht mit der Natur? Gezeigt werden verschiedene Filme mit ästhetischem Anspruch. Mal sehen, was mich erwartet.
Auch der Samstag widmet sich der Kunst. Bald schon wird nämlich die Zwischennutzung „Buntheim“ in Puchheim abgerissen. Also eine letzte Gelegenheit, sich das von verschiedenen Street Artists bespielte Gebäude anzusehen. Außerdem findet hier noch bis zum 16.01 die Ausstellung „Shutdown“ statt. Gleich zwei Gründe, die kurze S-Bahn-Fahrt auf sich zu nehmen.
Ein kalter Sonntag im Januar schreit nach heißem Kakao und einem Nickerchen unter Kuscheldecken. Vorher geht’s aber noch zu ein bisschen körperlicher Ertüchtigung auf die Eisbahn im Prinzregentenstadion. Die Zeit verbringe ich mehr mit eleganten Stürzen als auf den Schlittschuhen, Spaß macht es aber trotzdem.
Den einen oder anderen blauen Fleck habe ich anscheinend doch erbeutet, deswegen lasse ich es am Montag ein wenig ruhiger angehen. Es wird geschnippelt. Endlich habe ich wieder genug Zeit, mich ein paar Kollagen zu widmen. Mit einem Stapel alter Kunstmagazine und meiner gewetzten Schere habe ich für heute erst mal ausgesorgt.
Da kommt auch schon der Dienstag. Für heute ist ein Spaziergang durch die Stadt geplant. Nachdem ich mit Kaffee versorgt bin, treffe ich mich mit Freunden zur Street Art Schnitzeljagd, die vom Studentenwerk veranstaltet wird. Mal gucken, welche Kunstwerke ich im Alltag übersehen habe.
Mittwoch ist so langsam die Luft raus. Deswegen entscheide ich mich für ein Reset. Eisbaden soll da ziemlich hilfreich sein und genügend Gewässer haben wir auch in München. Ich entscheide mich für den Wörthsee westlich von München. Während ich in der S8 sitze, kommt mir langsam der Gedanke, dass das womöglich eine dumme Idee war. Aber jetzt gibt’s kein Zurück mehr. Ganz tapfer steigen ich und meine Verstärkung in das Wasser und verkneifen uns alle Schreie. Natürlich haben wir uns im Vorhinein gründlich informiert. Allzu lange bleiben wir beim ersten Mal nicht im Wasser. Mit klappernden Zähnen und zitternden Gliedern geht’s eingehüllt in unsere Wintermäntel wieder in die Wärme.
Selbst wenn das Eisbaden mich gefordert hat, blicke ich am Donnerstag wehmütig auf den Veranstaltungskalender. Ein Konzert nach dem anderen abgesagt. Aber immerhin ist Donnerstag und das bedeutet Plattenladen. Viel zu selten höre ich Radio, deswegen ist es heute Abend mal wieder Zeit für Musik-Input. Auf M94.5 läuft die Sendung „Plattenladen“ von 20-22 Uhr, hier werden wöchentlich neue und alternative Alben der letzten Woche besprochen.
Und schon ist wieder Freitag. Mal sehen… da war ja noch die John Heartfield Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum. Ich kann einfach nicht widerstehen, selbst wenn viele der letzten Tage der Kunst gewidmet waren. Von dem Fotomontage-Experten kann man sich bestimmt viel Inspiration für eigene Kollagen holen. Dann kann abends gleich weitergebastelt werden.
Sabrina Ahm