Zeichen der Freundschaft: Stangenfreundinnen

Unsere Autorin und ihre Freundin verbindet ein besonderes Hobby: der Poledance. Sie zeigen sich die neuesten Moves, die schmerzendsten blauen Flecken – und ihre jeweiligen Kochkünste.

Elegant
läufst du zur Stange hin. Du machst zunächst den „Polestep“, auf den der
„Flamenco“ folgt, bevor es dann zum „Bodenwischer“ geht und du wieder
aufstehst. Unsere erste gemeinsame
Stunde Poledance. Immer den Anweisungen der Trainerin folgend setzen wir
synchron die Choreographie zusammen. Ich habe mir gleich gedacht, dass du
bereits mehrere Kurse besucht haben musst, da die Bewegungen bei dir so mühelos
aussahen. Ich hatte recht: Auf dem Weg zur U-Bahn habe ich dich gefragt, den
wievielten Kurs du besuchst – eine obligatorische Frage, die sich alle
Teilnehmerinnen stellen, wenn sie sich das erste Mal sehen. Dies wäre dein
sechster Anfängerkurs, wir hatten also Gleichstand. Ich bewunderte dich, wie gut
du schon warst: Du hast schließlich schon „Spinning“-Kurse besucht, bei der man
Choreographien an der rotierenden Stange übt und standest kurz vor einem
Aufbaukurs, mit dem man schon zu den Fortgeschrittenen gehört.

In der U-Bahn
haben wir uns dann sofort darüber ausgetauscht, welche Kopfüber-Figuren wir
bereits können und welche wir unbedingt noch lernen möchten. Du hast mir Tipps
gegeben, wie der „Cross Ankle Release“ funktioniert und ich habe dir von den
unendlichen vielen blauen Flecken vom „Gemini“ berichtet. Immerhin sind wir
beide uns einig, dass uns noch ein langer und schmerzhafter Weg bis zum Spagat
bevorsteht.

Aline und ich
wurden schnell zu Poledance-Buddies. Drei Tage nach unserer ersten gemeinsamen
Stunde trafen wir uns in einem anderen „Floor and Pole“-Kurs wieder, bei dem
der tänzerische Aspekt im Vordergrund steht – zufällig. Wir freuten uns riesig
und von da an teilten wir uns immer gemeinsam eine Stange. Wir übten gemeinsam
die Choreos und gaben uns gegenseitig Feedback. Gemeinsam regten wir uns auf,
dass uns einfache Figuren wie der „Stand up“ oder „Ballerina“ einfach nicht
gelingen wollten. Und nach jeder Woche tauschten wir uns darüber aus, wo man
überall Muskelkater bekommen hat und welcher blaue Fleck besonders schmerzvoll
war.

Nach den
Kursen fuhren wir immer gemeinsam bis zum Sendlinger Tor. Wir verstanden uns
immer besser, tauschten Nummern aus und irgendwann hast du mich zum Crepes-Essen
eingeladen und meintest, dass du selbstgemachten Schokoaufstrich hättest. Ein
Schokojunkie wie ich sagt da natürlich nicht nein. Wenn ich an die Crepes mit
dem Aufstrich denke, läuft mir heute noch das Wasser im Munde zusammen. Bis
spät am Abend haben wir Crepes gegessen und du hast mir stolz deine
selbstgenähten Kleider gezeigt und erklärt, welche Stoffe du benutzt hast und
was du noch planst. Ich bleibe der Überzeugung treu, dass aus dir irgendwann
eine berühmte Designerin werden wird.

Ein paar
Wochen später stehe ich in der Küche und lege Paprika ein. Nun bin ich an der
Reihe, dich zu bekochen und möchte dir die albanische Küche näherbringen. Als du
ankommst, fällt dir lachend auf, dass der ganze Gang nach Paprika riecht und
wir müssen beide grinsen. Immerhin schmecken dir die Paprika, wenn sie
auch mit Joghurt leckerer waren als pur. Bis spät am Abend unterhalten wir uns.
Über viele persönliche Dinge. Über das, was wir für die Zukunft planen. Und
welches französische Gericht du für den nächsten Kochabend planst.

Neulich trafen
wir uns zufällig in der Uni wieder. Und siehe da: Ohne sich abgesprochen zu
haben, haben wir beide denselben Aufbaukurs gebucht – ganz zufällig.
Ich freue mich schon sehr darauf, mit dir wieder eine Stange zu teilen und sie
zu rocken.

Irgendwann
werden wir beide so gut sein, dass wir unseren eigenen Kurs halten und bringen
den Teilnehmerinnen den „Gemini“ und den „Cross Ankle Release“ gemeinsam bei.

Text: Serafina Ferizaj

Foto: Yunus Hutterer